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Universitätsarchiv

Bauten

Vom Hof zum Campus - Bauten und Standorte

Seit der ersten Universitätsgründung 1402 prägten nicht nur die Insignien, sondern auch ihre Bauten das Erscheinungsbild der Universität in der Öffentlichkeit. Die Universitätsbauten verkörpern das Selbstverständnis der Universität. Die zunächst geistliche Ausrichtung unter den Würzburger Fürstbischöfen wurde im 19. Jahrhundert durch eine weltliche abgelöst. ‚Veritati‘ – der Wahrheit verpflichtet – lautet die Inschrift, die am Gebäude der Neuen Universität befestigt ist. Mit diesem Anspruch verfolgt die Universität Würzburg die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Heute positioniert sich die Universität als Ort der interdisziplinären Lehre und zukunftsweisender Forschung.

Domherrnhöfe als Universitätsstandorte

Bis zur Echter’schen Wiederbegründung war die Universität in drei Gebäuden untergebracht: Im "Löwenhof", "Dechanteihof" und im Hof "Zum Katzenwicker". Es handelte sich dabei um Höfe der Würzburger Domherren, welche prachtvoll ausgestattet waren und sich in unmittelbarer Nähe zum Dom befanden. Mit der Säkularisation verfielen diese Gebäudekomplexe.

Aus der Phase der zweiten Universitätsgründung ist bis heute der gesamte Universitätsgebäudekomplex sichtbar: die sogenannte Alte Universität mit der Neubaukirche. Von der originalen Bausubstanz ist allerdings wenig erhalten. Zahlreiche Umbauarbeiten veränderten den Renaissance-Bau. Die Folgen des verheerenden Bombenangriffs im März 1945 zogen zudem das Gebäude stark in Mitleidenschaft. In seinen Grundmauern und in seiner rekonstruierten Außenfassade demonstriert es jedoch bis heute die kirchlich geprägte Universitätstradition in Würzburg.

Universitätsbau mit Repräsentationsfunktion

Als Standort für seine neu gegründete Universität wählte Fürstbischof Julius Echter Mitte des 16. Jahrhunderts das Areal des leerstehenden St.-Ulrich-Klosters und dessen umliegenden Höfe. Erstmals wurde ein Gebäude mit dem alleinigen Zweck der universitären Nutzung errichtet. 1582 ließ Echter das Klostergebäude abreißen und das Klostervermögen an die Universität übertragen.

Noch im selben Jahr wurde die neun-jährige Bautätigkeit aufgenommen. Der viergeschossige Komplex mit Renaissance-Fassade umfasste vier Flügel mit einem quadratischen Innenhof. Der Entwurf stammte vom niederländischen Architekten Georg Robin (1522-1592). Auch das Würzburger Juliusspital wurde nach Plänen Robins erreichtet. Die Kosten für den Universitätsbau beliefen sich auf 131.903 Gulden. In seiner Funktion war die neuerrichtete Universität ein Zweck- und repräsentativer Staatsbau zugleich.

Im Ost- und Westflügel befanden sich die Lehr- und Unterrichtsräume. Im Nordflügel waren die Wohnräume der Professoren untergebracht. Der Südflügel beherbergt die Neubaukirche. Des Weiteren brachte man in diesem Gebäudekomplex alle administrativen Organe der Universität unter. Dazu zählten unter anderem die Bibliothek und der Universitätskarzer. Geschaffen wurde so ein zentraler Ort, der Lehre, Versorgung, Kirchentradition und universitäre Gerichtsbarkeit miteinander verband. In den Kellern des Gebäudekomplexes lagerte zudem die finanzielle Grundlage der Lehrinstitution: fränkischer Wein aus den zahlreichen Weinbergbesitzungen der Universität.

Neubaukirche

Seit ihrer Konsekration – der Kirchenweihe – am 8. September 1591 unterstand die Neubaukirche mehreren Umbaumaßnahmen. Bereits wenige Jahrzehnte nach der Weihe entdeckte man bauliche Mängel. Die grundlegenden Sanierungsarbeiten stoppten jedoch 1631 abrupt. Der Einfall der Schweden im 30-jhrigen Krieg forderte ihren Tribut. 65 Jahre war die Kirche daher dach- und gewölbelos den Witterungsverhältnissen ausgesetzt. 1696 nahm sich der Baumeister Antonio Petrini (1621-1701) der Neugestaltung an. Er gab dem Kirchturm seine heutige Gestalt, der mit 91 Metern der höchste in Würzburg ist.  

Mit der Säkularisation des Jahres 1804 verlor die Kirche ihren Charakter als Gotteshaus. Sie diente bis 1851 als Bücher- und Aktendepot. Auch nach dem Bombenangriff in der Nacht vom 16. März 1945 blieb die Kirchen-Ruine als Gotteshaus ungenutzt. Sie brannte vollkommen aus und wurde über Jahrzehnte nur notdürftig gesichert. Am 7. November 1985 wurde sie als Festsaal für Universitätsfeiern, Konzerte und Tagungen wiedereröffnet. Zu verdanken ist dies dem Engagement des Rektors Werner Uhlmann. Er setzte 1970 den Beschluss zum Wiederaufbau durch.

Darüber hinaus ist die Neubaukirche Begräbnisstätte des Echter’schen Herzens. Bereits nach seinem Tod 1617 wurde es im Kircheninneren beigesetzt. Allen kriegerischen Ereignissen zum Trotz überstand es auch den Brand von 1945 unversehrt. Nach der Beendigung der Wiederaufbaumaßnahmen 1982 wurde das Herz Julius Echters hier erneut beigesetzt.

Neue Bauten für neue wissenschaftliche Disziplinen

Ab 1850 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Vor allem am Röntgenring und in den Verbindungsstraßen zur Julius-Promenade entstanden neue Gebäudekomplexe. Besonders die naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächer wurden bei den Baumaßnahmen bedacht. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse differenzierten diese Bereiche und erforderten eine neue Ausstattung der Lehrräume. Ebenfalls in diese Bautätigkeiten fällt die Einweihung der sogenannten Neuen Universität am Sanderring 1896. Notwendig wurde der Neubau aufgrund der stark steigenden Studentenzahlen. Forciert wurde die Zuwendung der Universität zu den modernen Wissenschaften. Es entstanden Zentren für die Natur- und Geisteswissenschaften. Diese neue Ausrichtung wird in der Figurengruppe auf dem Dach des Mittelbaus der Neuen Universität sichtbar. Sie wurde nachträglich nach Entwürfen des Münchener Bildhauers Hubert Netzer ergänzt und zeigt Prometheus. Mit der Fackel des geistigen Fortschritts bringt er Licht ins Dunkle der Unwissenheit. Die darunter befindliche Bronzetafel mit der Inschrift ‚Veritati‘ unterstreicht den Forschungsanspruch der Universität: der Wahrheit verpflichtet.

Studenten-Boom als Motor für Bautätigkeiten

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schnellten die Studierendenzahlen nach oben: Innerhalb weniger Jahre verdoppelten sie sich. Im Wintersemester 1946 immatrikulierten sich 1279 Studenten; vier Jahre später im Wintersemester 1950 bereits 3152. Auch der hohe Raumbedarf für neue Institute erforderte eine ganzheitliche Flächenplanung der Universität. Dennoch gab es Gegner des Umzugs. Die Verantwortlichen der juristischen Universität stellten sich gegen den Umzug an den Stadtrand. Trotzdem beschloss 1962 der Stadtrat, die 140 Hektar Baufläche Am Hubland als neuen Universitäts-Campus zu erschließen. Schließlich hatten auch die früheren Universitätsbauten allen voran die Alte Universität und die Gebäude am Röntgenring außerhalb der Stadt gelegen.

Die ersten fertigen Gebäude bezogen 1969 die Studierenden der organischen Chemie. Etappenweise folgten weitere Gebäude wie die Mensa und Zentralbibliothek. Schritt für Schritt gestaltet sich auch die jüngste Erweiterung der Universität am Campus Hubland Nord. Im Sommersemester 2011 feierlich eingeweiht, trägt man auch hier den Entwicklungen der steigenden Immatrikulationszahlen Rechnung.