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Zwischen Maintal und Mongolei

09.07.2024

Wie verändert sich die Erdoberfläche und welche Rolle spielt der Mensch dabei? Solchen Fragen geht Professor Georg Stauch nach. Seit April leitet er an der Uni Würzburg den Lehrstuhl für Geomorphologie.

Neu an der Uni: Professor Georg Stauch hat den Lehrstuhl für Geomorphologie übernommen.
Neu an der Uni: Professor Georg Stauch hat den Lehrstuhl für Geomorphologie übernommen. (Bild: Lutz Ziegler / Uni Würzburg)

Die Geomorphologie beschäftigt sich mit den Vorgängen, die das Relief der Erde geformt haben und das noch bis heute tun. Dazu gehören Prozesse, die sich über Millionen von Jahren erstrecken, zum Beispiel mit der Abtragung von Gebirgen oder Veränderungen im Lauf eines Flusses. So lange braucht der Wandel der Erdoberfläche aber nicht immer. Überflutungen oder Erdrutsche können in wenigen Minuten oder Stunden die Erdoberfläche radikal verändern.

Ein Experte für genau diese Prozesse ist Professor Georg Stauch. Seit dem Sommersemester 2024 leitet er den Lehrstuhl für Geomorphologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Der Klimawandel und die Erdoberfläche

„Warum gibt es zum Beispiel das Maintal?“ So formuliert Georg Stauch eine Frage, die sein Fach beantworten könnte.

Die Oberfläche unseres Planeten ist ständig im Wandel. Dazu trägt auch der Mensch heutzutage entscheidend bei – ob gewollt und ungewollt. Einen großen Anteil daran hat der Klimawandel. „Wir Menschen spielen bei der Veränderung der Erdoberfläche natürlich auch eine Rolle. Das Verschwinden von Wäldern etwa – ob durch Rodung oder in Folge des Klimawandels – lässt den Boden ungeschützt gegen Niederschläge zurück“, erklärt Georg Stauch. Welche Folgen Starkregenereignisse auch in Deutschland nach sich ziehen können, hatte die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 auf erschreckende Weise gezeigt.

Projekte im In- und Ausland

In der Eifel, wo die Auswirkungen besonders schwerwiegend waren, arbeitet Stauch bereits seit mehreren Jahren an einem Projekt zur Rekonstruktion von Landschaftsveränderungen in den letzten 100 Jahren. Stauseen sind hier ein besonderes geeignetes Archiv, da in ihnen die Sedimente ungestört erhalten bleiben. Die Forschungen haben gezeigt, dass sowohl die Sedimentmengen als auch die Menge an Schadstoffe in den Gewässern in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind. Dies ist auch auf eine verschärfte Umweltschutzgesetzgebung zurückzuführen.

Für die Forschung verschlägt es den Geographen aber auch regelmäßig in fernere Gebiete: „Ein besonderer Fokus meiner Arbeit lag bislang auf Trockenräumen. Diese haben wir vor allem in Zentralasien, in China oder der Mongolei, untersucht.“ In diesen Gebieten könne mehr Niederschlage zu stärkerer Vegetation führen, welche wiederum die Wanderung von Dünen verlangsamen kann. In anderen Regionen trocknen währenddessen Seen aus, wodurch den lokalen Hirten die Lebensgrundlage entzogen wird.

Solche Exkursionen sind für den Geographen nicht nur ein notwendiger Teil seines Berufs: „Es ist ein bisschen wie bezahlter Abenteuerurlaub“, schmunzelt Stauch. „Die Ruhe an abgelegenen Orten ermöglicht außerdem eine starke Fokussierung auf die Arbeit und auch der Kontakt zu den Menschen vor Ort ist immer eine tolle Erfahrung.“

JMU punktet mit Kooperationsmöglichkeiten

Die Uni Würzburg ist für Georg Stauch gleich aus mehreren Gründen ein perfekter Arbeitsort: „Würzburg ist schon seit langem einer der führenden Standorte, wenn es um die Erforschung von Trockenräumen geht. Außerdem bietet etwa die Fernerkundung tolle Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Die Drohnen, die dort eingesetzt werden, ermöglichen uns einen deutlich leichteren Zugang zu sonst nur schwer erreichbaren Gebieten“, so Stauch. Diese helfen etwa bei der Erstellung von hochauflösenden Geländebildern. Des Weiteren bieten die Bodenkunde sowie die Klimatologie in der Geographie hervorragende Anknüpfungspunkte zur Beantwortung aktueller Fragestellungen.

Ausgezeichnet in der Lehre

Die Vermittlung seiner Arbeit an die Studierenden ist für Georg Stauch zentraler Bestandteil seiner Tätigkeit. An der RWTH Aachen heimste er gleich reihenweise Preise für gute Lehre ein. „Ich möchte möglichst praxisnah unterrichten und zeigen, wie dynamisch die Geographie sein kann und wie viele hochaktuelle Themen sie behandelt.“

Dafür setzt er auch auf alternative Abgabemethoden, etwa den Bau von Modellen oder die filmische Aufarbeitung von Themen.

Der Werdegang des neuen Professors

An der Universitäten Göttingen und Exeter studierte Georg Stauch Geographie, Bioklimatologie sowie Botanik und schloss mit der Diplomarbeit zum Thema „Glazial-geomorphologische Kartierung im Russisch-Mongolischen Altai unter Verwendung von Satellitenbilddaten (Landsat ETM7), GIS, Luftbildern und eigenen Geländebefunden“ ab. Auch die Promotion 2007, „Jungquartäre Landschaftsentwicklung im Werchojansker Gebirge, Nordost Sibirien“ beschäftigte sich mit der Entwicklung von Gletschern und Eisschilden sowie den zugrundliegenden Klimaschwankungen.

Die Habilitation im Jahr 2017 befasste sich schließlich mit Sedimenten des tibetischen Hochplateaus und welche Rückschlüsse aus den regionalen geomorphologischen Prozessen auf das überregionale Klimageschehen möglich sind. Sogar auf einen anderen Planeten führte der Habilitationsvortrag, welcher geomorphologische Prozesse auf dem Mars behandelte.

2023 wurde Georg Stauch zum außerplanmäßigen Professor an der RWTH Aachen ernannt, ehe 2024 der Wechsel nach Würzburg folgte.

Kontakt

Prof. Dr. Georg Stauch, Lehrstuhl für Geomorphologie, Tel: +49 931 31-84714, E-Mail: georg.stauch@uni-wuerzburg.de

Von Lutz Ziegler

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