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  • Weihnachten im Foyer der Neuen Uni am Sanderring. Bild: Robert Emmerich
University Archives

Kleider

Kleider machen Akademiker

Die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen lässt sich bis heute vielfach an der Kleidung erkennen. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft durch Kleiderordnungen definiert. Dadurch waren Universitätsangehörige in der Öffentlichkeit klar als solche zu erkennen. Innerhalb der Universität differenzierte die Kleidung die Stellung ihres Trägers: die Länge der Talare und Mäntel bekräftigte den Rang. Farben zeigten die Zugehörigkeit zu einer Fakultät, ähnlich eines Codes sorgten sie für eine schnelle Verständigung. Gleichermaßen galt dies für die Studentenschaft. Auch hier markiert die Kleiderordnung die Zugehörigkeit zu der Studentenschaft im Allgemeinen, sowie zu verschiedenen Gruppierungen im Besonderen.

Talare in geistlicher Tradition – der Rektor

Zumindest seit der Zweitgründung der Würzburger Universität trugen die Rektoren Mantel und Rektorkappe. Davon zeugt das von Julius Echter erlassene Statut vom 15. Oktober 1587. Über das Tragen eines Rektorentalars in früherer Zeit ist nichts Näheres bekannt. Der Talar bezeichnet ein bis zu den Knöcheln reichendes Obergewand und kennzeichnete seit dem Mittelalter die Gelehrten. Die Form des Talars war durch die kirchliche Tradition geprägt und symbolisierte die Nähe der Gelehrten zum geistlichen Stand.

Unterbrochen wurde diese Tradition am Anfang des 19. Jahrhunderts. In bayerischer Zeit führte Kurfürst Maximilian IV. Joseph das Tragen der Uniformen ein. Sein Sohn KönigLudwig I. führte 1827 den bayerischen Talar ein. Während der nationalsozialistischen Herrschaft verbot man abermals das Tragen der Talare und verordnete den Professoren das Tragen von Uniformen. Am 16. März 1945 verbrannten die älteren Talare.

1952 wurden nach dem Vorbild der Freiburger Universität neue Talare angefertigt. Eine eigens eingesetzte „Talarkommission“ beschloss, Erkundigungen zu den Talaren anderer Universitäten einzuholen. Die Freiburger Talare lehnten sich an die übliche Form des 16. Jahrhunderts an; waren jedoch einfacher gestaltete und anzulegen als die bis zur NS-Zeit getragenen bayerischen Talare. Nun wurde auch speziell für den Rektor ein Talar angefertigt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Rektor als primus inter pares den jeweiligen Fakultätstalar getragen und wurde einzig durch die Rektorenkette herausgehoben.

„Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ – die Professoren

In den 1960er Jahren forderte die Studierendenschaft mit diesem Ausruf die Abschaffung der Talare. 1968 stellte man schließlich das Tragen von Talaren ein; abgeschafft sind sie bis heute nicht. Es ist anzunehmen, dass bereits in früherer Zeit Professoren Talare trugen. Die Aktenbestände lassen jedoch nur eine Rückverfolgung in das beginnende
19. Jahrhundert zu.

Unter dem bayerischen König Ludwig I. führte man die Amtskleidung für ordentliche Professoren nach Vorbild der Münchener Universität ein. Das königliche Dekret vom 5. September 1827 gab dabei genaue Anweisungen an die Universitäts-Curatel und übersandte zudem ein Schnittmuster. Die Unterkleider waren in schwarz zu halten; bei den Oberkleidern und Baretten wurde nach der Farbe der Fakultäten unterschieden. Der theologischen Fakultät wies man schwarz zu, der juristischen scharlachrot, der medizinischen grün und der philosophischen blau.

Dazu trugen sie Chemisette, Handschuhe, Kragen mit Binde und mit einer Kordel vom Hals  über die Chemisette hängende Quasten – alle Elemente waren jeweils in Weiß zu halten. Das Tragen der Amtskleidung war verpflichtend; jedoch nicht die Teilnahme an den entsprechenden Feierlichkeiten.

Talar und Galafrack waren Sonderanfertigungen für die jeweiligen Professoren, weshalb ihnen auch die Zahlung oblag. Daher verweigerten sich zunächst einige dieser teuren Anschaffung. Erst ab 1833 konnte sich das Tragen der Amtskleidung für Professoren durchsetzen.

Sozialer Status durch Kleiderordnung – die Studenten

Mindestens jeder vierte Einwohner Würzburgs studiert im Wintersemester 2011/12 an einer der drei Hochschulen. Im Gegensatz dazu waren Studierende im Mittelalter eine Minderheit. Ihre soziale Herkunft spiegelte sich in der Hierarchie und in ihrer Kleidung wieder. Adelige Studenten trugen rote Mäntel mit goldener Borte, Kaufmannssöhne weiße mit silberner Borte und alle weiteren einen einfachen blauen Mantel.

In den nachfolgenden Jahrhunderten war die Kleidung der Studenten dem jeweiligen Modezeitgeist angepasst. Im 19. Jahrhundert trat ein neues Phänomen der studentischen Kleiderordnung zu Tage – geprägt durch studentische Vereinigungen wie Burschenschaften und Verbindungen.

In den organisierten Ess-, Lern- und Wohngemeinschaften – den sogenannten Bursen – galt für die Studenten eine feste Kleiderordnung mit bestimmten Farben, Stoffen und Schnitten. Daraus leitet sich der Begriff der Couleur ab. Er bezeichnet die Gesamtheit aller Kleidungs- und Schmuckstücke, Accessoires und Gebrauchsgegenstände, die die Farben der jeweiligen Studentenverbindung zeigen. Zu den wichtigsten Identifikationsstücken zählen das über der Brust getragene Band und die Mütze.

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