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Lehre

Was heute so „Bildung“ heißt

06.02.2013

206 angehende Lehrerinnen und Lehrer wurden nach erfolgreich durchlaufenem Studium bei der Abschlussfeier für die Lehramtsabsolventen in der Neubaukirche geehrt. Die jeweils Prüfungsbesten erhielten besondere Auszeichnungen. Und kritische Worte gab es auch. Die galten aber Anderen.

Professor Dr. Wolfgang Riedel, Vizepräsident der Uni Würzburg und Vorstand des Zentrums für Lehrerbildung, ehrte bei der Akademischen Abschlussfeier am 31. Januar die fünf Prüfungsbesten (oben von links): Meike Roth, Sarah Finster, (unten von links) Julia Lieb, Ulrike Birke und Michaela Müller. (Foto Britta Schmidt)

206 angehende Lehrerinnen und Lehrer wurden nach erfolgreich durchlaufenem Studium bei der Abschlussfeier für die Lehramtsabsolventen in der Neubaukirche geehrt. Die jeweils Prüfungsbesten erhielten besondere Auszeichnungen. Und kritische Worte gab es auch. Die galten aber Anderen.

Eigentlich müsste das, was heute unter dem Begriff „Bildung“ firmiert, umbenannt werden. Denn mit Bildung habe die derzeitige Kompetenz- und Informationsvermittlung an Schulen und Hochschulen nur noch wenig zu tun. Dies zumindest sagt der Würzburger Pädagogik Professor Dr. Andreas Dörpinghaus. Dörpinghaus hielt am vergangenen Donnerstag den Festvortrag bei der Abschlussfeier für die Lehramtsstudierenden an der Universität Würzburg in der Neubaukirche.

Bildung ohne Widerstand

Wie kaum ein anderer verkörpert der preußische Reformer Wilhelm von Humboldt das Ideal humanistischer Bildung. Von diesem Ideal ist das heutige „Bildungssystem“ weit entfernt, zeigte Dörpinghaus während der vom Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) an der Universität Würzburg organisierten Absolventenfeier auf. „Bildung hat ihre widerständige Dimension verloren“, konstatierte der Lehrstuhlinhaber.

Die Bildungspolitik sei zwischenzeitlich auf einen Kurs eingeschwenkt, der immer mehr Kontrolle und Verwaltung verlange. Statt Mündigkeit zu ermöglichen, werde Anpassungsverhalten befördert, kritisierte Dörpinghaus. Die Leistungsgesellschaft selbst gebe sich mit bloßem „Können“ und einer möglichst raschen Verwertbarkeit des beigebrachten Wissens zufrieden.

Es mangelt an Zeit

Eine „ökonomische Lobby“ trägt dem Forscher zufolge zur Auflösung des traditionellen Bildungsbegriffs bei. Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten organisiert, fehle Bildung einer der wichtigsten Faktoren für Bildungsprozesse – nämlich Zeit. Sich bilden heiße, die eigene Aufmerksamkeit konzentriert auf ein Thema oder einen Gegenstand zu richten. Und sich nicht bloß flüchtig zu informieren. Es bedeute weiter, ins Nachdenken zu geraten und damit das bisher Gedachte zu unterbrechen. Bildung diene der Erkenntnis, dass das, was heute unumstößlich scheint, historisch geworden ist. Es hätte auch ganz anders werden können. Und es kann sich ganz anders weiterentwickeln.

Die Prüfungsbesten

Die Festrede des Pädagogen fand auf Seiten der Absolventen große Zustimmung. Fünf von ihnen wurden im Anschluss daran für ihre überdurchschnittlichen Prüfungsleistungen geehrt. Unter insgesamt 80 Studierenden für das Lehramt an Grundschulen schnitt Meike Roth im Ersten Staatsexamen am besten ab. Sarah Finster war die Beste von 24 Absolventen, die sich für das Lehramt an Hauptschulen qualifiziert haben. Ulrike Birke erhielt die Bestnote von 75 angehenden Realschullehrern. Julia Lieb schaffte von 214 Studierenden auf das Gymnasiallehramt den besten Abschluss. Michaela Müller erzielte die beste Note unter 98 Sonderpädagogen.

Britta Schmidt

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