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Die Mechanismen sozialer Interaktion entschlüsseln

12.12.2023

Katja Bertsch ist die neue Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie I an der Uni Würzburg. Mit ihrer Forschung will sie das Verständnis für soziale Dysfunktionen vertiefen und Therapien verbessern.

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Katja Bertsch leitet seit 1. Oktober den Lehrstuhl für Psychologie I an der Uni Würzburg. (Bild: Sebastian Hofmann / Uni Würzburg)

Ein Plausch mit dem Kassierer, ein Telefonat mit der besten Freundin oder ein knapper Wortwechsel mit Fremden auf der Straße – an solche alltäglichen Begegnungen verschwenden die meisten von uns kaum einen Gedanken. Für viele Menschen mit psychischen Störungen, etwa einer sozialen Phobie, können solche Situationen allerdings schnell zu einer Herausforderung werden. Wie diese Schwierigkeiten entstehen und wie sie mit Hilfe psychotherapeutischer Unterstützung verändert werden können, das erforscht Prof. Katja Bertsch künftig an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Seit Oktober ist sie die neue Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie I – Klinische Psychologie und Psychotherapie.

Grundlagenforschung bildet die Basis für die Entwicklung neuer Therapien

Ein zentrales Forschungsvorhaben von Bertsch ist es, die Dynamik sozialer Kognitionen und Interaktionen besser zu verstehen. „In unserem Alltag müssen wir uns alle sehr schnell auf neue zwischenmenschliche Situationen einlassen – das bedarf eines kontinuierlichen Updates unserer sozialen Fertigkeiten“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Wir wollen herausfinden, warum das manchen Menschen schwerer fällt als anderen und was wir dagegen tun können.“

Bertsch' Ziel ist es, die Erkenntnisse aus ihrer Grundlagenforschung in neue Therapien zu übersetzen. Was damit gemeint ist, macht sie an einem Beispiel deutlich: „Wir haben herausgefunden, dass Menschen, die schnell aggressiv auf vermeintliche Provokationen reagieren, uneindeutige, neutrale und sogar positive Gesichtsausdrücke häufiger als bedrohlich bewerten“, so Bertsch. „Aus diesem Grund enthält unsere neue Gruppentherapie gegen Aggression unter anderem ein Training zur Unterscheidung positiver und bedrohlicher Gesichter.“

Zur Evaluierung solcher neuen Therapieansätze will Bertsch auch die an den Lehrstuhl angegliederte psychotherapeutische Hochschulambulanz nutzen. Neben Forschung und Lehre werden hier auch postgraduierte Psychologinnen und Psychologen in kognitiver Verhaltenstherapie ausgebildet und behandeln Menschen mit psychischen Störungen.

Langjährige Erfahrung in klinischer Psychologie

Vor ihrem Ruf nach Würzburg war Katja Bertsch an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München als W2-Professorin für klinische Psychologie und Psychotherapie tätig. Davor arbeitete sie neun Jahre am Uniklinikum Heidelberg – zunächst als Postdoktorandin und schließlich als psychologische Leiterin der Arbeitsgruppe Persönlichkeitsstörungen. In ihrer Forschung verfolgt sie einen multimethodalen Ansatz, der auch neurowissenschaftliche und physiologische Methoden umfasst. Mit zwischenmenschlichen Problemen, und insbesondere Aggression, beschäftigt sie sich bereits seit ihrer Promotion an der Universität Trier 2010 zum Einfluss von Stress und Aggression auf die Verarbeitung sozialer Reize.

Kontakt

Prof. Dr. Katja Bertsch, Leiterin des Lehrstuhls für Psychologie I – Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tel.: +49 931 31 86114, l-psy1@psychologie.uni-wuerzburg.de

Von Sebastian Hofmann

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