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Wirtschaftskrisen wissenschaftlich voraussagen

28.04.2020

Professor Maik Wolters hat einen Ruf an die Uni Würzburg angenommen und verstärkt seit April die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät. Der Volkswirt hat sich dabei auf topaktuelle Themen spezialisiert.

Maik Wolters hat einen Ruf an die Universität Würzburg angenommen und verstärkt nun als Professor die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät.
Maik Wolters hat einen Ruf an die Universität Würzburg angenommen und verstärkt nun als Professor die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät. (Bild: Jürgen Scheere / FSU)

Wie entwickelt sich die globale Vernetzung der Finanzmärkte weiter? Welche Risiken für die Finanzstabilität sind damit verbunden? Und wie kann man globale Wirtschaftskrisen durch Maßnahmen der Geld-, Fiskal- und Finanzstabilitätspolitik eindämmen? Das sind einige der aktuellen Fragen, mit denen sich der Wirtschaftswissenschaftler Professor Maik Wolters beschäftigt. Seit dem 1. April 2020 forscht und lehrt Wolters am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Geld und internationale Finanzmärkte, an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Noch bis Ende September 2020 hat er den Lehrstuhl gemeinsam mit dem früheren Wirtschaftsweisen Professor Peter Bofinger inne. Dann wird er als Nachfolger von Bofinger den Lehrstuhl allein führen. Es handelt sich bei diesem Modell um eine vorgezogene Wiederbesetzung. Gefördert wird diese mit Mitteln des „Qualitätspakts Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Modell zur Prognose von Krisen

„Die globale Finanzkrise ab 2008, die sich während meiner Dissertation ereignete, war für mich die Motivation, meine Forschungsthemen auf Wirtschaftskrisen auszurichten“, erklärt Wolters. Die Staatsschuldenkrise im Euroraum 2012 und 2013 oder die aktuelle Corona-Krise zeigen eindrucksvoll die Aktualität seiner Forschung. Ein wichtiges Ergebnis seiner Forschung ist beispielsweise, dass die Wirkung der Geldpolitik die größte wirtschaftliche Stabilisierungswirkung zu Beginn einer schweren Rezession entfaltet. „Daher ist eine frühzeitige und entschlossene Lockerung der Geldpolitik in solchen Situationen sinnvoll“, so Wolters.

Ein vom ihm entwickeltes Modell zur Prognose von Rezessionen und Krisen, basierend auf Indikatoren wie Auftragseingängen und dem ifo Index, zeigte bereits in der Anfangsphase der Corona-Pandemie eine Krisenwahrscheinlichkeit der deutschen Wirtschaft von 100 Prozent an. Für die aktuelle Krise hält er eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaftswissenschaftlern, Epidemiologen und Virologen und die Entwicklung gemeinsamer Simulationsmodelle für wichtig. Wolters: „So können die gegenseitigen Rückkoppelungseffekte der Pandemie und der wirtschaftlichen Aktivität zusammen modelliert werden. Darauf können Strategien für eine möglichst schnelle wirtschaftliche Erholung bei Vermeidung einer zweiten Corona-Ausbreitungswelle aufgebaut werden.“

Ein weiterer Schwerpunkt von Wolters ist das aktuelle Niedrigzins- und Niedriginflationsumfeld und die sich daraus ergebenden veränderten Stabilisierungs­möglichkeiten durch Geld- und Fiskalpolitik. Er nutzt hierfür makroökonomische Modelle, welche die Nullzinsgrenze bei Politiksimulationen berücksichtigen und so konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik ermöglichen.

Standbeine in Würzburg und Frankfurt

Wolters hat 2010 an der Goethe-Universität Frankfurt promoviert, absolvierte einen Forschungsaufenthalt an der Stanford University und war im Anschluss als Juniorprofessor an der Universität Kiel und am Institut für Weltwirtschaft in Kiel tätig. Von 2017 bis 2020 war er Professor für Makroökonomik an der Universität Jena.

Neben seiner Arbeit an der JMU wird Wolters zudem als Affiliated Professor am Institute for Monetary and Financial Stability an der Goethe-Universität Frankfurt tätig sein. Dort ist er am Aufbau und der Weiterentwicklung der „Macroeconomic Model Data Base“ beteiligt – eine Datenbank mit über 150 makroökonomischen Modellen, die an Universitäten, Zentralbanken und internationalen Politikorganisation entwickelt wurden und die für geld- und fiskalpolitische Analysen verwendet werden können. Außerdem arbeitet er als Research Fellow am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, wo er an der Gemeinschaftsdiagnose der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute teilnimmt.

Schwerpunkte in der Lehre

„In der Lehre ist es mir wichtig, meine Begeisterung für die Volkswirtschaftslehre auch an die Studierenden weiterzugeben“, so Wolters. An der JMU wird er Lehrveranstaltungen zur Geldpolitik und zu internationalen Finanzmärkten anbieten. Seine Veranstaltungen umfassen auch Computerübungen, in denen die Studierenden lernen, selbständig Daten zu analysieren und makroökonomische Modelle zu simulieren. Wolters: „So erhalten sie das Rüstzeug, um volkswirtschaftliche Modelle auf aktuelle Ereignisse anzuwenden und Lösungen für wirtschaftspolitische Fragen entwickeln zu können.“

Kontakt

Prof. Dr. Maik Wolters, Lehrstuhl für VWL, insbesondere Geld und Finanzmärkte, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 82944, maik.wolters@uni-wuerzburg.de, Twitter: @MH_Wolters

Von Kristian Lozina

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