Rekord: Die Deutschen sitzen länger als je zuvor
07.08.2025Zehn Stunden ihres Tages verbringen die Deutschen im Sitzen. Das ist gesundheitlich bedenklich, wie der neue DKV-Report zeigt. Erstellt wurde er unter Co-Leitung einer Würzburger Sportwissenschaftlerin.

Wie gesund lebt Deutschland? Zum achten Mal haben die DKV Deutsche Krankenversicherung AG, die Deutsche Sporthochschule Köln und die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg das Gesundheitsverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage untersucht. Seit 2010 analysiert der DKV-Report regelmäßig, wie es um körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und Stressverhalten der Bevölkerung steht. Seit 2014 wird auch das Sitzverhalten mit einbezogen.
Alarmierend: Sitzzeiten in Deutschland
Der DKV-Report 2025 offenbart drastische Entwicklungen: Die durchschnittliche Sitzdauer hat sich von 598 Minuten im Jahr 2023 auf 613 Minuten erneut erhöht. Damit verbringen die Deutschen an einem Werktag durchschnittlich über zehn Stunden im Sitzen – fast zwei Stunden mehr als noch vor zehn Jahren. Nur 30 Prozent der „Vielsitzer“ schaffen es durch ausreichend körperliche Aktivität, das lange Sitzen zu kompensieren. Aufgrund ihres Sitz- und Bewegungsverhaltens weisen 37 Prozent der Befragten ein erhöhtes Sterberisiko auf.
Dr. Birgit Sperlich vom JMU-Institut für Sportwissenschaft ist wissenschaftliche Co-Leiterin des Reports. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören der Bewegungsmangel und der „sitzende Lebensstil“.
Ihr zufolge macht beim Sitzen die Dosis das Gift: „Langes Sitzen verlangsamt unseren Stoffwechsel und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und psychische Erkrankungen – selbst bei regelmäßiger Bewegung. Studien zeigen: Erst ab einer Stunde moderater bis intensiver Aktivität täglich kann man die gesundheitlichen Nachteile des übermäßigen Sitzens ausgleichen.“
Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln und Co-Leiter des Reports: „Dieser gefährliche Trend muss dringend gestoppt werden. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel, der vom Sitzen wegführt und einen Alltag ermöglicht, in dem Bewegung erlaubt, unterstützt und sogar belohnt wird.“
Muskelaktivität ist wichtig
68 Prozent der Befragten erreichen die empfohlenen Anforderungen an die körperliche Aktivität. Die Empfehlungen für Muskelaktivität (mindestens zweimal pro Woche) erfüllen allerdings nur 34 Prozent. Insgesamt 32 Prozent erreichen die kombinierten Bewegungsempfehlungen von Ausdauer- und Muskelaktivität.
Bewegung im Alltag sowie ein strukturiertes Ausdauer- und Muskeltraining gelten als mit die effektivsten Strategien gegen viele chronische Lebensstil-Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-, Krebs oder psychische Erkrankungen. „Zusammen mit regelmäßiger Bewegung ist das Trainieren unserer Muskeln für ein gesundes Altern lebenslang notwendig. Wir dürfen es nicht länger als freiwillige Ergänzung zum Ausdauertraining betrachten, sondern als präventive Pflichtaufgabe“, so Ingo Froböse.
Wohlbefinden unter Druck
Inmitten von Krisenzeiten wird das subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung zu einem zentralen Thema. Nur 59 Prozent der Befragten erreichen einen positiven Wohlfühlwert. Während etwas mehr als ein Drittel der männlichen Befragten von einem reduzierten subjektiven Wohlbefinden berichten (37 Prozent), trifft dies auf beinahe die Hälfte aller weiblichen Befragten zu (46 Prozent).
Überdurchschnittlich positiv fällt der Wert bei den über 66-Jährigen aus: 74 Prozent berichten von einem erhöhten subjektiven Wohlbefinden. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil bei den 30- bis 45-Jährigen am niedrigsten (49 Prozent).
Wer sich regelmäßig zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegt und auch in der Freizeit körperlich aktiv ist, berichtet von einem höheren subjektiven Wohlbefinden.
Digitale Gesundheitskompetenz
Digitale Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeit, digitale Gesundheitsinformationen zu erschließen und in gesundheitsbezogene Entscheidungen einzubeziehen.
Insgesamt verfügen lediglich 35 Prozent der Befragten über eine exzellente digitale Gesundheitskompetenz. Je jünger die Befragten, desto besser die digitale Gesundheitskompetenz. Diese ist aber auch eine Frage der Bildung: Nur 29 Prozent der Befragten mit Mittlerer Reife verfügen über eine exzellente digitale Gesundheitskompetenz; bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen steigt der Anteil auf 43 Prozent.
Ungeachtet dessen gelingt es zwar vielen Menschen, Gesundheitsinformationen im Internet schnell zu finden, doch die Bewertung ihrer Vertrauenswürdigkeit bereitet Schwierigkeiten: 58 Prozent der Befragten sind unsicher, ob sie digitalen Gesundheitsquellen trauen können.
„Es ist entscheidend, digitale Gesundheitskompetenzen sowie Prävention gezielt zu fördern. Gleichzeitig müssen potenzielle Hürden in diesen beiden Bereichen konsequent abgebaut werden. Nur so kann jeder einzelne das volle Potenzial für ein gesundes Leben ausschöpfen“, sagt Frauke Fiegl, Vorstandsvorsitzende der DKV Deutsche Krankenversicherung AG.
Impfungen breit anerkannt
Neben digitalen Gesundheitskompetenzen beleuchtet der DKV-Report 2025 auch die Inanspruchnahme von Präventionsangeboten: Während Impfungen zwar anerkannt sind und von 79 Prozent in Anspruch genommen werden, nutzen nur 21 Prozent der Befragten strukturierte Präventionsangebote zu Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung oder Rauchentwöhnung.
Hauptanreiz für Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen ist der wahrgenommene gesundheitliche Nutzen, doch unter anderem finanzielle Hürden stehen einer breiteren Teilnahme im Weg. Eine gezielte Sensibilisierung zu dem Thema sowie finanzielle Anreize könnten helfen, diese Barrieren zu überwinden.
Der DKV-Report
Im Auftrag der DKV Deutsche Krankenversicherung AG hat das Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln gemeinsam mit dem Institut für Sportwissenschaft der Julius-Maximilians-Universität Würzburg den DKV-Report in diesem Jahr zum achten Mal erstellt. Das Meinungsforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN GmbH befragte hierzu im Zeitraum vom 11. Februar bis zum 17. März 2025 deutschlandweit über 2.800 Menschen repräsentativ zu ihren Lebensgewohnheiten mithilfe von leitfaden- und computergestützten Telefon- und Online- Interviews.
Weblink
Der DKV-Report 2025 und weitere Materialien stehen unter www.ergo.com/DKV-Report zum Download bereit.