Intern
  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Von Würzburg in die Welt

30.04.2022

Alumna Victoria Broscheit hat an der Uni Würzburg BWL studiert. Heute sorgt sie bei einem süddeutschen Automobilhersteller unter anderem dafür, dass die Beschäftigten satt und zufrieden sind.

Bis zu 20.000 Essen am Tag und ein stetiger Wandel der Branche - als Leiterin des Bereichs Gastronomie bei der AUDI AG hat Victoria Broscheit alle Hände voll zu tun.
Bis zu 20.000 Essen am Tag und ein stetiger Wandel der Branche - als Leiterin des Bereichs Gastronomie bei der AUDI AG hat Victoria Broscheit alle Hände voll zu tun. (Bild: AUDI AG)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Victoria Broscheit an der Reihe.

Broscheit hat an der JMU Betriebswirtschaftslehre studiert. Nach ersten Stationen im Ratskeller München, bei der Mannesmann Rexroth AG und der SAP AG arbeitet sie mittlerweile als Leiterin des Bereichs Gastronomie bei der AUDI AG in Ingolstadt.

Frau Broscheit, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben? Mein Team und ich organisieren mit unseren knapp 500 Mitarbeitenden die Gemeinschaftsverpflegung für die Audi-Belegschaft mit bis zu 20.000 Essen pro Tag und unzähligen Snacks an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm. Wir betreiben 14 Betriebsrestaurants und sechs Bistros, eine hauseigene Metzgerei sowie 40 Selbstbedienungsmärkte und sehr viele Automaten. Dazu bewirten wir unsere externen Gäste und Fahrzeugabholer in den Audi Foren und bieten Caterings und Events an.

Das stelle ich mir als ziemlich große Herausforderung vor. Ja, das stimmt. Die Gastronomie steht vor einer großen Transformation. Wir haben in den letzten beiden Jahren sehr viel Flexibilität, Kreativität und Veränderungsbereitschaft beweisen müssen. Das Bewusstsein für gute und gesunde Ernährung steigt zunehmend bei unseren Gästen. Darauf müssen und dürfen wir reagieren.

Worin zeigt sich das konkret? Wohin geht der Trend? Der eine große Trend ist die Tatsache, dass viele Menschen weniger Fleisch essen wollen. Das ist auch bei uns zu merken. Wir tragen als Audi Gastronomie eine große Verantwortung, schließlich hat die Lebensmittelproduktion einen großen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Hier müssen wir unsere Gäste informieren, welchen Impact sie bei der Speisenauswahl haben und welchen Beitrag sie zu einer Reduzierung von CO2 leisten können.

Wie gehen Sie dabei vor? Wir weisen beispielsweise die CO2-Bilanz eines Gerichts ab diesem Sommer in allen Restaurants aus. Auch haben wir bewusst eine sogenannte Green Line eingeführt, bei der wir täglich mindestens ein vegetarisches oder veganes Gericht anbieten. Zusätzlich haben wir einmal im Monat den Meatfree Monday eingeführt. Auch haben unsere Metzger eine vegane Currywurst entwickelt, die regelmäßig, wenn Currywurst auf dem Speiseplan steht, als Alternative angeboten wird.

Wie hat die Audi-Belegschaft darauf reagiert? Nach anfänglichen Diskussionen ist der Meatfree Monday mittlerweile akzeptiert. In den vergangenen beiden Jahren ist der Absatz unserer vegetarischen beziehungsweise veganen Gerichte bei unseren Gästen um 66 Prozent gestiegen.

Das klingt so, als wäre Ihnen das Thema ein wirkliches Anliegen. Ja, wir wollen Lust machen, sich mit Alternativen zu beschäftigen. Als erster Automobilhersteller sind wir deshalb auch der Europäischen Masthuhn-Initiative beigetreten, bei der wir uns das Ziel gesetzt haben, bis 2026 unser Geflügelfleisch ausschließlich aus zertifizierten Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg zu beziehen.

Weniger Fleisch essen ist aber nur ein Aspekt, wenn es darum geht, sich nachhaltig zu ernähren. Richtig. Wir achten deshalb bei unserer Lebensmittelauswahl auch darauf, dass wir so viel wie möglich aus der Region beziehen. Wir bieten unseren Lieferanten auch die Plattform, im Werk an bestimmten Tagen ihre Produkte zu verkaufen. So gibt es an verschiedenen Tagen und Standorten im Werk Spargel, Eier, Erdbeeren, Äpfel, Kirschen, Zwetschgen, Nudeln, Aufstriche, Eis und vieles andere mehr direkt vom Erzeuger beziehungsweise Produzenten. Zudem sind unsere Betriebsrestaurants Bio-zertifiziert und auf unseren Speiseplänen stehen regelmäßig Bio-Gerichte. Unsere Speisepläne werden außerdem saisonal gestaltet.

Und wenn wir das Thema „Nachhaltigkeit“ mal außer Acht lassen: Welche Veränderungen zeigen sich bei Ihnen in der Gastronomie noch so? Der Faktor der Erholung in den Pausen wird immer wichtiger. Es ist nicht mehr nur die reine Nahrungsaufnahme, die mit unseren Betriebsrestaurants in Verbindung gebracht wird. Es verschwimmen die klar abgegrenzten Bereiche zwischen Arbeit und Kantine. Immer mehr sind wir Co-Working-Space, und die Forderung nach multifunktionalen Räumen wird zunehmend laut. Und zusätzlich wird es immer wichtiger, auch außerhalb der klassischen Verpflegungszeiten – also Frühstück, Mittag- und Abendessen – entsprechende Snacks und Erfrischungen anzubieten.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit? Jeder Tag ist anders. Die eigene Mannschaft hier mitzunehmen, mit Ihnen über die Veränderungen zu sprechen, die Mitbestimmung mit einzubeziehen, kann natürlich manchmal sehr anstrengend sein. Es kann aber auch sehr bereichernd sein. Was mir besonders wichtig ist, dass ich hier die Möglichkeit habe zu gestalten.

Welche Eigenschaften sollte man für Ihren Job unbedingt mitbringen? Mut zur Veränderung, Freude und Lust zu arbeiten und sein Bestes zu geben, Begeisterungsfähigkeit an sich, Durchhaltevermögen und einen langen Atem, Diplomatie Kreativität, Freude an Prozessen, Offenheit für Neues, strategisches Knowhow und nicht zuletzt Teamfähigkeit.

Was ist Ihre schönste Erinnerung ans Studium? Die schönste Erinnerung ist die, dass ich insbesondere bei Professor Horst Koller den Nutzen eines BWL-Studiums kennenlernen durfte. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich mich bei jeder neuen Station meines Berufslebens daran erinnere, was er dazu gelehrt hat. Seine Exkursionen in die Wirtschaft und die von ihm organisierten Vorträge externer Referenten haben mir immer viel Freude bereitet und mein Wissen vertieft. Leider ist er im Februar verstorben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Porträts von Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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