Intern
  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Enthauptet – zerstückelt – zerstört

Neue Einsichten in die Cachette von Karnak
Datum: 16.05.2024, 18:15 - 20:00 Uhr
Kategorie: Vortrag
Ort: Residenzplatz 2 (Residenz), Hörsaal III (EG links)
Vortragende:r: Dr. Ralph Birk (FU Berlin)

Zwischen den Jahren 1903 und 1907 fand Georges Legrain im Hof des 7. Pylons von Karnak in bis zu 16 Metern Tiefe einen Hortfund von über 750 Steinstatuen aus allen Epochen der ägyptischen Geschichte: die Cachette von Karnak. Diese Statuen spiegeln in ihrer Vielfalt die Präsenz und Aktivität von Königen, Beamten und Priestern in den Tempeln von Karnak in der longue durée wider. Damit ist die Cachette, höchstwahrscheinlich Produkt einer konzertierten Aktion im 1. Jahrhundert v. Chr., ein Archiv sui generis.

Dieser Vortrag widmet sich den Spuren, die dieses Unterfangen an den Objekten aus der Cachette hinterlassen hat, und diskutiert, welche Rückschlüsse diese Spuren zulassen. Zunächst wird nach der Ordnung der Objekte in der Cachette gefragt – bildeten die Statuen unter der Erde Cluster und Assemblagen? Wie lässt sich dies rekonstruieren? In einem zweiten Schritt wird auch die materielle Integrität der Statuen zum Gegenstand gemacht, indem untersucht wird, ob und wie Statuen materiell verändert, zerstört oder fragmentiert wurden. Dafür werden quantitative Methoden (multivariate Statistik) an einem Korpus von 448 Statuen angewendet. Können Muster der Fragmentierung offengelegt werden, die auf kohärente Zerstörungspraktiken schließen lassen? Abschließend werden Statuen-Assemblagen und ihre Fragmentierung zusammen betrachtet, um neue Perspektiven auf die Entstehung und Deutung der Cachette von Karnak im ptolemäischen Theben zu gewinnen, in religiöser und konzeptioneller Hinsicht. Dieser Vortrag ist das Ergebnis einer interdisziplinären Arbeitsgruppe der Ägyptologie und Mathematik am Exzellenzcluster Math+ (Freie Universität Berlin, Zuse Institut Berlin).

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