Neue Studie zu Desinformation startet auf Bayerischem Infoportal
25.11.2025Ein neues Infoportal des Bayerischen Innenministeriums hilft, Desinformation und Verschwörungstheorien besser zu verstehen. Dabei soll eine Studie den Nachrichtenkonsum der Bevölkerung erfassen. Interessierte können teilnehmen.
In den sozialen Medien kursieren Katzenvideos und -bilder – ein endloser Strom an flauschigen Ablenkungen. Auf dem neuen Portal _GELOGEN?! Lass dich nicht manipulieren dient ein solcher vermeintlicher „Katzen-Feed“ als spielerisches, rein hypothetisches Beispiel, um typische Manipulationsmechanismen anschaulich zu erklären. In der Geschichte tauchen unauffällige Hashtags wie #KatzenUniversum oder #DerUnergründlicheBlick auf, zusammen mit angeblichen Hinweisen auf eine außerirdische Katzenspionage.
Diese Verschwörungstheorie ist frei erfunden. Doch gerade diese humorvolle Überzeichnung hilft Besucherinnen und Besuchern, nachzuvollziehen, wie Desinformation aufgebaut sein kann und warum sie manchmal überraschend überzeugend wirkt. Das Infoportal ist seit 5. November 2025 online.
Forschung im echten Informationsumfeld
In das Portal ist eine groß angelegte Studie eingebettet, die von Forschenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurt School of Finance & Management durchgeführt wird. Federführend ist Alicia von Schenk, JMU-Juniorprofessorin für Angewandte Mikroökonomie, insbesondere Mensch-Maschine-Interaktion. In der Studie soll erhoben werden, wie Menschen Nachrichten und Informationen konsumieren und verarbeiten.
„Nachrichtenströme werden immer dichter, algorithmische Personalisierung immer präziser –dadurch können Fehlannahmen, Vorurteile und kognitive Verzerrungen schneller verstärkt werden als je zuvor“, erklärt Alicia von Schenk. Genau hier setzt der wissenschaftliche Ansatz hinter dem Portal an: nicht erst bei der einzelnen Falschmeldung, sondern vorher, bei den psychologischen und verhaltensökonomischen Mechanismen, die Menschen überhaupt anfällig für Desinformation machen.
Faktenchecks oder Warnlabels sind nicht per se unwirksam, aber die Evidenz ist uneinheitlich. Ihre Wirkung hängt von Weltbild, Ideologie, sowie Kontext und Art der Informationsdarstellung ab. Die Forschenden setzen daher am Menschen an, untersuchen also, wie Menschen Informationen konsumieren und verarbeiten. Um kausale Evidenz in einem authentischen Informationskontext zu gewinnen, findet die Feldstudie über eine real genutzte Plattform statt. „So können wir echte Entscheidungen beobachten, nicht nur Antworten auf hypothetische Szenarien. Uns ist wichtig, tatsächliches Verhalten empirisch zu quantifizieren und messbar zu machen“, betont von Schenk.
Anschaulich, interaktiv – und alltagsnah
Auf Besucherinnen und Besucher warten auf dem Portal anschauliche Erklärungen, von Videos über Beispiele aus sozialen Medien bis hin zu praxisnahen Tipps, wie man im persönlichen Umfeld auf Verschwörungserzählungen reagieren kann. Spielerische Elemente erleichtern den Zugang: So können Interessierte etwa den Spuren der vermeintlich außerirdischen Katzenverschwörung folgen, eine erfundene Kampagne hinter der Schneckenplage in deutschen Gärten aufdecken und dabei typische Verhaltensmuster erkennen.
Die Forschenden verstehen das Projekt als eine gesamtgesellschaftliche Studie: Wie können Informationen so gestaltet werden, dass Menschen nicht nur mehr wissen, sondern Inhalte reflektierter und robuster verarbeiten? Die Teilnahme an der Studie leistet damit einen realen empirischen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Dynamiken von Desinformation – und dazu, welche Faktoren Menschen frühzeitig schützen, bevor Fehlannahmen überhaupt entstehen. Dieser Ansatz soll langfristig dazu beitragen, die digitale Resilienz zu stärken und einen besseren Umgang mit Informationen in der Gesellschaft bewirken.
Teilnahme an der Studie
Die Studie läuft noch bis Ende Januar 2026; jede volljährige Person kann daran teilnehmen. Die Bearbeitung dauert etwa 20 Minuten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Vergütung in Form von Guthaben für Gutschein-Codes, die bei über 100 Online-Anbietern eingelöst werden können. Beim Besuch des Infoportals und nach Akzeptanz aller Cookies erscheint ein Banner zur Studienteilnahme; gelegentlich sollen zwei kurze interaktive Elemente angeschaut werden.
Zum Informationsportal und zur Studie
Kontakt
Prof. Dr. Alicia von Schenk, Juniorprofessur für Angewandte Mikroökonomie, insbesondere Mensch-Maschine-Interaktion, T. +49 931 31-86107, alicia.vonschenk@uni-wuerzburg.de

