Intern
  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Versteckte Schätze und dunkle Geheimnisse

15.10.2019

Das Smartphone ist unser täglicher Begleiter. Aber kaum jemand weiß, welche Materialien hinter der Produktion des Gerätes stecken. Eine Ausstellung im Mineralogischen Museum der Uni Würzburg will das nun ändern.

Die neue Ausstellung im Mineralogischen Museum der Uni Würzburg nimmt das Smartphone genauer unter die Lupe. Konzipiert wurde sie unter anderem von Conny Bothe (rechts) und Dr. Dorothée Kleinschrot.
Die neue Ausstellung im Mineralogischen Museum der Uni Würzburg nimmt das Smartphone genauer unter die Lupe. Konzipiert wurde sie unter anderem von Conny Bothe (rechts) und Dr. Dorothée Kleinschrot. (Bild: Kristian Lozina / Universität Würzburg)

Telefonieren, fotografieren, Routen planen, im Internet surfen, und so viel mehr – das Smartphone kann fast alles. Mit dem „intelligenten Mobiltelefon“ sind wir immer und überall auf dem aktuellsten Stand. Bereits 1996 kam das erste internetfähige mobile Telefon auf den Markt. Heute ist es aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Dennoch wissen die wenigsten, welche Materialien in diesen hochtechnischen Geräten stecken. Die neue Sonderausstellung „Das Smartphone: versteckte Schätze und dunkle Geheimnisse“ im Mineralogischen Museum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) will das ändern – und auch auf schwerwiegende Probleme aufmerksam machen.

Im Smartphone steckt weit mehr als nur Kunststoff. Vor allem die Mineralien Zinn, Tantal, Wolfram und Gold werden für die Produktion benötigt. Zinn zum Beispiel als Lötzinn in der Elektronik, Tantal für die Kondensatoren, Wolfram als Kühlkörper oder Gold für elektronische Kontakte. Diese vier Mineralien werden auch Konfliktminerale genannt. Denn deren Förderung und der Handel damit trägt zur Finanzierung gewaltsamer Konflikte bei.

Kinderarbeit, Gewalt und Umweltzerstörung

Die Probleme hierbei sind gravierend: In Abbaugebieten wie dem Kongo kämpfen Clans mit Gewalt um die Rohstoffe. Kinder- und Sklavenarbeit sind keine Ausnahme, ebenso wenig massive Umweltzerstörung. „Aber die Nachfrage nach den Mineralien steigt. Es werden immer neue Methoden entwickelt, um an die Rohstoffe zu kommen. Und dadurch leiden Menschen und Umwelt massiv“, erklärt Conny Bothe. „Wie viele Menschen da verheizt werden, ist für die Profiteure erst einmal nicht wichtig.“ Bothe ist frischgebackene Absolventin der Geographie an der JMU. Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Lisa Abt steckt sie hinter der neuen Ausstellung.

Abt hat ihre Bachelor-Arbeit zu diesem Thema verfasst. Beide Absolventinnen machten zudem ein studienbegleitendes Praktikum im Mineralogischen Museum und kreierten dabei die Ausstellung. „Es war schwierig, zu diesem Thema wissenschaftliche Quellen zu finden. Es ist ein Thema, das polarisiert“, so Bothe. „Wir wollen mit der Ausstellung auch niemanden an den Pranger stellen. Aber wir wollen ein Bewusstsein für das Thema schaffen.“

Vier Tonnen Geröll für ein Gramm Gold

Gemeinsam mit Dr. Dorothée Kleinschrot, Kustodin des Mineralogischen Museums, entwickelten sie ein Konzept: Gezeigt werden die vier Konfliktmineralien in ihren natürlichen Formen. Es wird zudem über Schautafeln verständlich erklärt, wo und wie sie abgebaut werden, wofür sie im Smartphone verwendet werden und welche sozialen, ökologischen und politischen Probleme dies konkret verursacht.

So lernen Besucherinnen und Besucher zum Beispiel, dass man für ein Gramm Gold über vier Tonnen Material abbauen muss; in Deutschland pro Jahr 35 Millionen Smartphones verkauft werden und 85 Millionen Handys ungenutzt in Schubladen schlummern; die durchschnittliche Lebensdauer eines Handys nur 18 Monate beträgt; oder dass bei den C02-Emmissionen eines Smartphones allein die Herstellung schon mehr als 80 Prozent ausmacht.

Für jüngere Besucherinnen und Besucher gibt es zudem drei Mitmach-Aktionen in der Ausstellung: Ein Domino-Spiel erklärt den Lebensweg eines Smartphones – von der Entwicklung im Silicon Valley bis zum Ende in Afrika. Ein Selbsttest klärt die Frage, wie viel Nachhaltigkeit in einem persönlich steckt. Oder es gilt, einen Todesfall detektivisch aufzuklären: Warum musste Matays sterben?

Appell an die Verbraucher

Was können Verbraucher gegen diese Entwicklungen tun? „Einiges“, erklärt Kleinschrot. „Man sollte seine Smartphones und Handys nicht horten oder wegschmeißen, wenn man sie nicht mehr braucht. Es gibt inzwischen in Rathäusern, Umweltstationen, bei der Telekom und bald auch in unserem Museum Sammelboxen für Althandys. So kann ein Teil der Materialien aufbereitet und wiederverwendet werden.“ Außerdem sollte man beim Kauf eines Smartphones darauf achten, dass es reparaturfähig sei. Den Akku sollte man zum Beispiel selbst auswechseln können. Und: „Einfach auf das Smartphone aufpassen, zum Beispiel mit einer Handyhülle. Dann braucht man nicht so schnell ein neues“, sagt Bothe. Weitere simple Tipps gibt es in der Ausstellung.

„Das Smartphone: versteckte Schätze und dunkle Geheimnisse“ ist bis Ende Juli 2020 im Mineralogischen Museum (Am Hubland Süd, Gebäude G1) zu sehen. Die regulären Öffnungszeiten sind Mittwoch und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, kostenpflichtige Führungen für Gruppen können auch außerhalb der Öffnungszeiten gebucht werden. Am 20. Oktober findet zudem ein Schülerforschertag statt, an dem – neben dem Smartphone – auch weitere Minerale aus unserem Alltag unter die Lupe genommen werden.

Kontakt

Dr. Dorothée Kleinschrot, Mineralogisches Museum, Universität Würzburg, T +49 (931) 31 85407, kleinschrot@uni-wuerzburg.de

Von Kristian Lozina

Zurück