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Neue Therapie gegen Verkalkungen

03.03.2020

Für Patientinnen und Patienten mit extrem verkalkten, verengten peripheren Arterien gibt es eine neue Behandlungsoption. Dabei wird der harte Kalkpanzer der Gefäße mit Stoßwellen aufgebrochen.

Die Angiographie-Aufnahme links dokumentiert einen kurzstreckigen Verschluss der Kniearterie vor der intravaskulären Lithotripsie. Bei dem Radiographie-Bild in der Mitte ist der Lithotripsie-Ballonkatheter während des Eingriffs zu sehen. Die Abschlussangiographie zeigt ein gutes technisches Resultat mit vollständig offener Kniearterie.
Die Angiographie-Aufnahme links dokumentiert einen kurzstreckigen Verschluss der Kniearterie vor der intravaskulären Lithotripsie. Bei dem Radiographie-Bild in der Mitte ist der Lithotripsie-Ballonkatheter während des Eingriffs zu sehen. Die Abschlussangiographie zeigt ein gutes technisches Resultat mit vollständig offener Kniearterie. (Bild: Universitätsklinikum Würzburg)

In Deutschland leiden schätzungsweise bis zu fünf Millionen Menschen an verengten Bein- und Beckengefäßen. Man spricht auch von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit – abgekürzt PAVK. Grund der Durchflussstörung ist die Ablagerung von Blutfetten, Thromben und Bindegewebe in den Gefäßwänden. Durch die zusätzliche Einlagerung von Kalziumsalzen kann eine harte Verkalkung eintreten.

„Die herkömmlichen gefäßerweiternden Maßnahmen sind bei diesen ‚Kalkpanzern‘ oft problematisch“, sagt Ralph Kickuth, Professor für Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Als neue Behandlungsoption hat nun der Medizintechnik-Markt die intravaskuläre Lithotripsie entwickelt. Seit August 2019 gehört das Verfahren auch zum Portfolio des UKW.

„Das Prinzip dieser Stoßwellentherapie ist bekannt aus der Zertrümmerung von Nieren- oder Gallensteinen – nun ist sie auch als Katheteranwendung verfügbar“, so Kickuth.

Ultraschalldruckwellen zerbrechen den Kalkpanzer

Bei der intravaskulären Lithotripsie wird unter Durchleuchtung ein spezieller Ballonkatheter zur verkalkten Engstelle navigiert und dort soweit aufgepumpt, dass er allseits gut an der Gefäßwandung anliegt. Im Katheter befinden sich vier oder fünf winzige Emitter.

Ein außerhalb des Körpers an den Katheter angeschlossener Generator erzeugt eine Spannung, die an den Emittern zu einer elektrischen Entladung führt. Diese vaporisiert das im Ballonkatheter befindliche Kochsalz-Kontrastmittel-Gemisch. Dadurch wird ein sich rasch ausdehnendes und kollabierendes Gasbläschen erzeugt, was wiederum Ultraschalldruckwellen hervorruft. Diese Stoßwellen werden auf die Gefäßwand übertragen und sorgen hier für Mikrorisse in der verkalkten Ablagerung. Die nicht betroffenen Gefäßabschnitte und das angrenzende weiche Gewebe bleiben unbeeinträchtigt.

„Durch diesen Vorgang wird das Gefäß im betroffenen Segment verformbar und lässt sich in einem Arbeitsschritt mit dem einliegenden Lithotripsie-Ballonkatheter besser aufweiten“, schildert Kickuth. Die nach seinen Worten schmerzfreie minimal-invasive Behandlung erfolgt im Katheterlabor des UKW, eine Narkose ist dafür nicht notwendig.

Hervorragende Behandlungsergebnisse

Zwischen August 2019 und Januar 2020 wurden am UKW vier Patienten mit dem neuen Verfahren therapiert, laut Kickuth alle mit vollem Erfolg. „Die Ergebnisse waren hervorragend – und die Anwendung ist für den durchführenden Arzt sehr unkompliziert“, fasst der Experte zusammen.

Das passt zu den Aussagen der bisher vergleichsweise wenigen Pilot- oder Machbarkeitsstudien zur intravaskulären Lithotripsie. „Ungeachtet einer weiteren wissenschaftlichen Überprüfung bin ich sehr optimistisch, dass das Verfahren das Potenzial hat, zum Standard bei der Wiedereröffnung extrem verkalkter peripherer Arterien zu werden“, sagt Kickuth.

Von Universitätsklinikum Würzburg

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