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Die Suche nach dem besten Wert

21.03.2017

Thanh Qui Nguyen hat in Vietnam Mathematik studiert. An seiner Heimat-Uni in Can Tho unterrichtete er Studierende – hier an der Universität Würzburg kann er sich dank eines Humboldt-Stipendiums ganz auf seine Forschung konzentrieren.

Humboldt-Stipendiat Dr. Thanh Qui Nguyen aus Vietnam forscht seit Juli 2016 an der Universität Würzburg. (Foto: Gunnar Bartsch)
Humboldt-Stipendiat Dr. Thanh Qui Nguyen aus Vietnam forscht seit Juli 2016 an der Universität Würzburg. (Foto: Gunnar Bartsch)

Ein Mathematiker, der keine Lösung sucht? Das gibt es tatsächlich: Dr. Thanh Qui Nguyen aus Vietnam beschäftigt sich mit Differentialgleichungen - genauer gesagt mit Optimierungsproblemen. Dabei berechnet er keine Lösungen, sondern ermittelt den besten Wert eines bereits feststehenden Ergebnisses. „Das ist sehr theoretisch“, erklärt der Mathematiker. Die meiste Zeit verbringe er damit, Gleichungen auf Tafeln und Papier zu untersuchen.

Hierbei nimmt er alle Daten und Parameter genauestens unter die Lupe. Optimierung bedeutet in der Mathematik nichts anderes als Verbesserung – in diesem Fall die Verbesserung eines Ergebniswertes. Liegt in den Daten zum Beispiel ein Messfehler vor, untersucht Thanh Qui Nguyen, ob sich durch diesen Fehler die Lösung des Optimierungsproblems verändert. Im Anschluss ist es Teil seiner Forschung, den Lösungsweg zu optimieren.

Lehre wichtiger als Forschung

Von 2000 bis 2004 studierte Thanh Qui Nguyen Mathematik und Informatik an der Universität Can Tho im Süden Vietnams. Während seines Masterstudiums der Mathematik von 2005 bis 2008 hielt er bereits Vorlesungen für Mathematik- und Informatikstudierende. Im Jahr 2014 promovierte der gebürtige Vietnamese am staatlichen Institut für mathematische Grundlagenforschung in Hanoi.

Wie er zur Mathematik gefunden hat? Das kann Thanh Qui Nguyen sofort beantworten: „Mein Lehrer in der Oberstufe hat mich so begeistert, dass ich gleich wusste: Das will ich studieren“. Auch ihm habe das Lehren an seiner Heimatuniversität Freude bereitet. Da sich die Dozierenden in Vietnam allerdings mehr darauf konzentrieren, ihr Wissen weiterzugeben, hätten sie weniger Zeit sich der Forschung zu widmen, so der Wissenschaftler.

„Das Forschungsstipendium der Humboldt-Stiftung ist eine große Chance für mich“, erklärt Thanh Qui Nguyen. „In Deutschland kann ich mich volle 18 Monate auf meine Forschung konzentrieren, ohne nebenbei zu unterrichten“, freut sich der Doktor der Mathematik. Nach den zwei Jahren in Würzburg plant er, wieder in seine Heimat zurückzukehren. An der Universität von Can Tho möchte er dann in naher Zukunft habilitieren.

Ergiebiges Forschen dank Uni-Bibliothek

Wie groß sind eigentlich die Unterschiede zwischen deutschen und vietnamesischen Universitäten? „Der Aufbau ist derselbe“, erklärt Thanh Qui Nguyen. Geht es jedoch um die verfügbaren Ressourcen, biete die Universität Würzburg dem Humboldt-Stipendiaten einen großen Vorteil: „Dank Uni-Bibliothek und Online-Datenbank kann ich auf eine Vielzahl von Büchern und Aufsätzen zugreifen, die mir in meiner Heimat nicht zur Verfügung stehen“, erklärt er.

Das erleichtere die Forschung enorm, so der Mathematiker. Ergebe sich dann noch ein neues Problem, greife er gerne auf internationale Kontakte zurück. „Wenn ich nicht weiter weiß, frage ich meine Freunde überall auf der Welt. Zusammen diskutieren wir dann das Problem und versuchen eine Lösung zu finden“, erzählt Thanh Qui Nguyen.

Leben in Würzburg

Aber nicht nur die Universität gefalle ihm sehr gut. Auch Land und Leute haben den Humboldt-Stipendiaten nachhaltig beeindruckt. „Hier in Würzburg sind alle sehr nett. Sofort wurde mir Hilfe bei der Wohnungssuche angeboten“, erinnert sich Thanh Qui Nguyen, der seit Juli 2016 in Würzburg lebt. Zuvor hatte er einen zweimonatigen Sprachkurs in Mannheim besucht. Auf der darauffolgenden Rundreise durch Deutschland habe er vor allem den fränkischen Wein zu schätzen gelernt. „Seitdem kaufe ich mir immer wieder mal eine Flasche“, erzählt der Mathematiker.

Auch das gute Essen und die frische Luft täten ihm sehr gut. „Hier in Deutschland fühle ich mich sehr fit und vital“, so der gebürtige Vietnamese. Seit seine Familie Anfang 2017 zu ihm nach Würzburg gezogen ist, gibt es zuhause auch öfter mal deutsches Essen: „Wenn meine Frau nicht traditionell vietnamesisch kocht, dann sucht sie im Internet nach Rezepten für landestypische Gerichte“, erzählt der zweifache Vater.

Die Universität von Can Tho

Mit 1,2 Millionen Einwohnern ist die Provinz Can Tho die größte in der Region des Mekong-Deltas. Im Jahr 1966 gegründet, bietet die Universität von Can Tho neun Fakultäten und zwei Forschungsinstitute. Insgesamt 57.000 Studierende sind aktuell an der Uni eingeschrieben. Unterrichtet werden sie von 1.200 Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern.

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