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Facetten des Sehens

30.01.2017

Mit 500.000 Euro fördert das Bundesforschungsministerium ein neues Projekt: Die kunst- und humanwissenschaftlichen Sammlungen der Uni verfolgen darin erstmals eine gemeinsame Forschungsfrage.

Schutzvorrichtungen am Auge sind auf diesem Schulwandbild aus dem Jahr 1916 gezeigt (Ausschnitt). Das Sehen steht auch im Mittelpunkt des neuen Würzburger Forschungskonsortiums „Insight“. (Bild: Verlag Rudolf Schick & Co., Leipzig)
Schutzvorrichtungen am Auge sind auf diesem Schulwandbild aus dem Jahr 1916 gezeigt (Ausschnitt). Das Sehen steht auch im Mittelpunkt des neuen Würzburger Forschungskonsortiums „Insight“. (Bild: Verlag Rudolf Schick & Co., Leipzig)

„Vernetzen – Erschließen – Forschen. Allianz für universitäre Sammlungen“: In dieser neuen Förderrichtlinie unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Gemeinschaftsprojekt „Insight – Signaturen des Blicks | Facetten des Sehens“ an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In den kommenden drei Jahren stellt das Ministerium dafür eine halbe Million Euro zur Verfügung.

 „Im Antragsverfahren gab es 52 Bewerber; 15 davon waren am Ende erfolgreich“, freut sich Professor Andreas Dörpinghaus. Der Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Bildungswissenschaft leitet das neue Projekt mit der Forschungsstelle Historische Bildmedien und unter Mitwirkung des Direktors der Universitätsbibliothek, Dr. Hans-Günter Schmidt.

Beteiligt sind vier Einrichtungen der Universität: das Martin-von-Wagner-Museum, das Zentrum für Geschichte der Psychologie, die medizinhistorischen Sammlungen und die Forschungsstelle Historische Bildmedien. Technisch wird das Konsortium vom Digitalisierungszentrum der Universitätsbibliothek betreut.

Die Forschungsfrage des Projekts

In „Insight“ verfolgen die kunst- und humanwissenschaftlichen Sammlungen erstmals eine gemeinsame Forschungsfrage: Wie formen ihre Medien und Objekte den Blick der Betrachter?

„Diese Frage ist angesichts der Allgegenwärtigkeit digitaler Welten aktueller denn je“, sagt Professor Dörpinghaus. Schließlich sei das Sehen nicht nur eine passive Aufnahme von Reizen, sondern immer eine Tätigkeit, die von frühester Kindheit an durch die Erziehung geprägt, durch gesellschaftliche Regeln modelliert und durch Medien normiert ist. Jeder Mensch hat demnach einen „geschulten Blick“, das Sehen ist eine kulturelle Praxis.

Bilder erziehen den Blick

Besonders deutlich wird das an Bildern, die für den Schulunterricht gemacht wurden und werden. Die Forschungsstelle Historische Bildmedien verfügt über eine reiche Sammlung solcher Bilder: „Sie vermitteln immer auch einen sozialen Geschmack, zeigen Normen und Werte auf und stabilisieren damit soziale Strukturen“, erklärt Dörpinghaus. Die Bilder produzieren eine Erziehung des Blicks, die sich auf die Persönlichkeitsbildung auswirkt.

Machtbeziehungen in der Medizin

Das Sehen wird auch in allen anderen Sammlungen thematisiert, die am Projekt „Insight“ beteiligt sind: in Darstellungen der Kunst, in psychologischen Experimenten. Nicht zuletzt geht es um den ärztlichen Blick. Auch wenn dieser um Objektivität bemüht ist, sind medizinische Bilder und Lehrobjekte doch eingebettet in Machtbeziehungen zwischen Arzt und Patient sowie in die interne Logik der Institution Klinik.

Übergreifende Ziele von „Insight“

Erforscht werden die ethischen, ästhetischen und historischen Dimensionen des Blicks, die Bedeutung und Darstellung des Sehens als kulturelle Handlung. Die Würzburger Wissenschaftler nehmen das zugleich als Anlass und Leitmotiv, um exemplarische Bestände ihrer Sammlungen interdisziplinär zu erschließen und zu digitalisieren.

Außerdem wollen sie die Sammlungen in die Forschungs- und Lehrpraxis der Universität zurück- oder einführen. Sie verfolgen auch das Ziel, die Bestände technisch und strukturell soweit zu professionalisieren, dass sie für einen interdisziplinären Wissensaustausch systematisch erfasst und international anschlussfähig sind.

„Auf diese Weise legen wir auch ein Fundament für Drittmitteleinwerbungen“, sagt Dörpinghaus. Ziel des Projekts sei ferner, eine nachhaltige technische und soziale Infrastruktur für die Vitalisierung aller Würzburger Universitätssammlungen einzurichten. Dafür ist auf lange Sicht die Etablierung eines Kompetenzzentrums Universitätssammlungen Würzburg geplant.

Renommierte Partner gewonnen

In dem Projekt stehen der Uni Würzburg zwei externe Partner zur Seite: das Deutsche Medizinhistorische Museum in Ingolstadt und das Deutsche Historische Museum in Berlin. „Wir sind sehr glücklich, diese beiden renommierten Museen für eine Zusammenarbeit gewonnen zu haben“, freut sich Dörpinghaus. Ferner wird das Projekt durch die Würzburger Professur für Museologie und das Universitätsarchiv unterstützt.

Die Universitätsbibliothek ist mit ihrem Knowhow technischer Dienstleister: Die Insight-Sammlungen werden durch die Bereitstellung digitaler Werkzeuge und zentraler Online-Plattformen in die Lage versetzt, ihre Bestände zu erfassen und sich mit Portalen wie Europeana, Deutsche Digitale Bibliothek oder dem Portal „Universitätssammlungen in Deutschland“ zu vernetzen. Die Sammlungen werden damit in anderen nationalen und internationalen Forschungskontexten sicht- und nutzbar.

Projektpartner an der Universität Würzburg

  • PD Dr. Karen Nolte, Medizinhistorische Sammlungen
  • Prof. Dr. Damian Dombrowski und PD Dr. Jochen Griesbach, Martin-von-Wagner-Museum
  • Prof. Dr. Armin Stock, Zentrum für Geschichte der Psychologie
  • Dr. Ina Katharina Uphoff, Forschungsstelle Historische Bildmedien
  • Dr. Hans-Günter Schmidt, Digital-Humanities-Zentrum der Universitätsbibliothek
  • PD Dr. Guido Fackler, Professur für Museologie

Partner von externen Kooperationsmuseen

  • Prof. Dr. Marion Ruisinger, Deutsches Medizinhistorisches Museum Ingolstadt
  • Deutsches Historisches Museum Berlin

Kontakt

Prof. Dr. Andreas Dörpinghaus, Leitung und Koordination des BMBF-Projekts „Insight“, Universität Würzburg, andreas.doerpinghaus@uni-wuerzburg.de

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