Würzburger Japanforscher reist ins digitale Zeitalter
30.09.2025Forschende aus Tokyo waren zu Gast im Uni-Archiv: Sie haben dort alle Quellen über den Würzburger Arzt und Japanforscher Philipp Franz von Siebold digitalisiert.

Philipp Franz von Siebold (1796-1866) war ein Würzburger Arzt, Japan- und Naturforscher, Ethnologe, Botaniker und Sammler. Einige Jahre seines Lebens hielt er sich in Japan auf, und zwar von 1823 bis 1829 sowie von 1859 bis 1862. Das war alles andere als selbstverständlich, denn Japan schottete sich damals strikt gegen Ausländer ab.
Siebold gehört somit zu den wichtigsten Zeitzeugen, die das Japan der späten Edo-Zeit aus eigener Anschauung kennenlernen konnten. Er gilt als Begründer der internationalen Japanforschung und ist noch heute in Japan bekannt und hochverehrt. In Würzburg erinnern unter anderem das Siebold-Museum, ein Denkmal bei der Uni am Sanderring und das Siebold-Collegium der JMU an den berühmten Sohn der Stadt.
Medizinstudium an der Universität Würzburg
Bevor er sich dem ostasiatischen Land widmete, studierte Siebold ab 1815 Medizin an der Universität Würzburg. Die aus dieser Zeit überlieferten Unterlagen zu seinem Studium sind im Universitätsarchiv vorhanden. 1820 legte er seine medizinische Prüfung ab und promovierte als Doktor der Medizin, Chirurgie und Entbindungskunst. Vor seinem ersten Japanaufenthalt arbeitete er als niedergelassener Arzt in Heidingsfeld.
Seine Aufenthalte in Japan prägten besonders seine japanischen Schüler, denen er eine breit gefächerte Forschungsaktivität vorlebte. Doch auch in Deutschland hat Siebold durch seine Sammelleidenschaft und akribische Dokumentation etliche Zeugnisse hinterlassen, die inzwischen über das ganze Land verstreut sind.
Nationalmuseum Tokyo plant Siebold-Datenbank
Auf Siebolds Spuren reist zurzeit eine Forschungsgruppe des japanischen Nationalmuseums Tokyo (TNM) durch Deutschland. Projektleiterin Professorin Kaori Hidaka und ihr Team wollen alle Quellen über den berühmten Japanforscher vollständig digital erfassen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Bis 2027 soll das Projekt abgeschlossen sein. Am Ende wird eine Datenbank des Museums mit hochwertigen Detailaufnahmen, Digitalisaten und einer umfänglichen Verschlagwortung, Beschreibung und Dokumentation sämtlicher bis dahin auffindbarer Quellen zu Siebold online gehen. Künftige Japan- und Siebold-Forschende müssen dann nicht mehr zwingend Depots, Museen und Archive bereisen.
Wo Quellen zu Siebold aufbewahrt werden
Am Würzburger Universitätsarchiv hat das Team im Spätsommer 2025 schon einen Tag lang Station gemacht. Hier ist Siebolds Studienzeit dokumentiert.
Briefe und Teile aus dem privaten Nachlass finden sich im Archiv von Burg Brandenstein-Zeppelin im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Dort wird, wie im Würzburger Siebold-Museum, eine Dauerausstellung über den Japanforscher gepflegt. Und auf dem Burggelände sind, wie im Würzburger Botanischen Garten, mehrere von Siebold aus Japan nach Europa eingeführte Pflanzenarten zu finden.
Teile des Nachlasses wurden über Siebolds Enkelin Erika von Erhardt-Siebold (1890-1964) an das Japanische Institut in Berlin verkauft, dort wiederum im 2. Weltkrieg evakuiert und unter pauschalem NS-Verdacht in die USA gebracht. Nachdem sich der Verdacht aufgelöst hatte, sollte der Nachlass zurückgegeben werden. Doch das Berliner Institut gab es nicht mehr, und als neue Heimat bot sich die Universität Bochum mit ihrem Siebold-Archiv an.
Da Siebold etliche Lebensjahre in Leiden (Niederlande) verbracht hatte, sind auch dort schriftliche Spuren seines Wirkens überliefert. Mit weiteren Exponaten kann München aufwarten. Dort hatte der Würzburger Arzt zwei Jahre vor seinem Tod ein kleines Museum eröffnet, um Teile seiner Sammlung zu zeigen.
Weblinks
Siebold-Museum Würzburg https://siebold-museum.byseum.de/
Universitätsarchiv Würzburg