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  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Hochschulen auf dem Weg zur Klimaneutralität

19.03.2024

Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Hochschullandschaft voranbringen: Mit diesem Ziel hat sich die Universität Würzburg mit zwei weiteren bayerischen Hochschulen zusammengetan.

Auf einer großen Wiese blühen Löwenzahn und Gänseblümchen, im Hintergrund sind Bäume und das Mensagebäude am Hubland-Campus der Uni Würzburg zu sehen.Große W
Mit der nachhaltigen Bewirtschaftung des weitläufigen und grünen Hubland-Campus befasst sich eines der Projekte von REKLINEU. (Bild: Daniel Peter / Universität Würzburg)

An dem Verbundprojekt REKLINEU „Regionale Wege zu klimaneutralen Hochschulen“ sind neben der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) beteiligt. Ziel der gemeinsamen Forschung ist die Bestandsaufnahme der aktuellen CO₂-Emissionen an den Hochschulen sowie deren zukünftige Vermeidung, Reduktion und Kompensation, auch in Kombination mit der Etablierung einer Kultur der Nachhaltigkeit.

„Hochschulen tragen als öffentliche Einrichtungen und Akteure der Wissensproduktion und -vermittlung eine besondere Verantwortung für die Gestaltung von Nachhaltigkeitsprozessen“, sagt Mathematikprofessorin Anja Schlömerkemper, Sprecherin von REKLINEU und JMU-Vizepräsidentin für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit. Ein wesentlicher Aspekt sei dabei auch die Vernetzung mit regionalen Partnerinnen und Partnern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft.

REKLINEU verfolgt im Wesentlichen drei Forschungsfragen, bei denen statusgruppenübergreifend und transdisziplinär geforscht wird:

  • Wie lässt sich der CO₂-Fußabdruck einer Hochschule erfassen und wie lassen sich daraus Reduktionspfade ableiten, also Strategien zur Senkung des CO₂-Ausstoßes?
  • Welche Maßnahmen und Strategien auf dem Hochschulcampus und in regionalen Ländereien können zum Erreichen des Ziels einer klimaneutralen Hochschule beitragen?
  • Wie lässt sich dabei dauerhaft eine wissensbasierte und partizipativ ausgerichtete Kultur der Nachhaltigkeit etablieren und gestalten?

Mensa-App des Studiengangs „Informatik und Nachhaltigkeit“

Ein Teilprojekt von REKLINEU befasst sich mit einem Thema, das vielen Studierenden und Hochschulbeschäftigten am Herzen liegt: mit der Kohlendioxid-Bilanz der Essensangebote in der Mensa. Um die CO2-Bilanz der Speisen künftig in ansprechender Form zu visualisieren, entwickelt ein Team aus dem JMU-Bachelorstudiengang „Informatik und Nachhaltigkeit“ die App „CO2 Mensa“.

Die Nachfrage nach einer solchen App dürfte groß sein, wie das studentische Team bei einer Umfrage herausgefunden hat: Mehr als 3.000 Studierende machten mit; gut die Hälfte der Befragten hätte sehr gerne Informationen über den CO2-Fußabdruck der Mensagerichte. In dem seit 2021 laufenden Studiengang „Informatik und Nachhaltigkeit“ stehen zwei große Themen im Mittelpunkt: Was kann die Informatik zu Nachhaltigkeitsstrategien beitragen? Und wie kann sie selbst ihre IT-Systeme nachhaltig gestalten?

Nachhaltige Bewirtschaftung des Hubland-Campus‘

Um die sozial-ökologische Transformation des Würzburger Universitätscampus‘ geht es in einem weiteren REKLINEU-Projekt, geleitet vom Lehrstuhl für Europäische Ethnologie: Es lotet Mittel und Wege aus, wie am Hubland-Campus der JMU eine nachhaltige Bewirtschaftung aussehen kann.

In dem Projekt wird auch ergründet, was die auf dem Campus tätigen Universitätsangehörigen überhaupt unter einem nachhaltigen Campus verstehen. Mitglieder der JMU können ihre Bedürfnisse und Wünsche an die Gestaltung des Campus im Sinne eines Erholungs-, Ruhe-, Kommunikations- und Lernraums einbringen.

Law Clinic Transformationsrecht

Eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft ist erforderlich, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren. Welche Rolle das Recht dabei einnimmt, ist das Thema der „Law Clinic Transformationsrecht“ an der Juristischen Fakultät der JMU.

In dieser Lehrveranstaltung erforschen Studierende zusammen mit Mitarbeitenden und Lehrenden die Frage: Wie kann das Recht zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen? Dabei arbeiten sie eng mit zivilgesellschaftlichen Initiativen zusammen. Als Teil des Projektes REKLINEU befasst sich die Law Clinic aktuell mit der sozial-ökologischen Transformation von Hochschulen.

Environmental Humanities: Kulturelle Aspekte im Blick

Das Würzburger REKLINEU-Projekt „Nachhaltigkeit in Literatur- und Kulturwissenschaft“ der Amerikanistik verortet sich in den „Environmental Humanities“ (EH). Hinter diesem Begriff versteckt sich ein Forschungsfeld, das geistes- und naturwissenschaftliche Perspektiven auf Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit oder Ressourcenknappheit zusammenbringen will.

Beispiel: Während Forstwissenschaft, Vegetationsökologie und Geographie den Wald vor allem als ökonomische Ressource, ökologisches System oder CO2-Speicher erforschen, untersucht die ökologisch orientierte Literatur- und Kulturwissenschaft ihn als Phänomen mit ästhetisch-literarischen, philosophischen, ethischen und politischen Dimensionen. Die EH gehen davon aus, dass die Transformation zu einem nachhaltigeren Umgang mit Wäldern, aber auch Äckern und Mooren, nicht ohne die Berücksichtigung kultureller Aspekte gelingen kann.

Experimentierstationen im Wald der Universität

Im REKLINEU-Projekt „Senkenpotential Wald“ gehen die Geographie und Bodenkunde der Frage nach, wieviel Kohlenstoff aktuell in den Böden und der Vegetation im 2.300 Hektar großen Universitätswald der JMU gespeichert ist.

Das Forschungsteam richtet unter anderem fächerübergreifende Experimentierstationen als Lernorte ein, die sich mit der Schnittstelle Boden/Flora/Fauna befassen. An den Stationen können Studierende, Schülerinnen und Schüler Wissenswertes über Methoden der nachhaltigen Bewirtschaftung erfahren. Wer sich wundert, dass die Würzburger Universität einen Wald besitzt: Fürstbischof Julius Echter stattete seine Universität im Jahr 1582 unter anderem mit Ländereien aus, um ihr eine dauerhafte wirtschaftliche Existenzgrundlage zu verschaffen.


Das Nachhaltigkeitslabor WueLAB

REKLINEU ist an das Nachhaltigkeitslabor WueLAB der JMU angegliedert. Das Labor wurde 2022 mit dem Ziel eingerichtet, an der Universität eine Kultur der Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre, Verwaltung und den Betriebsabläufen zu etablieren. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung spielt es eine Schlüsselrolle im Bestreben, eine Kultur der Nachhaltigkeit an der Universität und darüber hinaus zu etablieren. Nachhaltigkeit im Sinne des WueLABs umfasst ökologische, ökonomische und soziale Aspekte.

Förderer

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert REKLINEU bis Ende 2025 unter dem Förderkennzeichen 01UN2208A.

Weblinks

Verbundprojekt REKLINEU  „Regionale Wege zu klimaneutralen Hochschulen“

Nachhaltigkeitslabor WueLAB

Von Robert Emmerich

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