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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Richtig mit auffälligen Studierenden umgehen

14.03.2023

Was tun, wenn Studierende sich an der Uni auffällig verhalten? Zu dieser Frage liegt nun eine Infobroschüre für Lehrende und Beschäftigte vor.

Wenn Studierende sich immer mehr zurückziehen, kann das auf psychische Probleme hinweisen.
Wenn Studierende sich immer mehr zurückziehen, kann das auf psychische Probleme hinweisen. (Bild: Infobroschüre der KIS / Universität Würzburg)

Lehrende und Beschäftigte stoßen schnell an Grenzen, wenn Studierende sich im Seminar oder in Beratungsgesprächen auffällig verhalten. Fast alle sind dann unsicher, wie sie sich in einer solchen Situation am besten verhalten, ohne Fehler zu machen oder unpassend zu reagieren.

Um hier zu helfen, bietet die Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung (KIS) seit einigen Jahren immer wieder Schulungen an (die nächste  findet am 20. Juni 2023 statt).

Nun haben KIS-Leiterin Sandra Mölter und ihr Team auch eine informative Broschüre vorgelegt. Sie steht als barrierefreies pdf-Dokument online und kann als gedrucktes Heft bei der KIS angefordert werden. Auf 48 Seiten geht es um folgende Themen: Beobachtbare Verhaltensweisen – Diagnosen und Krankheitsbilder – Gesprächsleitlinien – Anlaufstellen.

Zwei Beispiele für auffälliges Verhalten

Im Seminar stellt ein bislang eher unauffälliger Student auf einmal sehr häufig und teilweise unaufgefordert Zwischenfragen. Er ist auffallend gut gelaunt und scheint sehr selbstbewusst zu sein. Während die Dozentin seine Fragen beantwortet, schweift er jedoch oft mit den Gedanken ab und ist gleich wieder bei einem anderen Thema.

Einmal bittet er nach dem Seminar darum, ihm einen späteren Prüfungsantritt zu gewähren, da er im Moment so viele andere Dinge zu erledigen habe, dass er sich unmöglich vorbereiten könne. Als ihm die Bitte abgeschlagen wird, reagiert er sehr gereizt und spricht von Mobbing.

Das kann auf eine manische Phase hindeuten.

Eine Studentin sitzt in der Sprechstunde und berichtet, sie sei mit ihrer momentanen Studiensituation überfordert. Sie bekomme in letzter Zeit nur noch negative Noten und habe keine Energie, sich für ihr Studium zu engagieren. Sie sehe keine richtige Perspektive mehr. Ihr Stipendium sei in Gefahr, und eine schwere Krankheit ihrer Mutter belaste sie ebenfalls sehr. Der Dozent könne ihr helfen, indem er diese besondere Situation berücksichtigt.

Womöglich durchlebt die Studentin eine schwere depressive Episode.

Wie reagieren, was tun?

Elf Prozent aller Studierenden gaben 2016 in einer Befragung des Deutschen Studierendenwerks an, sich durch eine Behinderung oder chronische Erkrankung im Studium beeinträchtigt zu fühlen, gut die Hälfte davon durch psychische Erkrankungen. Dementsprechend sind im Alltag an Universitäten unter anderem Depressivität, starke Selbstüberschätzung, Prüfungs- und Versagensangst, unpassendes oder aggressives Verhalten zu beobachten.

Tipps für gute Reaktionen gibt die KIS-Broschüre im Kapitel „Gesprächsleitlinien“. Warnsignale nicht einfach abtun, sondern ernst nehmen. Auffälligen Studierenden unter vier Augen sagen, dass man sich Sorgen um sie macht. Ins Gespräch kommen, nachfragen. Abklopfen, ob sie vielleicht schon Hilfe in Anspruch nehmen.

KIS als erste Anlaufstelle an der Uni

„Im Zusammenhang mit psychischen Problemen gibt es in Würzburg ein breites Unterstützungsangebot von Fachleuten und Selbsthilfeeinrichtungen“, sagt Sandra Mölter. Als erste Anlaufstelle für Universitätsmitarbeitende steht die KIS mit Rat und Tat zur Seite, E-Mail an kis@uni-wuerzburg.de oder telefonisch unter der Nummer 0931 31-84052. Weitere Anlaufstellen sind in der Broschüre aufgelistet.

Weblink

Die Broschüre „Studieren mit psychischen Erkrankungen und Problemen“  auf den KIS-Webseiten als pdf

Von Robert Emmerich

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