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Digitale Lösungen für eine bessere Krankenversorgung

20.04.2021

Wie die Digitalisierung der Medizin die Versorgungserfolge im Alltag verbessern kann, soll ein neues Projekt aufzeigen, das vom Bund mit rund zehn Millionen Euro finanziert wird. Mit dabei ist das Universitätsklinikum Würzburg.

Werden Herz-Kreislauferkrankungen rechtzeitig erkannt, können sie oft gut behandelt werden. Wichtig ist dabei, dass allen Beteiligten jederzeit alle Informationen vorliegen. Das Projekt CAEHR soll dabei helfen.
Werden Herz-Kreislauferkrankungen rechtzeitig erkannt, können sie oft gut behandelt werden. Wichtig ist dabei, dass allen Beteiligten jederzeit alle Informationen vorliegen. Das Projekt CAEHR soll dabei helfen. (Bild: David Ausserhofer / Universitätsmedizin Göttingen)

Werden Herz-Kreislauferkrankungen rechtzeitig erkannt, können sie oft gut behandelt werden. In den verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung – von der Notfallversorgung bis hin zur Rehabilitation und der ambulanten Versorgung beim Haus- oder Facharzt – entstehen viele wertvolle Informationen und Daten. Der Austausch dieser Daten zwischen den verschiedenen Einrichtungen ist bisher kaum möglich, aber für eine optimale und effiziente Behandlung der Patientinnen und Patienten sehr wichtig.

Genau hier setzt das Projekt CAEHR an. Der Projektname steht für “CArdiovascular diseases – Enhancing Healthcare through cross-sectoral Routine data integration”. In drei Regionen Deutschlands – Hannover/Göttingen, Berlin und Würzburg/Mainfranken – wird das Projekt digitale Lösungen für eine bessere sektorenübergreifende Versorgung der Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen entwickeln und erproben.

Daten in der elektronischen Gesundheitsakte

Wie die digitale Vernetzung von strukturierten Daten funktionieren kann, wird CAEHR an mehreren Punkten der Versorgungskette exemplarisch aufzeigen: für die Notfallversorgung von Schlaganfallpatienten, für die Rehabilitation nach einem Eingriff an den Herzklappen sowie für die ambulante Versorgung von Menschen mit koronaren Herzerkrankungen und Herzschwäche.

CAEHR vereinheitlicht und strukturiert Gesundheitsdaten aus der ambulanten und stationären Regelversorgung mittels medizin-informatischer Maßnahmen. So werden diese Daten in einer elektronischen Gesundheitsakte für die individuelle Versorgung von Patientinnen und Patienten an den verschiedenen Versorgungsschnittstellen nutzbar gemacht.

Die Beteiligten

Entwickelt wurde CAEHR von Expertinnen und Experten des Konsortiums HiGHmed im Verbund mit über 20 weiteren Partnern von Unternehmen der Gesundheitswirtschaft bis zu Patientenvertreterinnen und -vertretern. Daran beteiligt sind neben der Universitätsmedizin Göttingen unter anderem die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Medizinische Hochschule Hannover sowie das Universitätsklinikum Würzburg. Die Koordination des Projekts CAEHR liegt bei Professorin Dagmar Krefting, Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik an der UMG. CAEHR wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund zehn Millionen Euro gefördert. Das Projekt startet am 1. August 2021 und hat eine Laufzeit bis 31. Juli 2025.

Den Informationsfluss verbessern

„Für optimale und personalisierte Therapieentscheidungen müssen Ärztinnen und Ärzte an jedem Punkt des Gesundheitssystems das Gesamtbild eines individuellen Krankheitsverlaufes beurteilen können. Das Projekt CAEHR will vor allem den Informationsfluss zwischen den verschiedenen Sektoren des Gesundheitssystems verbessern“, sagt Professorin Dagmar Krefting. „Dafür sollen künftig an allen Punkten des Versorgungssystems Daten strukturiert und nach einheitlichen Standards erhoben werden. So werden diese Daten aus allen Etappen der Versorgung über die gesamte Versorgungskette nutzbar“, so Krefting.

Alle Infos zur richtigen Zeit am richtigen Ort

„Digitale Lösungen eröffnen ein enormes Potential für die Behandlung und auch Erforschung von kardiovaskulären Erkrankungen“, sagt Professor Udo Bavendiek, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Er übernimmt in CAEHR die klinische Leitung. „Mit Hilfe dieser Gesundheitsakte stehen die relevanten Gesundheitsinformationen einer Patientin oder eines Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort den jeweiligen Akteurinnen und Akteuren zur Verfügung, um Patientinnen und Patienten nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Forschung bestmöglich zu versorgen. Zum anderen sollen diese Gesundheitsinformationen nutzbar gemacht werden, um Krankheiten und den Einfluss von medizinischen Maßnahmen auf den Behandlungserfolg besser zu verstehen“, so Bavendiek.

Die Förderung ermöglicht es, eine forschungskompatible elektronische Gesundheitsakte zu entwickeln. Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) sollen eingesetzt werden, um Prognosen zu Krankheitsverläufen präziser zu treffen, die Behandlung weiter zu verbessern und Präventionsmaßnahmen wirkungsvoller einzusetzen. Die in CAEHR entwickelten Lösungen werden umfassend evaluiert.

Kosten für das Gesundheitssystem senken

„Wir wollen beispielsweise zeigen, wie wir mit digitalen Lösungen die Qualität der sektorenübergreifenden Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzkreislauferkrankungen verbessern sowie Krankenhausaufenthalte verkürzen oder gar vermeiden und dadurch auch die Kosten für das Gesundheitssystem senken können“, sagt Professor Peter Heuschmann, Vorstand des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg, und im Projekt CAEHR zuständig für die Evaluation der Projektergebnisse. Die erfassten Daten sollen der Gesundheitsforschung nutzbar gemacht werden, um Herz-Kreislauferkrankungen besser zu verstehen, Therapien zu optimieren oder neue Versorgungsmodelle zu entwickeln.

Digitale Lösungen für eine bessere Therapie

„Mit dem digitalen FortschrittsHub CAEHR komplementieren wir die bisherigen Arbeiten der Medizininformatik-Initiative, insbesondere des HiGHmed Konsortiums“, sagt Professor Roland Eils, Direktor des Zentrums für Digitale Gesundheit am Institut für Gesundheitsforschung an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, und seit 2016 Leiter des HiGHmed-Konsortiums. „CAEHR wird anhand des Behandlungspfads von Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen digitale Lösungen zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten entwickeln, die in weitere Regionen und Krankheitsfelder ausgerollt werden können“, so Eils.

Pionierarbeit der Medizininformatik

CAEHR ist einer der sechs ab Mitte 2021 startenden „Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit“. Für diese Leitinitiative seiner Digitalstrategie stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2025 rund 50 Millionen Euro bereit. Aufgabe der FortschrittsHubs ist es, die Pionierarbeiten der Medizininformatik-Initiative zur Digitalisierung in der Medizin aus den Universitätskliniken in alle Bereiche des Gesundheitssystems einfließen zu lassen: von der ambulanten Versorgung in der Hausarztpraxis über den stationären Aufenthalt im örtlichen Krankenhaus bis zur Versorgung in Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen.

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Von Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität

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