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Transkription und digitale Edition von Jean Pauls Exzerptheften Vorgelegt von: Sabine Straub, Monika Vince und Michael Will, unter Mitarbeit von Christian Ammon, Kai Büch und Barbara Krieger. Universität Würzburg. Arbeitsstelle Jean-Paul-Edition (Leitung: Helmut Pfotenhauer) Förderung: Fritz Thyssen Stiftung (11/1998-12/2000) und Deutsche Forschungsgemeinschaft (01/2001-12/2005) Transkriptionsgrundlage: Nachlass Jean Paul. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Fasz. Ia, Band 6 Bearbeitungsschritte:
[Titelblatt] Verschiedenes, aus den neuesten Schriften. Sechster Band. Hof, – –. 1780.
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[Manuskriptseite 2.] selbst sieht alles individuel, es bedient sich keiner algemeinen Begriffe, welche nur Hülfsmittel für eingeschränkte Fähigkeiten sind. Die menschliche Seele kan nur eine sehr geringe Anzahl von Gegenständen zugleich unmittelbar klar vor sich versamlen; sie ist daher genöthigt, ihre Vorstellungen zu theilen, zu zertrennen, wenn sie einige ihrer gegenseitigen Verhältnisse auffassen wil; und diese Verhältnisse (damit sie nicht, gleich wechselnden Schatten, an ihr vorbei gleiten, in einander fliessen und verschwinden) mus sie ferner in Zeichen gestalten, und sie auf diese Weise in der Einbildung befestigen. Es ist demnach das Vermögen, algemeine Begriffe zu bilden und zu vergleichen, als eine Methode zu betrachten, wodurch unsre Seele das Unvermögen ihrer Vorstellungskräfte unterstüzzet. Im Grunde ist alle und iedwede Erkentnis, wenn sie auch an einer Kette von hundert Schlüssen hängt, nichts anders als eine blosse Perception. Die Erfindung des algemeinen Gesezzes der Schwere, oder der Differential=Rechnung, muste, von Stuffe zu Stuffe, durch ganz einfache Handlungen der Seele geschehen; und so ist es mit allen Entdekkungen neuer Wahrheiten beschaffen. Die Seele erblikt alsdenn ein noch nicht gesehenes Merkmal in einer Todal=Idee. Auch sind alle unsere Begriffe überhaupt, ie volständiger sie sind, ie wahrer, und wir begehen niemals einen Irthum, als wann wir in unsern Vorstellungen etwas auslassen.
[Manuskriptseite 3.] Nun wil ich sagen, was ich für einen Sin ich mit dem angezognen Herderischen Saz verbinde. Die mit Kunsttrieben begabten Thiere können ihre enge Sphäre anschauend umfang**en umfassen. Ihre unendlich feinen Sinne durchdringen alle Theile derselben, und ein iedweder Gegenstand ihrer Vorstellungen, ist zugleich Gegenstand ihrer physischen Bedürfnisse; Perzeption und Affektion durchdringen sich einander in ihrer Seele. Hindurch mus die Beziehung ihrer kleinen Welt auf ihre Erhaltung in allen Theilen direkt, und die Verhältnisse dieser Theile unter einander für sie palpabel werden. In einer solchen Ökonomie sind eben so wenig Irrungen, als neue Erfindungen möglich; alles ist mit einem male erblikt und angewandt. Folglich ist auch iedwede Fähigkeit eine volkommene Fertigkeit; denn zu Hervorbringung dieser ist nur dann eine Übung nöthig, wenn entweder mehrere Verbindungen zulässig sind, wodurch eine gewisse Vorstellung einen höhern Grad der Klarheit und Würksamkeit erhalten kan, oder wann der Thätigkeit dieser Vorstellung Hindernisse im Wege stehen, die durch wiederholte Anstrengung weggeschoben und weggeschliffen werden müssen. Beides findet in dem angenommenen Falle nicht stat. Iede Vorstellung, iede Verbindung derselben untereinander ist hier ein unmittelbares Werk der Natur. Da sind keine entgegengesezte, keine der andern zuwiderlaufende Bestrebungen; alles fliest, alles stöst in einen Punkt zusammen. Wie viel zur Ausübung der Kunstfähigkeiten die ganze mechanische Einrichtung des thierischen Körpers beitrage, verdient besonders erwogen zu werden.
[Manuskriptseite 4.] Der blosse Mechanismus, von dem leitenden Reize der Empfindung abgesondert, vermag schon für sich die wunderbarsten Erscheinungen hervorzubringen: dieses sehen wir an den unwilkürlichen Bewegungen, welche er in den thierischen und vegetabilischen Körpern zum Vortheile ihrer Natur erregt. Man beobachtet in beiden nicht nur eine bewundernswürdige Übereinstimmung in der Richtung ihrer verschiednen Kräfte zu Erhaltung des Ganzen, sondern auch eine zwekmässige Abweichung von den gewöhnlichen Regeln nach Erfordernis der Umstände, dergestalt, daß man von den organischen Maschinen gewissermassen sagen dürfe, sie bedienten sich allerhand Kunstgriffe, um ihre Entwikkelung, den sich ereignenden Hindernissen zum Troz, fortzusezzen, oder daß in einem ihrer Theile gekränkte Interesse ihrer Natur, durch neue Hülfsmittel, so viel möglich, wieder zu herstellen. Folgende Beispiele mögen die Sache erläutern. – Eine Bohne, welche verkehrt gepflanzt worden, biegt ihre Wurzelfäden von oben in die Erde hinunter, und den Keim von unten herauf. – Ein Spargel, den ein vorliegender Stein gerade aufzuschiessen hindert, krümt seinen Kopf einwärts, und erhält ihn unbeschädigt. – Ein Baum, den man in einer Entfernung von 4 Fus einer Mauer gegen über ansezt, *...* lenkt seinen Stam nach und nach von der Mauer ab, damit er Raum zu Ausbreitung seiner Zweige gewint. –
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[Manuskriptseite 5.] Mutterleibe bewegt sich das Kind wilkürlich auf macherlei Weise. Wenn man nach seiner Geburt ihm einen Finger zwischen die Lippen legt, so saugt es daran. Bei zunehmenden Kräfte biegen seine Finger sich mechanisch um ieden Gegenstand, womit man die inwendige Fläche seiner Hand berührt. Es spattelt mit seinen Gliedern in der Freude, es ringet sie in der Angst. Kurz, eine iede Vorstellung unsrer Seele ist von einer Bewegung in unsern feinern Organen begleitet: enthält die Vorstellung den Grund zu einer Gemüthsbewegung, so werden die Muskeln bis zu den äussersten Theilen des Körpers mit erschüttert: und ist endlich die Ursache der Gemüthsbewegung ausser unserm Körper, so sind diese Bewegungen der äusern Theile desselben (ihrem präformirten Mechanismus, und dem heimlichen Verständnisse der Seele mit ihren automatischen Regungen zu folge) so beschaffen, daß sie die Handlung, welche zu Befriedigung der Begierde erfordert wird, wenigstens anfangen, wenn sie gleich zur Volbringung derselben nicht gleich hinreichend sind. Man verknüpfe mit der Anwendung dieser Betrachtungen auf die kunstfertigen Thiere die Beobachtung ihrer besondern Organisation, und das Ausserordentliche in ihren Handlungen wird minder wunderbar scheinen. "Es ist unläugbar, sagt Reimarus, daß die meisten natürlichen Kunstwerkzeuge der Thiere, an sich, etwas mehr als eine blosse entfernte Möglichkeit ihres Gebrauchs enthalten. Denn es sind 1) viele besondere Werkzeuge, deren indes zu sein gewissen Verrichtungen eingerichtet und geschikt ist; da wir Menschen von Natur nur ein einzigs algemeines Werkzeug aller Werkzeuge, die Hände, am Leibe tragen. 2) Sind die thierischen Werkzeuge
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[Manuskriptseite 7.] sind, da sie hiezu schon innerlich durch ihre Bewegungs=Muskeln genauer determinirt, ia geschlank und willig gemacht sind, folglich auf ihren rechten Gebrauch führen und die Kunsttriebe erleichtern. Dann kan die Empfindung in demselben ihre Bewegungskräfte fast zu keiner andern Bewegung reizen, als welche ihrer innern Einrichtung gemäs ist. Denn diese wird den Thieren leicht und angenehm, die gegenseitige aber mühsam oder wol gar mühs schmerzhaft, werden." S. Reimarus Betrachtung über die Tribe der Thiere §. 129 – – – ferner §§. 128. 132
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[Manuskriptseite 7.] de unverbesserliche Handlung. Auf diese Weise schreiten die Thiere, getrieben durch den Reiz des angenehmen und unangenehmen Gefühls, und vermöge der harmonierenden Wirkungen und Gegenwürkungen ihrer materiellen und immateriellen Natur in ihrem Werke regelmässig fort, und durchlaufen ihre Sphäre. – Aus dem iezt Gesagten werden sich demnach die Kunstfähigkeiten der Thiere nebst ihren wilkürlichen Abweichungen nach Maasgab der Umstände, aus dem lebendigen Mechanismus, aus der bestimten Bildung ihrer Gliedmassen, aus der Schärfe ihrer Sinne, aus der, der Beschaffenheit ihrer engen Sphäre genau angemessenen Organisation ihrer ganzen Maschine, und aus der Fähigkeit über die Gegenstände ihrer Vorstellungskraft anschauend zu raisonniren, verständlich erklären lassen. – Zum Überflusse könte man noch annehmen, daß diese Thiergattungen einer lebhaftern unterscheidenderen Vorstellung von den Beschaffenheiten und dem Zustand ihres Körpers fähig sind, als wir Menschen – wie solches auch Reimarus gemuthmasset hat. –" Seit. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111.
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[Manuskriptseite 8.] mit einander gemein haben, samlen und vereinigen; das aber zurüklassen, wodurch sie sich von einander unterscheiden. Wir erheben uns auf diese Art zu dem Ideale eines volkommenen Menschen, der nicht im ganzen, aber stükweis in den Individuis des menschlichen Geschlechts existirt. Seine äussere Gestalt kündigt die Vortreflichkeit seiner Natur an, und erregt durch die richtigsten Verhältnisse der Theile die Empfindung der höchsten sichtbaren Schönheit. Sein innerer Bau stimt zu der volkommensten Gesundheit überein; alle Geschäfte des körperlichen Lebens werden ungestört verrichtet; und entweder von gar keiner oder von angenehmen Empfindungen begleitet. Durch sinliche Werkzeuge, deren Einrichtung ihrer Bestimmung entspricht, stralen die äussern Obiekte bis in das Innerste seines Gehirns, und mahlen da die Natur, nicht wie sie ist, sondern wie es ihm bei den Verhältnissen, worin er mit den übrigen Wesen steht, zuträglich ist, daß er sie sehe. Die Idee der rothen Farbe hat nichts gemein mit einem weniger gebrochnen Strale, der aus sieben Theilen des ganzen Strals abgesondert wird. Es ist ihm oft vergönt die Täuschung zu entdekken und die Natur zu erblikken wie sie ist. Aber so bald die Obiekte erscheinen, so löschen ihre lebhaften Bilder die schwachen Vorstellungen der Spekulation, und in der Anwendung dient ihm der Schein besser, als die Wahrheit. Seine Seele betrachtet die sich immer folgenden Bilder, bald von den Obiekten mit feurigen Farben gemahlt, und bald durch verwandte Bilder oder innere Bewegungen mit schwächerm Lichte erneuet. Diese Bilder Unter Bildern werden alle sinliche Ideen verstanden. sind ihr eigentlicher Reichtum,
[Manuskriptseite 9.] die Materialien, aus denen sie alle ihre Gebäude von Schlüssen oder von Fantasien errichtet. Sie kan keine neuen hervorbringen; über die aber, welche die Obiekte einmal gemalt haben, übt sie eine unumschränkte Gewalt aus. Sie erhält die, welche bereit sind zu verschwinden; sie giebt denen, welche innere Ursachen schwach erneuern, den Glanz, den sonst nur die Obiekte geben; sie läst das Bild verschwinden, und erhält davon nur einen Theil. Auf diese Art erhält sie von mehrern Bildern nur die Theile, die sie mit einander gemein haben, und bildet daraus einen intellektuellen Begrif. Sie vergleicht Begrif mit Begrif. Sind zween Begriffe von einander zu weit entfernt, so vergleicht sie ieden mit einem Mittelbegriffe, und urtheilt hernach von ihrer Ähnlichkeit oder Verschiedenheit untereinander. Von Vergleichung zu Vergleichung dringt sie bis zu den entlegensten Wahrheiten. So fand Newton, daß die Kraft, welche macht, daß eine Frucht vom Baume fält, dieselbe ist, welche den Mond in seiner Bahn erhält. –" Seit. 147. 148. 149.)
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[Manuskriptseite 10.] wird als ein Gut gesucht, wenn er als Mittel in einen solchen Begrif hineintrit; so wie ein an sich mishelliger Ton, wann er in einen vollen Akkord stimt, wollautend wird, und die Symphonie des Ganzen erhöht. Wie oft wiegt in der Wage des Willens der intuellekte Begrif von Gesundheit den Schmerz einer chirurgischen Operation auf? –" Seit. 150.
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[Manuskriptseite 11.] äussern Theile haben ihre richtigen Verhältnisse gegen einander verloren, und sie werden sie noch w mehr verlieren, wenn die Geschäfte eines gewissen Standes, angenommene Gewohnheiten, s* oft wiederholte Ausdrükke innerer Empfindungen und Leidenschaften seinem Körper die Züge einer unterscheidenden Physionomie werden eingeprägt haben. Seine innern Theile sind in ihrem Baue eben so mangelhaft. Unvermögend die nährende Materie durchaus zu verwandeln, lassen sie ihr vieles von ihren fremden Eigenschaften. Diese Materie, durch den Kreislauf in das innere Gewebe der Glieder geleitet, um darin den unaufhörlichen Abgang zu ersezzen, theilt ihnen ihre Eigenschaften mit, und entfernt sie dadurch von ihrer Natur. Aus diesen Abweichungen, die durch den Einflus des Klima vermehrt werden, entstehen alle die mannigfaltigen Schattirungen vom Temperament, deren iedes menschliche Individuum seine eignen hat. Auf einen gewissen Grad getrieben, verursachen sie Krankheiten, die das Leben verbittern, und zulezt die, welche es endigt. –" Seit. 153. 154. 155.
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[Manuskriptseite 12.] hervor. Man hat bemerkt, daß der beste Keim, wenn er immer wieder in denselben Boden gesäet wird, auf dem er gewachsen ist, endlich seine Güte verliert; sie aber behält, wenn man ihm so oft einen andern Boden giebt. Böden von entgegengesezten Beschaffenheiten vernichten eines des andern Einflus, die bildende Kraft findet in ihnen keinen Widerstand mehr, und sie nähert ungehindert die Pflanze ihrer natürlichen Volkommenheit. Solte nicht hieraus folgen, daß die diätische Regel falsch ist, welche indem Menschen die Nahrung als die zuträglichste für ihn vorschreibt, die sein Boden trägt? Die Früchte und Thiere, welche einerlei Land mit ihm hervorbringt, weichen auf einerlei Seite mit ihm von der Volkommenheit ab. Durch die Nutrition in sein Innerstes aufgenommen, ziehen sie sein Temperament immer mehr zu der Extremität hin, zu der es sich ohnedem schon neigt. Die Produktionen hergegen, die unter einem entgegengesezten Himmelsstriche erzeugt sind, entfernen sich auf der andern Seite von ihrer Natur. Als Nahrung gebraucht, ziehen sie sein Temperament zu der Extremität hin, die der entgegengesezt ist, zu der es sich von selbsten neigt, und nähern es folglich der Mitte, worin die Volkommenheit liegt. Ein würksames Mittel, fehlerhafte Temperamente zu bessern, wäre vielleicht, solche Nahrungsmittel für sie auszusuchen, die ihre Fehler durch entgegengesezte Fehler zu vernichten suchten. Man findet, daß Leute, die immer in einem sehr engen Zirkel leben, dadurch eine Individualität erlangen, die oft an die Karrikatur gränzt; daß hergegen der Umgang mit Menschen von allen Ständen, von allen Ländern, von allen
[Manuskriptseite 13.] Denkungsarten den Sitten Eleganz, und den Begriffen Ausdehnung giebt. Die Superiorität der Europäischen Nationen über alle andern Völker der Erde entsteht gewis grossentheils aus der genauen Verbindung, in der sie ihres politschen Interesse wegen mit einander stehen, und aus dem unaufhörlichen Wechsel ihrer Produktionen und ihrer Begriffe, den Luxus und Wissensbegierde veranlassen, und den Schiffart und Drukkerei so sehr bei ihnen erleichtern. Ie mehr alle Völker der Erde durch Umgang und Handlung sich vermischen werden, ie mehr werden ihre Abweichungen einander aufheben; mit gegeneinander würkenden Kräften wird iede die andere zu der Extremität hinziehen, zu der sie sich selbst neigt, und alle werden dadurch sich dem Mittelpunkt nähern, in welchem die Volkommenheit der algemeinen menschlichen Natur liegt. –" Seit. 160. 161. 162. 163.
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[Manuskriptseite 14.] auf dem Stam eines wilden Baumes. Diesem Zeitpunkt ist das glükliche Chinesische Reich am nächsten – wenn die Einwohner auch sonst kein Verdienst darum hätten, als daß sie, wie der Iesuite Noel berichtet, um das Reich mit geschikten und tugendhaften Menschen zu bevölkern, gleich bei der Einbildungskraft der Schwangern anfangen, indem sie ihnen alle Gelegenheit abschneiden, etwas häsliches, unanständiges, lasterhaftes pp. zu sehen oder zu hören, vielmehr sie mit dem Schönen, mit der Tugend, und den lebhaftesten Bildern davon unterhalten – wir andern alle sind noch nicht so alt, Ein ganz neues Argument ad hominem von dem Alterthume der chinesischen Zeitrechnung. – also können wir auch vor der Zeit nicht Wunder verlangen, aber wir können doch in dem Zustand, in welchem wir iezt sind, glüklich sein und die Staaten können dabei blühen. –" Seit. 328.
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[Manuskriptseite 15.] haft zu werden – ohne Genugthuung – sich Gottes Wohlgefallen und Liebe wieder erwerben können? – Wenn dem Heiligsten der aufrichtige Abscheu eines solchen vor seinen Sünden nicht misfallen kan, solte der Algütige sie nun nicht erlassen, und ihm seine Huld von iezt an gönnen? – Wir fragen, ob der Gott, der nach Mosis Bericht um 10. Gerechter willen, eine Menge von Bösen retten wil, nicht auch einen Tugendhaften, um 100. guter Handlungen willen, 10. Übereilungen oder Schwachheitssünden zu gut halten werde? –" Seit. 404.
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[Manuskriptseite 16.] die der Erkäntnis und Empfindung der Wahrheit und Tugend nicht sehr günstig sind, seufze, kurze Zeit nur hier walle, und im Anfang seines Lebens gar nicht einmal moralisch handle; daß der Gotlose, wenn gleich häufig, doch nicht immerfort, und darunter auch nicht immer geflissentlich und muthwillig sündige, durch seine Sünden Gottes – des Allerhöchsten, Algenugsamen – Ehre und Glükseeligkeit nicht kränke, denselben ungeachtet, doch hier in der Kette der Wesen nicht immer ein ganz unnüzzes; noch der Geselschaft hier schädliches, Glied sei, auch hier schon theils die natürliche unangenehme Folgen mancher seiner Sünden, theils öfters anderweitige Bestrafungen wegen derselben, auszustehen habe – dies erwäge man, und denke sich die Hölle – ewig! –" Seit. 407.
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[Manuskriptseite 17.] lich sind? Sie sind wirklich für ihn; dies ist ihm genug. Er ist in diesem Falle so glüklich als in ienem. – Dies ist also wieder ein neues, noch ungekantes, Gute, daß der Schöpfer uns durch das Träumen wiederfahren läst. Wie mancher Elende dem wird durch Träumen wieder in den Zustand der Glükseeligkeit ( durch Einbildung ) versezt, dem er zustrebte. Wie heiter, wie frölich wird er! Er vergist's Elend und geniest's Gute! Dank dem Schöpfer! – der auch dem Elendesten nie alle Stralen des Glüks, das Menschenherz wünscht, entzieht! –" Seit. 101.
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[Manuskriptseite 18.] Allein es ist auch nicht nöthig, daß ieder Mensch den Umfang aller Tugenden besizze. Ieder Stand hat die seinige, die man ihm eigen nennen kan, die man nur von denen fodert, so diesen Stand bekleiden. –" Seit. 221. 222.
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[Manuskriptseite 19.] an ihnen bemerkt, niemals einen üblen Geschmak verrathen, da solches doch den gesitteten Völkern begegnet. Dieses kömt ohne Zweifel daher, weil die ersteren nur den ungestümmen Bewegungen ihrer Seele folgen, ohne daß bei ihnen etwas ausserwesentliches, auf Verabredungen gegründetes, sich mit dem Rufe der Natur vermischt. Der üble Geschmak kan nicht leicht anders wo stat finden, als bei einem Volke, daß sich zu einer grossen Geselschaft verbunden hat; dessen natürliche Geistesfähigkeiten durch Üppigkeiten, Laster, übertriebne Eitelkeit, und durch eine geheime Begierde verdorben sind, zu iedem Gegenstand, oder zu iedem Begrif etwas hinzuzuthun, um den natürlichen Eindruk, welchen dieser Gegenstand vermehren machen mus, zu vermehren. Der Gedanke des Wilden ist vol Einfalt, wie seine Sitten, und sein Ausdruk einfältig und rein, wie sein Gedanke: es gattet sich nichts Fremdes damit. Aber ein durch die aus der Geselschaft nothwendig fliessenden Laster schon verdorbnes Volk, welches, bei der Anstrengung sich zu unterrichten und das Ioch der Barbarei abzuschütteln, noch nicht Zeit gehabt hat, zu dem Grade der Verfeinerung zu gelangen, den man Geschmak nent; oder ein Volk, das durch einen nicht weniger nothwendigen Hang, nachdem es den Geschmak gefunden, sich wieder davon entfernt, wil nicht nur seine Gedanken und Empfindungen mahlen, es wil auch in Verwunderung sezzen und überraschen.
[Manuskriptseite 20.] Immer fügt es der Sache selbst etwas Fremdes bei. Auf diese Art weicht alles von der Natur ab, und kein Gegenstand wird so dargestelt, wie er ist. –" Seit. 307. 308.
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[Manuskriptseite 21.] nem rechten und ganzen Zusammenhange ein; es ward bei ihnen System. Natürlicher Weise musten sie daraus verschiedne andre Wahrheiten herleiten, und nach den Umständen auch anwenden, die mit den, bereits erkanten, in Verbindung standen; ob sie gleich Christus nicht ausdrüklich erwähnt, noch seine Lehrsäzze bis dahin, wenn man so sagen kan, determinirt hatte. Aus diesem Schazze der Erkentnis wählten sie das zum Vortrage, was die Gelegenheit, der Zwek, die Lage, Denkungsart und sitliche Beschaffenheit ihrer Leser oder Zuhörer erforderte. Sie kommentirten Iesu Lehren nicht, welche vielen unter den ersten Christen nicht einmal wörtlich bekant waren; sondern sie trugen das iedes mal aus dem subiektivischen Umfange ihrer eignen Religionserkentnis vor, was nach Zeit und Umständen nöthig war; Den iüdischen Christen zeigten sie die Übereinstimmung ihrer Lehrsäzze mit ihrer sonstigen religiösen Denkungsart, die einzige Art sie ihnen faslich vernunftmässig und mit dem Sin des A. T. konform darzustellen; den Heiden gaben sie solche Erläuterungen, welche wieder zu ihren Grundsäzzen und Denkungsformen ihre eigne Wendung hatten; diesen machten sie auf die sitlichen Folgen des Glaubens, und ienen auf die Absonderung von Irthümern und Vorurtheilen, die er mit sich führte, aufmerksam u.s.w. Das Resultat oder die Konklusion ist für alle Zeiten wahr, wiewol nicht iede davon für alle Zeiten gleich nöthig sein mag; aber ist die Art ihrer Entwikkelung, Anwendung, Beziehung,
[Manuskriptseite 22.] Vergleichung der Religionswahrheiten, immer nur auf den algemeinen Menschenverstand, oder nur auf die damalige Denkungsart und Fassung relativ? Und müssen wir nicht, die wir ihr Religionssystem nun seit Iahrhunderten auch durchgedacht haben, und andern Fassungen, Denkungsarten und Geisterformen selbst haben und vor uns haben, in ihren relativen Vorstellungen nothwendig bleiben? oder ist es der Vernunft und der Religion anständige Weisheit, die christlichen Lehrsäzze in solchen Gesichtspunkten zu zeigen, und mit solchen Vorstellungsarten in Übereinstimmung zu sezzen, welche für die gegenwärtige Lage und Fassung des menschlichen Geistes mehr Licht, Kraft und Gewicht zu haben scheinen? – –" Seit. 120. 121.
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[Manuskriptseite 25.] schaften, wie – mit Allem in der Welt – Wenig schadt wenig – Zuviel ist immer ungesund; und Wasser, das gut zum Trinken ist, taugt nichts in den Schuhen.
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[Manuskriptseite 26.] den – wol bestanden. –" Seit. 64.
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[Manuskriptseite 27.] Wissenschaften verdamt und verworfen werden, und wir müsten wenigstens in allen noch auf den Punkt stehen; wo Noah und seine Söhne stunden, da die Überschwemmung vorbei war. Iede gute Anstalt in der Welt war anfangs Neuerung. Der gröste Beschwerde der Iuden und Heiden wider die Apostel war immer, daß sie Neuerungen einführen und das Gesez ändern so wolten . Algemein ist wenigstens dieser Grundsaz nicht. Sol er aber nach Zeit und Umständen modifiziert werden, wie's billig ist; so kehrt er auch dann seine Beweiskraft gegen die, welche ihn in gegenwärtigen Fal für sich anführen. Das Alte ist so lange gut gewesen – Recht, für die bisherigen Zeiten. Aber die Zeiten haben sich geändert. IEs Es ist iezt mehr Aufklärung des Verstandes da; und man giebt die Religion endlich noch ganz dem Spotte und der Verachtung Preis, wenn man die alte Methode nicht wil fahren lassen. Gut sind also Neuerungen. –" Seit. 77. 78.
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[Manuskriptseite 28.] und alles ist dennoch nur eines. – Es ist besser eins recht, als vieles halb betrachten. Ein wenig reine Wahrheit ist mehr werth, als viel mit Irthum vermischt. – Des Zuschauers uneingedenk, unwissend, daß sie handelt, handelt die Einfalt. Im Kinde, das in der Kammer mit seiner Puppe spielt, keinen Zuschauer denkt, der es segnet, oder neidet – – da seh' ich dich, Einfalt! Ziel und Seele der Tugend! Und in dir, schöne, sanfte, anmuthige Taube, wenn du vor mir im Lichte der Abendsonne wandelst, nicht denkest, wie schön du bist, du staunt gleich mein Auge deinen wallenden Farbenglanz an. – Eigentlich ist ieder *...* Mensch eine besondre eigne Religionsparthei. Alle sehen dieselbe Sonne, aber keiner im Punkte des andern. Alle Gottesehrer ehren denselben Gott, aber keiner im Standpunkte des andern. Ieder verehrt und ieder erfährt ihn auf eine besondre Weise. – – Viele Lichtstralen in gerader Linie erhellen; auf einen Punkt zusammengezogen, erwärmen. Viele Wahrheiten, neben einander gestelt, erleuchten, auf einen Punkt gerichtet, entflammen. – Der Mensch ist nicht um der Bibel, sondern die Bibel um's Menschen willen. – – Du sprichst von verschiednen Eigenschaften Gottes. Was weist du? sind sie mehr als ein Lichtstral, den das Prisma* deiner Kurzsichtigkeit in 7. Farben gestaltet? Gottes Strafgerechtigkeit, was ist sie anders als Liebe, die den Fehlbaren durch Leiden vervolkomnet? –" Seit. 13. 14. 15.
[Manuskriptseite 29.] [Ia-06-1780-0074]
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[Manuskriptseite 30.] [Ia-06-1780-0080]
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[Manuskriptseite 31.] Menschheit in allen Verzerrungen ist immer noch bewundernswürdige Menschheit. Kein Mensch hört auf Mensch zu sein, und wenn er auch noch so tief unter die Würde der Menscheit hinabzusinken schiene: so wenig ein Thier Mensch wird, wenn es gleich in manchen Geschiklichkeiten den Menschen überträfe.
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[Manuskriptseite 32.] in die noch durchscheinende Menschheit verliebt zu sein! Ewiger, einziger Vater aller Liebe und Menschheit, wie mus dir beim Anblikke der schlimsten Menschen zu Muthe sein! Was must du noch in ihnen entdekken! Ist wol einer ohn' allen Zug deines Ebenbildes Iesus Christus? –
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[Manuskriptseite 33.] ganz verschiednen Klasse zu sein schienen – tod, am zweiten Tage nach ihrem Sterben war das Profil des einen dem Profil seines ältesten und das Profil des andern dem Profil seines dritten Sohnes frappant ähnlich. Freilich stärker und nach dem Mahlerausdruk härter; aber auch hier verlor sich am dritten Tage etwas von der Ähnlichkeit. –
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[Manuskriptseite 34.] Ebenbild Gottes sah' ich unter den Trümmern der Verwesung hervorglänzen, muste mich wenden, schweigen und anbeten. Ia du bist nah, bist nah, Herlichkeit Gottes! auch in den schwächsten, fehlervolsten Menschen! Wenn das dürre Holz noch so blühn kan, wie wird das grüne? – – –" Seit. 345. 346. 347.
[Ia-06-1780-0090]
[Ia-06-1780-0091]
[Manuskriptseite 35.] Nicht findest! dennoch überfliegst
[Manuskriptseite 36.]
[Manuskriptseite 37.] Und Bleinatur und Stumpfsin dem unbeholfnen Seit. 364. 365.
[Manuskriptseite 38.] [Ia-06-1780-0092]
[Ia-06-1780-0093]
[Ia-06-1780-0094]
[Ia-06-1780-0095]
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[Manuskriptseite 39.] litischen Sprache nicht die innere Gesinnung, sondern eine Auswal, ein äusserlicher Verzug u. s. w. dadurch angedeutet wurde. – $$$ wird nie von fremden Gözzen in der Schrift gebraucht: – $$$ bedeutet nicht Verwesung als vielmehr Gruft." Seit. 168.
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[Manuskriptseite 40.] beschwören? Wer hat Recht, einen Eid darüber zu fodern, und wer darf den Eid so misbrauchen? – Und kan man denn durch Abnehmung dieses Eides die wahre Gesinnung des Schwörenden erfahren? Sind es nicht oft höchst unwissende Leute, die nichts geprüft haben, und doch schwören; oder solche die blos Gewinstes wegen schwören? und ist es nicht eine Art von Ruchlosigkeit, Leute von dieser Art schwören zu lassen? Denn wer nun irgend zweifelt, ob auch alles in den symbolischen Büchern mit der h. Schrift übereinstimme, (und dergleichen möchten wol unter denen, die selbst geprüft haben, die meisten sein,) und schwört doch: der schwört ia blos um Gewinstes willen. Ungereimt ists, wenn man sagt: man zwinge niemand zum Eide. Denn wenn mit dem Schwören reichliches Auskommen, Wohlstand, guter Ruf, und Errettung von Mangel, mit dem nicht Nichtschwören der Verlust der Nahrung, des guten Namens, und Dürftigkeit und Noth verknüpft ist, ist denn das nicht sehr arger moralischer Zwang? Wer ist gewissenloser der, der den Eid aus Noth ablegt, oder der, der ihn bei aller wahrscheinlichen Vermuthung, daß falsch und ums Brod geschworen werde, dennoch fodert. – Und wozu verpflichtet man denn die Lehrer durch diesen Eid? daß sie iezt alles glauben, was in den symbolisch. Büchern steht? So können sie ia dem Eide unbeschadet bei veränderter Einsicht morgen etwas anders glauben? Oder daß sie immer in Zukunft dasselbe
[Manuskriptseite 41.] glauben wollen? Das ist ia einfältig und ruchlos geschworen. Man kan ia nicht immer in Zukunft dasselbe glauben, wollen was man wil: so lange man liest und forscht und studiert, so lange ändern sich ia auch die Einsichten. Sol etwa der Lehrer nicht weiter forschen; oder wenn er andre Einsichten durch beständiges Forschen, bekömt, sol er wider alle seine Überzeugung bei dem bleiben, was er beschworen hat. Oder verpflichtet sich der Lehrer durch diesen Eid, daß wenn er ia in der Folge anders glauben solte, er doch nur den Glauben nach den symbol. Büchern lehren wolle? So verpflichtet er sich ia in Gottes Namen zur Unwahrheit, zu Lügen, und Heuchelei. Oder verbindet er sich, bei veränderten Einsichten sein Amt niederzulegen? So? Wenns wahr ist, daß Gott die Lehrer beruft, wie's * ia in der Kirche gelehrt wird, wer darf sich's denn unterstehen, sein Amt niederzulegen? und darum sol ers niederlegen, weil er nach seinem Gewissen in der Erkentnis weiter gekommen, und also zum Lehren geschikter geworden ist? Sind noch strafbarere Thoren möglich, als Leute, die einen solchen Eid können schwören lassen? Ist aber der Beruf von Menschen, sol man denn der Kirch' das Amt das Amt aufsagen, und von ihr ausgehen? So hätte Luther ia das zu seiner Zeit auch thun müssen, und in der Kirche, wo er den Doktoreid geschworen hatte, keine Neuerungen anfangen dürfen: und was wäre denn aus der Reformation geworden?
[Manuskriptseite 42.] so müste ia ein solcher Lehrer sich selbst aller Gelegenheit nüzlich zu sein berauben, ein Sektirer werden, und vorsezlich Spaltungen und Religionshas verursachen? Oder verpflichtet er sich endlich ein Lehrer durch diesen Eid, daß er in solchem Falle die Absezzung dulten wolle? Ia, die mus er freilich dulten, weil er wider Gewalt nicht kan; aber zu dieser Dultung verpflichtet ihn der Eid nicht kan, aber mehr und nicht weniger. Wer das Recht hat ihn abzusezzen, der mus's schon ohne den Eid haben, der Eid gibt ihm kein mehrers Recht, als er schon hat. Und warum dringen denn Geistliche und Fakultäten auf diesen Eid? Sie sind's doch nicht, die den Prediger berufen oder absezzen können." – Seit. 183. 184. 185.
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[Manuskriptseite 44.] serer Denkungsart dahin sezzen wollen, wäre nicht an seiner Stelle gewesen, hätte seine Wirkung nicht gethan, nicht thun können. Kinder können nicht als Männer unterrichtet, und rohe, ungebaute, unreife Menschen nicht als feine, nachdenkende und gesittete behandelt werden. In diesem Gesichtpunkte fält aller Anstos, den man darin zu finden meint, hinweg, ia wird zur Weisheit: das Ganze verliert, bei allen darin vorkommenden Dunkelheiten, philosophischen Irthümern und historischen Unrichtigkeiten, nichts von seiner Wahrheit und Würde. –" Seit. 439. 440.
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[Manuskriptseite 45.] Geschäfts, und dessen Ausführung und grosse Wirkungen vor Augen haben und erfahren. Einem ieden bedeutete das Reich Christi des Messias dasienige, was seinen Wünschen und Bedürfnissen am angemessensten war. – Eben dieser Denkungsart waren auch die Offenbarungen und die dazu gewählten Ausdrükke gemäs, welche ihnen Gott vor der Ankunft und Gegenwart des Messias wiederfahren lies. "Ein König sol er werden, über sein Volk herschen, Israel erlösen u.s.w. In dieser Sprache muste auch mit ihnen gesprochen werden, wenn sie's überal verstehen solten; ob sie es schon anfangs eingeschränkt und national verstanden, was einen algemeinern Sin hatte und haben konte. Es war nach d* der Natur der Seele, die nur stuffenweis aufgeklärt werden kan, unmöglich, sie auf einmal aus den eingeschränkten Nationalideen, die sie in alle ihre Religionserwartungen verwebt hatten herauszureissen. – – –" Seit. 444. 445.
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[Manuskriptseite 46.] ia der Natur eines ieden denkenden Wesens zuwider, irgend etwas zu begehren, ohne ein Vergnügen für sich darin anzuschauen? – Ists von Adam her angeerbt, daß wir die Güter und Vortheile dieses Lebens mehr und stärker begehren, als die Güter des zukünftigen? Aber die Erkentnis des Zukünftigen kan uns ia nicht angebohren werden; vor erlangtem Unterricht wissen wir nichts davon; von früh an wacht macht das Gegenwärtige starke Eindrükke auf uns; und nach erlangtem Unterricht wissen wir bleibts noch natürlich, daß diese angewöhnte, starke Eindrükke die schwächern Eindrükke des Zukünftigen überwiegen. Ists angeerbts Sündenübel, daß der Mensch das kleinere Gute stärker begehrt, als das Grössere? Aber von ienem erlangt er ganz natürlich und ohne sein Zuthun früher Erfahrung und Anschauen, als von diesem; und von seiner Geburt an erfährt er, daß die Erfüllung seiner natürlichen Triebe mit angenehmen Empfindungen verbunden ist; ungesucht bekömt er eine sehr anschauende Erkentnis vom Guten, das für ihn mit dem Genusse vieler körperlicher Dinge verbunden ist. An grössern Gütern hingegen, an Erkentnis Gottes, und seiner Pflichten pp. Freude zu haben, dazu gehört Erfahrung und Unterricht, die der Mensch von seiner Geburt an nicht haben, nicht fassen kan, und der gemeine Unterricht ist auch wahrhaftig auf diesen nicht eben weise gerichtet. Oder
[Manuskriptseite 47.] ists angebohrnes Verderben, daß wir so geneigt sind, blos nach sinlicher Erkentnis zu handeln? Aber in den ersten Lebensiahren können wir ia nicht anders, als blos sinlich begehren und verabscheuen; daraus mus ia unvermeidlich eine Fertigkeit, eine Gewohnheit, ein Hang diesen Eindrükken gemäs zu urtheilen, entstehen; die Vernunft reift erst durch mannigfaltige Erfahrungen, welche niemand angebohren sind, und Zeit und Gelegenheit sie zu erlangen erfordern; der Eindruk der Sinlichkeit komt wieder; der Unterricht ist schlecht; die Aussicht aufs künftige dunkler und schwächer als das Gegenwärtige und oft empfundene sinliche, u.s.w. Ursachen genug zu einem grossen und algemeinen Verderben der Menschen, ohne einer Erbsünde dazu zu bedürfen! – In der ersten Anlage sind das überdem auch wolthätige Einrichtungen unsrer Natur, wenn sie gleich oft unrichtig von uns angewendet werden. Die ganze Freude zu sein (und die ganze drauf ruhende Thätigkeit des Menschen) hängt am Genusse des gegenwärtigen und ohne überwiegende Stärke der Empfindungen über die Eindrükke des vergangenen und des zukünftigen würden wir's doch gar nicht geniessen: alle Leidenschaften sind ursprünglich Wohlthaten und unentbehrliche Triebfedern zu unserm Dasein und Wolsein u.s.w. –" Seit. 449. 450.
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[Manuskriptseite 48.] [Ia-06-1780-0115]
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[Manuskriptseite 49.] vom Himmel schikt, der ihnen den Weg dahin, durch seine Lehre, durch seine Ermunterung, durch die Aufopferung seines Lebens selbst, heller, leichter und sicherer machen sol: d. i. der eigentliche Inhalt, der Geist und's Wesen des Christenthums. Es scheint mir offenbar zu sein, daß die Lehre Iesu, indem sie nothwendig alles das in sich schliesset und aufnimt, was irgend zur Reinigung der menschlichen Seele und zur Aufhelfung der Tugend dienen kan, zugleich dies neue und stark wirkende Gewicht der kindlichen Liebe und Zuversicht dazu legt, oder wenigstens solches weit lebhafter und eindringender macht. Den, der dies alles, von solchen Empfindungen durchdrungen, auszuüben sucht, – den heist man einen Christen. – –" Seit. 458. 459.
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[Manuskriptseite 50.] Unwissend mahlt' ein andrer, Seit. 520.
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[Manuskriptseite 51.] hat, in Wirksamkeit gesezt werden? Der V. beiahet diese Frage; der Mensch kan zwo Empfindungen z. B. des Hungers und Durstes, so wie sie wirklich verschieden sind, auch in ihrer Verschiedenheit wenigstens dunkel wahrnehmen, und dem zufolge sie auch durch verschiedne Töne, oder eine Abänderung, Erhöhung oder Vertiefung des Tons, wodurch er sein Verlangen nach Nahrung ausdrükke, andeuten. Diese Verschiedenheit des bezeichnenden Tons wird ihm nun wieder ein Mittel, den Unterschied beider Empfindungen noch klarer wahrzunehmen, da zugleich das, was bei den Empfindungen gemeinschaftlich ist, ihm die eine bei Gelegenheit und vermittelst der andern vor die Seele bringt, und ihn dadurch nöthigt, sie untereinander zu vergleichen, oder den Anfang zur Reflexion zu machen. Hierauf folgt Klarheit in den Empfindungen, das, was wir Bewustsein oder Apperzeption nennen. Dadurch wird das, was sonsten nur Empfindung, nur eine Veränderung, ein Eindruk, eine Modifikation oder eine blosse Vorstellung war, zu einer Idee, und zu einem Gedanken gemacht, so wie der thierische Ton, durch welchen ienes angezeigt wird, nunmehr in ein Wort einer menschlichen Sprache übergeht, wenn man demselben etwa nicht den Titel eines Worts darum versagen wil, weil er noch nicht artikulirt ausgesprochen wird. – Der V. hat eine sehr wahrscheinliche Vermuthung geäussert, über die Verwandlung der ursprünglichen Bilderschrift in Buch
[Manuskriptseite 52.] stabenschrift. Es komt nämlich nach seiner Meinung darauf an, daß Iemand den glüklichen Einfal hatte, bei der etwannigen Abbildung der Sache, die durch ein Wort ausgedrukt ward, zugleich aufs Wort oder den Ton Rüksicht zunehmen, und die Figur nach der Zahl der Sylben, oder hervorstehenden Laute desselben abzutheilen und einzurichten, so daß die Figur zugleich ein Bild der Sache war selbst und ihres Namens oder bezeichnenden Tons ward. Denn waren schon Sylben erfunden, und von der Erfindung derselben bis zur Entdekkung der Buchstaben wäre der Schrit schon leichter gewesen. Diese Vermuthung wird durchs hebräische Alphabeth noch wahrscheinlicher. Dies Alphabeth nämlich hat die besondre Beschaffenheit, daß die Figuren der Buchstaben, (die alle Konsonanten sind, auch das $ und $ nicht ausgenommen, ob wir gleich sie nicht mehr auszusprechen wissen) ursprünglich Abbildungen solcher Dinge sind, deren Namen sich mit dem durch die Figur angedeuteten Buchstaben anfiengen, $, $, $ waren zugleich Bilder der durch die Namen derselben Aleph, Beth, Gimel bezeichneten Sachen, nämlich eines Ochsen, eines Hauses, eines Kamels, und zugleich die Figuren der Konsonanten Aleph u.s.w. Man kan annehmen, daß diese Malerei anfänglich sehr grob und rohe gewesen, und daher bald in eine noch grössere Unähnlichkeit mit den abgebildeten Sachen ausgeartet sei. Wenn wir nun sezzen, daß die erste Schreiberei in etwannigen Abbildungen der Sachen selbst bestanden, (wie denn's ursprüngliche hebräische oder phönizische Alphabeth ein augenscheinlicher Beweis hievon ist,) so war's na
[Manuskriptseite 53.] türlich, daß man bei Zeichnung dieser Bilderfiguren oder beim Anblikke derselben, an ihre Namen oder Ton gedächte, diesen Ton mit dem Bilde assoziirte, und nach und nach so fest verknüpfte, daß man endlich das Bild der Sache, auch als Bild des Tons zu gebrauchen anfieng. Wenn man um eine neue Sache, für welche man noch kein bestimtes Bild hatte, und auch nicht füglich erfinden konte, wenn sie etwa überal nicht sinlich war, abzubilden hatte; so konte man in dieser Verlegenheit auf eines von den beiden folgenden Hülfsmitteln verfallen. Entweder lies man die Einbildungskraft arbeiten, um irgend eine Ähnlichkeit der noch unbezeichneten nicht sinlichen Sache mit einem sinlichen bereits abgebildeten oder leicht abzubildenden Dinge zu entdekken, und man gebrauchte als dann das bereits bekante Bild der sinlichen Sache für ein Bild der neuen und unsinlichen, doch so, daß man, um's in ieden von beiden Fällen zu unterscheiden zu können, dasselbe ein wenig abänderte oder und besonders modifizirte. Auf diesem Wege, scheint es, hat man die Hieroglyphik oder Zeichenschrift erfunden und erfinden müssen. Oder man versuchte, wann in dem Namen des neu oder schwer abzubildenden Dinges, ein oder mehrere Töne, die schon in der Benennung einer bereits abgebildeten Sachen hervorstechend waren, sich merklich hören lies, das Bild dieser leztern als Zeichen des Tons zur Bezeichnung der ersten vermittelst ihres Tons zu gebrauchen, und die Figuren der Töne nach der Ordnung der Aussprache hinzusezzen. Und hiemit war die bewundernswürdige
[Manuskriptseite 54.] Kunst, die Töne zu mahlen, und zu den Augen zu sprechen, im Groben und in ihren Elementen erfunden. Denn noch waren es nur Sylben, oder ein Konsonant mit seinem Vokal, die man erfunden hatte. Diese Erfindung würde desto leichter gewesen sein, wenn die ursprüngliche Benennungen der Dinge, die man zum ersten und am häufigsten zu mahlen Gelegenheit und Bedürfnis hatte, entweder einsylbig gewesen, oder einen sehr hervorstechenden besonders merkbaren Ton oder Konsonante gehabt. – War aber der Einfal nur erst mit einem oder etlichen Konsonanten ausgeführt, und der menschliche Wiz einmal auf diesen Weg der Erfindung geleitet, so konte er hernach leicht bei grössern Schwierigkeiten ähnliche Erfindungen machen. Die Geschichte lehrt uns aber auch, daß die Buchstaben nicht alle auf einmal, sondern almählich erfunden worden. Mit dieser Muthmassung stimts auch überein, daß das Alphabeth der Hebräer, so wie ihre erste Buchstabenschrift, aus lauter Konsonanten bestanden. Was wir nun für Buchstaben halten, waren bei ihrer ersten Entdekkung Sylben, die ihren Vokal schon bei sich führen. Die reinen Vokalen zu bemerken, und von der Modifikation, die ihnen der beigeselte mit ausgesprochne Konsonant giebt, zu unterscheiden, war's ungeübte Ohr nicht vermögend. Vielleicht lag auch die Schuld an den Sprachorganen der ersten Erfinder der Sprache, oder vielmehr war die Beschaffenheit der natürlichen und nachgeahmten Töne der Thiere und schallender Körper
[Manuskriptseite 55.] die Ursache, daß sie keine Sylbe mit einem reinen Vokal anfiengen, sondern die Anfangsbuchstaben wenigstens durch eine gelindere oder stärkere Aspiration zum Konsonanten modifizirten. So finden wir's nicht nur in der hebräischen und andern verwandten Sprachen, sondern selbst in der Griechischen, die hierin den phönizischen Ursprung ihres * Alphabeths verräth. Solten diese Gedanken richtig sein, so würde darin eine neue Bestärkung der schon so genug erwiesenen Bemerkung liegen, daß die Vokalzeichen der Hebräer, nicht ursprünglich, sondern eine spätere Erfindung sind, nachdem die Sprache aufhörte, eine lebende Sprache zu sein. – –" Seit. 549. 550. 551. 552.
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[Manuskriptseite 56.] um die Aufmerksamkeit unsrer Seele zu erzwingen, sucht ieder einzelnen Vorstellung, iedem Gange der Vorstellungen so viel Intensität oder Empfindungsgehalt zu geben als möglich, um seinen Zwek zu erhalten, und iedes Gedicht daher, das allezeit ein Geschöpf einer lebhaften und aufgebrachten Seele ist, die ihre *...* Gedanken sinnenwärts treibt, hat seine eigenthümlichen, und auffallenden Gedankenstellungen, die aber in der algemeinen Sprachverfassung gegründet sind. Ie reicher denn die Sprache überhaupt ist, desto reicher ist auch die Dichtersprache, desto mehr Fähigkeit hat sie, die simpeln Empfindungen und geistigen Gedanken des Verstandes auszudrükken, und desto mehr kan das Fehlerhafte, Bilderhäufende verhütet werden, wo die Sprache der farbenlosen Empfindungen sein solte. –" Seit. 613.
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[Manuskriptseite 57.] theils das Loch des Mundes und das Kauen, samt dem Schalle desselben, theils iedes Hole, ein Gefäs, oder eine Dekke, sie sei mittelbar oder unmittelbar, natürlich oder sitlich; einen Abschnit, schneiden, schaben; oder Einschnit, stechen, scharen; eine Verbergung, so natürlich, wie Metalle und Thierhölen, als sitlich, aus Schaam und Bosheit; den Klang, die Finsternis samt dem Schlafe, und die Kühle. –" Seit. 18.
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[Manuskriptseite 58.] [Ia-06-1780-0133]
[Manuskriptseite 59.] "Iede Modifikation meines Körpers hat eine gewisse Beziehung auf die Seele. Eine andre Hand als ich habe, würde schon eine ganz andre Proportion aller Theile meines Körpers fordern; das heist, meine Seele würde die Welt durch ein ganz anders Perspektiv, folglich unter einem andern Winkel sehen müssen. –" Seit. 320. "Die Neigungen des Menschen zu erforschen, dient viel die Beobachtung: wienach er sinlicher Eindrükke empfänglich ist ? Dies führt unmittelbar auf die Entwikklung der ersten Neigungen und Begierden, die alle Menschen zwar mit einander gemein haben, aber ihnen in unendlicher Verschiedenheit Genüge thun. Hierdurch kan man sehr schnel und sehr genau bemerken: durch welches Perspektiv und unter welchem Winkel er die Welt ansehe. Dieses giebt in seinen Karakter einen grossen Aufschlus, und modifizirt die Moralität aller seiner Handlungen, die Theile des Angesichts nicht allein, sondern die Beschaffenheit und die Proportion vieler andern Theile des Körpers, sind in der Absicht bedeutend. –" Seit. 329.
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[Manuskriptseite 60.] die Zeichen der Unvollkommenheit als die Zeichen der UnVollkommenheit eingedrukt hat, dass so wie in allen menschlichen Karakteren, also auch in allen menschlichen Gesichtern Volkommenheit und Unvolkommenheit, Schwäche und Stärke, Weisheit und Thorheit dicht nebeneindander liegen, und sonderlich in den Extremitäten des Profils, eines Angesichts gemeiniglich zwei Linien der Volkommenheit durch eine Linie der Unvolkommenheit zu einem menschlichen Ansehen verbunden werden. Ich gestehe, ich wüste nicht, wie das Angesicht eines ganz volkomnen Menschen aussehen müsse. –" Seit. 336. 337.
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[Manuskriptseite 61.] zu vergleichen, wenn sie wachen? – – " Seit. 343.
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[Manuskriptseite 62.] richtet. So wie aber ein Körper nur als dann gros genant wird, und wenn er grösser ist, als gewöhnlicher Weise ein andrer Körper seiner Art zu sein pflegt; so wird einem vernunftfähigem Geiste auch nur als dann erst die Benennung eines tugendhaften beigelegt, wenn er da, wo andre gewöhnlicher Weise nach sinlichen Motiven handeln, dem bessern Rathe der Vernunft gehorcht, oder mit andern Worten, wenn er eine Fertigkeit, eine Neigung gewonnen hat, seiner deutlichen Erkentnis überal gemäs zu handeln. Ie grösser und heller also der Wirkungskreis unsrer Vernunft ist; ie deutlicher und volständiger unsre Begriffe vom Guten und Bösen, vom Recht und Unrecht sind, und ie grösser unsre Fertigkeit, ie stärker unsre Neigung ist, diesen Begriffen gemäs zu handeln: desto volkomner ist unsre Tugend. Da nun die Vorstellungen von Gott, als einem almächtigen, alweisen, algütigen und gerechten Weltbeherscher, unsre Begriffe von dem, was gut oder böse für uns ist, berichtigen, und diesen Begriffen gemäs zu leben, uns bewegen können: so sieht man leicht, daß der Gottesverehrer weit mehr innern Drang, weit mehrere Hülfsmittel habe, ein tugendhafter Mensch im ungemeinen Grad zu werden, als andre die von Gott nichts wissen, oder wissen wollen. Aber daraus folgt nun nicht, daß ohne alle Begriffe von Gott keine Tugend möglich sei; es folgt nur soviel draus, daß caeteris paribus, derienige, dem diese wolthätigen Begriffe geläufig geworden, es weit höher in dem Bestreben nach moralischer Volkommenheit bringen könne, als ein anderer, dem dies fehlt. Noch weniger folgt daraus, daß eine auf unser eignes und
[Manuskriptseite 63.] andrer Wohl abzwekkende Handlung, bei welcher wir uns dieser Begriffe so eben nicht bewust waren, deswegen aufhöre eine tugendhafte Handlung zu sein: genug wenn wir nur um eines vernünftigen Grundes willen handelten. Denn man bedenke doch nur, wie wenige der schönen tugendhaften Handlungen hienieden zu finden würden sein, wenn bei der unbestimbaren Menge von Handlungen, die wir stündlich und augenbliklich verrichten; bei der blizgleichen Schnelligkeit, womit unsre Seele, ihrem unaufhaltbaren Triebe zur Fortschreitung gemäs, von einer Vorstellung zur andern überzugehen pflegt; bei der absoluten Unmöglichkeit endlich einen und eben denselben Begrif, ohne Unterlas, unserer Vorstellungskraft gegenwärtig zu erhalten; wenn, sage ich, bei dieser ganzen wesentlichen Einrichtung des Menschen, nur dieienigen seiner Handlungen den Namen der tugendhaften verdienen solten, bei deren Ausübung er seiner Begriffe von Gott sich wirklich bewust wäre. –" Seit. 281. 282.
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[Manuskriptseite 64.] ich: Wo denn das in der Bibel eingentlich stehe? Müssen die Worte Iesu: des Menschensohn gebe sein Leben zur Erlösung für viele, müssen die Ausdrükke der Apostel: Christus habe für die Menschen gelitten, der Gerechte sei für die Ungerechten gestorben, nothwendig soviel heissen, als er habe an ihrer Stelle sein Leben gelassen, an ihrer Stelle gelitten, an ihrer Stelle gestorben? Oder heist es soviel, als: ihnen zu gut, zu ihrem Besten, zu ihrer Befreiung von Elend mannigfaltigem moralischen Elende. Sein Leiden und Tod sein ein Glük für die Welt gewesen, und habe ihr die seligsten Vortheile in Ansehung ihrer moralischen Glükseeligkeit verschaft? Wenn Paullus 2 Kor. 5, 19. sagt, Gott habe die Welt durch Christum mit ihm selbsten versöhnt, so kan ia das nichts anders heissen, als er habe sie sich wieder zugethan und ergeben gemacht. So erklärt ia der Apostel solches ausdrüklich von der nicht zu besorgenden Zurechnung der Sünde, deren wir durch Christum gewis geworden, und dessen Evangelium dem umkehrenden Sünder völlige Gnade prediget. @@@@ @@@@@@@ @@ @@@@@ @@@ @@@ @@@@@ @@@ @@@@@@@@@@. – S. 326.
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[Ia-06-1780-0147] Seit. 416.
[Manuskriptseite 65.] [Ia-06-1780-0148]
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[Manuskriptseite 66.] hin besteht ihre wesentliche Thätigkeit nur in Hervorbringung von Ideen, weil ausser diesen nichts in der Seele vorhanden ist. Auch finden wir, wenn wir über das Wesentliche in den Vergnügungen und Neigungen der Menschen nachdenken, daß es beständig auf etwas blos Ideales hinauslaufe. – –
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[Manuskriptseite 67.] [Ia-06-1780-0157]
[Ia-06-1780-0158]
[Ia-06-1780-0159]
[Ia-06-1780-0160]
[Manuskriptseite 68.] die Ordnung der Begebenheiten freie Bahn macht, und alles so geht, wie sie's gewünscht hatte; so fährt die Thätigkeit der Seele mit Lebhaftigkeit zu, um die Ideen so, wie sie sie verlangt hat, zu entwikkeln: und dieses vergnügt. –" Seit. 20. 21.
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[Ia-06-1780-0164]
[Ia-06-1780-0165]
[Manuskriptseite 69.] als eine Art von ununterbrochenem Drukke vor. Ein Schal, z. B. scheint, so lange er dauert, die Nerven ohne Unterbrechung zu berühren. Aber aus zuverlässigen Untersuchungen hat sich ergeben, daß das, was uns ein Druk oder eine ununterbrochene Wirkung scheint, wirklich nur eine unterbrochene Folge von Stössen oder Schlägen ist, die so geschwinde hinter einander geschehen, daß wir die Zwischenzeit nicht gewahr werden können. Denn wie das Auge die alzu kleinen nicht Entfernungen nicht unterscheiden kan, sondern zwei sehr nach aneinander liegende Theilchen Materie, die sich gleichwol nicht berühren, als wirklich einander berührend vorstelt; eben so kan auch das Ohr die kleinen Zwischenzeiten, so bald ihre Dauer zu kurz ist, nicht bemerken. Und ob also gleich der Schal nur aus einer sehr grossen Anzahl von wiederholten Schlägen besteht, so scheint er uns doch eine ununterbrochen fortgehende Bewegung zu sein.
[Ia-06-1780-0166]
[Manuskriptseite 70.] Art, wie bei den beiden Hauptsinnen. Wie solte man auch die Wirkung riechender Materien oder der schmakhaften Säfte anders, als durch eine Folge mehrerer Berührungen erklären können? Ein einziges Theilchen, das nur einmal berührt, kan auch nur eine augenblikliche Empfindung erwekken; sol die Empfindung von Dauer sein, so müssen nothwendig wiederholte Eindrükke geschehen. Man kan nicht sagen, daß die Nerven eine zitternde Bewegung empfangen, die sie eine merkliche Zeit behalten; denn die Nerven sind weder gespante Saiten, noch steife Körper. Wären sie das, so würde die Empfindung auch auf einen einzigen augenbliklichen Eindruk fortdauern, welches aber der Erfahrung zuwider ist. So bald man das Auge schliest, oder das Ohr verstopft, hören die Empfindungen auf; Dahingegen sie anhalten würden, wenn die Nerven irgend eine merkliche zitternde Bewegung hätten. –" S. 56. 57.
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[Ia-06-1780-0168]
[Manuskriptseite 71.] des Regenbogens machen, gegen das ienige gerechnet, das uns die Harmonie erwekt? Und wie schwach ist doch das Vergnügen über das schönste Konzert, in Vergleichung mit demienigen, das ein weit gröberer Sin verursacht? Die Vergnügungen der feinern Sinne gleichen hierin einem sanften Zephyr, und die Vergnügungen des Gefühls einem ungestümmen Winde, dem sich nur mühsam widerstehen läst. Eben so ists auch mit der Lebhaftigkeit der unangenehmen Empfindungen. Weder das Auge noch das Ohr, noch die Geruchsnerven können iemals von einem Gegenstande so verwundet werden, daß dadurch in der Seele eigentlicher Schmerz entstünde; sie können sehr unangenehme Empfindungen oder einen starken Abscheu erwekken, aber Schmerzen kan allein der Sin des Gefühls {Schmerzen kan allein der Sin des} verursachen. Die Ursache davon ist handgreiflich. Die feinsten Sinne sind die, deren Berührung durch solche feine Materien geschieht, die schwache Eindrükke auf die Nerven machen können; und diese Eindrükke können mithin nur sehr sanfte Empfindungen hervorbringen. Wenn also die Gesichtsnerven völlig auf ähnliche Weise gerührt würden, als wie ein andrer Gegenstand auf einen andern Sin wirket; so würde das Vergnügen oder Misvergnügen, das man von diesen beiden Eindrükken empfände, der Stärke der in den Nerven hervorgebrachten Bewegung proportionirt sein. Wären wir nur im Stande die Massen der Materien iedes Sins, und die Geschwindigkeit ihres Stoffes anzugeben, so könten wir auch die Proportionen von der
[Manuskriptseite 72.] Lebhaftigkeit der Empfindung, welche die Sinne erwekken, geometrisch bestimmen. Man sezze z.B. die spezifischen Massen des Lichts und des Schals verhielten sich wie m zu M, und ihre Geschwindigkeit wie V zu v; so würde sich die Lebhaftigkeit des Gesichts zur Lebhaftigkeit des Gehörs, wie V2 m: v2 M verhalten. –
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[Manuskriptseite 73.] machen, sind eben die, die sich dem Geistigen am meisten nähern. Die blos intellektuellen Ideen rühren weit weniger als die sinlichen Empfindungen; aber dafür sind sie auch deutlicher, und eben deswegen ists auch leichter, sich ihrer mit Hülfe des Gedächtnisses wieder zu erinnern. Das Gedächtnis kan sie uns tausendmal und immer wieder mit ihrer ursprünglichen Klarheit darstellen. Empfindungen von Farben rühren lebhafter als intellektuelle Ideen; aber die Einbildungskraft erneuert sie nicht so leicht, als die Ideen: und die erneuerten oder zweiten Empfindungen derselben, wenn ich sie so nennen darf, rühren viel weniger, als die ersten und wirklichen Empfindungen. Das Bild von Regenbogen, das man sich in der Einbildung vormalt, macht in Vergleichung des wirklichen Regenbogens nur einen schwachen Eindruk. Und ie tiefer man nun zu den niedrigen Sinnen herabsteigt, desto schwerer findet man's auch, sich durch die Einbildungskraft die vergangnen Empfindungen dieser gröbern Sinne wieder vorzustellen. Eines Tons erinnert man sich leichter, als eines Geruchs, und des Geschmaks einer gewissen Frucht leichter, als einer Empfindung des Gefühls. In der Sommerhizze ist's sehr schwer, sich das Frieren im Winter nur mit einiger Lebhaftigkeit zu gedenken, und der Unterschied zwischen dem Gedanken vom Frieren und wirklichen Frieren ist beinahe unendlich gros. Man erkennet hieraus, wie sich die Sinne nach und nach gleichsam erheben, um sich dem Geistigen, so viel als möglich zu nähern. Es ist auch eine sehr weise Anordnung der Natur, daß sich die sinlichen Vergnügungen durch die Einbildungskraft weniger
[Manuskriptseite 74.] als die intellektuellen durchs Gedächtnis erneuern lassen, und die schwächern leichter als die lebhaftern zur Erinnerung kommen. Denn was könte uns bewegen, uns zum Genusse intellektueller Vergnügungen geschikt zu machen, wenn's so leicht wäre, uns die sinlichen Vergnügungen in so reichem Maasse und um so geringen Preis zu verschaffen? Würde sich wol der Mensch, ohne diese Dürftigkeit an sinlichen Vergnügungen iemals merklich über die unvernünftigen Thier' erhoben haben? – –" Seit. 60. 61. 62. 63.
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[Manuskriptseite 75.] Abneigungen, deren Ursachen man vergeblich nachforschen würde, weil sie sich auf eine Idee oder auf einen Vorfal beziehen, die sich von den Iahren unsrer Kindheit herschreiben, und welche die Zeit ganz verdunkelt hat. Dadurch lassen sich viele Paradoxen erklären. Man erstaunt zuweilen darüber, daß sehr verständige und scharfsinnige Leute Vorurtheile hegen, die uns unverzeihlich zu sein scheinen. Diese Vorurtheile sind ganz gewis sehr natürliche Folgen von irgend einer dunkeln in dem Grunde der Seele schlechterdings verborgnen Idee. –" S. 110.
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[Manuskriptseite 77.] Grunde, und nehme dabei im Ganzen eine gewisse Ordnung und Zierlichkeit wahr. So lange die Wirkung meines Auges auf das ganze Blat gerichtet ist, kan ich kein Wort davon lesen. Sol ich eines davon insbesondre unterscheiden, so mus die Linie meines Auges grade auf dieses Wort gerichtet sein. Dann wird das Bild, welches sich hinten im Aug' abmahlet, an dem Orte, wo dieses Wort steht, deutlicher, alle andre Bilder werden verworrener, und ich kan dieses Wort lesen. Inzwischen les' ich es, ohne mir ieden Buchstaben, woraus es zusammengesezt ist, deutlich vorzustellen; und wenn ich eine deutliche Erkentnis von der Schrift erhalten sol, so mus ich nicht nur iedes Wort insbesondre sehen, sondern noch ausserdem ieden Buchstaben, und sogar ieden Zug, woraus der Buchstabe zusammengesezt ist, unterscheiden. Indem ich aber dieses thue, so ist offenbar, daß in iedem Augenblikke nur ein einziger fast untheilbarer Punkt hinten im Aug' eine völlige Klarheit bekömt; die andern Theile des Bildes sind alle sehr verworren. In diesem Falle wird also nur eine einzige Faser der Sehenerven merklich gerührt; und diese Bewegung ist zu schwach, um sich den übrigen Theilen des Nervensystems mitzutheilen. So geht's nun allemal zu, so oft wir deutliche Vorstellungen haben. Es ist auf
[Manuskriptseite 78.] einmal nur ein einziger heller Punkt in dem Verstande, nur eine einzige Vorstellung ist recht klar; alles übrige von den gegenwärtigen Vorstellungen wird verdunkelt, und kan nicht von uns wahrgenommen werden.
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[Manuskriptseite 79.] der Sache auf einmal auf uns, und bringt die Empfindung hervor. Wenn sich also zwo Vorstellungen zu gleicher Zeit einfinden, so wirkt die dunkle gar nicht auf den Verstand, sondern führet unmittelbar zur Empfindung, da indessen die andre den Verstand wenigstens auf etliche Augenblikke beschäftigt; und eben in diesen Augenblikken bemächtigt sich die dunkle Vorstellung der Seele, und bringt die Handlung hervor. Es ist nicht möglich, daß die langsame Wirkung der deutlichen Ideen die schnelle Wirkung der dunkeln Ideen verhindre, und auf diese Art überrascht oft die Empfindung die Vernunft. –" Seit. 112. 113. 114. 115.
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[Manuskriptseite 80.] daß es die von ienem genante Sache deutlich sehe. Inzwischen hatte sich iener in der Benennung geirt, und sieht etwas ganz anders, als was er genant hatte. Solchergestalt hintergeht uns die Dunkelheit unsrer Vorstellungen, und macht, daß wir Einbildungen für Wirklichkeiten halten.
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[Manuskriptseite 81.] ist, der Bezauberung zu wiederstehen. Man mag es noch so gewis wissen, daß der Mond bei seinem Untergange nicht grösser ist, als er im Mittagskreise war, so behält doch die Täuschung die Oberhand über die Vernunft, wenn man auch gleich weis, woher der Irthum entsteht. –" Seit. 115. 116.
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[Manuskriptseite 83.] Das Geschrei der Ente konte nach einigen durchs Wort Ana, und nach andern durch den Laut Ant ausgedrükt werden, und daher kömt die doppelte Benennung dieses Thiers, da es im Lateinischen anas und im deutschen Ant oder Ente heißt. – Iederman weis, daß der Schal des Donners bald mit dem Laute der Sylbe ton, bald mit dem Laute der Sylbe bron eine Ähnlichkeit hat, so, daß das griechische Wort @@@@@@, brontä, eben so wol das Zeichen des Donners sein konte, als das lateinische tonitru, das französische tonnerre, oder's deutsche Donner. Eben diese Bemerkung kan man auch beim Brüllen des Stiers, welches mit dem griechischen Worte @@@, bald mit dem lateinischen bos, oder deutschen Ochs eine Ähnlichkeit hat. – Seit. 174.
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[Manuskriptseite 86.] fortgesezt haben, welches auf den vorerwähnten Fal hinausläuft. Dieses Faktum lehrt uns, daß die Seele selbst alsdann, wenn sie keine klare sinliche Empfindungen, und folglich auch kein Bewustsein hat, in keiner gänzlichen Unwirksamkeit sei. Sie behält, ob gleich dunkel, die lezten klaren Vorstellungen, die sie gehabt hatte. Inzwischen findet keine fortschreitende Handlung oder Wirkung in diesem Zustande stat. Daraus läst sich die Folgerung ziehen, daß blos vermittelst des Bewustseins ein Gedanke auf den andern folge, und daß es um so viel leichter sei, von einer Idee und Vorstellung zur andern überzugehen, um so viel deutlicher und volständiger das Bewustsein ist. Überhaupt scheint das Vermögen zu denken mit dem Grade der Volkommenheit, der bei dem Bewustsein stat findet, in einem genauen Verhältnisse zu stehen. –" Seit. 205. 206.
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[Manuskriptseite 87.] schaft nun, der man sich seit langer Zeit unterworfen und die man sogar gepflegt hat, bemächtigt sich der Seele dergestalt, daß alles darauf zurükgeführt wird, und daß fast keine einzige Vorstellung ist, die nicht damit zusammenhänge. Eine solche Leidenschaft also zieht die ganze Masse unsrer klaren und dunkeln Vorstellungen in ihrem Gefolge mit sich. Wenn daher diese Leidenschaft wirkt, so ist nichts in der Seele, das nicht mitwirkte. Der gröste Theil des Nervensystems ist dabei mit im Spiele. Ist's denn zu verwundern, daß in einem solchen Falle die ungeheure Menge von seit vielen Iahr angehäuften Vorstellungen, die nun alle zur Stärkung der Leidenschaft mitwirken, die Oberhand über die stärksten sinlichen Empfindungen gewinnen? Das ziemlich gewöhnliche Beispiel einer für eine gewisse Art von Kentnissen oder Übungen entschiednen Leidenschaft zeigt, wie sie alles auf ihren Gegenstand zurükführt, indem sie alles, was man sieht und hört, mit der grossen Kette von Lieblingsvorstellungen verbindet. Der für seinen Stand eingenommene Soldat sieht im menschlichen Geschlechte lauter Rekruten, und sucht in den verschiedenen Ländern, welche er durchläuft, nichts als Wachposten, Lagerstellen und Schlachtfelder. Dadurch gewöhnt er sich dergestalt daran, alles auf seine Lebensart zurükzuführen, daß weder seine Seele noch die Nerven seines Körpers für etwas anders Kraft und Wirksamkeit haben, so bald seine Leidenschaft durch eine besondre Gelegenheit erregt wird. –" Seit. 216. 217.
[Manuskriptseite 88.] [Ia-06-1780-0194]
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[Manuskriptseite 89.] Einsiedler, der ganz in geistliche Betrachtungen vertieft ist, und dadurch alle Lokalideen verliert, hat eine so klare Idee von der Erscheinung eines Engels, daß er ihn zu sehn glaubt; und er mus es nothwendig glauben, weil er gar keine sinliche Vorstellung von aussen erhält, und ihm also nichts aus dem Irthume dieses Gesichts heraus hilft. Gerade eben diese Bewandnis hat's mit den Träumen. Wenn ich im Schlafe eine sehr klare Idee von einem gewissen Orte habe, so mus ich mir nothwendig einbilden, daselbst zu sein, weil ich von keinem andern Orte, wo ich mich gegenwärtig befinden könnte, eine klare Idee habe. Eben so verhält's sich auch in Ansehung der Zeit. Wenn uns alle auf die gegenwärtige Zeit sich beziehenden sinlichen Empfindungen fehlen, und wir denken im Traume an längst geschehene Dinge, so müssen wir nothwendig glauben, daß wir uns in der Zeit befinden, zu welcher diese Dinge gehören. –" Seit. 220. 221.
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[Ia-06-1780-0197] [Manuskriptseite 90] Ansehung der wirklichen Dinge und unsrer Lage in der Welt ganz verkehrt denken und handeln. Dieses beweist, daß die Wirkungen des Verstandes, in so fern er sich deutliche Begriffe macht, und nach den Regeln des vernünftigen Denkens handelt, weder von den Regeln Sinnen noch von der Organisation des Körpers abhängen, sondern zum Wesen der Selbst Seele selbst gehören. So bald es aber auf die Wirklichkeit existirender Dinge ankömt, so würden wir uns unaufhörlich verirren, wenn uns nicht die sinlichen Empfindungen immer wieder auf den rechten Weg zurük brächten, und niemals würden wir ohne sie wissen, wo wir uns befinden. Diese Empfindungen, gleich denen an Scheidewegen errichteten Säulen, die uns den Ort, wohin sie führen, anzeigen sollen, sind uns zu dem Ende gegeben, damit wir nicht irre gehen. Hätten wir nur undeutliche und auf wenige Umstände sich beziehende sinliche Empfindungen, die nichts anders als die Vorstellung von unserm Dasein überhaupt hervorbringen könten, so würde unser ganzes Leben ein beständiger Traum sein; und es würde fast nichts in unsern Gedanken sein, das mit der Wirklichkeit der Dinge dieser Welt übereinstimte. Da es nun sehr wahrscheinlich ist, daß es viele Dinge in der materiellen Welt giebt, für welche wir keine Sinne haben, und daß wir selbst die auf unsre Sinne sich beziehenden Gegenstände nur sehr unvolkommen empfinden; so ists nicht zu
[Manuskriptseite 91.] verwundern, daß wir auf der einen Seite von vielen Dingen in der Welt gar nichts wissen, und daß auf der andern Seite der verständigste Mensch immer Irthümern und Täuschungen unterworfen ist. – –" Seit. 221. 222.
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[Manuskriptseite 92.] Auflösung einer Aufgabe beschäftigt ist, hat nicht das geringste Vergnügen davon, so lange die Wirksamkeit seines Geistes blos auf seinen Gegenstand eingeschränkt ist. Wenn er aber erst in seiner Entdekkung etwas weiter gekommen ist, bringt er schnel die Ideen wieder zusammen, die er bisher auseinander gesezt hat, und deren Verbindung ihm die Richtigkeit seiner Auflösung begreiflich macht. Als dann sieht seine Seele wieder auf sich selbst zurük, und bemerkt, was in ihr vorgeht. Und eben dieses bringt die stärkere oder schwächere Gemüthsbewegung hervor, womit iede Empfindung vergeselschaftet ist. Bei den Arbeiten des Geistes, die nicht zu den tiefsinnigsten gehören, läst man von Zeit zu Zeit den Faden der Untersuchung fahren, um alles, was man bis auf den gegenwärtigen Augenblik gethan hat, in eine einzige Idee zusammen zu fassen: und als dann überläst man sich dem Vergnügen dieser Arbeit; einem Vergnügen, welches durch die verworrene Idee unsers Gegenstandes und durch die klare Idee unsrer selbst hervorgebracht wird. Dieser freie Übergang von der einen dieser Handlungen des Geistes zur andern ist der volkommenste Zustand, worin sich die Seele befinden kan; und eben die Fertigkeit wechselsweise, aber sehr schnel, von einer zur andern überzugehen macht den Karakter der glüklichen Köpfe aus, die eben
[Manuskriptseite 93.] so geschikt zur Spekulation als zu Geschäften sind. Die Schwierigkeit vom Zustande der Betrachtung in den Zustand des Empfindens überzugehen, macht, daß sich zuweilen die tiefdenkensten Köpfe gar nicht gut zu Geschäften schikken, und giebt ihnen ein so blödsinniges äusserliches Wesen, daß man sie zuweilen mit Leuten von ganz gemeinen Fähigkeiten vermengt. – –" Seit. 233. 234. 235.
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[Manuskriptseite 94.] [Ia-06-1780-0202]
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[Manuskriptseite 95.] gleichsam nöthigt, uns iede sinliche Eigenschaft der Körper als ein gewisses Ding vorzustellen, oder uns ein gewisses Bild davon zu machen, welches sehr verschieden sein würde, wenn eben dieselbe Eigenschaft einen andern organisirten Sin rührte. Das Gesicht z.B. bringt in Verbindung mit dem Gefühle dem Geiste die Idee der Ausdehnung als die Idee eines Etwas bei, dessen Existenz und Möglichkeit man unabhängig von den Körpern begreifen kan. Wenn uns aber das Gesicht mangelte, so würde unstreitig die durch's Gefühl hervorgebrachte Idee der Ausdehnung von dem, was sie gegenwärtig ist, sehr verschieden sein. –" Seit. 250.
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[Manuskriptseite 96.] sie doch so wenig feste, daß wir sie um der kleinsten und unbedeutendesten Umstände willen wieder fahren lassen. Im Zustande des volkomnen Wachens hängt die Folge von Ideen durch stärkere und festere Bande zusammen; der Übergang von einer Idee zur andern geschieht vermittelst einer wirklichen Gleichförmigkeit zwischen zwo benachbarten Ideen, weil der Verstand blos eingebildete Verbindungen verwirft. Im Traume hingegen veranlassen die unnatürlichsten Verbindungen den Übergang von einer Idee zur andern; und man macht dabei keinen Unterschied zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was zu sein scheint. Die Flügel einer Windmühle, die eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit zween ungeheuren zum Schlagen aufgehobnen Armen haben, werden für wirkliche Arme gehalten, und durch eine andre eben so seichte Folgerung ist die Windmühle selbst ein Riese. Man sieht hieraus, daß in diesem Zustande die Folge der Ideen nicht ohne Verbindung ist, daß aber die Verbindungen sehr leicht und unbedeutend sind, weil sie von dem ungefähren Zufal herrühren. – –" Seit. 255. 256.
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[Ia-06-1780-0209]
[Manuskriptseite 97.] wird unmittelbar durch die Erfahrung bestätigt. Iene Thiere, die der scharfsichtige Hr. Trembley so berühmt gemacht hat, nehmen die lezte Stelle in der Klasse der empfindenden Wesen ein, und scheinen an's Pflanzenreich zu gränzen. Ihre Organisation gehört auch wirklich zu den einfachsten. Das ganze Thier ist nichts als ein einziger Darm, der sich in einem Munde und einigen Armen endigt. Dies läst uns vermuthen, daß sich die sinlichen Empfindungen dieses Thiers darauf einschränken, daß es hungert, und dann den Raub in seiner Gewalt fühlt. Diese sinlichen Empfindungen alleine sind aber nicht hinlänglich, viel Licht in der Seele dieses Thiers zu verbreiten. Und dies ist die Ursache seiner Dumheit. Überhaupt scheint es, daß dieienigen Thiere, deren Organisation der Organisation des Menschen am nächsten kömt, die verständigsten sind; und daß sich der Schatten von Vernunft, der sich in den mit unsern fünf Sinnen begabten Thieren zeigt, nach dem Grade vermehrt vermindert, nach welchem sich ihre Organisation von der Organisation des Menschen, welche die volkommenste zu sein scheint, entfernt. –" Seit. 258. 259.
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[Ia-06-1780-0211]
[Manuskriptseite 98.] Nach und nach gewöhnt sich die Seele daran, an nichts anders als an diese Sache zu denken; sie verliert die Aufmerksamkeit auf sich selbst und auf das, was sie von aussen umgiebt; einzig und allein mit ihrer Leidenschaft beschäftigt, zieht sie alles dahin. Unvermerkt vergist sie das, was den Kummer, der sie beunruhigt, veranlast hat; sie wird es nicht mehr gewahr, daß sie sich in einem gewaltsamen Zustande befindet, weil ihr derselbe gewöhnlich geworden ist; und dadurch verliert sie das Nachdenken über diesen Zustand, und beobachtet nicht mehr die nöthige Vorsichtigkeit, um sich zu bedenken. Etwas diesem sehr ähnliches geht bei lange anhaltenden Schmerzen vor. Iedermann weis, daß man sich dergestalt dran gewöhnt, daß man sie vergessen kan; dies hindert aber nicht, daß man nicht, ohne dran zu denken, mit der Hand nach dem leidenden Theile fahre und mancherlei Handlungen vornehme, die von der dunkeln Empfindung des Schmerzes herrühren. –" Seit. 261. 262.
[Ia-06-1780-0212]
[Ia-06-1780-0213]
[Manuskriptseite 99.] Zustand' in den andern übergehen, daß sie in ihren künftigen Zuständen besser organisirte Körper haben und zulezt zur Vernunft gelangen werden. – –" Seit. 281.
[Ia-06-1780-0214]
[Ia-06-1780-0215]
[Ia-06-1780-0216]
[Ia-06-1780-0217]
[Manuskriptseite 100.] gehabt hat. Man hat schon lange bewiesen, es sei ein unterscheidendes Kenzeichen des unendlichen Wesens, daß es alles, was es sein kan, zu gleicher Zeit ist; da hingegen ein unendliches Wesen nur stufenweise die höchste Volkommenheit seines Daseins erreichen kan. Wir finden auch hier davon ein sehr merkwürdiges und besondres Beispiel. Ich hab' schon gesagt, daß die volkommenste Glükseeligkeit ausgebreitete Einsichten und deutliche Ideen voraussezt; und mithin alles dasienige, was nothwendig ist, diese Einsichten und Ideen zu erwerben. Wenn wir aber die Natur eines endlichen Wesens erwägen, so finden wir, daß es nur in einer gewissen Zeit sich Kentnisse erwerben kan; und daß ie volkomner und mannigfaltiger die Kentnisse, ie mehr und ie deutlicher die Ideen sind, desto längere Zeit erfordert wird, sie zu erwerben. Wir wollen einmal annehmen, ein endliches verständiges Wesen hätt' in dem ersten Augenblikke seines Daseins alle mögliche Ideen, das heist, ein anschauendes Bild vom Ganzen. Müste nicht diese Idee nothwendig sehr verwirt sein? Denn solte sie deutlich sein; so müste das endliche Wesen durch eine einzige Handlung alles, was da ist, und alle unzählbaren Arten des Daseins umfassen und sich vorstellen können; es müste ganz deutlich und volständig das Dasein der Welt mit allem, was davon abhängt, kennen. Dies aber ist grade der unterscheidende Vorzug des unendlichen Wesens. Ein un endliches Wesen kan nur wenige Gegenstände auf einmal umfassen; es gehören verschiedne
[Manuskriptseite 101.] und wiederholte Handlungen seines Verstandes dazu, wenn es seine Einsichten erweitern, und sie bis zu einem vorzüglichen Grade von Deutlichkeit erhöhen sol. Da's seiner Natur nach unmöglich in einem Zeitpunkte auf alle einzelne Ideen, welche die Idee des Ganzen in sich schliesset, eine gleich grosse Aufmerksamkeit wenden kan; so mus es nothwendig seine Aufmerksamkeit nach einander bald auf diesen bald auf ienen Theil richten. So mus also ein endliches Wesen, es mag auch noch soviel Stärke des Geistes besizzen, nothwendig Zeit dazu gebrauchen, um alle besondre Ideen, welche eine zusammengesezte Idee enthält, sich deutlich zu machen. Noch weniger aber kan dieses Wesen eine Kentnis von würklichen Begebenheiten, von Wirkungen der Ursachen ohne eine Folge von Ideen haben. Denn gehört zu dieser Kentnis nicht nothwendig Erfahrung, und zur Erfahrung Zeit?
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[Manuskriptseite 102.] zu gleicher Zeit sich auf so ganz verschiedne Arten äussern könte? Alles dieses, dünkt mich, beweist genugsam, daß ein endliches Wesen gründliche und ausgebreitete Einsichten nicht anders als in einer gewissen Zeit erwerben kan; und daß es also Gott selbst unmöglich war, Wesen zu schaffen, die gleich im ersten Augenblikke ihres Daseins alle die Kentnisse hatten, die zur höchsten Glükseligkeit nothwendig erfodert werden. Ich weis wol, daß man gemeiniglich glaubt, die Almacht könne durch eine einzige Handlung auch die roheste Seel' erleuchten. Aber es kömt hier nicht auf das an, was man sich ohn' alle Kentnis der Sache einbildet. Ein Mensch, der gar nichts von Geometrie weis, kan sich einbilden, es sei nichts leichter, als ein Dreiek zu verfertigen, das zwei reichte Winkel hätte, ob dies gleich ein völliger Widerspruch ist. Da die Voraussezzung, deren ich vorher erwähnt habe, der wesentlichen Natur eines endlichen Wesens ganz zuwider ist, so wenig es auch beim ersten Anblikke den Schein hat; so ist sie auch unmöglich, weil Gott dem endlichen Wesen nicht die Eigenschaften des unendlichen beilegen kan. Diese Betrachtung mus uns noch auf eine Folgerung leiten, welche alle die Dunkelheiten, durch welche die menschliche Vernunft so oft aufgehalten wird, wenn sie über die Wege Gottes nachdenken wil, zerstreuen kan. Wenn bei dem unendlichen Wesen
[Manuskriptseite 103.] alles sukzessiv ist; so kan's unmöglich schon in dem ersten Augenblikke seines Daseins volkommen glüklich sein. Es kömt aus den Händen seines Schöpfers begabt mit allem, was es bedarf um so glklich zu sein, als es nach seinen Verbindungen und Verhältnissen mit allen übrigen Wesen sein kan. Aber eh' es das wird, mus es erst nach und nach seine Fähigkeiten entwikkeln. Sein Dasein fängt mit einer sehr dunkeln und höchsschwachen Empfindung desselben an. Seine ersten Ideen sind natürlich sehr verwirt, und nur von sehr schwachen Empfindungen begleitet. Unterdessen werden die angebornen Fähigkeiten immer mehr geübt, immer weiter vervolkomt; und also wird das Wesen selbst immer aufgeklärter. Seine Vergnügungen werden immer häufiger, und gründlicher; ohne daß sie des wegen iemals aufhören müsten; denn sie sind eines Wachtsthums in's Unendliche fähig. so wird also dieses Wesen, das im Anfange seines Daseins nur eine gedankenlose und unempfindliche Monade war, in entferntern Zeitperioden ein erhabner Geist, der sich dem Unendlichen unaufhörlich nähert, so nähert nähert, wie sich's Endliche dem Unendlichen nähern kan. Dies ist eine kurze Abbildung seines Fortgangs, der auf die unveränderliche Einrichtung seiner Natur gegründet ist. – –
[Manuskriptseite 104.] Daß die Begebenheiten der Welt, unsern Wünschen zuwider laufen, ist ohne Zweifel die gewöhnlichste Ursach unsrer Schmerzen. – Die Welt ist ein System, welches durch's unendliche Wesen hervorgebracht und geordnet ist. Diese Wahrheit leg' ich als ausgemacht zum Grunde. Alle Theile dieses Systems, die gleichzeitigen und die aufeinanderfolgenden, müssen demnach so mit einander verbunden sein, daß sie ein regelmässiges Ganze ausmachen, dessen Theile nach den algemeinen Gesezzen der Volkommenheit, die's Wesen ihrer dieses Systems ausmachen, eingerichtet sind. Es bedarf nur einer sehr geringen Aufmerksamkeit, um einzusehen, daß iede andre Vorstellung von der Welt sich mit dem Begriffe eines unendlichvolkommen Wesens schlechterdings nicht vertrage. Iede einzelne Begebenheit hängt also vom Ganzen ab, und, um zu beurtheilen, ob eine gewisse Sache sich in der Welt begeben sol, mus man vom ganzen eine deutliche Vorstellung haben. Nun ist's aber einleuchtend, daß ein verständiges Wesen gar keine andern Entwürf' und Wünsch' haben könne, als die ganz natürliche und nothwendige Folgen seiner Ideen sind. Wenn mir z.B. etwas gut scheint, so ists natürlich unmöglich, daß ich nicht eine Begierd' empfinden solte, dieses Gut zu besizzen; und eben so unmöglich ist's, daß ich was wünschen solte, wovon ich
[Manuskriptseite 105.] gar keinen Begrif habe. Die Begierden eines verständigen Wesens müssen also nothwendig aus der beschaffenheit seiner Ideen entspringen. Diese Ideen werden nun wieder durch die Stelle, welche ein Wesen im Ganzen einnimmt, durch den Grad seiner Fähigkeit, und durch die Zeit, in welcher es dieselbe hat vervolkommnen können, bei iedem Individuum ganz verschieden bestimt wird. Sie sind also eine lange Zeit hindurch sehr eingeschränkt; so lange nämlich das verständige Wesen nur einen gewissen Theil des Ganzen übersehen kan. Nach und nach lernt's immer mehr übersehen, und seine Ideen werden also auch immer mehr erweitert. Hieraus folgt, daß die Wünsche des Endlichen unmöglich immer mit den Begebenheiten der Welt, welche die Resultate der Gesezze des Ganzen sind, übereinstimmen können. Dann nur, wenn,'s endliche Wesen einen deutlichen Begrif vom Ganzen hätte; und alle Triebfedern der Begebenheiten kente. Dann würd' es einsehen, was und warum alles geschehen und geschehen müste; es würd' empfinden, daß alle Begebenheiten den Gesezzen der Ordnung und Volkommenheit ganz angemessen sein. Es würde mit allem, was ihm begegenete gern zufrieden sein; s und sich mit Vergnügen dem Laufe der Natur überlassen. – –" Seit. 337. 338. 339. 340. 341. 342. 343.
[Manuskriptseite 106.] [Ia-06-1780-0219]
[Ia-06-1780-0220]
[Manuskriptseite 107.] wirkt, und zwar in einer demsleben entgegengesezten Richtung, so daß er sie folglich nicht hervorbringen kan. Der Stos thut nichts, als daß er die Schnelkraft zur Äusserung auffordert. – Eben dieser Fal findet bei unsrer innern Selbstthätigkeit stat, welche sich nicht äussert, so lange wir keine klaren Vorstellungen haben. Denn wie solte die Seele in Vorstellungen wirken, die sie nicht hat? –" Seit. 351. 352.
[Ia-06-1780-0221]
[Ia-06-1780-0222]
[Manuskriptseite 108.] Die Seele verhält sich nicht leidend, indem sie die Ideen empfängt, denn einige fast sie willig auf, andern widersezt sie sich. Von den sinlichen Organen kan man sagen, daß sie die Eindrükke der materiellen Welt mit Gleichgültigkeit aufnehmen. Die häslichste Gestalt, die unangenehmste Farbe, der widrigste Ton – alles geht mit einer gleichen Leichtigkeit in's Sensorium, wo die Seele diese Vorstellungen empfindet. Die Annehmlichkeit un Unannehmlichkeit der Empfindungen, entsteht nicht von der Leichtigkeit oder Schwierigkeit, mit welcher etwan die Ideen von den Organen aufgenommen würden, sondern von etwas, was vor den Ideen schon in der Seele war. –" Seit. 354. 355.
[Ia-06-1780-0223]
[Ia-06-1780-0224]
[Manuskriptseite 109.] über vergessen haben. Man unterbrech' einen Menschen, dessen Aufmerksamkeit izt auf eine Idee geheftet war, und man frag' ihn alsdan, woran er gedacht habe. Er wird sagen, er wiss' es nicht, er habe sich vergessen. – –" Seit. 367. 368.
[Ia-06-1780-0225]
[Ia-06-1780-0226]
[Ia-06-1780-0227]
[Ia-06-1780-0228]
[Manuskriptseite 110.] margine adponi debuit, adeoque ipsum suo loco et situ emendatoris, a quo additum fuerit, manum prodit. Porro Wetstenius aliique emendationem factam esse tradunt a manu recentiori; cel. Woidius vero recentionem quidem manum agnoscit in lineola litteris in circulo 28 8] mit Schnörkel darüber OC OC] O mit zwei Punkten o.ä. innen, über OC waagerechter Strich superimposita, et O in stantato; sed mediam lineolam sive diametrum huius litterae ab antiqua manu esse contendit, atque hinc totum O artiquitus adfuisse colligit. Facili negotio ven. Woidii testimonium cum aliorum narrationibus conciliari potest. Tenendum scilicet est, Claromontanum Codicem plurium, quatuor, quinque aut sex emendatorum manus procedente tempore expertum esse, quorum recentiores non raro repetierunt, atque instanrarunt antecessorum suorum emendationes. – –" Seit. 58. 59.
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[Manuskriptseite 111.] müssen und können; oder wenn sie mit Absicht fixirt werden, komt der Rathschlus ihrer Bestimmung nicht aus dem höhern Gebiet? gehört zu ieder endlichen Schöpfung, wie die Gestaltung eines Begrifs ist, nicht ausser der Materie woraus, noch eine bildende Kraft, wodurch, die sich ihrer eben so wol bewust ist, als der Töpfer sich nicht mit dem Leim verwechselt, aus dem er Gefässe der Ehren oder Unehre gestaltet? Ist nicht die attive Digestion des Magens, etwas anders, als der Gaumen, durch dessen Kanal Trank und Speise geht, obgleich sie ihn kizzeln oder brennen kan? Weder Kizzeln und Brennen, noch die verschlukte Materie darf man mit der Digestion verwechseln, so wenig man Quadrat= und Kubikwurzeln mit dem logistischen Verstande, wodurch sie werden, für Eins halten kan. Wenn nun sinliche Begriffe, d.i. solche die aus Stoffen gebildet sind, welche durch sinliche Kanäle an den Ort ihrer Bestimmung gelangen konten und musten, eine bildende Kraft voraussezzen, die weder in den Elementen (die einer leidenden aber keine thätigen Bildung fähig sind), noch in den sinlichen Organen liegt, welche sich wie Handleiter eines Künstlers verhalten: wird denn diese idealische Bildungskraft durch die blosse Sinlichkeit des Stofs, aus dem sie bereitet, unter ihre Würde gesezt? Ist's nicht vielmehr eine pure gestaltende Kraft, wodurch die Seele sinliche und unsinliche Formen bildet? Wil man nach Maasgabe der obiektiven Verschiedenheit der Materie, woraus Ideen gebildet werden, der bildenden Kraft selbst wesentlich verschiedne Aktionen geben, so ist's iust, als
[Manuskriptseite 112.] wenn iemand sagt, die Kunst des Uhrmachers ist wesentlich verschieden, ie nachdem er Gold oder unedlere Metalle bearbeitet, und seine Kunstkräfte lassen sich eintheilen in die höhere Kunstkraft, aus Gold; und in die niedere Kunstkraft, aus unvolkomnern Metal Uhren zu zubereiten; die Schöpferskraft Gottes läst sich eintheilen, in die Höhere, aus Erde Menschen, und in die niedere, aus Erde Würmer zu bereiten. Und was sind endlich sinliche Begriffe, die die äussern Sinne formiren sollen? Die Eindrükke des Rothen, Grünen, Süssen, Bittern u.f.? Dies sind ia keine Begriffe, die die Seele durch thätige Bildungskraft der Sinne erhalt. Sind es die Ideen, die im Verborgnen des innern Menschen aus ienem mannigfaltigen Stoffe gebildet werden? So entstehen diese durch die gestaltende Kraft der Seele (aim plasticam animi), vermöge welcher sie aus mannigfaltigem Stoffe sich mannigfaltige Gedanken und Ideenformen schaft. Man unterscheide daher im Menschen die Erkentniskraft und die thätig gestaltende Kraft der Ideenbildung, oder's eigentliche Denken. In beiden übertrift er die thierische Geistesökonomie. Er erkent das sinliche mehr als thierisch; und weil er mit den Dingen in einer logischern Sympathie steht, als das Thier, so attrohirt er mehr daraus; aber er weis auch mehr aus dem, was er geschöpft hat, zu machen; darum ist er @@@@ @@@@@@@@@@@@@@@. Übrigens ist bei demselben Menschen die Erkentniskraft eine
[Manuskriptseite 113.] einzige und die iealische Bildungskraft eine einzige; diese aber wirken nach der iedesmaligen Stuffe ihres ausgebildeten Wachsthums. Ist diese hoch, so sieht er in den sinlichsten Dingen die unsinlichste Wahrheit, und kan aus den sichtbarsten Formen die feinsten Gedanken bilden. einer ist hierin Künstler, der andre Pfuscher. –" Seit. 111. 112. 113.
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[Manuskriptseite 114.] 2) Im Denken das Mannigfaltige in einander vorgestelt; im Empfnden neben einander. 3) Folglich im Denken als Merkmal, im Empfinden als Theile. –" Seit. 578. 579.
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[Manuskriptseite 115.] mehreren bestimten Stuffen der Wildheit und der Ausbildung, unter allen Himmelsstrichen, und in allen Gegenden des Erdbodens, in denen man Menschen gefunden hat, oder auch noch findet. sie beschreibt nicht blos die Beschaffenheit ihres Geistes, sondern auch ihrer Körper. Und wenn sie ganze Völker des Erdbodens aus den entferntesten Gegenden, und aus den abgelegensten Zeitaltern mit einander vergleicht: so giebt sie vorzüglich auf ihre karakteristischen Unterschied', und wiederum auf die sonderbarsten Übereinstimmungen derselben, in Absicht auf die Seel' und den Körper Acht. Noch mehr: Die Geschichte der Menschheit stelt auch andre lebendige Geschöpf', und besonders die edlern Thiere, die man auf der Erdwelt endekt hat, neben dem Menschen. Einige Ähnlichkeiten unter beiden fallen sogleich in die Augen; aber noch mehr die fühlbaren Verschiedenheiten. Hier sucht sie der Grund von diesen unvereinbaren Verschiedenheiten unter dem Menschengeschlecht, und den übrigern volkomnern Thierarten auf. Endlich bemerkt sie dieienigen Verschiedenheiten, die die Einflüsse des Klima's, der Regierungsform, der Religion, und andrer Nebenumständ' an den Einwohnern der mehrern Erdgürteln, an ihrem Körper und an ihrem Geist', an Verstand und Herz hervorbringen. –" Seit. 205. 206.
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[Manuskriptseite 116.] übrig haben. Und woher diese sonderbare Erscheinung? Aus folgenden Ursachen: Erstlich gab's damals manche, welche sich erlaubten, eine Phrasis mit der andren zu verwechseln, um den Apostel zierlicher, oder deutlicher reden zu lassen. Oft kamen aus dem Rande Glossen in den Text; und zwar theils exegetische theils krittische Scholien; vieles war in den ältesten Handschriften mit Abbreviaturen geschrieben, und diese erklärte man falsch. Man hatte damals noch keine Begriffe von krittischer Genauigkeit, tauschte also bald Worte mit Worten um; veränderte Konstruktionen; verwarf die Ordnung der Wörter u.s.w. Diese Sorglosigkeit beim Kopiren des N.T. hört' auf, als die christliche Kirch' anfieng polemischer zu werden, und man aus Wörtchen Beweise führte. Ferner, als die christliche Kirche sich durch engere Banden vereinigte, um gegen die Kezzer loszugehen, so führte man einen mehr algemeinen und in gewissen enger verbundnen Gegenden angennommenen Text ein. Nun wurden Kommentare. geschrieben, Mönch' und Nonnen schrieben Handschriften ab, und diese machten sich ein Gewissen draus, nur in einer Sylbe abzuweichen; ia sie mahlten mehr Buchstaben, als sie schrieben, und konten also weniger abweichen. Diese Umstände misten den einmal hergebrachten Text in einer ziemlichen Gleichförmigkeit erhalten. – –" Seit. 288. 289.
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[Manuskriptseite 117.] Persönlichkeit, das aus den Vergleichungen unsers gegenwärtigen und vergangnen Zustandes entstehende Gefühl, daß wir, die wir izt sind, auch ehemals waren. Denn kein einziger neuer Eindruk kan sich ganz isolirt den Gehirnfibern eindrükken. Ein ieder neuer Begrif wekt ein oder mehrere andre auf, mit denen er sich verbindet. Man kan also nie mit Bewustsein empfinden, denken, handeln, ohn' auf eine dunkle oder klare Art zu fühlen, daß wir ehemals empfunden, gedacht und gehandelt haben. man kan niemals sich bewust sein, daß man ist, ohn' wahrzunehmen, daß man gewesen ist. –" Seit. 526.
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[Manuskriptseite 118.] Urstoffe nennen. Diese ist aber klein, und darf nicht unter den Begrif der Schönheit gebracht werden, weil sie zur metaphysischen Nothwendigkeit der Ökonomie gehört, und ohne sie sich keine Zusammensezzung und Konsistenz einer Welt denken liesse. Ferner giebt's eine zweite Art von Mannichfaltigkeit, die man die angewandte nennen könte, weil sie aus der wirklichen Anwendung der schöpferischen Kraft zur Bildung der zahlreichsten Wesen aus ienen Urstoffen entsprungen ist. Nämlich aus denselben Stoffen sind durch verschiedne Zusammensezzungen mannichfaltige Dinge hervorgebracht worden, woraus einerlei hätte werden können. Aber auch diese Mannichfaltigkeit gehört, ienem grossen Theile nach, noch unter den Begrif der physischen Ökonomie, die das Dasein einer Welt fodert. Einige vegetalische und animalische Arten sind zu einer schlichten Welt nothwendig, ohn' alle dieienige Schönheit, die die gegenwärtige Welt hat. Sonst wäre kein Bestand der Schöpfung; z.B. solten aus dem ganzen Vorrathe der Urstoffe lauter Menschen geschaffen werden, wovon solten sie leben? u.s.f. Daß aber endlich die angewandte Mannichfaltigkeit bis auf's kleinste und unzählbarste in der Welt sich findet, nach den götlichsten Idealen des Gleichmasses, der Anmuth, Harmonie in Leben und Bewegung, in Gestalt und Farbe, und nicht nach der blossen Dürftigkeit, wie sie die sparsamste Ökonomie nothwendig foderte: – das ist die Mannichfaltigkeit der Schönheit. Diese
[Manuskriptseite 119.] durfte nicht so zahlreich sein, und die Geschöpfe hätten doch zufrieden sein müssen. Hier möchte man dem Stoiker beim Cicero (De N. D. C. II), der fast von derselben Sache redet, nachsagen: @@@@@@@ (providentia) nostra videtur finisse Epicurea (so köstlich und luxuriös wie Epikur.) Die wirkliche Ausführung dieses Gesezzes der Mannichfaltigkeit flöst so viel Bewunderung ein, daß keines endlichen Wesens Vorstellungskraft nur ein Infinitesimaltheilchen, vor dem Dasein, hätt' erfinden können. Man betrachte nur in der ganzen Schöpfung die Vertheilung des Lichts und des Schattens. Wie einfach das Licht, und wie wenige Grundfarben enthält's! Aber welche Gemälde der Natur in Gefilden der Blumen, in Farben der Thier' und alles Sichtbaren! Eben so bei Vertheilung des Lebens ! u. s. f. Solt' in den Werken der schönen Nachahmung, die die Seel' und Kunst erschaft, die Anwendung dieses Gesezzes der Mannichfaltigkeit Bedeutung und Wirkung haben, so mus die Anlage derselben für die Natur und Ökonomie des Gegenstandes, ausser dem Anmuthigen, auch physisch nothwendig sein, und nicht blos ein unregelmässiger Zierrath. – – Das Gesez der physischen Progression und Kontinuität möchte man das eigentlich methodische der Natur nennen, es geht durch alle Linien des Universums, erklärt ungemein viel; und hat zugleich etwas anschauendes für die * metaphysische Einbildungskraft. Nach diesem Gesezze wird der feinste Materialist den
[Manuskriptseite 120.] Unterschied zwischen dem Materiellen und Geistigen betrachten. nach diesem Gesezz' erscheinen alle physischen Wesen, alle Arten des Seins und des Lebens und der Bewegung so in einander gefügt, und so in Progressionen steigend, daß das Auge der Seel' hier eben das sieh't, was dem Auge des Leibes in der Progression des Lichts und der Farben, und dem Ohr in den unmerklichsten Stuffenfolgen der Tön' empfindbar wird. Das Aug' unterscheidet eine Farbe von der andern deutlich, wie die Sekunde von der Prime das Ohr; aber's bedarf, um von einem zum andern über zu gehen, unendlich vie kleiner Elementarstuffen, die nicht so empfindbar sind. So in den Begriffen des Lebens, der Bewegung, der Ideosynkrasien, der Naturen, des Materiellen und Geistigen überhaupt. – – " In iedem Wesen, das gleichsam ein Büschel vereinigter Fähigkeiten ist, findet sich iedesmal ( nach des V. Meinung ) nure eine Menge lebender Kraft; das Übrige ist schlafende Fähigkeit. Die lebende Kraft nimt im Quantum nie zu; so wie eine Fähigkeit erwacht, geht die andre schlafen." – Allein solten die Erweiterungen der lebenden Kraft nach Art der geometrischen Progressionen nicht auch das arithmetische Quantum erhöhen? Solt' eine völlig ausgebildete Eiche nicht mehr vegetalische Kraft gleichsam im Gebrauch haben und anwenden, als wenn sie aus der Eichel eben hervorgeht? Nach dem Quantum der
[Manuskriptseite 121.] wirksamen Kraft richtet sich doch das Quantum der Kraft zu widerstehen; und wie viel verstärkter findet sich diese nicht in der ausgebildeten Eich' u.s.w. als in dem, was kaum die ersten Schritte seiner Entwikkelung macht? Solte kein Zeitpunkt möglich sein, wo ein Wesen ganz entwikkelt: d.i. wo alle Fähigkeiten, die in der Zirkumferenz der individuellen Natur liegen, in Wirksamkeit wären? Die progressive Entwikkelung mus doch zulezt auch eine Summe geben. Man möchte nicht leicht sagen können, daß im Manne dieienigen Kräfte schlafen gegangen wären, die er als Kind im lebenden Gebrauch hatte, vielmehr, scheints nach dem Gesezze der Progression, haben sich eben diese Kräfte vom ersten Moment der Entwikkelung an erweitert und verstärkt. Ob er sie gleich nicht an denselben Gegenständen als Man übt, an denen er sie als Kind übte; so sind's doch nicht der Zahl nach verschiedne, sondern den Graden nach erhöhete Kräfte. man nehm' an, der Mensch hört in Ewigkeit nicht auf sein Leben und seine Aktion zu erweitern, so liegen doch diese unzählbaren Grade der Erweiterung in dem Quantum seiner Fähigkeiten, welches arithmetisch klein ist, wovon aber iede fortgehen kan in a1, a2, a3 pp. sonst müst' eine arithmetische Unendlichkeit von Fähigkeiten im Menschen liegen, und zwar, die der Art nach verschieden wären; denn wären sie das nicht, so könte man alle die, welche ausgewirkt haben, nicht schlafend nennen. Ruht eine
[Manuskriptseite 122.] Kraft, so kan sie schon längst entwikkelt sein, sie schläft aber nicht, sondern sie wartet nur auf Anregung; Verschiedenheit der Gegenstände, woran sie sich übt, bringt auch keinen Unterschied in ihre Natur. Nur allein in dem Sinne lässet sich sagen, das Quantum der Kräft' eines Wesens nimt nie zu, wenn man ihren Inbegrif ( alle Fähigkeiten eines einzelnen Wesens machen die Peripherie seiner Natur aus ) in das, was man metaphysische Schranken nent, einschliest, z.B. liegt im Wesen b die höchst möglichste Summe der Entwikkelung bis b', so kan kein Engel und kein Mensch diese Gränze weiter führen. – – –
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[Manuskriptseite 124.] und mechanischen Kentnissen der egyptischen Priester und Gelehrten es weit bringen. Das Beste, was er lernte, war wol Gesezgebung und Staatspolizei des Landes, Kriegskunst der damaligen Zeit; auch die Art, wie in Egypten Polizei und Religion zu einer Hierarchie verbunden waren. – –" Seit. 203. 204.
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[Manuskriptseite 126.] Gutes an sich? Dies such' auf, und las ihn hinein sehen; wie in einen Spiegel, und sprich zu ihm! "Diese Gestalt woltest du beflekken, und sie kan so schönere, edlere Gestalt noch werden, wenn du sie pflegest!" Sieh' ihn an den Iüngling mit Bruderblik – – und er wird dir folgen. – " Seit. 367.
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[Manuskriptseite 128.] sie einander in gewisser Hinsicht ähnlich sind. – bei absichtslosen Reproduktionen der Vorstellungen geht die Phantasie dem Gesez der Koexistenz nach, d.h. der Ordnung, in welcher die Vorstellungen in den Empfindungen oder auch ehemals in den Vorstellungen nebeneinander, und auf einander gefolgt sind. Wenn hingegen die Phantasie durch Trieb, Begierd' und Absicht nach einer gewissen Richtung hingestimt wird: so verfolgt sie mehr das Ähnliche, das Gemeinschaftliche, an welchem die Ideen zusammenhängen. Eigentlich geht die Einbildungskraft nie einer von diesen Beziehungen nach. Nur liebt sie unter gewissen Umständen mehr den einen, unter andern mehr den andern Hang. Dieses Gesez der Assoziation bestimt nichts mehr als welche Idee überhaupt auf eine andre folgen könne? Auf die Idee A kan nämlich entweder eine von den ihr ähnlichen, oder eine von den koexistierenden folgen; aber von welcher Art wird nun eine folgen? Das hängt von den Ursachen ab, wovon die Einbildungskraft während ihrer Wirksamkeit gelenkt wird. –" Seit. 475. 476.
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[Manuskriptseite 130.] Der Aktus des Gewahrnehmens kan nicht im Augenblik beobachtet werden, wenn man gewahrnimt, sondern nur, wenn die Sache schon wahrgenommen ist. Und da findet es sich, daß die Empfindung oder Vorstellung, durch welche man einen Gegenstand gewahrnimt, vorzüglich lebhaft in uns gegenwärtig, und von andern abgesondert sit; und zweitens, daß das Gefühl oder die Vorstellungskraft nicht allein auf's Gewahrgenommene Obiekt in etwas festgeheftet, sondern, daß sie auch auf selbiges zurükgebogen worden sei, wenn sie schon im Begrif gewesen ist, es zu verlassen, und sich auf andre Dinge zu wenden. Dieses ist eine Art von physischer Zurükbeugung der Kraft auf die Vorstellung, die man gewahrnimt. –" Seit. 485. 486.
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[Manuskriptseite 132.] Sicher wird also immer ein gewisses Verhältnis zwischen diesen Kräften sein, die eine wird mit der andern erhöht, ode vielmehr alle machen nur ein Ganzes aus. Wenn ein Eindruk dauerhaft erhalten werden sol, must' er tief gefast, innig durchschauet, mit vielen schon in der Seele liegenden Begriffen assoziirt sein. Hier stossen alle Kräfte zusammen, und dies mus man sich unstreitig bei'm Gedächtnis denken, nicht die kleine Fähigkeit, eine Menge Namen, Iahrzahlen, kurz Wort' ohne Begriffe zu denken. Dies scheint uns eine der menschlichen Seel' unnatürliche, obgleich nach und nach durch Übung im hohen Grade zu erwerbende Fähigkeit, ( so wie bei'm Körper das steife Stehn und gleichmässige Unbeweglichkeit aller Muskeln höchst unnatürlich ist, aber doch von Hofleuten in hohem Grad' erworben wird. ) Man sag' einem Knaben zehn ihm begreifliche, in einandern gegründete, Ideen; er wird wenigstens sechs behalten; man sag' ihm zehn Namen und Iahrzahlen, die für ihn keine Bedeutung haben, und er wird kaum drei in der gehörigen Ordnung merken. Diese lezte durch Übung erworbne Fähigkeit nenn' ich kein Gedächtnis; sondern die bleibende Stärke der Eindrükke, und dieses ist sicher der Grund von allen Äusserungen unsers intellektuellen Vermögens. –" Seit. 568. 569.
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[Manuskriptseite 134.] waren, denn wo diese stat fanden, wo insonderheit Todesstrafe verdient war, konte der Missethäter kein Opferthier für sich sterben lassen; abermals ein Beweis, daß das Opferthier nicht stat des Sünders getödtet war." S. 160.
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[Manuskriptseite 135.] hatte. -
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[Manuskriptseite 136] einen schmerzenden Nerven aus seinen Verbindungen mit dem übrigen System heraus. Wird man wol auch die Schmerzen mit herausreissen können? Schwerlich wegen des Zusammenhanges mit den übrigen Nerven, die gerade dieselbige Stimmung erhalten haben. Was Wunder, daß man nun noch glaubt, die Schmerzen fliessen aus dem abgenommenen Glied, dan noch immer Nerven da sind, die in dieses Glied fortliefen, oder die doch mit den Nerven dieses Gliedes durch ihren Zusammenhang zu ähnlichen Empfindungen angewöhnt wurden? – – –". Seit. 139.
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[Manuskriptseite 138.] ihrer Aufmerksamkeit und Thätigkeit ind, sondern wenn dieselbe nur allein bei den anschauenden und sinlichen Übereinstimmungen und Verhältnissen der Ideen bleibt: so ist's die Einbildungskraft in engerer Bedeutung. –" Seit. 166. 167.
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[Manuskriptseite 139] Plazregen zuschliessen, ist, damit der Befruchtungsstaub nicht zusammenklebe, und untauglich werde, zur Narbe zu fliegen. – die Alpengewäche blühen schnel, und ihr Same wird geschwinder reif, damit die Kälte nicht unversehens die Blüth' überrasch' und zerstöhre. –
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[Manuskriptseite 140.] Örtern, damit das zur Nahrung dienende Aas für die Iungen zu einem Brei zerfliesse. – Die Klapperschlange trägt ein Geläut' an dem Schwanz, welcher Klang von der Bewegung der knorpelartigen Ringe entsteht, um Menschen und Thiere vor ihre Ankunft zu warnen. – " Seit. 515. 516.
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[Manuskriptseite 141.] [Ia-06-1780-0316]
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[Manuskriptseite 142.] Schon segn' ich den vergesnen Hügel, Seit. 8. 9.
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[Manuskriptseite 143.] legte den Künstlern den Zwang auf, immerwährend nur eine kleine Anzahl gegebner Modelle zu bearbeiten. –" Seit. 61. 62.
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[Manuskriptseite 144.] Kund natus, geboren. Kun, Geschlecht. Bei den Alamanniern hies es in gleicher Bedeutung Kind; und in der hochdeutschen Sprache bedeutet es "Leibeserben". Die Gothen hatten aber noch ein ander ähnliches Wort Kunths – bekant. Schwed. känna. kunna. Angelsächs. cunnan; Alam. kennen; Isländ. kanna, Hochdeutsch kennen. Korrar. Hesych. scire. Damit ist verwandt das @@@@@@@ der Griechen; und der Lateiner ihr nosco, gnosco, wovon sie nobilis abgeleitet haben. –" Seit. 270. 271. 272.
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[Manuskriptseite 145.] Hum! Geier, must mal selber seh'n Seit. 150. 151.
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[Manuskriptseite 146.] Geschichte desselben studirt werden können, sonst ist kein wahrer Begrif von ihr möglich. Sie aus diesem Zusammenhang herausreissen; eine isolirte Kentnis davon erheischen wollen, heist die unfruchtbarste aller Bemühungen unternehmen. Um dies aufzuklären, wollen wir sezzen, die heutigen christlichen Reiche würden so verwüstet und zerstört, als Ägypten. Wir wollen sezzen, es blieben eben so wenig Nachrichten von ihrem Zustande zurük, als wie von Ägypten; es blieben Schriften von Gottesgelehrten aus den drei Kirchen des Christenthums übrig, Schriften aus dem 12. 15. und 17 Iahrhundert, Schriften von Christenthumsfeinden und Freunden u.s.w. Man stelle sich vor, was der, der dies lesen würde, sich für Begriffe von der christlichen Religion machen würde. Bald würd' er uns für Atheisten – bald für Pantheisten – bald für im höchsten Grad' Abergläubighe ausgeben. Überal würd' er Widersprüche finden, da iezt keine sind. Fiat applicatio. – " Seit. 231. 232.
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[Manuskriptseite 147.] Geiste gleich belebt zu sein schienen. Aus dieser Lehre flos der symbolische Gottesdienst, der dem Geist der Afrikaner recht angemessen zu scheint. Die glühende Einbildungskraft der Bewohner dieses Welttheils wil durch sichtbare Gegenständ' oder Fetischen fixirt, und ihre Unruhe wegen der Zukunft, durch Wahrsagereien, welche sie aus diesen Fetischen selbst ziehen, befriedigt sein. So hätte der Stier Apis, ausser seinen symbolischen Eigenschaften, auch noch die, daß er über die zukünftige Überschwemmung des Nils Anzeigen gab; und selbst das Wort Apis, nach Weise der Ägyptier ausgesprochen, hat eine offenbare Beziehung auf das in die Höhesteigen des Wassers auf den Graden des Nilwassers. Auch von den Krokodillen wurden Vorbedeutungen genommen, und wahrscheinlicher Weis' eben so von vielen andern Thieren. Viele Thiere waren, ihrer Nüzlichkeit wegen, geheiligt und der Beschüzzung des Aberglaubens empfohlen, als: Kazzen, Wiesel, Ichneumons, Sperber, Geier, Eulen, Störch' und Ibis, welche mit Recht die Reiniger Ägyptens genant worden sind. Dies Land wär' ohne sie nicht zu bewohnen. Da bei den Engelländern die Gesezze verbieten, um London und in den Westindischen Kolonien die Gier zu töden, so hat man sich nicht zu wundern, daß die Ägyptier ganz ähnlichen Gesezzen eine weit grössere Kraft zu geben gesucht haben. Die Alten schonten überhaupt fast aller derer Gattungen Raubvögel, welche man des Wildes wegen, mit so grosser Sorgfalt, in den mehrsten Gegenden Europens gestört. Nichts destoweniger bleibt der Grundsaz richtig, daß dem Vortheile der Iagd, der Vortheil des Akkerbaues nie aufgeopfert werden müste; und für diesen
[Manuskriptseite 148.] giebt es keine schlimmern Plage, als die Kaninchen, die Mäusse, die Sperlinge, und die Schnekken, wovon die Raubvögel die Ländereien reinigen, ohne nur ein Gräschen zu beschädigen. Einige Thiere scheinen blos in Beziehung auf gewisse nüzliche Arbeiten, welche ihre Verehurng nothwendig machte, geheiligt worden zu sein. Der natürliche Hang zur Trägheit bei diesem Volke wurd' auf diese Weise durch seinen nach stärkern Hang zum Aberglauben bestritten und überwunden. Hieraus kan man auch die Verehrung der Krokodille herleiten. Die Städte, wo dieser Dienst am mehrsten im Schwange war, lagen weit von Nil ab, und die Krokodille hätten nie bis zu ihnen gelangen können, wenn ihre Känäle schlecht unterhalten oder verstopft gewesen wären. Überal sieht die Staatsklugheit unter dem geheimnisvollen Schleier des Fanatismus hervor. Die diätischen Anordnungen der Ägyptier bezogen sich auf ihr Klima, und ihre mehrsten Fest' auf den Akkerbau, die Akkerschwemmung des Nils und die Astronomie. Sie erkanten ein verständiges, von der Materie unterschiednes Wesen, welches sie Phtha nanten; es war der Beschaffer des Weltals, der lebendige Gott, dessen Weisheit sie unter dem Namen Neith, als eine Weibsperson, die aus dem Körper eines Löwen hervorgeht, personifizirt hatten.... Die lezte von ihnen personifizirte Eigenschaft Gottes war die götliche Güte, die sie Knuph nanten, ein in den Abrazen berühmtes Wort .... Ihre Achor bedeutet' in einem gewissen Verstand das Chaos, und in einem andern die Unbegreiflichkeit Gottes und sein Zustand vor der Schöpfung. –" Seit. 245. 246. 247. 248.
[Manuskriptseite 149.] [Ia-06-1780-0340]
[Ia-06-1780-0341]
[Ia-06-1780-0342]
[Ia-06-1780-0343]
[Manuskriptseite 150.] Kom ia der Thüre nicht zu nah! Seit. 104. 105. –108.
[Ia-06-1780-0344]
[Ia-06-1780-0345] Seit. 213. 214.
[Manuskriptseite 151.] [Ia-06-1780-0346]
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[Manuskriptseite 153.] kan, wie ieder, der die Stelle nachschlägt, sehen wird; sondern erst die ganze Erzählung beschliessen kan, wie man ihn dann auch am Ende des Kapitels (Vers 43) findet. Also gehört der ganze schwierige Ausdruk nicht zur Bibel, und die Ausleger mögen ausmachen, was der Verfasser des Buchs der Frommen damit sagen wolte. –" Seit. 104.
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[Manuskriptseite 154.] und den Schiksaalen des Noah, daß Leiden der Unschuld besser sind, als Leiden der Verbrechen. Wie viel muste nicht Noah, da er sein Schif ausrüstete, und den Beruf hatte, den Sünder zu warnen, ausstehen? wie ermüdeten sie nicht die Gedult Gottes,d er auf Besserung wartete? wie bedrängten sie nicht den Freund Gottes? Aber Noah wurd' auch gerettet, da iene untergiengen. Es war ihm vortheilhaft, eine Zeitlang unschuldig zu leiden. Lasset es also sein, daß auch ihr, als Gottes Familie viel – ohne Schuld – auszustehen habt. Ihr sterbet, so lehrt euch die Geschichte Iesu, was ihr zu erwarten habt. Ihr leidet, so werdet ihr dem Untergange, der auf die lezte Welt, wie auf die erste wartet, wie Noah, entrinnen. – – Soweit die Umschreibung. Man kan sehr wol so konstruiren @@ @ @@@ @@@@@@@@@@@@@@@@ @@@ @@@@ – – @@@@@@@@@ @@@ @@ @@@@@@@@ @@@ – – fast wie Kap. III.3. Daher wird Noah 2 Petr. II. 5. @@@@@@@@@@@@@@@ genant und Noah ist auch im Brief Iuda das Subiekt. –" Seit. 196. 197.
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[Manuskriptseite 155.] nehmen Empfindungen im Himmel, auf der andern Seite, nicht sehr bemerkbar, und im Ozean von Vergnügen wird ein bittrer Tropfen zu Nichts. –" Seit. 328.
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[Manuskriptseite 156.] So ein Sprung läst sich in einem so genau zusammenghängenden Ganzen nicht denken, in einer Rede, die von einer Geschichtserzählung in weiter nichts verschieden ist, als daß die Geschicht' eine Reihe von vergangenen, Weissagungen über eine Reihe von zukünftigen Dingen und zwar in der Ordnung vorträgt, in der der sie aufeinander folgen sollen. Also kan der Knabe, den die Iungfrau gebähren sol, nicht erst nach Iahrhunderten,er mus bald gebohren worden sein. – – * Matthäus, der in seiner Biographie von Christo häufig seine Anmerkungen über Vorfäll' und Reden, die er aufzeichnet, macht, bedient sich der erklärten Stelle des Propheten in einer Aus Anmerkung, die er bei der Rede des Engels an Ioseph anbringen wolte. Er zieht eine Parallele zwischen einem Theil der Rede des Engels und der Rede des Propheten. Denn beide hatten viele Ähnlichkeit mit einander, in der Absicht sowol als in dem Ausdruk. In der Absicht – der Engel wil den Ioseph überzeugen, daß er eine wirkliche Erscheinung im Traum gehabt, und ihn seine Einbildungskraft nicht getäuscht habe. Er giebt ihm also den Umstand zum Zeichen, daß das, was Maria gebähren würde, ein Sohn sein würde – so wie der Prophet auch zur Legitimazion seiner götlichen Sendung die Geburt eines Sohns vorausverkündigt hatte. Auffallend war auch die Ähnlichkeit im Ausdrukke. Maria sol einen Sohn gebähren nach dem Ausspruche des Engels,
[Manuskriptseite 157.] Und die Iungfrau sol einen Sohn gebähren, nach dem Ausspruch des Propheten Ahas sol sie diesen Sohn Immanuel nennen, und Ioseph sol den Sohn der Maria Iesum nennen. Diese Ähnlichkeiten vergleicht der Biograph Christi mit einander. Es wäre sonderbar, wenn der Engel, wie man gemeiniglich annimt, die Wahrheit seiner an Ioseph gehaltnen Rede, mit dem Ausspruch des Propheten hätte beweisen wollen, da weder Maria, noch der Messias darin deutlich karakterisirt waren. Wie hätte sich Ioseph dadurch beunruhigen können? Eben daher, weil Matthäus eine Parallele ziehen wolte, so führt' er auch, blos die Wort' an, die man in Vergleichung sezzen konte, nur den 14ten Vers des Propheten: aber den 15ten und 16ten Vers übergeht er, weil sie nichts enthielten, das der Messias und der Knabe der Iungfrau mit einander gemein hatten. Die Zitirformel: @@@@@ @@ @@@@ @@@@@@@, @@@ @@@@@@@ @@ @@@@@ @@@ @@ @@@@@ @@ @@@@@@@ steht dieser Erklärung nicht entgegen, sie ist im höchsten Grad' algemein und heist weiter nichts, als: hier konte man die Worte des Propheten annehmen. Das Erfüllen so mus so wenig hier Schwierigkeit machen, als im Ausspruche des Hieronymus: Caeterum Socraticum illud impletur in nobis: hoc tantum scio, quod nescio. – " Seit. 344. 345. 346. 347.
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[Ia-06-1780-0366] Seit. 1195.
[Manuskriptseite 159.] [Ia-06-1780-0367] Seit. 1202.
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[Manuskriptseite 160] die unter besondrer Eingebung geschrieben werden, sein sollen als vielmehr bei ienen eine Samlung ihrer Nazionalschriften von verschiednem Werth und verschiedner Gattung, (welche sie denn mit einem algemeinen Namen @@@@ @@@@@@@ @@@@@ @@@@@ nanten) und bei diesen ein Inbegrif der Schriften, die zum Vorlesen und einer in den verschiednen Gemeinden dadurch zu erhaltenden grössern äusserlichen Gleichförmigkeit dienen solten. Iene hat Christus, und nach ihm Paullus, so wenig als algemeine Erkentnisbücher der Wahrheit zur Glükseeligkeit für alle Zeiten und alle Menschen empfehlen wollen, daß dieser sie vielmehr als dürftige Sazzungen verwirft, und Christus, wie man auch das "forschet in der Schrift", befehlsweise, oder nur beziehungsweise, verstehen wil, nicht alle einzelne Bücher des A. T. meinen konte, sondern das insgemein darin enthaltene Wort Gottes, und in so weit er's d auch nur mit Iuden zu thun hatte, mit denen er @@@' @@@@@@@@ (denn ihr meinet) reden muste. Diese sind auch nicht eins wie das andre von steter algemeinen Verbindlichkeit. Ia selbst die Iuden legten den Schriften des A. T. nicht einerlei Grad der Wichtigkeit und des Ansehens bei. – Heilige Schrift, und Gottes Wort ist also, auch gar nicht einerlei, und Götlichkeit der Schrift solte man lieber gar nicht sagen, weil man dabei immer alle hergebrachte Vorstellun
[Manuskriptseite 161.] gen von Eingebung voraussezt. Man kan auch die Art dieser, und was vermittelst derselben Wort Gottes sei, unmöglich anders beurtheilen, als nach deren Inhalt, wenn er im Subiekt neue Ideen zur G geistigen Volkommenheit veranlast; auch wirklich zur Besserung, zur Hervorbringung neuer guter Einsichten und Fertigkeiten in den Menschen abzielt, und der Mensch sich das bewust ist. Solche götliche Eingebungen hat's von ie her unter allen Völkern gegeben, es ist ein iüdischer Nazionalstolz, wenn man das läugnen wolte; daraus folgt nun aber einmal, daß bei den Geschichtsbüchern des A. und N.T. keine Eingebung nöthig war – zweitens die historischen Schriften des A.T. den Christen gar nicht verbinden, denn was kan er dadurch besser werden? Des N.T. nur in so weit, in so weit er noch als ein Schwacher mehr durch Geschichten als durch Lehren und Unterricht geleitet werden mus, die übrigen alle aber nur so lang und in so fern, als es ihm noch an den, darin vorgetragnen, Erkentnissen fehlt. Hat er aber diese erlangt, und bauet er weiter darauf fort, so ist er ein Mann in der Religion, in den der Geist Christi ist, und der nicht länger durch ein dunkel Spiegelglas die Wahrheit und's Gute zu erkennen braucht – drittens, daß ein Unchrist, was die äusserliche Kirchengemeinschaft betrift, der durch andre besondre Schikkungen auf andern Wegen zu gleicher Erkentnis gekommen, vor Gott eben so gut ein Christ ist, und ein ihm gewis mehr gefälliger, als der Christ, der ohne Licht, der ohne Licht und
[Manuskriptseite 162.] Kraft des Christenthums nur steif über alle Bücher des Kanons hält – viertens, daß es nur nach kirchlichen Rechten zur kirchlichen Verbrüderung einzelner Partheien gehört, diesen oder ienen Kanon zu haben; die Erweiterung der Geistesgemeinschaft es Lehrern zur Pflicht macht, die Gewissen darin nicht zu beengen, sondern iedem darüber sein freies Urtheil zu lassen; und die ganze Untersuchung historisch bleibt, ohn' allen dogmatischen Nuzzen, wenn nicht's Urtheil dahin ausfält. – –" Seit. 1411. 1412.
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[Manuskriptseite 163.] verschiedne Abschnitt' eingetheilt, und mit einer beinernen Haut überpanzert sind, welche bei ihnen die Stell' eines Beingerippes versiehet, und daß auf ihrem Kopfe zwei bewegliche gegliederte Fühlhörner stehen, welche sie eigentlich vom Geschlechte der Würmer unterscheiden. Nichtsdestoweniger finden sich unter ihnen wieder sehr merkliche Unterschiede. Bei einigen besteht der Leib aus einer Menge Gelenke, oder ringförmiger Glieder, welche alle mit einer gemeinschaftlichen Haut umgeben sind, und unter welcher sie sich an einander und von einander ziehen können. Auf solche Art bewegen sich alle Arten von Würmern, sie mögen überdies mit Füssen versehen sein oder nicht. Sie dehnen die muskulöse Haut zwischen den ersten Gelenken aus, daß die vordersten Ringe fortgeschoben werden, und ziehen alsdenn durch nochmaliges Runzeln der Haut die andern Ring' und den ganzen Körper nach. Bei andern besteht der Leib aus verschiednen, gleichsam von einander abgesonderten Stükken, die sich bei der Bewegung über einander schieben. Diese Bewegung wies die Vorsicht den Fliegen, Maikäfern, und unzählichen andern an, deren Körper aus verschiednen kleinen Schienen besteht, die sich von einander und wieder zusammen schieben lassen, wie die Armschienen an den alten Harnischen. Bei der dritten Gattung besteht der Leib ganz aus zwei oder drei Stükken, welche vermittelst zarter fadenförmiger Bänder zusammengehängt
[Manuskriptseite 164.] sind, wie bei den Ameisen, Spinnen und andern dergleichen Thieren beobacht wird. Ie kleiner diese Thiere sind, desto mehr mus man die künstliche Art ihrer Zusammensezzung schäzzen desto mehr erstaunen, wenn man ordentlich abgetheilte Gefässe, und organische Gliedmassen in einem Körper findet, der bei einigen so klein ist daß eine Million derselben in einem Hirskorn Raum hat. Wie gros ist die Weisheit, die die unmerkbaren Eingeweide der Insekten austheilet, den Umlauf und das Maas ihrer Säfte nach ihren Röhrgen bestimmet, die die spanische Fliege und den Käfer mit Gold und Azur bemahlt, die den Flügel des Papilions mit so feinen und schimmernden Federkielen bestekket, daß sie dem Auge nur Staub zu sein scheinen, und ihr Haupt mit Federbüschen schmükt! – –" Seit. 7. 8. " Wie wunderbar ist nicht die Einrichtung des Geschmaks und der Zungen der Insekten, an so verschiedner Speise, Wurzeln und Steinen, Schlam und Federn, Haaren und Leder, Koth und Gift Belieben zu finden, und die Einrichtung ihrer Magensäfte, sie zu verdauen und davon sich zu nähren. –" Seit. 13.
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[Manuskriptseite 165.] Leib star machen kan. So bald diese Haare gebogen werden, so weis die Raupte, daß es Zeit ist, sich an ihrem Faden herab zulassen, eh' ihr der Wind den Ast auf den Leib stöst und sie zerquetscht. – Auch ihre Farbe ist ein vortrefliches Mittel, sie gegen die Vögel zu schüzzen, die keine angenehmere Nahrung für ihre Brut zu finden wissen. Sie ist mehrentheils den Blättern, wovon sie zehren, oder dem Ast, darauf sie wohnen, so ähnlich, daß sie dem Auge des Vogels entwischen. Die Stechdornraup' ist eben so grün, als der Stechdorn selbst, und die Hollunderbaumraup' hat die natürliche Farbe des Baums. Auf den Äpfelbäumen und Dornhekken findet man viele, die eben so bräunlich sind, wie's Holz dieser Bäum' und Gesträuche. – Ihrer Feinde wegen benagen sie auch mehr die Blätter von unten als von oben. – " Seit. 20. 21.
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[Manuskriptseite 166.] um die zurükgebliebnen Theilchen in den Schlund und Magen zu befördern. – Die Fühlhörner stehen oben an den Augen und bestehen aus dreissig bis vierzig zylindrischen Gliedern, von denen die acht lezten dikker sind und einen Knopf formiren. Die Glieder passen grade auf einander, und sind inwendig hohl, wie man durch's Mikroskop sehen kan, daß Luftbläsgen herausgehen, wenn man einen Schmetterling ganz in's Wasser taucht, daß sie oben zu stehen kommen. Vielleicht dienen sie mehr zum Gehör als zum Fühlen. Die Augen sind gros, glänzend, und mit unnachahmlicher Kunst gebaut. Ihre Halbkugel ist wie mit einem Nezz' überspant, das aus lauter vier und sechsekkigen Maschen besteht. In ieder solcher Masch' ist ein kleines glänzendes Kügelchen, welches nichts anders als ein besondres Aug' ist, so, daß eine solche Halbkugel, wol aus 17000 Augen besteht, wovon iedes seinen eignen Sehnerven hat. –" Seit. 30. 31.
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[Manuskriptseite 167.] eines Taschenmessers auf den Grif niederlegt, Auf beiden Seiten sind zwo Fühlspizzen von drei Gelenken, länglicht rund, und dienen, wie bei allen Insekten zum Betasten und Herumdrehen der Speisen, hier aber enthalten sie noch die mänlichen Geburtsglieder. Sie haben acht Füsse, welche Krebsfüssen gleichen, mit Gelenken und drei krummen beweglichen Klauen. Die kleinste von diesen Klauen steht seitwärts wie die Sporen an den Hahnenfüssen, und dient ihr, sich auf ihrem Gespinst vest halten zu können. Die beiden andern, welche grösser und an ihrer innern Krümme zakkigt sind, gebraucht sie, wenn sie sich anhängen oder fortlaufen wil, es geschehe um seitwärts oder gar mit unter sich gekehrten Rükken. Marmor und Spiegelgläser sind ihr noch rauh genug, um die Spizz' ihrer Klauen einzuschlagen und sich darauf erhalten zu können. Um diese zu schonen, hat sie nahe bei den zwei grossen Klauen ein paar runde Ballen, auf denen sie sanfter auftreten kan. Ausser diesen acht Füssen hat iede Spinne noch zwei andre Vorderfüsse, oder vielmehr Arme, weil ie sich derselben nicht zum Gehen, sondern zum Festhalten ihres Raubes bedient. Alleine dieser Waffen ungeachtet würde sie wenig Beute machen, wenn sie nicht ihren Feind in einen Hinterhalt zu lokken wüste, da sie keine Flügel hat, ihn zu verfolgen. sie wissen aber hierzu ein Nez zu verfertigen. Dieses Nez weben sie aus einem klebrichten Saft, der aus fünf Warzen ihres Körpers, an denen noch viel andre kleinere sind, herausfliest.
[Manuskriptseite 168.] Diesen Saft zieht die Spinne zu einem Faden, der dikker oder dünner wird, nachdem sie die Sprüzlöcher an den Eitern mehr oder weniger öfnet. – " Seit. 43. 44. 45.
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[Manuskriptseite 169.] die Speisen zu zerschneiden. Sie giebt ihm die Gestalt zweier Lippen, mit denen sie die Speisen ergreift. Wenn sie die Luft an sich zieht, so kan sie durch den Rüssel flüssige Sachen, wie durch eineRöhre saugen.... Ist der Körper, von welchem sie ihre Nahrung sucht, zäh' und trokken, so treibt sie durch den Kanal ein Tröpfchen von einer Feuchtigkeit heraus, welche sie mit ihren Lippen so an den Körper anzubringen weis, daß sie ihn dadurch erweicht, und also geniessen kan. – –" Seit. 77. 78. 79.
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[Manuskriptseite 170.] Thieren Zähne, Klauen und Haar' hat, die Fledermaus, die mit grossen häutigen Flügeln fliegt, der Straus, der auf seinen Ziegenfüssen mehr lauft als fliegt, scheinen die Landthiere mit der Klasse der Vögel zu verbinden, und die Kette der Geschöpfe zu ergänzen. –" Seit. 134.
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[Manuskriptseite 171.] Meng' aus den Nordischen Gewässern bis an die westliche Küste von Frankreich, um gewisse Würmer und Fischgen, die ihre angenehmste Speise sind, aufzusuchen. - - -" Seit. 155.
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[Manuskriptseite 172.] auf die Narbe der Fruchtröhre. Der feine Staub bleibt an den zarten Spizzen und Flokken der klebrgten Narb' hangen, und dringt durch die Röhre bis zum zum Samkorn durch und macht dasselbe fruchtbar. Ob in diesem Staube vielleicht die Keime liegen und den Saamenkörnern beigebracht, oder ob durch den flüchtigen Geist des Saamenstaubes die schon im Saamkorn verborgne Keim' erwekt und befruchtet werden, ist noch nicht entschieden - ob gleich das erstere wahrscheinlicher ist. So viel ist gewis, daß sich die Blume blos deswegen öfnet, um den Staubkörngen Wärm' und Reife zu verschaffen, und sich schliest, um selbige für Kält' und Regen zu beschüzzen, und daß die Fruchtbarkeit der Pflanze vom Staub' abhängt. - - " Seit. 161.
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[Manuskriptseite 173.] andern Materie durchdrungen wird, die in heftiger Bewegung ist und die Theile der Luft getrent erhält. Und diese Materie ist der Äther. - " Seit. 393.
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[Manuskriptseite 174.] zum wenigsten dreissigmal siebenzig oder 2100 Pfund wägen. Ein Mensch ist gemeiniglich über 5 Schuh hoch und 1 Schuh breit; doch wollen wir blos 5 Schuh annehmen, auch wegen der Dikke des Kopfs, noch der Schultern und der Seiten in Rechnung bringen, um das dadurch zu ersezzen, was an den Beinen an Breit' abgeht. Es bleiben also zwei Flächen, iede von 10 Luftsäulen ruht, deren iede einen Schuh in's Gevierte beträgt und 1200 Pfund wiegt. Wie komt's nun, daß wir einer Last von 21000 Pfund nicht erdrükt werden? Daher - weil die wenige Luft, die in uns ist und ohne Aufhören von frischer abgewechselt wird, eben so viel Kraft gegen die Schwere der äussern Luft erzeige, als diese Schwere gegen die Ausdehnung der Luft, die wir in uns ziehen. Die beiden Kräfte zernichten einander, oder man spühret sie vielmehr ihres Gleichgewichtes wegen nicht, ob sie schon wirklich vorhanden sind. Die innere Luft bemüht sich eben so sehr von innen, unsern Leib zu zerbrechen, als die äussere von außen. -" Seit. 417. 418.
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[Manuskriptseite 175.] haben. Diese Materie hat mancherlei Gattungen und Wirkungen, ie nachdem sie sich mit andern Dingen vermischt, oder eine andre Einrichtung in seinen Ekken und Spizzen hat. Man mag einen Körper auflösen, welchen man wil, so bleibt etwas Salz zurük. Dieses ist allem Ansehen nach dazu bestimt, die übrigen Materien mit einander zu binden. Man mus folglich diese Spizzen als kleine Nägel ansehen, welche in die Zwischenräumgen andrer Materien eindringen, und sie auf's genauste mit einander vereinigen. So wie aber die Nägel, damit man etwas befestigt, eben so wol kleine Keul' abgeben können, etwas zu spalten, zumal wenn sie sehr dik sind und in grosser Menge gebraucht werden, so kan auch das Salz öfters die Körepr, stat sie zu vereinigen, kurchfressen, trennen und auflösen. Doch wirkt dies nicht das Salz von selbsten, sondern durch den Druk der Luft oder andrer Körper. - " Seit. 439.
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