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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Kontakt macht Killerzellen aktiv

22.11.2016

Vor gut zwei Jahren hat der Immunologe Thomas Hünig den Forschungsförderpreis der Vogel Stifung Dr. Eckernkamp erhalten. Mit dem Geld konnte er ein Projekt vorantreiben, dessen Ergebnisse unter anderem für die Diagnose und Therapie von Leukämie von Bedeutung sind.

2014 hat Professor Thomas Hünig (2.v.r.) den Forschungsförderpreis der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp erhalten. Bei der Preisverleihung mit dabei waren (v.l.) David Brandstätter, Vorsitzender des Unibunds, Unipräsident Alfred Forchel und Kurt Eckernkam
2014 hat Professor Thomas Hünig (2.v.r.) den Forschungsförderpreis der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp erhalten. Bei der Preisverleihung mit dabei waren (v.l.) David Brandstätter, Vorsitzender des Unibunds, Unipräsident Alfred Forchel und Kurt Eckernkamp. (Foto: Marco Bosch)

25.000 Euro: Damit war der Forschungsförderpreis dotiert, den die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp im Jahr 2014 erstmalig vergeben hat. Empfänger war Professor Thomas Hünig, Inhaber des Lehrstuhls für Immunbiologie an der Universität Würzburg. Verbunden mit dem Preisgeld war der Wunsch: „Es wäre schön, wenn wir uns in fünf Jahren wiedersehen und Sie mir dann sagen könnten, dass dieser Preis mit dazu beigetragen hat, ein neues Medikament zu entwickeln.“ So jedenfalls Kurt Eckernkamp, Aufsichtsratsvorsitzender der Vogel-Mediengruppe und Vorsitzender der nach ihm benannten Stiftung, in seiner Laudatio.

Publikation in der Fachzeitschrift Blood

„Zu einem neuen Medikament hat es nicht gereicht. Aber es sind ja auch noch keine drei Jahre vergangen“, sagt Thomas Hünig heute. Allerdings haben die 25.000 Euro dazu beigetragen, dass Hünig und seine Mitarbeiter ein neues Instrument entwickeln konnten, das die Diagnostik und Therapie der Leukämie deutlich verbessert. Mit dem Geld konnte Hünigs Doktorandin Julia Wegner das entsprechende Forschungsprojekt finanzieren, dessen Ergebnisse sie im vergangenen Jahr in einer vielbeachteten Publikation in der Fachzeitschrift Blood vorstellte.

Ein besseres Verständnis des menschlichen Immunsystems: Daran arbeiten, verkürzt gesagt, Hünig und seine Mitarbeiter in den Labors des Instituts für Virologie und Immunbiologie in der Versbacher Straße. Das Problem dabei: „Wir können Immunzellen beim Menschen im Prinzip nur aus dem peripheren Blut gewinnen. Dann sind sie allerdings funktionell abgeschaltet“, erklärt Hünig. Was sich für den Laien seltsam anhört, ergibt für den Immunologen Sinn. Schließlich nutzen die Zellen das Blut nur als Transportmittel hin zu den Gewebearten, in denen sie aktiv werden sollen. Bis sie dort angekommen sind, verharren sie in einer Art Stand-by-Betrieb.

Enger Kontakt macht Zellen aktiv

Für die Forschung ist das ungünstig: An abgeschalteten Zellen lässt sich die Arbeitsweise von Immunzellen nicht untersuchen – oder die Ergebnisse spiegeln die Realität im Körper so gut wie gar nicht wider. Die Würzburger Immunologen haben deshalb nach einer Alternative gesucht – und diese auch gefunden. „Wir haben entdeckt, dass man die aus dem Blut gewonnenen Zellen wieder vollständig aktivieren kann, wenn man sie über zwei Tage hinweg in engem Kontakt zueinander kultiviert“, erklärt Hünig. Diese Methode haben sie anschließend weiterentwickelt, optimiert und auf andere Fragestellungen angewandt.

Zum Beispiel bei Patienten, die an Leukämie erkrankt sind. In bestimmten Fällen werden bei diesen die erkrankten Zellen durch eine starke Chemotherapie und Bestrahlung getötet; anschließend bekommen sie von einem passenden Spender gesunde Zellen übertragen. Für die weitere Behandlung ist es dann entscheidend, möglichst schnell zu sehen, ob das neue Immunsystem die Arbeit aufnimmt und ob es spezielle Immunzellen, die sogenannten Killer-T-Zellen, produziert, die in der Lage sind, übrig gebliebene Tumorzellen zu bekämpfen.

Basis für neue therapeutische Ansätze

„Unser Verfahren ermöglicht diesen Nachweis zu einem sehr viel früheren Zeitpunkt als bisherige Techniken und bietet deshalb eine wichtige Hilfe für Diagnostik und Therapie“, sagt Hünig. Gleichzeitig verbessert die Technik die Vermehrung der Killer-T-Zellen spürbar. Die „Ausbeute“ an Zellen, die den Tumor erkennen und angreifen können, steige deutlich.

Ein „neues Medikament“ ist also noch nicht auf dem Markt. Aber: „Die Methode ist in der Literatur und im Einsatz“, so Thomas Hünig. Und er sei zuversichtlich, dass sie dazu beitragen wird, neue therapeutische Ansätze zu begleiten – nicht nur bei der Behandlung der Leukämie, sondern auch bei der Bekämpfung von Virusinfektionen und von anderen Tumoren.

Der Forschungsförderpreis

Im Jahr 2013 hat die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp den Forschungsförderpreis eingerichtet. Er soll jährlich ein herausragendes Projekt aus den Gebieten Medizin, Technik oder Medien unterstützen. Bei der Auswahl der Preisträger wirkt der Universitätsbund als Berater und Vermittler mit.

Weitere Preisträger sind: Der Medienpsychologe Frank Schwab mit dem Projekt „Mobile Media - Smart Devices for Smart Use?“ (2015) sowie ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Thomas Wurmb und Oliver Happel von der Sektion Notfallmedizin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie sowie Tobias Grundgeiger, Experte für Psychologische Ergonomie am Institut für Mensch-Computer-Medien, für das Forschungsprojekt „Klinische Evaluierung und Weiterentwicklung einer tabletbasierten App für die Dokumentation von innerklinischen Reanimationen“ (2016).

Kontakt

Professor Thomas Hünig, Lehrstuhl für Immunbiologie, T. (0931) 31-89796, E-Mail: huenig@vim.uni-wuerzburg.de

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