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15 Empfehlungen für eine gerechtere Mobilität

29.07.2025

In den vergangenen Wochen hat sich der erste Würzburger Bürgerrat intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Mobilität in Würzburg gerechter werden kann. Jetzt hat er seine Empfehlungen Oberbürgermeister Martin Heilig überreicht.

Sie haben sich intensiv mit dem Verkehr in Würzburg beschäftigt: Die Mitglieder der Zukunftsrat sowie die Verantwortlichen an der Uni, hier bei den abschließenden Beratungen am 19. Juli.
Sie haben sich intensiv mit dem Verkehr in Würzburg beschäftigt: Die Mitglieder des Zukunftsrats sowie die Verantwortlichen an der Uni, hier bei den abschließenden Beratungen am 19. Juli. (Bild: Levi Rhomberg / Universität Würzburg)

Mehr Fahrradabstellplätze in der Stadt, besser auf den konkreten Bedarf angepasste Takte bei Bussen und Straßenbahnen, ein außerstädtisches Park & Ride-System und insgesamt mehr Barrierefreiheit: Das sind nur ein paar Empfehlungen aus dem umfangreichen Maßnahmenpaket, von dem sich der Zukunftsrat – Würzburgs erster Bürger:innenrat – mehr Gerechtigkeit in der Mobilität in Würzburg verspricht.

Nach mehreren Treffen und intensiven Beratungen haben die Mitglieder des Rats ihre Empfehlungen jetzt an Würzburgs Oberbürgermeister Martin Heilig überreicht. Demnächst wollen sie die Ergebnisse ihrer Beratungen auch noch den Mitgliedern des Stadtrats vorstellen.

Engagiert und repräsentativ: der Würzburger Zukunftsrat

Beim Zukunftsrat handelt es sich um ein Forum engagierter Bürgerinnen und Bürger, die per Zufall ausgewählt wurden und ein annähernd repräsentatives Bild von Würzburgs Bevölkerung widerspiegeln. Initiiert hatte das Projekt ein Team der Universität Würzburg; verantwortlich dafür ist Ulrike Zeigermann, Juniorprofessorin für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung.

Basierend auf ihren eigenen Erfahrungen zu Fuß, im ÖPNV, auf dem Rad und im Auto haben sich die Mitglieder des Zukunftsrats in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Thema „Mobilität in Würzburg“ auseinandergesetzt. Zusätzliche Informationen erhielten sie von Experten der Uni und der Stadt. So ausgerüstet war es ihre Aufgabe, Problemfelder zu identifizieren, konkrete Gegenmaßnahmen vorzuschlagen und Empfehlungen für die Verantwortlichen in der Stadt zu formulieren. Diese können jetzt beispielsweise in den „Mobilitätsplan 2040“ einfließen, den die Stadt aktuell entwickelt.

Für eine gerechte Mobilität empfiehlt der Würzburger Zukunftsrat konkret folgende Maßnahmen (PDF).

Jetzt steht die wissenschaftliche Auswertung an

Mit der Übergabe der Empfehlungen an Martin Heilig ist die Arbeit des Teams um Ulrike Zeigermann allerdings noch nicht beendet – eigentlich geht sie jetzt erst richtig los: „Wir werden zunächst zusammen mit einigen Mitgliedern der Zukunftsrats ein Bürgergutachten erstellen“, erklärt Linda Koch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt. Dieses Gutachten soll eine ausführliche Dokumentation der Arbeit des Rats enthalten, Informationen zum Abstimmungsverhalten seiner Mitglieder, Porträts und anderes mehr. Auch eine öffentliche Info-Veranstaltung wollen die Verantwortlichen möglichst bald organisieren.

Und dann steht ja noch die wissenschaftliche Auswertung auf dem Programm des Projektteams. „Die zentrale Frage dabei ist: Können Bürgerräte die Akzeptanz für demokratische Prozesse erhöhen? Machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Erfahrung, dass solche Abwägungsprozesse zwar schwierig sind, es aber wichtig ist, sich darauf einzulassen? Denn das ist ja der Anspruch von Bürgerräten“, erklärt Ulrike Zeigermann. Diese Auswertung werde mindestens bis ins Frühjahr 2026 dauern, mehrere Publikationen werden darauf basieren – von der Bachelorarbeit bis zur Promotion.

Große Zufriedenheit mit dem bisherigen Verlauf

Positiv fällt schon jetzt das Resümee der Verantwortlichen zu dem bisherigen Verlauf aus: „Wir sind sehr zufrieden mit dem, was die Teilnehmenden in dieser kurzen Zeit geschafft haben“, sagt Levi Rhomberg, der das Projekt ebenfalls als Wissenschaftlicher Mitarbeiter begleitet hat. Diese seien mit hohem Engagement an die Arbeit gegangen, hätten sich sehr gut untereinander ausgetauscht und ein hohes Durchhaltevermögen gezeigt – deutlich höher als in vergleichbaren Projekten anderenorts. Damit sei es dem Uni-Team möglich gewesen, viele Beobachtungen zu machen und jede Menge Daten für die nun folgende Evaluation zu sammeln.

Dass im Würzburger Zukunftsrat Menschen miteinander diskutiert haben, die sich sonst vermutlich nie getroffen hätten, bewertet Linda Koch als eine seiner wesentlichen Stärken. Auch, weil der Austausch über Altersgruppen, Geschlechter, soziale Zugehörigkeit und Wohnort hinweg deutlich mache, wie komplex kommunalpolitische Arbeit bisweilen sein kann. Was sie außerdem beobachtet hat: „Viele Mitglieder des Zukunftsrats haben betont, wie sehr sie sich darüber freuen, dass sie mal um ihre Meinung gefragt werden.“ Das bedeutet allerdings auch: „Wenn die Politik jetzt die Empfehlungen des Bürgerrats ignoriert, wäre das schlecht“, so Levi Rhomberg. Dann sei die Enttäuschung unter dessen Mitgliedern vorprogrammiert.

Gute Aufnahme durch den Oberbürgermeister

Martin Heilig hat diesen Fehler jedenfalls nicht gemacht. „Er hat sich die Empfehlungen genau angesehen und alle Punkte einzeln bewertet und kommentiert“, sagt Linda Koch. Dabei habe sich gezeigt, dass einige Themen schon jetzt in der Stadtverwaltung diskutiert würden. Andere, die ihm neu waren, hat Würzburgs Oberbürgermeister als wertvolle Anregung mitgenommen. Und wo sich zeigte, dass eine Empfehlung gar nicht mehr umgesetzt werden muss, weil sie schon so existiert, sei auch dies ein wichtiger Hinweis: „Wenn mehr als 30 Personen aus allen Stadtteilen und Altersklassen nicht wissen, dass es ein bestimmtes Angebot schon gibt, zeigt das auf alle Fälle auch, dass es Handlungsbedarf gibt“, so Levi Rhomberg.

Bei dem Würzburger Zukunftsrat handelt es sich um ein Transformationsexperiment des Nachhaltigkeitslabors WueLAB der Universität, das außerdem von der Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung, der Würzburger Umwelt- und Naturstiftung, der memo AG und von der Stadt Würzburg gefördert wird. Leonie Beck, Leistungsschwimmerin des SV Würzburg 05 und mehrfache Deutsche Meisterin, sowie Thomas Kopp, Intendant der Theaterhalle am Dom in Würzburg, haben die Schirmherrschaft übernommen.

Mehr Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Ulrike Zeigermann, Juniorprofessur für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung, T: +49 931 31-83142, ulrike.zeigermann@uni-wuerzburg.de

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Von Gunnar Bartsch

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