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Skepsis gegen Roboter gestiegen

22.01.2019

In Europa stehen die Menschen Robotern ablehnender gegenüber als noch vor fünf Jahren. Das zeigt eine neue Studie, die Wissenschaftler aus Linz und Würzburg veröffentlicht haben.

Ein Medizin-Roboter im Einsatz. In Europa ist die Skepsis gegenüber Robotern gestiegen.
Ein Medizin-Roboter im Einsatz. In Europa ist die Skepsis gegenüber Robotern gestiegen. (Bild: Miriam Dörr / iStock / Thinkstock)

Roboter als Helfer bei Operationen, in der Automobilfertigung, in der Altenpflege. In manchen Bereichen sind die Maschinen schon etabliert, in anderen sind sie im Kommen. Dass Roboter-Anwendungen vermehrt im Alltag auftauchen werden, das meinen auch die Psychologen Timo Gnambs von der Johannes-Kepler-Universität Linz und Markus Appel von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Immer mehr Roboter im Alltag also. Aber wie fühlen sich die Menschen mit dieser Aussicht? Offenbar zunehmend unbehaglich, wie die zwei Professoren im Journal „Computers in Human Behavior“ zeigen: Ihrer Studie zufolge wurden Roboter im Jahr 2017 in Europa deutlich negativer beurteilt als fünf Jahre davor.

Mehr Vorbehalte gegen Roboter am Arbeitsplatz

Gewachsen sind besonders die Vorbehalte gegen Roboter am Arbeitsplatz. Das liegt womöglich daran, dass die Thematik des Arbeitsplatzabbaus durch Robotik-Anwendungen vermehrt in der Öffentlichkeit präsent war, vermuten die Forscher. Allerdings werde der Einsatz von Robotern am Arbeitsplatz immer noch positiver beurteilt als der Einsatz im Operationssaal oder in Form selbstfahrender Autos.

Gnambs und Appel haben das herausgefunden, indem sie die Daten der Eurobarometer von 2012, 2014 und 2017 analysierten. Bei diesen repräsentativen Erhebungen wurden insgesamt 80.396 Bürgerinnen und Bürger aus 27 Ländern Europas im Auftrag der Europäischen Union zu aktuellen Themen befragt.

Wie die Befragungen geführt wurden

Bei den Interviews wurden den Befragten Roboter zuerst ganz allgemein als Maschinen beschrieben, die Menschen bei Alltagstätigkeiten assistieren können, etwa als Putzroboter. Oder die in Umgebungen arbeiten, die für Menschen zu gefährlich sind, wie bei der Bergung von Verunglückten. Als die Interviewten im Anschluss sagen sollten, wie sie Roboter beurteilen, fielen die Ergebnisse noch relativ positiv aus.

Ein anderes Bild zeigte sich, sobald die Befragten mit konkreten Anwendungen konfrontiert wurden, etwa mit Operations- und Altenpflegerobotern oder selbstfahrenden Autos. Dann gaben sie deutlich negativere Bewertungen ab.

Es scheint so zu sein, dass Europäer Robotern vergleichsweise positiv gegenüberstehen, so lange sie dabei ein mehr oder weniger theoretisches Konzept vor Augen haben. Sie urteilen aber zunehmend kritisch, wenn das Roboter-Konzept sich konkretisiert, wenn die Vorstellung näher rückt, selbst einen Roboter nutzen zu sollen.

Die Studie hat einige bemerkenswerte Aspekte. Sie zeigt, dass Männer Roboter eher positiv sehen, während Frauen skeptischer sind. Arbeiter stehen der Technologie reservierter gegenüber als Menschen mit Bürojobs. Und in Ländern mit einem hohen Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Robotern größer.

Warnsignal für Wirtschaft und Politik

Alles in allem aber stellen die Wissenschaftler den Trend fest, dass die Skepsis gegenüber Robotern in Europa zwischen 2012 und 2017 gewachsen ist. Für Politik und Wirtschaft sollte das ein Warnsignal sein – und ein Ansporn, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Denn negative Einstellungen gegenüber neuen Technologien könnten ein Zeichen dafür sein, dass diese Technologien später möglicherweise nicht akzeptiert werden und sich auf dem Markt nicht durchsetzen können.

Publikation

“Are robots becoming unpopular? Changes in attitudes towards autonomous robotic systems in Europe”, Timo Gnambs und Markus Appel, Computers in Human Behavior, DOI: 10.1016/j.chb.2018.11.045

Kontakt

Prof. Dr. Timo Gnambs, Institut für Pädagogik und Psychologie, Johannes Kepler Universität Linz, T +43 732 2468-7273, timo.gnambs@jku.at

Prof. Dr. Markus Appel, Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, T +49 931 31-88106, markus.appel@uni-wuerzburg.de

Von Robert Emmerich

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