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Herkunft von Antiken: Schuldig bis zum Beweis der Unschuld?

17.06.2025

Am Samstag, 21. Juni, hält der klassische Archäologe und Kunsthändler Ittai Gradel in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums einen öffentlichen Vortrag zum Umgang mit der Herkunft von Antiken.

Eine antike Vase (um 460 v. Chr.) zeigt eine Szene aus dem Satyrspiel „Sphinx“ des Aischylos, in der der Ältestenrat das Rätsel der Sphinx, die Theben belagert, zu lösen versucht. Das Objekt ist eines von unzähligen, welche Teile der archäologischen Gemeinschaft unter Generalverdacht sehen.
Eine antike Vase (um 460 v. Chr.) zeigt eine Szene aus dem Satyrspiel „Sphinx“ des Aischylos, in der der Ältestenrat das Rätsel der Sphinx, die Theben belagert, zu lösen versucht. Das Objekt ist eines von unzähligen, welche Teile der archäologischen Gemeinschaft unter Generalverdacht sehen. (Bild: Christina Kiefer / Martin von Wagner Museum)

Der Handel mit Antiken und die archäologische Wissenschaft stellen zwei verschiedene Arten der kommerziellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dar. In einer Sache ist man sich in der Archäologie einig: Illegaler Handel mit Antiken ist ein Übel. Wie man mit diesem Übel umgehen soll, darüber herrscht jedoch weniger Einigkeit.

Im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Archäologen-Verbandes, die vom 20. bis 22. Juni in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums stattfindet, behandelt der dänische klassische Archäologe, Althistoriker und Kunsthändler Ittai Gradel dieses komplexe Thema in seinem öffentlichen Vortrag:

„Provenance. Guilty till Proven Innocent? Questions on the Antiquities Trade and Archaeological Scholarship – and why they need each other"

Der Vortrag findet am Samstag, 21. Juni, um 19 Uhr im Langen Saal der Antikensammlung statt.

Eine Anmeldung ist nicht nötig, Vortragssprache ist Englisch.

Schuldig bis zum Beweis der Unschuld?

Besonders in den USA hat sich in der jüngeren Vergangenheit der Ansatz durchgesetzt, dass nur noch Objekte aus sogenannten kontrollierten Ausgrabungen veröffentlich werden sollten. Weiterhin sollen Objekte mit ungeklärter Herkunft nur noch dann wissenschaftliche Beachtung finden, wenn sie vor 1970 ausgegraben wurden. Es gelte somit die grundsätzliche Vermutung, archäologische Objekte wären illegal ausgegraben, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist.  

Für Gradel gefährdet dieser extreme Standpunkt den Fortbestand der Archäologie als Wissenschaft. Er fordert stattdessen, dass weiterhin – wie auch in der Justiz – die Unschuldsvermutung gelten müsse.  

Ittai Gradel war maßgeblich an der Aufdeckung von illegalen Verkäufen aus den Sammlungen des British Museum in den vergangenen Jahren beteiligt. Als Kunsthändler und ehemaliger Professor vereint er verschiedene Blickwinkel auf die Thematik und kann sachkundig und aus erster Hand über die Verstrickungen zwischen Antikenhandel und Museumswelt berichten.

Von Lutz Ziegler

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