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Die Evolution fleischfressender Pflanzen

30.08.2018

Mit einem Preisgeld von rund 1,6 Millionen Euro zeichnet die Alexander-von-Humboldt-Stiftung den Evolutionsbiologen Dr. Kenji Fukushima aus. Er baut mit dem Geld eine neue Arbeitsgruppe an der Universität Würzburg auf.

Porträtfoto von Kenji Fukushima. (Foto: privat)
Kenji Fukushima kommt 2018 an die Universität Würzburg. (Foto: privat) (Bild: Copyright Lifetouch Inc. 2018)

Fleischfressende Pflanzen sind ein Wunder der Evolution: Sie haben erstaunliche Fähigkeiten entwickelt, um Insekten und andere Beutetiere anzulocken, zu fangen und zu verdauen. So haben sie zum Beispiel besonders geformte oder bewegliche Blätter. Derartige Anpassungen sind in der Evolution mehrmals unabhängig voneinander entstanden – darum sind nicht alle fleischfressenden Pflanzen miteinander verwandt.

Wie sind ähnliche Merkmale fleischfressender Pflanzen in den verschiedenen Pflanzenordnungen entstanden? Wie hängen die Veränderungen auf genetischer Ebene und im äußeren Erscheinungsbild der Pflanzen zusammen? Mit solchen Fragen befasst sich der japanische Evolutionsbiologe Dr. Kenji Fukushima.

Preis für Nachwuchsforscher aus aller Welt

Der junge Japaner gilt international als Forschertalent. Darum hat ihn die Alexander-von-Humboldt-Stiftung als neuen Träger ihres Sofja-Kovalevskaja-Preises 2018 ausgewählt. Dieser Preis ist für herausragende Nachwuchsforscher aus aller Welt bestimmt, die zwischen 31 und 36 Jahre alt sind.

Insgesamt sechs Personen erhalten den Preis in diesem Jahr; finanziert wird er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Feierlich überreicht werden die Auszeichnungen am 22. November 2018 in Berlin.

Die Preisträgerinnen und Preisträger bekommen jeweils bis zu 1,6 Millionen Euro. Sie können damit bis zu fünf Jahre lang an Universitäten in Deutschland forschen und an Gastinstituten, die sie selbst ausgewählt haben, ihre eigenen Arbeitsgruppen aufbauen.

Gene von fleischfressenden Pflanzen analysieren

Kenji Fukushima wird zum 1. Oktober 2018 an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) zu Professor Rainer Hedrich kommen. Hier findet er ein sehr gutes Umfeld vor: Hedrichs Team vom Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften ist weltweit unter anderem für seine erfolgreichen Forschungen über die fleischfressende Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) bekannt.

An der JMU will Fukushima neue molekulargenetische Werkzeuge erarbeiten, mit denen sich die Funktion bestimmter Gene in fleischfressenden Pflanzen analysieren lässt. Bei seiner Arbeit wird er innovative Ansätze aus Bioinformatik und experimenteller Biologie verknüpfen.

Seine Forschung hilft nicht nur die Evolution der fleischfressenden Pflanzen zu verstehen. Sie hinterfragt auch grundsätzlich, wie sich komplexe Merkmale in der Evolution entwickeln und wie biologische Systeme auf natürliche Selektionsprozesse reagieren.

Werdegang des Preisträgers

Kenji Fukushima, Jahrgang 1987, machte zunächst seinen Bachelor of Agriculture an der japanischen Tokai-Universität. Für seine Promotion, die er 2015 abschloss, wechselte er an die Graduate University for Advanced Studies Sokendai in Hayama. Danach ging er mit einem Forschungsstipendium der Japan Society for the Promotion of Science an die University of Colorado in Denver (USA). Dort forscht er seitdem als Postdoktorand.

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung

Jedes Jahr ermöglicht die Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscherinnen und Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 29.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 140 Ländern – unter ihnen sind 55 Nobelpreisträger.

Von Robert Emmerich

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