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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Schleichendes Verschwinden

21.05.2019

Die Fotoausstellung „Afrikanische Dämmerung“ gibt Einblicke in traditionelle afrikanische Rituale und Zeremonien, die immer seltener werden. Sie ist bis 26. Juli 2019 im Foyer der Sanderring-Uni zu sehen.

Die Fotoausstellung „Afrikanische Dämmerung“ zeigt traditionelle Kulturen, die es vielleicht bald nicht mehr geben wird.
Die Fotoausstellung „Afrikanische Dämmerung“ zeigt traditionelle Kulturen, die es vielleicht bald nicht mehr geben wird. (Bild: Universität Würzburg)

Die ästhetische Qualität überwältigt. Die leuchtenden Farben, die Nähe zu den Menschen, die exotischen Szenen: „So etwas Eindrucksvolles habe ich kaum jemals gesehen“, schwärmte Würzburgs Bürgermeister Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung „Afrikanische Dämmerung“ am 17. Mai 2019 in der Universität am Sanderring. Zum 31. Würzburger Africa Festival sind dort 26 Bilder der Fotografinnen Carol Beckwith und Angela Fisher zu sehen. Die Ausstellung im Foyer läuft bis Freitag, 26. Juli 2019.

Was Carol Beckwith und Angela Fisher zeigen, wird in ein paar Jahren möglicherweise völlig verschwunden sein. „Afrika verändert sich dramatisch“, konstatierte Universitätsvizepräsidentin Ulrike Holzgrabe in ihrer Ansprache. Über 40 Prozent von dem, was die Fotografinnen über viele Jahre hinweg eingefangen haben, existiert schon jetzt nicht mehr. Die kulturelle Vielfalt des Kontinents schwindet. „Daher ist ‚Afrikanische Dämmerung’ als Beitrag zur Wahrung des kulturellen afrikanischen Erbes wichtiger und aktueller denn je“, so Holzgrabe.

Die farbenprächtigen Bilder erzählen nichts davon, wie strapaziös es für die beiden Fotografinnen gewesen sein muss, in die entlegensten Ecken Afrikas zu gelangen, um dort einzufangen, was an Tradition nach wie vor lebendig ist.

Bei den Samburu in Kenia

Im Norden Kenias besuchten Carol Beckwith und Angela Fisher zum Beispiel die nomadisch lebenden Samburu. Mit immer mehr Menschen und immer mehr Vieh müssen sich die Samburu einen immer kleineren Lebensraum teilen. 2011 riefen Menschenrechtler die Vereinten Nationen auf, dem von Vertreibung bedrohten Volk zu helfen. Die Fotografinnen nahmen unter anderem an einer traditionellen Hochzeit der Samburu teil. Eine Aufnahme zeigt einen jungen Krieger, der in die Höhe springt – dieser traditionelle Tanz dient dazu, eine Braut anzulocken.

Im Omo-Tal in Äthiopien

In Äthiopien waren die Fotografinnen bei den Mursi eingeladen. Noch knapp 10.000 Mitglieder dieser Ethnie leben als Nomaden am unteren Flusstal des Omo. Weltweit bekannt sind die Mursi durch die bunt bemalten Tonteller, die Frauen in ihrer Unterlippe tragen. Eine der ausgestellten Fotografien zeigt eine Mursi-Frau, die eine ihrer Lippen durchbohrt, um eine Lehmlippenplatte aufzunehmen. So demonstriert sie, dass sie bereit ist, zu heiraten. Ihr Haar ist mit bunten Beeren dekoriert, um ihre Attraktivität als Braut zu steigern.

Insgesamt 200.000 Menschen, die mehr als zehn Ethnien angehören, leben im Omo-Tal. Dieses Tal ist so abgeschieden, dass es den Menschen dort lange gelang, ihre traditionelle Lebensweise zu erhalten. Neben den Mursi gibt es die Kara, bei denen Carol Beckwith und Angela Fisher ebenfalls zu Gast waren. Für dieses Volk ist das Bemalen des Körpers mit Kreide typisch. Eine Aufnahme zeigt einen jungen Kara, dessen Rücken wie das Gefieder eines Perlhuhns bemalt ist.

Ausstellung passt zur Universität

Die von Stefan Oschmann, Gründer des Africa Festivals, organisierte Ausstellung passt laut Ulrike Holzgrabe gut ins Foyer der Universität Würzburg – schließlich zeichnet sich die Uni durch eine starke Afrikaforschung aus. Seit elf Jahren kooperiert das „Forum Afrikazentrum“ der Uni mit dem Africa Festival. Ganz unterschiedliche Disziplinen sind im Forum aktiv: Biologie, Chemie und Geografie, aber auch Literatur-, Kultur- und Sozialwissenschaften.

Fotografinnen kommen zum Festival

Weitere Fotos der Ausstellung „Afrikanische Dämmerung“ sind in der Burse des Studentenwerks zu sehen. Begleitend zur Ausstellung werden die beiden Fotografinnen am Samstag, 1. Juni 2019, um 11:30 Uhr im Havana-Club auf dem Festivalgelände am Main über ihre Arbeit berichten. Sie stellen ihr neues Buch vor und signieren es.

Öffnungszeiten

„Afrikanische Dämmerung: Verschwindende Rituale und Zeremonien.“ Fotoausstellung von Carol Beckwith und Angela Fisher, 17. Mai – 26. Juli 2019, Universität Würzburg, Sanderring 2. Mo – Do von 8:00 – 22:00 Uhr, Fr von 8:00 – 20:00 Uhr. Eintritt frei.

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