Intern
  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Traumstudium in der Traumstadt

09.05.2017

Hadi Al Tawil aus Syrien ist einer der rund 2.300 ausländischen Studierenden, die aktuell an der Uni Würzburg eingeschrieben sind. Wenn er über die Medizin und über die Domstadt spricht, strahlen seine Augen. Für ihn stand schon als Kind fest: "Ich will Arzt werden."

Am Universitätsklinikum Würzburg fühlt er sich sehr wohl und er ist froh, dass er hier Medizin studieren kann: der Syrer Hadi Al Tawil (Foto: Judith Küfner).
Am Universitätsklinikum Würzburg fühlt er sich sehr wohl und er ist froh, dass er hier Medizin studieren kann: der Syrer Hadi Al Tawil (Foto: Judith Küfner).

Schon während seiner Schulzeit wusste der heute 23-Jährige: Ich gehe ins Ausland! Weg von den festgefahrenen Linien in seinem Land. Mehr aus sich und den eigenen Fähigkeiten machen, Abenteuer erleben. „Anfangs war Deutschland schon ein bisschen mysteriös für mich“, erzählt Hadi Al Tawil und lacht. Da er auf einer amerikanischen Schule war, habe er sich mehr mit Kanada und den USA beschäftigt.

Auf eigenen Wunsch hin ist er in der zehnten Klasse nach Saudi Arabien gegangen, um dort die Schule zu besuchen. Die Aufnahme war nicht einfach: Englisch beherrschte er nicht wirklich. Das wurde an seiner alten Schule nicht gelehrt. Trotzdem versuchte er sein Glück. „Ein Lehrer dort hat mir eine Prüfung gestellt, die habe ich bestanden“, so der Medizinstudent. Ein erster Schritt in Richtung Ausland war mit der Aufnahme an der amerikanischen Schule gemacht.

Große Hilfe vom International Office

Für Deutschland hat er sich dann mit einer Pro-und-Contra-Liste entschieden. Für die Universität Würzburg ganz bewusst. „Nirgends sonst hat man mir so sehr geholfen. Das International Office hat alle meine Fragen beantwortet“, sagt der junge Mann. „Und es waren sehr viele Fragen“, so Hadi weiter. Die Mitarbeiter hätten ihn in seinem Vorhaben immer bestärkt. Für diese Hilfe sei er sehr dankbar.

Seit gerade einmal vier Jahren ist der gebürtige Syrer in Deutschland. Wenn er erzählt, denkt man, dass er viel länger hier sei. Beinahe perfekt sind seine Sprachkenntnisse. „Ich habe Tag und Nacht gelernt. Wie ein Vampir habe ich manchmal die Sonne nicht gesehen.“ Er habe seine Chance nutzen wollen, etwas aus seinem Leben zu machen.

Aus Überzeugung ins Ausland

Gründe, seine Heimat zu verlassen, habe es viele gegeben, wie er sagt. Deutschland habe ihm in den paar Jahren mehr gegeben als sein Herkunftsland in den Jahren davor. Nach Syrien zurückkehren? Das könne er sich nicht vorstellen. „Es war aus Überzeugung, dass ich im Ausland leben wollte. Mit meinem Medizinstudium und meinem späteren Beruf als Arzt will ich etwas an Deutschland zurückgeben“, sagt Hadi.

In Würzburg hat sich der 23-Jährige von Anfang an wohlgefühlt. Viele Freunde habe er gefunden und Hobbys, die ihm Spaß machen. Seine Familie fehle ihm aber sehr. Besonders die kleine Schwester. Da das Reisen als gebürtiger Syrer sehr kompliziert sei, habe er seine Verwandten schon zwei Jahre nicht mehr gesehen.

Geprägt vom Vater

Es sei eine richtige Klischeegeschichte, wie er zur Medizin gekommen sei, sagt er und lacht. „Mein Vater ist Arzt. Als Kind habe ich ihm oft zugeschaut.“ Vielleicht habe er auch einfach nichts anderes gekannt und wollte deshalb Mediziner werden, überlegt der Student. „Aber mir lagen die naturwissenschaftlichen Fächer. Ich hatte immer gute Noten.“

Anderen Menschen helfen und forschen: Das sei das Richtige für ihn, so der Student. Im vergangenen Jahr konnte der Syrer bereits ein Leben retten, als er zum Stammzellenspender wurde. „Als ich den Anruf bekam, dass ich als Spender für eine Patientin mit Blutkrebs in Griechenland in Frage komme – da habe ich nicht lange überlegt.“ Es habe ihn gefreut jemanden helfen zu können. Er wolle alle Studierenden dazu animieren, sich bei der Stammzellspende registrieren zu lassen. „Es ist unglaublich, dass man mit so einfachen Mitteln ein Leben retten kann“, sagt Hadi.

Neurochirurg als Traumberuf

In welche Fachrichtung er einmal gehen wird? Da war sich der Student lange nicht ganz sicher. „Anfangs wollte ich in die Forschung. Deshalb habe ich viel gelesen, besonders im Bereich der Genetik“, erinnert er sich.

Während des Studiums habe er dann aber festgestellt, dass es etwas komplett anderes sei, die Forschung selbst zu betreiben. Lesen war irgendwie spannender. Nur im Labor arbeiten, pipettieren und den ganzen Tag zu sitzen: Das war ihm dann zu "aktionslos", wie er selber sagt.

Nach seinem Pflegepraktikum habe er aber eine Richtung in der Medizin gefunden, die ihm sehr gefällt: Neurochirurgie. „Man kann Operationen durchführen, Studenten betreuen und Forschungen betreiben“, erzählt Hadi begeistert. Als Arzt dieser Abteilung sei man immer in Bewegung. „Das ist mein Traum.“


Die Universität ist international. Um das zu zeigen, porträtiert einBLICK in einer kleinen Reihe einige ausländische Studierende. Bisher erschienen:

Jianyu Jiao aus China

Giulia Marcuzzi aus Italien

Aneta Bergner aus Litauen und Habilitand Rafal Pokrywka aus Polen

Taylor Stofflet aus den USA

Pilar Endara aus Kolumbien

Shama Busha Pongo aus der Demokratischen Republik Kongo

Joseph Skaf aus Syrien

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