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Festakt zum 400. Geburtstag

07.05.2019

Die Universitätsbibliothek hat ihre Jubiläumsausstellung „Elfenbein & Ewigkeit“ eröffnet. Zum 400jährigen Bestehen der Einrichtung gab es zuvor einen Festakt – mit einem sehr speziellen Grußwortsprecher.

Geschmückt für den Festakt zum 400. Geburtstag: Blick auf die Würzburger Universitätsbibliothek.
Geschmückt für den Festakt zum 400. Geburtstag: Blick auf die Würzburger Universitätsbibliothek. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Universitätspräsident Alfred Forchel hatte die Gäste willkommen geheißen, weitere sieben Grußworte waren gesprochen. Dann trat der nächste Redner nach vorne. Und schmatzte gleich mehrmals lautstark ins Mikrofon. Was erlaubt der sich? Ein unangenehmer Typ, dieser Dr. Anton Ruland.

Ein herber Abend sei das für ihn, klagte Ruland. Trotz seines hohen Alters müsse er nun schon über eine Stunde lang zuhören. Und was sei das hier überhaupt für eine Bibliothek? In diesem Betonbunker sehe er keine Bücher, sondern nur Rechenmaschinen. „Wer hat das verbrochen?“, fragte er.

Und dann diese Leute im Saal: „Zwei Drittel von Ihnen würden in meine Bibliothek gar nicht hineinkommen, denn da gibt es Gesichtskontrolle!“ Sprich: Kein Einlass ohne anständige Kleidung. Dazu eine strikte Benutzerordnung: Zwei Bücher für zwei Wochen ausleihen, mehr sei nicht drin.

Einblicke in die Bibliothek des 19. Jahrhunderts

Viele Gäste beim Festakt zum 400. Geburtstag der Universitätsbibliothek Würzburg dürften nicht gewusst haben, wer hier vor ihnen stand: Anton Ruland, Priester und von 1850 bis zu seinem Tod 1874 Leiter der Würzburger Universitätsbibliothek im Rang eines Professors. Der erste hauptberufliche Bibliotheksdirektor, den es in Deutschland gab.

Verkörpert wurde diese historische Figur vom Würzburger Schauspieler Markus Grimm. Der führte dem Publikum in unterhaltsamer Weise und mit teils deftigen Worten vor Augen, wie es seinerzeit an der Universität und in ihrer Bibliothek zuging. Wie Ruland sich weigerte, sich den Vorgaben der Bibliothekskommission zu unterwerfen. Wie er darum abgesetzt und als Pfarrer nach Arnstein versetzt wurde. Und wie die Universitätsleitung wieder „angekrochen“ kam, um ihn zurückzuholen.

Fünf Rollen der Universitätsbibliothek

Auf Rulands „Grußwort“ folgte die Ansprache von Dr. Hans-Günter Schmidt, dem aktuellen Leiter der Würzburger Universitätsbibliothek (UB). Unter dem Titel „400 Jahre Bibliothek für Universität, Stadt und Region“ erläuterte er unter anderem die fünf Rollen, welche die Universitätsbibliothek heute erfüllt.

„Wir sind erstens für Forschung und Lehre da, das ist unser Kernauftrag.“ Aber auch als Lehr- und Lernort werde das Haus wahrgenommen wie nie zuvor. „Wir erleben Sonntage, an denen 900 und mehr Benutzer hier sind“, so Schmidt. „Drittens erfüllen wir einen gemeingesellschaftlichen Auftrag: Wir sind öffentliche Bibliothek für alle! Jeder kann hierher kommen, kostenlos.“ Derzeit habe die UB 6.000 registrierte Benutzer von außerhalb der Universität.

Die vierte Rolle bestehe darin, das kulturelle Erbe zu wahren. „Wir sichern seit 1803 für Mainfranken das literarische kulturelle Erbe und einen mittelalterlichen Bestand, der Weltruhm hat in verschiedenen Disziplinen.“ Die fünfte Rolle sei die Digitalisierung: „Was früher in Buchform abgeliefert wurde, gibt es jetzt elektronisch. Den Bibliotheken ist es gelungen, sich hier international zu vernetzen.“

Fünf Rollen, fünf Farben: Die Aufgaben der UB spiegeln sich farblich in dem grafischen Design wider, das für den 400. Geburtstag gewählt wurde. Das im Design erkennbare Grundmuster stellt im Übrigen den Umriss der Region Unterfranken dar, wie Schmidt erklärte – und nicht etwa „Pantoffeltierchen oder Zellhaufen“, wie schon gemutmaßt worden war.

Ausstellung „Elfenbein & Ewigkeit“ eröffnet

Der Festakt endete mit einem Empfang. UB-Leiter Schmidt lud die Gäste dazu ein, bei kurzen Führungen einen ersten Blick in die Jubiläumsausstellung „Elfenbein & Ewigkeit“ zu werfen. Die Ausstellung im dritten Stock der Zentralbibliothek am Hubland ist bis 30. Juni 2019 zu sehen. Sie zeigt Schätze aus dem Bestand der UB. Darunter sind das Kiliansevangeliar und andere Werke, die mit filigranen Elfenbeinschnitzereien geschmückt sind, sowie weitere historische Kleinodien.

Die Moderne kommt in der Ausstellung aber nicht zu kurz: In einem Virtual-Reality-Game wird eine Episode aus der Stadtgeschichte zum Aufhänger für eine spannende 3D-Rallye durch das mittelalterliche Würzburg.

Website der Ausstellung „Elfenbein & Ewigkeit“

Auszüge aus den Grußworten

Alfred Forchel, Präsident der Universität Würzburg: Über die Jahrhunderte hat die Bibliothek die Entwicklungen der Universität nicht nur begleitet, sie hat den Prozess bis hin zur modernen Volluniversität im digitalen Zeitalter auch ganz entscheidend erst ermöglicht. Ohne eine professionelle Medien- und Informationsversorgung, gedruckt wie elektronisch, sind Studium und Spitzenforschung nicht möglich. Um die zwei Millionen Besuche verzeichnet die Universitätsbibliothek jährlich. Dies ist ein bedeutsames Zeichen, wie wichtig die UB als Institution trotz aller Veränderungen und Herausforderungen, die die steigenden Studierendenzahlen, die moderne Informationsverarbeitung und die Digitalisierung mit sich gebracht haben und auch in Zukunft bringen werden, für die Universität und die Gesellschaft auch nach 400 Jahren ist.

Videobotschaft von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: Ich wäre heute sehr gerne dabei gewesen bei diesem großartigen Jubiläum! 400 Jahre Bibliothek, Universitätsbibliothek – ein wuchtiges Signal, ein großartiges Zeichen, ein kulturelles Erbe, aber auch ein Blick in die Zukunft, der am heutigen Tag gefeiert wird. Es geht darum, wie wir mit dem Erbe, dem wissenschaftlichen, dem kulturellen in unserem Land umgehen. Manch einer glaubt ja, dass die bayerische Geschichte erst 1806 begann. Das ist weit gefehlt – in Franken gab es schon lange Kultur und entsprechende Entwicklungen davor und das zeigt heute auch das Jubiläum.

Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales: So wie der Buchdruck im 15. Jahrhundert die Wissensgesellschaft revolutioniert hat, eröffnet uns heute die Digitalisierung ungeahnte Chancen. Bücher büßen auch im digitalen Zeitalter nichts an Faszination ein. Am Hubland vereinen sich 400 Jahre Bibliotheksgeschichte und modernste Forschungseinrichtungen. Als digitale Bibliothek ist die Universitätsbibliothek Würzburg auch ein wichtiger Mittler zwischen Buch und Digitalem. Als Studentin habe ich die Bibliothek hautnah als inspirierenden Ort erfahren und hier viel Zeit verbracht. (Anm. d. Red.: Judith Gerlach hat an der Universität Würzburg Jura studiert.)

Schirmherrin Barbara Stamm, Landtagspräsidentin a.D.: Die Universitätsbibliothek Würzburg ist eine Schatzkammer, in der 400 Jahre Menschheitshistorie aufbewahrt sind. 400 Jahre Geschichte, die die Höhen und Tiefen der unterschiedlichsten Epochen widerspiegeln und bis zum heutigen Tag für uns zugänglich gemacht sind. Sie ist heute die fünftgrößte Bibliothek Bayerns und steht einerseits den Studierenden als moderne Wissensstation im digitalen Zeitalter zur Verfügung. Andererseits ist sie als staatliche Regionalbibliothek Unterfrankens auch eine Heimstätte unseres literarischen Erbes und unserer kulturellen Wurzeln.

Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: Mit ihrem einzigartigen Corpus mittelalterlicher Handschriften und Inkunabeln sowie ihren vielfältigen historischen Sammlungen ist die Universitätsbibliothek Würzburg nicht nur eine exzellente und an ihren 1.800 Arbeitsplätzen intensivst genutzte Gebrauchsbibliothek – sie ist eine Forschungsbibliothek von durchaus europäischem Rang und das Herz der Universität. Die Anerkennung für diese Leistungen müssen die Bibliotheken in Bayern aber von Doppelhaushalt zu Doppelhaushalt immer wieder neu erkämpfen.

Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg: Die Universitätsbibliothek hat ein öffentliches Konzept, das zeichnet sie aus. Wir leben in einer Zeit hoher Diversität, die oft eine steigende gesellschaftliche Reibung zur Folge hat – deswegen ist es besonders wichtig, dass unsere Bibliotheken Orte sind, an denen jede Bürgerin und jeder Bürger sich willkommen und sicher fühlt. Und wo alle Menschen ungeachtet ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sozialen Stellung Wertschätzung und Respekt erfahren. Sie sind Orte, wo man sich mit Freunden ebenso selbstverständlich trifft wie man auch mit Fremden ins Gespräch kommen kann.

Ulrich Boom, Weihbischof von Würzburg: Als ich vor 40 Jahren nach Würzburg kam, war dieses Bibliotheksgebäude am Entstehen. Ich freue mich sehr, hier ein Grußwort sprechen zu können. Nicht von ungefähr wird für die Jubiläumsausstellung geworben mit einer Teilansicht vom Einband des Kiliansevangeliars, einer Handschrift aus Frankreich um 600. Für unser Bistum ist es eine Reliquie, eine Erinnerung an die Frühzeit des Christentums im Frankenland. Die Anfänge der Universitätsbibliothek und ihre ersten 200 Jahre sind Teil der Geschichte unseres Bistums. Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen war der Initiator der Bibliothek.

Rainer Wiederer, Vorstandssprecher VR-Bank Würzburg: Sie kennen sicher den Leitspruch der VR-Bank Würzburg: „Gemeinsam. Zukunft. Gestalten.“ Mit unserer Spende für die Jubiläumsausstellung haben wir den Weg frei gemacht für eine hochinteressante, interaktive und moderne Präsentation der Schätze in unserer Universitätsbibliothek. Wir schlagen mit unserer Spende einen Bogen von der Geschichte in die Zukunft: Ausgehend von der Tradition des gedruckten Buchs haben wir mit unserer Finanzspritze gemeinsam dazu beigetragen, die Inhalte zukunftsweisend digital zu gestalten. Es ist uns wichtig, die digitale Transformation zu unterstützen und dabei junge Menschen zu begeistern. Mit unserer Förderung haben wir in die Zukunft unserer Region investiert – zur Bewahrung unserer Kulturschätze und in die Ausbildung unserer jungen Menschen.

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