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BMBF-Projekte im "Qualitätspakt Lehre"

Mehr als nur Kaffeehauskultur – Lehramtsstudierende zu Besuch in Wien

15.07.2015

Dass Wien weitaus mehr zu bieten hat als gemütliche Kaffeehäuser und ein vielfältiges Kulturangebot, konnten dreizehn Lehramtsstudierende im Rahmen einer Studienfahrt nach Wien hautnah erleben. Im vergangenen März führte das Programm zur Internationalisierung der Lehrerbildung die Studierenden auf eine zehntägige Exkursion, um das Schulsystem und die Lehrerausbildung im Nachbarland Österreich einmal näher unter die Lupe zu nehmen.

Vom 8. bis zum 18. März 2015 besuchten die Lehramtsstudierenden aller Fachrichtungen hierzu verschiedene Schularten und Bildungseinrichtungen in der österreichischen Hauptstadt, hospitierten in Unterrichtsstunden und führten anregende Diskussionen mit Schuldirektoren, Lehrern und Schülern. Zudem standen Vorträge des Bildungsministeriums und des Stadtschulrats Wien sowie ausführliche Besuche der Universität, mit neu eingerichtetem Zentrum für Lehrerbildung, und der Pädagogischen Hochschule, mit angegliederter Praxisschule, auf dem Programm.

Im Mittelpunkt der Exkursion stand dabei zum einen die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, zum anderen die Eingliederung von Kindern mit einem mehrsprachigen bzw. internationalen Hintergrund. Vor allem Letzteres ist im „Schmelzpott" Wien, in dem in manchen Bezirken, wie bspw. der 5. Bezirk (Margareten) mit 85% oder im 17. Bezirk (Hernals) mit 93% Ausländeranteil, in Schulklassen nicht selten bis zu 100% der Schüler einen nicht-österreichischen Hintergrund besitzen, ein sehr aktuelles Thema. Die Studierenden, die hauptsächlich bayerische Verhältnisse vor Augen hatten, staunten daher nicht schlecht über gemeinhin angebotenen Türkisch-, Serbisch- und Islam-Unterricht sowie ein vielfältiges Angebot zur Sprachförderung und Einbeziehung der Migrantenkinder in einigen besuchten Wiener Grundschulen. An der Sr. Karl Popper Volksschule zum Beispiel, gehört es zum Schulalltag kürzlich angekommene Flüchtlingskinder in einer Klassengemeinschaft vorzufinden, welche des Deutschen noch in keiner Weise mächtig sind. Hier geht es darum diese so gut es geht von dem kürzlich Erlebten in einen normalen Schulalltag überzuführen und sich willkommen fühlen zu lassen. Dieses mit Hilfe von Musik umgesetzt, indem die Kinder ihnen bekannte Kinderlieder in ihrer Sprache singen und den anderen beibringen. Musikprojekte wie Musical- oder Tanzaufführungen mit traditionellen Tänzen aus den Ländern der Kinder schlagen eine Brücke zwischen den Eltern andere Kulturen und baut Berührungsängste ab.

Auch hinsichtlich der Inklusion behinderter Kinder konnten die Lehramtsstudierenden neue Einsichten und Erfahrungen sammeln. Durch das Kennenlernen verschiedener sonderpädagogischer Zentren und innovativer Integrationsstätten, wie die Integrative Lernwerkstatt Brigittenau, stellten die Studierenden immer wieder fest, mit welchem Engagement und Erfolg das Thema Inklusion in Österreich angegangen und umgesetzt wird. An der Lernwerkstatt bspw. werden Schüler/innen in jahrgangsübergreifenden integrativ geführten Stammgruppen zusammengefasst, was eine Klassenwiederholung hinfällig macht. Die Stammgruppen wiederum werden einem von vier Clustern zugeordnet, welche sich in Alter der Schüler und alternativen pädagogischen Ansätzen unterscheiden, auch die Leistung wird hier über alternative Formen geprüft. Sehr interessant war bei den Teilnehmer/innen der Exkursion zu beobachten welche unterschiedlichen Reaktionen und Diskussionspunkte diese alternative und innovative Schulform hervorrief.

Regelmäßige Exkursionen ins europäische Ausland

Die Exkursionen für Lehramtsstudierende werden in der Regel jedes Semester angeboten und führen in die verschiedensten europäischen Länder, um dort möglichst praxisnah das jeweilige Bildungssystem kennzulernen. Vorbereitet werden die Studienfahrten an der Universität Würzburg durch mehrtägige Blockseminare, den Teilnehmer/innen theoretische Kenntnisse und Hintergründe des jeweiligen Bildungswesens vermitteln. In einer intensiven Beschäftigung mit dem jeweiligen anderen Schulsystem wird in der Vorbereitung auch viel Raum eingeplant für anregende Diskussionen und Vergleiche mit dem bayerischen System zu ziehen. Aus dem praktischen Aufenthalt sollen dann wertvolle Impulse und interkulturelle Erfahrungen gesammelt werden, die die Teilnehmer/innen in ihrem späteren Beruf als Lehrer/innen anwenden und umsetzen können. Durch einen, nach Abschluss der Fahrt, zu verfassenden Exkursionsbericht soll das Erlebte noch einmal reflektiert werden. Abgeschlossen wird jede Fahrt mit einem informellen Nachtreffen bei Pizza und Wein, um Erlebnisse auszutauschen und die Highlights einer Fahrt zu diskutieren. Gefördert werden die Exkursionen mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre".

Intensive Analyse aufgrund gemeinsamer Sprache

Die Wahl des diesmaligen Exkursionsziels Wien bot den entschiedenen Vorteil, dass die Analyse und damit auch das Verständnis des Bildungssystems aufgrund der gemeinsamen Sprache besonders intensiv ausfiel. Durch keinerlei sprachliche „Hürden" gehemmt, konnten sich die Teilnehmer/innen während der Exkursion mit den jeweiligen Kontaktpersonen in den Schulen ausführlich austauschen, tiefgehende Diskussionen führen und natürlich allen Vorträgen, Unterrichtsvorgängen und Darbietungen problemlos folgen.

Weiteres Angebot im Wintersemester 2015/16

Auch im kommenden Wintersemester wird das Programm zur Internationalisierung der Lehrerbildung wieder eine Exkursion durchführen - aufgrund des großen Erfolgs und positiven Feedbacks der letzten Exkursion ist als Ziel nochmals Österreich geplant. Weitere Details zu Ort, Zeit und Anmeldung werden rechtzeitig bekannt gegeben und sind auf der Homepage sowie der Facebook-Seite des Programms abrufbar.

Bettina von Pressentin

Kontakt:

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Programm zur Internationalisierung der Lehrerbildung

mailto:bettina.pressentin@uni-wuerzburg.de

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