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  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Von Würzburg in die Welt

31.07.2019

Er arbeitet im Vatikan und kümmert sich dort unter anderem um schwerwiegende Verstöße gegen die kirchliche Morallehre. Trotzdem sagt Manfred Bauer, sein Arbeitsalltag sei so nüchtern wie in jeder Bürotätigkeit.

Arbeiten und Leben mit Blick auf den Petersdom: Das kann Manfred Bauer seit gut fünf Jahren.
Arbeiten und Leben mit Blick auf den Petersdom: Das kann Manfred Bauer seit gut fünf Jahren. (Bild: privat)

Was arbeiten Absolventen der Universität Würzburg? Um den Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, hat Michaela Thiel, Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks, ausgewählte Ehemalige befragt. Diesmal ist Manfred Bauer an der Reihe. Bauer hat von 1986 an Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg (JMU) studiert und von 1997 bis 2001 Katholische Theologie, 2002 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert. An der Universität München hat er außerdem Kirchenrecht studiert. Seit 2014 arbeitet Bauer in der Disziplinarsektion der Glaubenskongregation der katholischen Kirche in Rom, deren Aufgabe es ist, „die Glaubens- und Sittenlehre in der ganze katholischen Kirche zu fördern und schützen.“

Herr Dr. Bauer, wie ist es zu Ihrer Tätigkeit im Vatikan gekommen? Die Stelle des deutschsprachigen Mitarbeiters in der Disziplinarsektion der Glaubenskongregation war 2014 frei geworden. Aufgrund meiner juristischen, theologischen und kirchenrechtlichen Qualifikationen fiel bei der Nachbesetzung die Wahl auf mich.

Wie können wir uns Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Mein Arbeitsalltag ist so nüchtern wie in jeder Bürotätigkeit. An jedem Gericht, in jedem Ministerium oder auch in einer internationalen Organisation dürfte es ähnlich sein: Es werden aus aller Welt Fälle und Fragen vorgelegt, die zu entscheiden sind. Deshalb müssen auch die wichtigsten beziehungsweise gebräuchlichsten Sprachen der Welt durch die Mitarbeiter in der Glaubenskongregation – und überhaupt in der Kurie – vertreten sein. Arbeitssprache im Alltag ist übrigens Italienisch.

Mit was für Fällen bekommen Sie es dort zu tun? Die Fälle, die der Glaubenskongregation vorgelegt werden, betreffen insbesondere die sogenannten „reservierten Delikte“ – es besteht aufgrund der Reservation nämlich eine Alleinzuständigkeit der Glaubenskongregation. Zu diesen Delikten gehören zunächst die Glaubensdelikte sowie die schwerwiegenden Delikte bei der Feier der Sakramente. Zahlenmäßig am häufigsten sind in den letzten Jahren aber klar die schwerwiegenden Verstöße gegen die kirchliche Morallehre, vor allem die tragischen Missbrauchsfälle, die in Strafverfahren auf dem Gerichts- oder Verwaltungsweg im Auftrag der Glaubenskongregation zu klären und gegebenenfalls zu ahnden sind. Das ist übrigens häufig auch dann noch möglich, wenn nach staatlichem Recht bereits Verjährung eingetreten ist. Nach geltendem kirchlichem Strafrecht tritt die Verjährung bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger erst 20 Jahre nach Vollendung des 18. Lebensjahres des Opfers ein; darüber hinaus kann im Einzelfall die bereits eingetretene Verjährung durch die Glaubenskongregation aufgehoben werden.

Wie darf ich mir das Leben im Vatikan vorstellen? Ich habe da eine ziemlich romantische Vorstellung von. Das Leben im Vatikan hat mit Romantik wenig zu tun. Natürlich ist es schön, die Seitenfassade und die Kuppel des Petersdomes zu sehen, wenn man aus dem Fenster seiner Wohnung schaut. Jedoch besteht das Leben auch im Vatikan nicht darin, nur aus dem Fenster zu schauen. Im Alltag dominiert für jeden Mitarbeiter der Kurie schlicht die Arbeit.

Treffen Sie eigentlich den Papst von Zeit zu Zeit? In den vergangenen fünf Jahren habe ich natürlich einige Male sowohl Papst Franziskus als auch seinen Vorgänger, den emeritierten Papst Benedikt XVI., gesprochen. Doch waren diese Gespräche immer recht kurz – sie hatten eher Small-Talk-Charakter, weil der Papst die wichtigen Angelegenheiten natürlich mit den Leitern der Dikasterien bespricht, mit denen wiederum der einzelne Kurienmitarbeiter in engem Kontakt steht.

Was ist aus Ihrer Sicht Papst Franziskus‘ hervorstechendstes Merkmal? Da sehe ich sein großes Engagement in der Bekämpfung der weltweiten Armut und ihrer vielfältigen Ursachen.

Sie waren Dekanatsbeauftragter für Ökumene, interreligiösen Dialog und Weltanschauungsfragen im Dekanat Kitzingen. Wie beurteilen Sie heute den generellen Status quo zum interreligiösen Dialog weltweit? Der interreligiöse Dialog hat mit Papst Franziskus – wie schon mit seinen Vorgängern – weiter an Intensität gewonnen. Vor allem mit Vertretern des Islam wird eine Vertiefung des Kontaktes gesucht, um zum Frieden in der Welt beizutragen. Doch besonders auch zum Judentum und zu den anderen christlichen Konfessionen kann das Verhältnis, von einzelnen Fragen vielleicht abgesehen, glücklicherweise generell als gut und entspannt bezeichnet werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Informationen zum Alumni-Netzwerk der Universität Würzburg und die Möglichkeit sich zu registrieren, gibt es hier.

Von Michaela Thiel / Gunnar Bartsch

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