Intern
  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Von Würzburg in die Welt

01.09.2023

Alumnus Sebastian Schlücker hat an der Uni Würzburg Chemie studiert, promoviert und anschließend sich habilitiert. Inzwischen lehrt und forscht er an der Universität Duisburg-Essen.

Aus der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie etwas über die Zusammensetzung und die Struktur einer chemischen Probe zu erfahren: Dafür ist Sebastian Schlücker Experte.
Aus der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie etwas über die Zusammensetzung und die Struktur einer chemischen Probe zu erfahren: Dafür ist Sebastian Schlücker Experte. (Bild: ICAVS-8)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Sebastian Schlücker an der Reihe.

Schlücker hat an der JMU Chemie studiert; 2001 promovierte er bei Professor Wolfgang Kiefer. Nach Forschungsaufenthalten in Indien und den USA habilitierte er sich 2006 in Physikalischer Chemie wiederum an der Universität Würzburg. Mittlerweile ist Schlücker Professor für Physikalische Chemie an der Universität Duisburg-Essen. Dort arbeitet er unter anderem mit seinem Team daran, bessere und deutlich empfindlichere Schnelltests, beispielsweise für das Coronavirus, zu entwickeln. Vor Kurzem hat er den internationalen Raman-Innovationspreis erhalten.

Herr Professor Schlücker, wie würden Sie einem Laien Ihre Forschung beschreiben? Wir betreiben sowohl Grundlagenforschung („Wie funktioniert das?“) als auch angewandte Forschung („Was kann ich damit machen?“). Die Physikalische Chemie untersucht chemische Fragestellungen mit physikalischen Methoden. Hierzu setzen wir die Raman-Spektroskopie als Laser-Technik ein, die ich bei Professor Wolfgang Kiefer in Würzburg von der Pike auf gelernt habe. Hiermit erhält man einen „molekularen Fingerabdruck“ – man lernt aus dieser Art der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie etwas über die Zusammensetzung und die Struktur einer chemischen Probe. Zudem setzen wir auch Methoden der Nanotechnologie ein, um Nachweisreagenzien herzustellen und unsere optischen Molekülsignale zu verstärken.

 Was mögen Sie besonders an Ihrer Arbeit? Als Hochschullehrer hat man das große Privileg sehr selbstbestimmter Arbeit, in der man eigene Ideen in Forschung und Lehre umsetzen kann. Kreativität, Diskussionen und der Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestimmen meine Arbeit. Zudem bin ich ständig von jungen motivierten Leuten umgeben, die mich fordern und die ich auf ihrem weiteren Werdegang – sei es die Bachelor- oder Masterarbeit, die Promotion oder als Postdoc auf dem Weg zur Professur – als Mentor begleite und fördere. Außerhalb der Universität engagiere ich mich in dem von mir initiierten Projekt „experimentamus!“ für die Begeisterung von Grundschulkindern für die Naturwissenschaften Chemie und Physik.

Können Sie uns ganz kurz Ihren neuartigen Corona-Selbststest beschreiben? Welche Herausforderungen haben sich aus Ihrer Sicht hierbei ergeben? Die rote Farbe auf den Kontroll- beziehungsweise Testlinien bei Corona- aber auch Schwangerschafts-Schnelltests geht auf Nanogold, also Goldnanopartikel zurück. Diese kann man mit dem bloßen Auge erkennen. Solche Schnelltests sind generell einfach durchzuführen, robust und schnell. Ihr zentraler Nachteil ist allerdings ihre geringe Empfindlichkeit: Obschon der Test positiv ist, sieht man das rote Nanogold nicht mehr mit dem Auge. Das produziert sogenannte Falsch-Negativ-Resultate, das heißt: obschon positiv, wird er aber fälschlicherweise als negativ deklariert. Wir nutzen chemisch modifiziertes Nanogold in Kombination mit einem Laser-basierten Auslesefahren, für das wir eigens ein kompaktes und schnelles Auslesegerät konzipiert und gebaut haben. In klinischen Proben haben wir noch Herausforderungen für die Zukunft vor uns: Wir sind jetzt so empfindlich, dass man auch sieht, wie die Nanopartikel mit der komplexen biologischen Matrix wie beispielsweise Serum interagiert und sogenannte nicht-spezifische Bindungen verursachen. Zur Lösung dieser Problematik haben wir bereits erste Lösungsansätze entwickelt.

Welche Eigenschaft sollte man in Ihrem Beruf unbedingt mitbringen? In der Forschung sind Neugier und Kreativität sowie Zielstrebigkeit in Kombination mit Ausdauer notwendig. In der Lehre muss man Spaß am Erklären haben, sein Wissen und die Sachzusammenhänge übersichtlich und verständlich kommunizieren können und sich in die Lage der Lernenden reinversetzen können. Hilfreich sind zudem sicher Eigenschaften wie mentale Flexibilität, Führungsqualitäten und Organisationstalent.

An welches Erlebnis aus Ihrer Zeit an der JMU erinnern Sie sich besonders gerne? Als ich meine jetzige Frau Uta-Maria in meiner Studienzeit auf der Geburtstagsfeier unseres späteren Trauzeugen im sogenannte Fuxbau der Akademisch-Musikalischen Verbindungen (AMV) Würzburg in der Valentin-Becker-Straße kennengelernt habe. An Erfolgserlebnisse im Zusammenhang von Prüfungen sowie Preise für Leistungen in Studium und später Wissenschaft, zuletzt den Röntgen-Preis der JMU, erinnere ich mich auch sehr gerne zurück.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied im Alumni-Netzwerk der Universität? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über www.alumni.uni-wuerzburg.de zu registrieren! Hier finden Sie auch die bislang veröffentlichten Interviews mit Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel

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