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Vom Monte Kaolino nach Lake Placid

20.12.2022

Seit seiner Kindheit ist der Würzburger Medizinstudent Jakob Lauerer begeisterter Ski-Langläufer. Im Januar 2023 steht für ihn die zweite Teilnahme bei der Winterausgabe der FISU World University Games an.

Jakob Lauerer (Mitte) beim 30-Kilometer-Rennen 2019 in Krasnojarsk.
Jakob Lauerer (Mitte) beim 30-Kilometer-Rennen 2019 in Krasnojarsk. (Bild: Martin Siegmund)

Die FISU World University Games, vormals Universiade, sind der größte sportliche Wettkampf unter Studierenden aus aller Welt – einer von ihnen ist Jakob Lauerer. An der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg studiert er im zehnten Semester Medizin. Nach bestandenem zweiten Staatsexamen arbeitet er gerade an seiner Promotion – zumindest dann, wenn er nicht auf dünnen Brettern über Loipen jagt.

Jakob ist Teil des 38-köpfigen Aufgebots, welches der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) vom 12. bis 22. Januar 2023 zu den FISU Wintergames ins amerikanische Lake Placid entsendet. Im Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1980 geht der 24-Jährige im Langlauf an den Start.

Der Bruder als Vorbild

Aufs Langlaufen kam er durch den älteren Bruder, ähnlich war es auch beim Studienfach und -ort: „Mein Bruder hatte auch schon in Würzburg Medizin studiert, Stadt und Uni kannte ich also bereits.“ Die JMU und Würzburg waren dann auch die erste Wahl des Oberpfälzers, auch wenn Unterfrankens Hauptstadt „sicherlich kein Wintersportmekka“ sei.

Das ist auch Jakobs Heimatort Hirschau im Landkreis Amberg-Sulzbach nicht – zumindest nicht im klassischen Sinne. Das Ortsbild der 6000-Einwohner-Gemeinde ist geprägt vom rund 120 Meter hohen Monte Kaolino. Der Berg besteht aus Quarzsand, einem Abfallprodukt des nahegelegenen Kaolin-Abbaus. In Hirschau wird er schon lange sportlich und touristisch genutzt, unter anderem vom Skiclub Monte Kaolino Hirschau, der auf dem wenige Kilometer entfernten Rotbühl auch ein Langlaufzentrum mit Kunstschneeloipe betreibt.

Dank des großen Engagements des Vereins wurde für Jakob aus einem Hobby eine echte Leidenschaft. Normalerweise startet er im Deutschlandpokal und kleineren regionalen Wettkämpfen: „Für den Kader des deutschen Skiverbands (DSV) und den Weltcup hätte es bei mir nicht ganz gereicht, deshalb habe ich mich früh auf mein Studium konzentriert. Der Sport spielt aber immer noch eine große Rolle für mich.“

Spagat zwischen Studium und Sport

Für das Training weicht der Medizinstudent häufig auf Alternativen wie Rad, Rollski oder Laufschuhe aus, der ADH unterstützt seine Athletinnen und Athleten aber auch mit Lehrgängen in Wintersportgebieten – zuletzt Anfang Dezember im österreichischen Seefeld. Ansonsten müssen gerade im Winter die Wochenenden zum Training auf Schnee genutzt werden – soweit das Wetter und Studium eben erlauben.

Für Jakob wird Lake Placid die zweite Universiade, schon 2019 war er im sibirischen Krasnojarsk dabei: „Das Interesse kam zum einen durch die TV-Übertragungen auf Eurosport, aber auch durch Bekannte in Langlaufkreisen. Mein Trainer in Hirschau war zum Beispiel auch schon mal dabei.“

Qualifizieren musste er sich über Ergebnisse im Deutschlandpokal und die zentrale Leistungskontrolle des DSV. In der ersten Dezemberwoche war dann offiziell klar, dass es für ihn in die USA geht: „Nachdem die letzte Ausgabe 2021 wegen Corona abgesagt wurde, wollte ich unbedingt nochmal dabei sein. Mein Studium ist auf der Zielgeraden und es gibt auch eine Altersgrenze bei 25 Jahren. Für mich ist es also die letzte Chance.“

Sport auf der großen Bühne

Für viele Teilnehmende ist die Veranstaltung das Highlight ihres sportlichen Lebens: „Tolle Sportstätten, mediales Interesse, Konkurrenten, die bereits im Weltcup antreten – das ist schon ein geniales Erlebnis“, findet Jakob. Zwar wird es diesmal, anders als in Russland, kein zentrales Dorf für alle Athletinnen und Athleten geben. Dennoch hofft er auf regen Austausch mit Teilnehmenden aus aller Welt und die Möglichkeit, andere Sportarten als Zuschauer zu verfolgen.

Gelegenheit dazu sollte es reichlich geben, die Langlauf-Wettbewerbe erstrecken sich über den gesamten Veranstaltungszeitraum. Der einzige JMU-Starter tritt dabei über die zehn Kilometer im klassischen Stil und die zehn und 30 Kilometer im freien Stil an. Außerdem hofft er auf einen Platz in der Staffel: „Da sind wir 2019 auf Rang fünf gelandet, das war ein toller Erfolg, den wir gerne wiederholen würden. Im Einzel will ich meine beste Platzierung aus Russland toppen. Das war damals Platz 31.“

Von Lutz Ziegler

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