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Besser vorbereitet für den Notfall

24.05.2023

Mit einem Simulationstraining können Medizinstudierende an der Universität Würzburg in virtueller Realität die Behandlung medizinischer Notfälle üben. Den Erfolg bestätigt eine jetzt veröffentlichte Studie.

Virtual-Reality-Seminar an der Uni Würzburg. Die Studierenden verfolgen den Fall auf einer Leinwand rechts im Bild.
Virtual-Reality-Seminar an der Uni Würzburg. Die Studierenden verfolgen den Fall auf einer Leinwand rechts im Bild. (Bild: Tobias Mühling)

Bei einem internistischen Notfall wie beispielsweise einem Herzinfarkt sind schnelle Entscheidungen und rasches Handeln gefragt. Für junge Ärztinnen und Ärzte können solche Situationen deshalb zur Herausforderung werden. Mangels Routine fehlt es ihnen häufig an den notwendigen praktischen Fertigkeiten, das Fachwissen lässt sich nicht so schnell wie nötig abrufen, eine klinische Entscheidung zu treffen, fällt ihnen schwer. Und natürlich sorgt die Tatsache, dass es möglicherweise um Leben und Tod geht, für zusätzlichen Stress.

Ein Trainingsprogramm für internistische Notfälle

Für Abhilfe könnten in diesem Fall Simulationstrainings sorgen, die mit virtueller Realität (VR) arbeiten. Sie sind mittlerweile mit geringem personellem und finanziellem Aufwand durchführbar und können diese Lücke im Medizinstudium schließen. Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat deshalb zusammen mit der ThreeDee GmbH (München) vor gut vier Jahren das VR-basierte Trainingsprogramm für internistische Notfälle STEP-VR entwickelt.

Seine Premiere als offizieller Bestandteil des Medizinstudiums an der JMU hatte das Programm im Herbst 2020. Das Kleingruppenseminar war die erste VR-basierte Lehrveranstaltung für Studierende der Humanmedizin deutschlandweit. Jetzt haben die Verantwortlichen untersucht, ob STEP-VR tatsächlich den von ihnen erhofften Nutzen mit sich bringt. In der Fachzeitschrift Multimedia Systems haben sie die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht.

Beachtlicher Lernerfolg und hoher Motivationszuwachs

Rund 230 Studierende wurden im Rahmen dieser Studie zu Aspekten wie Akzeptanz, Nebenwirkungen, Stress-Erleben und dem subjektiv empfundenen Lernerfolg befragt. „Dabei zeigte sich, dass die VR-basierte Lehrveranstaltung bei den Studierenden auf hohe Akzeptanz stieß und zu einem beachtlichen subjektiven Lernerfolg und hohem Motivationszuwachs führte“, fasst Dr. Tobias Mühling das zentrale Ergebnis der Studie zusammen. Die Zustimmungswerte und Begeisterung für die Lehrmethode waren insgesamt sehr hoch, ebenso die Motivation im Vorher-Nachher-Vergleich. „Das Konzept scheint einen Nerv der Studierenden zu treffen“, so Mühling.

Mühling ist Facharzt und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung des Universitätsklinikums Würzburg und leitet dort die Arbeitsgruppe „Virtual Reality-Simulation im Medizinstudium“. Die Studie hat er gemeinsam mit Professorin Sarah König, Studiendekanin der medizinischen Fakultät und Leiterin des Instituts, durchgeführt.

Repräsentativer Datensatz

Im Unterschied zu der jetzt veröffentlichten Studie wurde der Einsatz von VR im Medizinstudium bisher nur in kleinen Gruppen und in freiwilligen Veranstaltungen untersucht. Die Würzburger Studie beruht erstmals auf einem repräsentativen, großen Datensatz von Medizinstudierenden, unter denen sich auch Studentinnen und Studenten befanden, die der Technologie kritisch gegenüber eingestellt waren. Trotzdem zeigt die Auswertung, dass das VR-Training bei den Studierenden gut ankommt. Dass diese sich überdies selbst einen hohen Lernerfolg attestieren, freut König und Mühling.

Die Lehrveranstaltung ist seit 2020 fest in das Curriculum an der Uni Würzburg implementiert und verstetigt. Der Nutzen liegt nach Mühlings Worten auf der Hand: „VR-basierte Lehrmethoden in der Medizin – insbesondere wie im vorliegenden Beispiel im Fachgebiet Notfallmedizin – können das Fachwissen und die Praxisfertigkeiten angehender Ärztinnen und Ärzte verbessern und die Belastung des Personals reduzieren.“ Damit trage die Methode – und die begleitende Forschung – langfristig zu einer besseren Patientenversorgung und mehr Resilienz beim involvierten Personal bei.

Weitere Einsatzmöglichkeiten in Planung

Das Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung der Würzburger Universitätsmedizin wird deshalb auch in Zukunft den Einsatz von VR-Programmen im Medizinstudium intensiv begleiten. „Wir arbeiten gerade daran, das VR-Programm auch zur Erfassung von Kompetenzen in praktischen Prüfungen einzusetzen. Darüber hinaus wollen wir einen Multiplayer-Modus integrieren und damit standortübergreifende interprofessionelle Lehre auf Basis von VR ermöglichen“, erklärt Mühling. Das zuletzt genannte Vorhaben wird auch von der Universität Würzburg im Rahmen von  WueDive mitgetragen. „In Anbetracht der vorgesehenen Weiterentwicklung des Medizinstudiums mit verstärktem Fokus auf die interprofessionelle Zusammenarbeit ist dies ein sehr wichtiger Schritt“, ergänzt König.

Auch eine weitere wissenschaftliche Studie läuft bereits. Diese soll dann den Lernzuwachs objektiv erfassen.

Originalpublikation

Virtual reality in medical emergencies training: benefits, perceived stress, and learning success. Tobias Mühling, Isabelle Späth, Joy Backhaus, Nathalie Milke, Sebastian Oberdörfer, Alexander Meining, Marc Erich Latoschik & Sarah König. Multimedia Systems (2023), https://doi.org/10.1007/s00530-023-01102-0

Kontakt

Dr. Tobias Mühling, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Universitätsklinikum Würzburg, muehling_t@ukw.de

Weitere Bilder

Von Gunnar Bartsch

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