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  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Neuer Glanz für eine alte Uhr

17.11.2020

Im Zuge der Sanierung des Neubauturms hat die Universität Würzburg auch die vier Turmuhren generalüberholen lassen. Wenn das Gerüst Anfang 2021 verschwindet, strahlen Zeiger und Zifferblätter wieder über der Stadt.

Montage in 48 Meter Höhe. Thomas Hollering von der Firma „Bayreuther Turmuhren“ hilft bei der Befestigung eines Zifferblatts.
Montage in 48 Meter Höhe. Thomas Hollering von der Firma „Bayreuther Turmuhren“ hilft bei der Befestigung eines Zifferblatts. (Bild: Kristian Lozina / Universität Würzburg)

Es soll ja noch Menschen geben, die sich in Zeiten von Smartphone und Smartwatch ganz traditionell nach der Uhrzeit erkundigen: mit einem Blick auf die nächst gelegene Turmuhr. Wer sich diese Information früher bei einer der vier Uhren am Turm der Neubaukirche geholt hat, hat seit Mitte 2019 das Nachsehen. Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten an dem knapp 80 Meter hohen Gebäudeteil verhindert seitdem ein beinahe turmhohes Gerüst die Sicht auf die Zifferblätter.

Allerdings wäre auch ohne verhüllende Einrüstung die Frage nach der Uhrzeit ohne Antwort geblieben. Teil der Sanierung der Neubaukirche waren auch der Abbau und die Generalüberholung der Uhren. Diese sind jetzt abgeschlossen. Mittlerweile drehen sich die Zeiger wieder vor den Zifferblättern – und sind schöner als zuvor. Wenn das Gerüst in Kürze abgebaut wird, kann sich jeder selbst davon überzeugen.

Mit 24-karätigem Blattgold vergoldet

„Wir haben Zifferblätter, Zeiger und alle Antriebe der vier Turmuhren abgebaut und in unsere Werkstatt in der Nähe von Bayreuth transportiert“, berichtet Thomas Hollering, Uhrmacher und Inhaber der Firma „Bayreuther Turmuhren“. Dort wurden die Antriebe, von denen einer schon längere Zeit defekt war, komplett zerlegt, gereinigt und – wo nötig – mit neuen Teilen ausgebessert. Anschließend haben die Uhrmacher die Uhrwerke neu gefettet, wieder zusammengebaut und ausgiebig getestet. Zifferblätter, von denen jedes einen Durchmesser von 2,75 Metern hat, und Zeiger wurden sandgestrahlt, neu grundiert, mehrfach lackiert; danach wurden Ziffern und Zeiger mit einer hauchdünnen Lage 24-Karat-Blattgold versehen.

Von dem Gold war während der Montage am 24. November noch nichts zu sehen; sämtliche frisch vergoldete Stellen waren sorgfältig unter einer dicken und undurchsichtigen Folienschicht verborgen. „Das Gold ist momentan noch hochempfindlich“, sagt Hollering. Da sei selbst beim Auspacken Fingerspitzengefühl gefragt, damit es keine Kratzer oder Verunreinigungen gibt. Etwa sechs Monate dauere es, bis das Gold, das mit einem Spezialöl auf dem Metall aufgebracht wurde, „ausgehärtet“ ist, so der Uhrmacher. Dann ist die Gefahr von Beschädigungen allerdings ziemlich gering. Außer ein paar Vögeln wird so schnell niemand mehr den Uhren zu nahe kommen – immerhin befinden die sich in einer Höhe von gut 46 Metern über der Neubaustraße.

Das Baugerüst muss Platz machen

Damit Hollering und seine Mitarbeiter die vier Uhren problemlos in luftiger Höhe wieder am Turm der Neubaukirche anbringen konnten, waren zuvor Umbauten an dem für die Sanierung errichteten Baugerüst notwendig. Das musste im Bereich der Zifferblätter von der Turmwand zurückgebaut werden, um so den mehr als mannshohen Stahlkränzen den notwendigen Platz zu verschaffen.

Gut 16.500 Euro hat die Generalüberholung der vier Turmuhren an der Neubaukirche gekostet, berichtet Birgitt Graf. Die Diplom-Ingenieurin (FH) arbeitet beim Staatlichen Bauamt Würzburg in der Abteilung LU1 und betreut gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Liegenschaft der Alten Universität und die Neubaukirche – und damit auch die derzeitige Generalüberholung.

Übrigens hätte die Uhr auch ohne ihre Generalüberholung abgebaut werden müssen: „Für die Sandstrahlarbeiten und den Austausch von Naturstein sowie die Überarbeitung der Steinergänzungen und aller Fugen mussten die Uhren ausgebaut werden“, sagt Graf. Zum einen, damit die Arbeiterinnen und Arbeiter an die Bereiche um die Uhr und hinter der Uhr herankommen konnten. Zum anderen seien diese Arbeiten nicht durchführbar gewesen ohne die Gefahr, die Uhr und ihre feinen Teile zu beschädigen.

Im Einsatz seit 1982

Alten Unterlagen ist zu entnehmen, dass die Uhren 1982 montiert worden waren. So lange hatte es gedauert, bis an der Neubaukirche die Zerstörungen nach der Bombardierung am 16. März 1945 weitestgehend beseitigt worden waren. 1970 hatte der Senat der Universität den Wiederaufbau der früheren Kirche beschlossen. Dabei wurde festgelegt, dass sie nach ihrer Renovierung als Konzertsaal, Festsaal, Aula sowie Raum für Ausstellungen genutzt werden sollte. Am 28. September 1977 konnte die Uni das Richtfest für den Turm der Neubaukirche feiern, am 7. November 1985 schließlich wurde die Neubaukirche offiziell wiedereröffnet.

Übrigens hatte schon damals die Firma „Bayreuther Turmuhren“ dafür gesorgt, dass die Neubaukirche in allen Himmelsrichtungen über Würzburg die Zeit gut sichtbar anzeigt. Ihre Mitarbeiter werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass das so bleibt. „Einmal jährlich kontrollieren, warten, schmieren und, wenn nötig, stellen“ reiche dafür aus, so Thomas Hollering. Dann sei gewährleistet, dass die Uhren auch in den kommenden Jahrzehnten ihren Dienst zuverlässig versehen – und damit vermutlich jedes heute aktuelle Smartphone überdauern.

Mehr Informationen zur Geschichte der Neubaukirche

Ein Bericht von der aktuellen Sanierung

Das Video auf dem Youtube-Kanal der Uni

Weitere Bilder

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