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Lehre

Evaluieren

Die Einordnung des Constructive-Alignment-Modells in die didaktische Landschaft fällt allein schon durch den Namen leicht: Biggs und Tang weisen dennoch ausdrücklich darauf hin, dass ihr Modell im konstruktivistischen Paradigma anzusiedeln ist – mit allen Konsequenzen: Wissen ist demnach nicht objektivierbar und transportierbar, sondern nur konstruierbar. Es sind aktive Konstruktionsprozesse im Gedächtnis nötig, um die eingehenden Impulse zu verarbeiten und Neuronen mit Wahrnehmungen zu „matchen“. Das wiederum macht Wissen subjektiv: Welche Information wie aufgenommen und verarbeitet wird, lässt sich vom Lehrenden nur bedingt beeinflussen, zumal auch das individuelle Vorwissen steuert, was in welcher Weise gelernt wird. Streng genommen können Sie in Ihren Lehrveranstaltungen nur Lernangebote schaffen, die den Studierenden dabei helfen sollen, Wissen aktiv zu konstruieren. Was genau sie dabei lernen, können sie nicht voraussagen.

Auch deswegen ist das Durchführen von Evaluationen wichtig. Nur durch sie können Sie einschätzen, ob Studierende in Ihrer Lehrveranstaltung etwas gelernt haben – und wenn ja, was. Die Formen der Evaluation sind vielfältig: formativ oder summativ; qualitativ oder quantitativ; auf Zufriedenheit, Lernerfolg oder Transfer bezogen. Alle Informationen können Ihnen dabei helfen, Ihre Lehre sukzessiv zu verbessern.

Bei allen Erhebungsmöglichkeiten ist dabei jedoch zu beachten: Sie müssen sich vorher im Klaren darüber sein, auf welchem Aspekt genau Ihr Interesse liegt – denn alles können Sie nicht mit ein und derselben Evaluation erheben –, und Sie müssen auch tatsächlich Konsequenzen aus den Ergebnissen ziehen.

Sie erfolgt am Ende einer Lehrveranstaltung – in der Regel in Form eines Fragebogens. Summative Evaluationen geben Aufschluss darüber, ob ein gestecktes Ziel erreicht worden nicht oder nicht. Mitunter lassen sich aus den vorhandenen Daten Rückschlüsse auf die möglichen Gründe für den Erfolg oder Misserfolg ziehen.

Diese Form der Evaluation erfolgt begleitend zur Lehrveranstaltung. Ziel der formativen Evaluation ist es, in regelmäßigen Abständen den Lernfortschritt zu messen, um noch im Verlauf des Semesters korrigierende Maßnahmen zu ergreifen.

Üblicherweise erfolgt eine qualitative Evaluation in Form eines Interviews. Sie wird in Anerkennung der Tatsache durchgeführt, dass sich bestimmte Aspekte nicht in Zahlen und Skalen ausdrücken lassen. Sie sind besonders aufwändig in der Durchführung und Auswertung, erlauben aber Einsichten, die durch quantitative Fragebögen nicht möglich wären.

Mit dieser Evaluation wird vor allem ermittelt, ob den Studierenden eine Lehrveranstaltung gefallen hat. Je nach Design der Befragung erfahren Sie möglicherweise auch etwas über die Gründe – aus Sicht des Constructive Alignment ist der Mehrwert der Erkenntnisse aus einer Zufriedenheitsevaluation jedoch gering. Sie wissen nämlich noch nicht, ob Ihre Studierenden auch etwas gelernt haben.

Im Grunde ist jede Prüfungsform eine Lernerfolgsevaluation. Aus den Ergebnissen einer Prüfung können Sie – wenn die Lehrveranstaltung „aligned“ ist – relativ gute Rückschlüsse auf die Qualität Ihres didaktischen Designs ziehen. Doch auch diese Evaluation greift im Konstruktivismus zu kurz. Ob und dass jemand etwas gelernt hat, bedeutet noch nicht, dass das Wissen auch aktiv und in anderen Kontexten genutzt wird.

Wissen bleibt solange träge, wie es nicht aktiv und in neuen Kontexten genutzt wird. Wenn es Ihr Anliegen als Dozierende ist, dass Studierende nicht nur für die Prüfung bzw. den Abschluss lernen, sondern – in abgedroschener Formulierung – für das Leben, sollten Sie den Fokus nicht den Lernerfolg, sondern den Transfer des Wissens legen. Den Transfer zu evaluieren gestaltet sich jedoch als schwierige Angelegenheit – Rolf Meier rät, mindestens vier Wochen nach Ende einer Lehrveranstaltung verstreichen zu lassen, bevor eine Transferevaluation durchgeführt werden sollte. Und selbst wenn ein Transfer feststellbar ist, können Sie nicht mit letzter Gewissheit klären, ob er Ihnen und Ihren Lehrbemühungen zu verdanken ist.   

Jede Fakultät hat gesonderte Evaluationsordnungen, auf die Sie achten sollten.

Grundlagen der Evaluation an der JMU

Wenn Sie im Sinne des Constructive Alignment Ihre Lehrveranstaltung auf besondere Aspekte hin evaluieren möchten, bietet Ihnen ProfiLehre kostenfreie Unterstützung an.

Befragungen ProfiLehre