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    Sonderforschungsbereich 688 (2006-2017)

    A21 - Schulze

    Einfluss der subendothelialen Matrix auf die Thrombozyten-Biogenese

    Zusammenfassung:

    Thrombozyten sind essentielle Mediatoren der Hämostase, tragen aber auch entscheidend zur Pathogenese ischämischer Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei. Die Anzahl der Thrombozyten im Blut und ihre Reaktivität sind daher streng reguliert. Verletzungen des Endothels, das den Blutfluss von der subendothelialen Matrix und dem darunter liegenden Gewebe trennt, führen zur Neo-Exposition verschiedener Matrixproteine (Kollagene, Fibronektin, Laminine), die von spezifischen Rezeptoren auf Thrombozyten im Blutstrom erkannt werden. Die damit einhergehende Aktivierung führt schließlich zur Bildung eines hämostatischen oder gefäßverschließenden Thrombus. Im Knochenmark bildet dieses subendotheliale Gewebe aber auch eine Nische für Megakaryozyten (MKs), den Vorläuferzellen der Thrombozyten. Die molekularen Mechanismen, die der Migration megakaryozytärer Vorläuferzellen an diese vaskuläre Nische und der Abschnürung von Thrombozyten über die
    endotheliale Barriere zu Grunde liegen, sind nur sehr unzureichend verstanden.

    In diesem Projekt soll zunächst ein System aus Fluoreszenzmikroskopie (intravital und in vitro) und in situ-Fluoreszenzhistologie von Knochenschnitten weiter aufgebaut werden, das verknüpft mit Transwell-Experimenten molekulare Untersuchungen der Interaktion von MKs mit dem Endothel erlaubt. Diese Techniken sollen anhand von Reportermäusen (CD41wt/eYFP-ki, GPIXmCherry) etabliert und dann auf Mauslinien, die für Laminin-Isoformen, den Laminin-Rezeptor oder Kollagenrezeptoren defizient sind, angewandt werden, um damit die Interaktion von MKs mit subendothelialen Matrixkomponenten zu untersuchen. Darüber hinaus sollen weitere Mausmodelle mit defekter Thrombozytenfunktion (Itga6fl/fl PF4-Cre, Clec-2fl/fl PF4-Cre) in der regenerativen Thrombozytopoese nach Thrombozytendepletion analysiert werden.

    Nach Aufbau dieser Systeme werden wir die Interaktion zwischen Endothelzellen und MKs pharmakologisch durch Antikörper gegen die vascular endothelial growth factor (VEGF) Rezeptoren VEGFR1 und VEGFR3 modulieren sowie die Expressionsstärken von Zielmolekülen in MKs mittels retroviraler Transduktion verändern, um so Proteine und Signalwege zu identifizieren, welche die transendotheliale Passage regulieren. Die Charakterisierung dieser vaskulären Nische für MKs und die Thrombopoese könnte neue Angriffspunkte zur Modulation der Anzahl und/oder Reaktivität von Thrombozyten identifizieren. Diese Erkenntnisse könnten aber letztlich auch die Möglichkeit eröffnen, die Thrombozytopoese z.B. bei Patienten nach Transplantation pharmakologisch zu beeinflussen und die Phasen schwerer Blutungsneigung zu minimieren.