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Praktische Übung in Diversität

12.07.2022

Zu einer Jubilarfeier kamen 300 ehemalige Studierende und Promovierende aus aller Welt an die Uni Würzburg zurück. Hier hatten sie viel Freude daran, sich auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen.

Dr. Manish Kumar Asthana und Dr. Mahmoud Ibrahim Mahmoud waren ebenso Gäste der Alumni-Jubilarfeier wie eine Gruppe von Sonderpädagoginnen.
Dr. Manish Kumar Asthana und Dr. Mahmoud Ibrahim Mahmoud waren ebenso Gäste der Alumni-Jubilarfeier wie eine Gruppe von Sonderpädagoginnen. (Bild: Angelika Cronauer)

Sie alle haben vor 15, 25 oder 50 Jahren ihren Abschluss an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg gemacht: Von Chile bis Kamerun, von Jemen bis in die Schweiz, von Augsburg bis Bamberg reisten Anfang Juli 2022 dreihundert ehemalige Studierende und Promovierende an, um an der Alumni-Jubilarfeier in der Neubaukirche teilzunehmen.

Unter den Gästen, die Michaela Thiel vom zentralen Alumnibüro der Uni versammelt hatte, waren Fachleute aus Philosophie, Chemie, Humanwissenschaften, Jura, Mathematik, Medizin und Biologie. Sie alle waren glücklich, wieder in Würzburg zu sein, hier etwas über ihre Uni zu hören und sich mit anderen auszutauschen.

Austausch und Vernetzung sind wichtige Aspekte

Einer der Gäste: Dr. Mahmoud Ibrahim Mahmoud. Er dachte schon in seiner Zeit an der JMU über die Herausforderung der Verstädterung auf der ganzen Welt nach. Heute erforscht der Nigerianer den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Bodennutzung. Der Umweltwissenschaftler verbrachte 2014/15 sechs Monate an der JMU und genoss es sichtlich, wieder vor Ort zu sein: „Es hat mir hier sehr gefallen und ich bin gerne zurückgekommen, um mich mit Kollegen aus aller Welt auszutauschen“.

Etwa mit Kollegen wie dem Psychologen Dr. Manish Kumar Asthana. Der Inder, der in den USA, Brasilien und China gearbeitet hat, hat ab 2010 drei Jahre in Würzburg studiert. Jetzt war er begeistert davon, dass man sich bei diesem Treffen „interkulturell und interdisziplinär vernetzen kann“. Sein Spezialgebiet ist die Verbindung von Technologie und Psychologie in der Frage, wie man negative Erinnerungen ins Positive wandeln kann.

Treffen als praktische Übung in Diversität

Auch die beiden politischen Analystinnen Dr. Shalini Singh und Dr. Bolanle Simeon-Fayomi waren glücklich über die Vernetzungsmöglichkeit und stolz darauf, „indisches und nigerianisches Wissen unter die Menschen zu bringen“. Ihnen ist es wichtig, dass die Menschen ihr Leben lang lernen. Deshalb engagieren sie sich in einer internationalen Akademie für Erwachsenenbildung, die immer wieder in Deutschland tagt: „Menschen aus 35 Ländern können hier voneinander lernen“, erzählt Simeon-Fayomi begeistert.

Immer wieder betonten die internationalen Gäste des Alumni-Treffens, wie wichtig diese Gelegenheit zum Austausch für sie sei. „Das verändert mein Denken“, sagt etwa Dr. Olanike Deji aus Nigeria. „Das hier ist eine praktische Übung für Diversität. Ich bin glücklich über den Wissenszuwachs“, schwärmt Dr. Julius Vincent Lasway aus Tansania. Der Biologe hatte in Würzburg zur polynesischen Ökologie geforscht.

Vater und Tochter feiern Jubiläum gemeinsam

30 Jahre liegen zwischen dem Studienabschluss von Dr. Andreas Reich und seiner Tochter Christina, die ihre Erinnerungen an die Studienzeit mit dem Publikum in der Neubaukirche teilten.

Andreas Reich schloss sein Jurastudium an der JMU in den 1960er-Jahren ab. Besonders stolz ist er noch heute auf seine Zeit als Präsident der Studierendenvertretung. Er sei damals immerhin der erste Studentenvertreter gewesen, der Mitbestimmungsrechte im Universitätssenat hatte. Kein Wunder, dass er später Vizekanzler der Universität Augsburg und Mitarbeiter des Landtags in Sachsen-Anhalt wurde – „und das von Anfang an ohne Parteizugehörigkeit“, wie er betont.

Seine Tochter, die heute im Personalbereich eines Schweizer Unternehmens arbeitet, wurde auf dem Alumni-Treffen für ihr 25. Examensjubiläum geehrt. Ihr Vater hatte sein 55. Jubiläum.

Den Alumni die Freude einer Feierstunde bereiten

Denn darum ging es neben den netten Gesprächen und dem Netzwerken beim Alumni-Treffen, wie Michaela Thiel erklärte: „Wir möchten den Kontakt zu unseren Alumni wiederfinden und unseren Jubilarinnen und Jubilaren noch einmal die Freude einer Feierstunde machen, denn oft wurden früher die Examensurkunden nur per Post verschickt“.

So also fand die Feier in einem besonderen Rahmen statt. Über die Geschichte der Neubaukirche sprach Theodor Berchem, Vorsitzender des zentralen Alumni-Vereins und langjähriger Präsident der JMU (1975-2003). Die frühere Universitätskirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach als Raum für besondere Feierlichkeiten wiederhergerichtet. Das habe seinerzeit mehr als 17 Millionen Deutsche Mark gekostet.

Zum Studium gehört auch Spaß

Ein Studium besteht nicht nur aus Vorlesungen und Lerngruppen. An Grillfeste am Main, Semesterpartys, Flammkuchen und Aprikosenwein im Sophienbäck erinnerten sich die Sonderpädagoginnen Pia Dotter, Anja Neuner, Carolin Focke, Judith Etzelsbeck-Brandl und Hanna Bittel. Sie haben die JMU vor 15 Jahren verlassen. Das Alumni-Treffen war für sie „eine Art Mädelsabend mit richtig viel Spaß“.

„Natürlich war uns das Studium wichtig“, betonen sie – immerhin sind sie heute alle als Lehrerinnen berufstätig. „Aber der Spaß kam nie zu kurz“.

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Von Angelika Cronauer

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