English Intern
  • Nobelpreis Röntgen Ausschnitt
Universitätsarchiv

Wilhelm Wien

Gelehrter des Monats: Wilhelm Wien

* 24.02.1864 in Gaffken (Ostpreußen)   † 30.08.1928 in München

1882      Studium der Mathematik und Physik in Göttingen, später Berlin
1883      Assistenzstelle bei Helmholtz
1886      Promotion
1889      Assistenzstelle an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
1892      Habilitation
1896      Privatdozent in Aachen
1899      Professur in Gießen
1900      Professur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
1911      Verleihung des Nobelpreises für Physik
1920      Professur in München

Nach seiner Sommerpause im August veröffentlicht das Uniarchiv einen Artikel zum Gelehrten des Monats September 2017. Der aktuelle Artikel behandelt den Nobelpreisträger Wilhelm Wien, dessen Lebensweg anfangs eigentlich in eine ganz andere Richtung deutete, als es sein bekannter Werdegang vermuten ließe.

Widerstände in der Biographie

Betrachtet man Wiens Biographie, fällt auf, wie unscheinbar eine große Begabung manchmal sein kann. Wiens Kindheit deutete – mit Ausnahme einer frühen, außerordentlichen Begabung für Mathematik – nicht gerade in die Richtung eines zukünftigen Nobelpreisträgers. Aufgewachsen auf dem Lande erwarteten seine Eltern zwar, dass Wien eines Tages den väterlichen Betrieb übernehmen sollte, gestatteten ihm aber dennoch ein Studium, das er offensichtlich sehr genoss – zumindest traf dies auf den Wein und die Gesellschaft seiner Verbindungsbrüder zu, weniger auf das Studieren an sich. Es bedurfte eines Studienabbruches, einer begonnenen Lehre als Landwirt und eines erneuten, scheinbar ebenso zum Scheitern verurteilten Studiums. Erst die Aufnahme als Assistent bei dem berühmten Physiker Hermann von Helmholtz gab seinem Leben die nötige Richtung.

Wärmestrahlung und der Nobelpreis

Helmholtz war es auch, der Wien an die junge Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin brachte, wo Wien sich nach einigen eher unspektakulären Arbeiten mit der Wärmestrahlung von schwarzen Körpern befasste. Noch immer rieten ihm Familie und sogar Arbeitskollegen, die wissenschaftliche Arbeit zugunsten des väterlichen Landbesitzes aufzugeben, doch Wien verfolgte seine Arbeit weiter und innerhalb recht kurzer Zeit gelang ihm 1896 die Entdeckung des Wienschen Strahlungsgesetzes, für das er 15 Jahre später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Wiens wissenschaftlicher Ruhm erreichte damit seinen Höhepunkt, endete jedoch nicht mit der Wärmestrahlung. Er galt als Forscher, der sowohl die theoretischen als auch praktischen Aspekte seiner Profession vorzüglich beherrschte und wandte seine Aufmerksamkeit anschließend dem Gebiet der Kathodenstrahlung zu, wo ihm ebenfalls mehrere Erfolge gelangen.

Würzburger Jahre

Nach seiner Assistenzzeit in Berlin zog es Wien alsbald an die Universitäten. Drei Jahre verbrachte er in Aachen, wechselte für ein kurzes Interemezzo nach Gießen und erhielt 1900 den Ruf an die Alma Julia, wo er 20 Jahre verblieb. Sein Berufungsverfahren zeigt deutlich, dass Wien durch seine Strahlungsgesetze bereits hohe Bekanntheit erreicht hat: Er wurde explizit als erster Wunschkandidat für die Nachfolge des berühmten Röntgen von der Fakultät vorgeschlagen. Würzburg profitierte stark von seiner Zusage in den folgenden zwei Jahrzehnten, hatte es doch nicht nur einen hervorragenden Wissenschaftler, sondern auch einen engagierten Mitbürger gewonnen.

Literaturempfehlung:

Landwehr, Gottfried: Wilhelm Wien (1864-1928), in: Baumgart, Peter (Hrsg.): Lebensbilder bedeutender Würzburger Professoren, Neustadt a. d. Aisch 1995, S. 267-294.

Zum ausführlichen Gelehrtenporträt Wilhelm Wiens (Universitätsarchiv Würzburg)