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Das moderne China: Vorbild oder Konkurrent?

16.04.2019

Eine interdisziplinäre Tagung der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde und des Instituts für Sinologie der Uni Würzburg diskutierte brandaktuelle Fragen der Weltpolitik – und deren Auswirkungen für den Einzelnen.

Professor Wu Yongping von der Tsinghua University aus Peking war Auftaktredner bei der Tagung „Asia: Global Challenges, Regional Conflicts, and National Logics“
Professor Wu Yongping von der Tsinghua University aus Peking war Auftaktredner bei der Tagung „Asia: Global Challenges, Regional Conflicts, and National Logics“ (Bild: Jörg Fuchs)

Vor wenigen Jahrzehnten war das Staatengefüge der Erde noch vermeintlich übersichtlich strukturiert: Zwei große Machtblöcke hielten die Weltpolitik in einem fragilen Gleichgewicht. Die politischen Umwälzungen seit dem Jahr 1989 sowie zunehmende Globalisierungstendenzen in Politik, Wirtschaft und Kultur haben der Welt inzwischen allerdings eine neue „Unordnung“ beschert. Länder und Machtbündnisse versuchen, neue Rollen zu finden und strategische Partnerschaften zu schließen.

China verändert die Welt

„China verändert die Welt. Das führt zu neuen Konstellationen in den internationalen Beziehungen“, sagt Professorin Doris Fischer. Die Wissenschaftlerin leitet am Institut für Sinologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) den Lehrstuhl  „China Business and Economics“; zusätzlich hat sie seit kurzem den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde (DGA) inne. „Dadurch ergeben sich Fragen und Herausforderungen – beispielsweise, ob China aufgrund seiner rasanten Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten als erfolgreiches Rollenmodell zum Vorbild genommen wird. Oder, ob man es als wirtschaftlichen und politischen Konkurrenten betrachtet.“

Die Rolle Chinas innerhalb neuer globaler Konstellation stand jetzt im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung der Tagung „Asia: Global Challenges, Regional Conflicts, and National Logics“ der DGA und des Instituts für Sinologie der JMU. Vom 3. bis 5. April versammelten sich Wissenschaftler und Studierende aus mehreren europäischen Ländern sowie Russland und Asien in Würzburg, um die neue „Weltunordnung“ zu analysieren, ihre Auswirkungen zu diskutieren und ihre Erscheinungsformen zu beschreiben.

Neue Impulse für die Asienkunde

„Mit diesem neuen Tagungsformat, das hier in Würzburg seine Auftaktveranstaltung hat, wollen wir der Asienkunde in Deutschland und Europa neue Impulse geben“, erläutert Doris Fischer. „Unsere Studierenden und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben hier nicht nur die Möglichkeit des internationalen fachlichen Austausches, sondern lernen bei Organisation und Durchführung dieser Fachtagung auch wichtige Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit kennen. Und wir wünschen uns, dass unsere Gäste die intensive Diskussions- und Argumentationskultur, die die Wissenschaft bei uns prägt, mit in ihre Heimat nehmen.“

Mit ihrem interdisziplinären Charakter deckte die Tagung ein breites Themenfeld der aktuellen Entwicklungen und Verbindungen zwischen Europa und Asien ab: Zum Auftakt skizzierte Professor Wu Yongping von der Tsinghua University aus Peking in seinem Vortrag die neue Rolle Chinas im multilateralen Weltsystem sowie die stärker werdenden Handelskonflikte zwischen China und den USA.

Internationale Expertenrunde

Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher diskutierten  anschließenden mit einer Expertenrunde die Auswirkungen der neuen Machtkonstellationen, die Krise des Liberalismus der westlichen Staaten sowie Fragen wirtschaftlicher Anpassungsprozesse innerhalb Asiens. Vor allem die Perspektive der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Indien und Russland bot Einblicke in die Interessenslagen von Regionen, deren Innenpolitik und Wirtschaft sich hierzulande nicht täglich in den Medien finden – und häufig auch nicht in breiten wissenschaftlichen Diskursen.

Zusätzlich gab die Tagung Einblicke in weitere aktuelle Themengebiete wie Betrachtungen zu den Themen Digitalisierung, Gesundheit, Umgang mit kulturellem Erbe und Entstehung sozialer Bewegungen. Diese Themensetzung passt zum Profil der Forschung und Lehre, das die Sinologie an der JMU prägt: „Wir haben eine moderne und sozial- sowie wirtschaftswissenschaftliche Ausrichtung bei unseren Betrachtungen auf China und Asien“, so Doris Fischer. „Aber auch das traditionelle China und die kulturhistorischen Zugänge finden bei uns ihren Platz.“

Kontakt

Prof. Dr. Doris Fischer, Lehrstuhl für China Business and Economics
T: +49 931 31-89101, doris.fischer@uni-wuerzburg.de

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