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Lehrstuhlausflug anlässlich des 175. Jubiläums der Paulskirchenverfassung nach Frankfurt

10/23/2023

Von Romantik zu Revolution: Ein Lehrstuhlausflug in die Vergangenheit. Auf den Spuren der 1848er Revolution in Frankfurt.

Gruppenfoto (Bild: Anja Amend-Traut)

Auf die Barrikaden! – Pünktlich zum 175. Jubiliäum der Geschehnisse rund um die Revolution von 1848 riefen die Glocken der Paulskirche den Lehrstuhl für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht von Frau Prof. Dr. Amend-Traut am 19.08.2023 für einen Lehrstuhlausflug nach Frankfurt. Vor dem Einstieg in das Thema des Jubiläums stand ein Besuch des deutschen Romantikmuseums an. Die Epoche der Romantik und der durch sie gewandelte Blick auf das eigene Leben und Umfeld prägen das Denken bis heute. Und nicht zuletzt, weil viele prominente Vertreter der Romantik selbst Juristen waren, schlug sich ihr Denken auch in der juristischen Arbeitsweise nieder.

Auf drei Etagen gelingt es den Kuratoren, erlebbar zu machen, was „Romantik“ bedeutet und wie sich diese Strömung in verschiedensten Bereichen der Kunst und Literatur ausprägte. Dieser Anspruch fließt schon in die architektonische Gestaltung der Räumlichkeiten ein: Die bewusst niedrige, unverdächtige Haupteingangstür, die in einen großen Saal aus Naturstein führt oder die sich nach oben verjüngende und somit um ein Vielfaches länger wirkende Himmelstreppe, welche die verschiedenen Etagen miteinander verbindet, sind nur zwei Beispiele dafür, wie mit den Wahrnehmungen der Besucherinnen und Besucher gespielt und wie künstlerisch gezeigt wird, was romantisches Denken auszeichnet.

An vielen Stellen wurden auch Bezüge zur juristischen Arbeits- und Denkweise betont: So ist das juristische Falldenken, das die Behandlung von Problemen anhand von Einzelfällen der abstrakten und theoretischen Betrachtung vorzieht, ein Produkt der Epoche der Romantik.

 

Nach einer kurzen Stärkung in der Kleinmarkthalle ging es mit dem nächsten Tagesordnungspunkt weiter, der den eigentlichen Anlass der Fahrt nach Frankfurt darstellte: Das 175. Jubiläum der Revolution von 1848. So besuchten wir die für die Revolution sehr zentrale Frankfurter Paulskirche, in welcher ab dem 18. Mai 1848 die Frankfurter Nationalversammlung debattierte und eine Verfassung mit Grundrechtekatalog für den zu schaffenden deutschen Nationalstaat erarbeitete. Hier besuchten wir die Dauerausstellung rund um die Revolution und die Geschichte der Frankfurter Paulskirche und besichtigten den Parlamentssaal.

Nach einigen Abstechern zu weiteren zentralen Orten der Frankfurter Geschichte, so vor allem dem Römerberg und dem Frankfurter Dom, fanden wir uns im Karmeliterkloster für die dort befindliche Sonderausstellung „Auf die Barrikaden: Paulskirchenparlament und Revolution 1848/49 in Frankfurt“ ein. Diese erzählte die Geschichte der Revolution von 1848/49 noch einmal mit konkretem Bezug auf die Stadt Frankfurt. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen hierbei die Auswirkungen der Revolution auf das gesellschaftliche Zusammenleben in der Stadt Frankfurt selbst. Ein besonderes Augenmerk verdienten dabei die Septemberunruhen 1848, ein spontaner Volksaufstand als Reaktion auf einen Eklat bei der Abstimmung über einen Waffenstillstand in der kriegerischen Auseinandersetzung mit Dänemark. Infolge des Aufstandes wurden die rechtsliberalen Abgeordneten Felix Fürst von Lichnowsky und Hans von Auerswald getötet, woraufhin sich die Nationalversammlung gezwungen fühlte, sich unter Zuhilfenahme von Reichstruppen zu schützen. Ergebnis des Aufstands waren umfangreiche Barrikadenkämpfe in ganz Frankfurt, die schließlich von preußischen und österreichischen Bundestruppen unterdrückt wurden.

 

 

 

 

 

 

Den Abschluss der Sonderausstellung bildete ein Blick darauf, dass zwar die Revolution schon 1849 scheiterte, sie aber dennoch in vielerlei Hinsicht Auswirkungen auf Politik, Recht und Gesellschaft hatte. So blieben zum Beispiel während der Revolution geschaffenen Gesetze teilweise in Kraft. Insbesondere der Grundrechtekatalog vom 20. Dezember 1848 galt als sehr fortschrittlich und war eine Inspiration für die Weimarer Reichsverfassung sowie das heute geltende deutsche Grundgesetz. So leben einige revolutionäre Gedanken der Märzrevolution noch heute weiter. Der Abend fand einen gelungenen Abschluss in der Frankfurter Traditionsgaststätte „Zum Gemalten Haus“, bevor wir wieder die Rückreise antraten.

 

Bericht: Anja Amend-Traut

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