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Meilenstein bei Knochenmarkkrebs-Behandlung

16.06.2023

CAR-T-Zell-Therapien toppen konventionelle Therapieformen bei der Behandlung von Multiplen Myelomen. Das hat jetzt eine internationale Studie gezeigt, an der Professor Hermann Einsele beteiligt war.

Professor Hermann Einsele gilt als Meinungsführer in der CAR-T-Zelltherapie, die er als erster in Europa klinisch eingesetzt hat.
Professor Hermann Einsele gilt als Meinungsführer in der CAR-T-Zelltherapie, die er als erster in Europa klinisch eingesetzt hat. (Bild: Arnika Hansen / Universitätsklinikum Würzburg)

Jedes Jahr erhalten rund 7.000 Menschen in Deutschland die Diagnose „Multiples Myelom“, Knochenmarkkrebs. Verursacher der Erkrankung sind entartete Plasmazellen im Knochenmark. Eine dauerhafte Heilung gibt es noch nicht – auch nach vermeintlich erfolgreicher Behandlung müssen Betroffene immer mit einem Wiederauftreten des Krebses rechnen. Ein Hoffnungsträger: Immuntherapien mit Antikörpern oder genmanipulierten T-Zellen, den so genannten CAR-T-Zellen. Diese Therapien nutzen das körpereigene Immunsystem, um den Krebs zu erkennen und zu bekämpfen.

Dass CAR-T-Zelltherapien konventionellen Behandlungen bei fortgeschrittenen Multiplen Myelomen überlegen sind, das hat jetzt eine neue internationale Studie mit dem Namen „CARTITUDE-4“ bewiesen. Konzipiert und entwickelt wurde sie von Professor Hermann Einsele, dem Direktor der Medizinischen Klinik und der Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg und Sprecher des neu gegründeten Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) WERA. Die Ergebnisse der Arbeit wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht und kürzlich auf dem europäischen Hämatologen-Kongress in Frankfurt als „Meilenstein in der Myelom-Therapie“ bewertet.

Geringeres Risiko für Fortschreiten des Multiplen Myeloms oder Tod

Teilnehmende an der Studie waren Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom, die eine Resistenz gegen den Arzneistoff Lenalidomid entwickelt hatten. „Der Einsatz von Lenalidomid ist in der Myelom-Therapie weit verbreitet“, erklärt Hermann Einsele. „Jedoch entwickeln Erkrankte häufig eine Resistenz dagegen, sodass sie auf die Behandlung nicht mehr ansprechen.“ In diesen Fällen ist die Prognose extrem ungünstig: Im Median liegt die Überlebensdauer der Betroffenen dann bei weniger als zwölf Monaten. „Daher besteht ein dringender Bedarf an neuen, frühzeitig wirksamen Therapien.“

Im Rahmen der Studie bekamen die Betroffenen die Wahl, ihr Multiples Myelom entweder mit der CAR-T-Zelltherapie behandeln zu lassen oder mit einer wirksamen konventionellen Therapie. Das Ergebnis: „Im direkten Vergleich mit der Standardbehandlung konnten wir nun zeigen, dass die sogenannte Cilta-Cel CAR-T-Zell-Therapie bereits mit einer einzelnen Infusion zu einem deutlich geringeren Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung oder den Tod führt“, sagt Einsele. „Nach sechs Linien Vorbehandlung erzielten wir ein krankheitsfreies Überleben von 34,9 Monaten.“ Diese Ergebnisse ließen zudem hoffen und vermuten, dass die frühere Anwendung nach ein bis drei Vortherapien noch deutlich längere Krankheitsfreiheit eröffnet und sogar Heilungsoptionen.

Zur Studie

Insgesamt wurden für die Phase-3-Studie 419 Patientinnen und Patienten randomisiert, 208 Personen erhielten die Behandlung mit Cilta-Cel und 211 die Standardtherapie. Das progressionsfreie Überleben betrug nach zwölf Monaten in der Cilta-Cel-Gruppe 75,9 % und in der Standardbehandlungsgruppe 48,6 %. In der Cilta-Cel-Gruppe wiesen außerdem mehr Personen als in der Standardbehandlungsgruppe ein Gesamtansprechen (84,6 % gegenüber 67,3 %), ein vollständiges Ansprechen oder besser (73,1 % gegenüber 21,8 %) und keine minimale Resterkrankung (60,6 % gegenüber 15,6 %) auf. Noch beeindruckender war die Analyse der Patientinnen und Patienten, die tatsächlich mit einer CAR-T-Zell-Infusion behandelt wurden: Die Ansprechrate betrug 99,4 % – das heißt: nur eine Person von 176 Behandelten sprach nicht an. 86 % konnten eine komplette Remission erreichen und 90 % waren nach zwölf Monaten noch krankheitsfrei.

Von Pressestelle Universitätsklinikum Würzburg

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