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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Neue Gelehrtentafel für Albert von Koelliker

01.08.2017

Von 1847 bis zum seinem Tod im Jahr 1905 lebte Albert von Koelliker in Würzburg – davon mehr als 20 Jahre in einem Haus in der Hofstraße 5. Eine Tafel an der Hauswand erinnert jetzt an den Wissenschaftler.

Enthüllung der Gelehrtentafel für Albert von Koelliker. Mit dabei (v.l.): Christian Pfeiffer, regionaler Vorstandsbeauftragter der KVB als Vertreter des Hausbesitzers, Uniarchivar Dr. Marcus Holtz, Unipräsident Alfred Forchel und die Professoren August
Enthüllung der Gelehrtentafel für Albert von Koelliker. Mit dabei (v.l.): Christian Pfeiffer, regionaler Vorstandsbeauftragter der KVB als Vertreter des Hausbesitzers, Uniarchivar Dr. Marcus Holtz, Unipräsident Alfred Forchel und die Professoren August Heidland, Horst Brunner und Walter Eykmann. (Foto: Gunnar Bartsch)

Die lange Tradition der Universität Würzburg im Stadtbild sichtbar machen und an berühmte Wissenschaftler erinnern, die hier gelehrt und geforscht haben: Mit diesem Ziel lässt das Universitätsarchiv Gelehrtentafeln an Häusern anbringen, in denen früher einmal bekannte Wissenschaftler gewohnt haben.

Am Freitag, 28. Juli 2017, wurde in der Hofstraße 5 eine neue Gelehrtentafel angebracht. Sie weist auf den Anatomen Albert von Koelliker hin, zu dessen Person es 2017 ein Jubiläum zu melden gibt: Er wurde am 6. Juli vor 200 Jahren geboren.

Zur feierlichen Enthüllung der Tafel kamen die Initiatoren der Aktion „Gelehrtentafeln“, die Würzburger Professoren August Heidland, Horst Brunner und Walter Eykmann. Mit dabei waren außerdem Universitätspräsident Alfred Forchel und Dr. Marcus Holtz, Leiter des Universitätsarchivs, sowie – als Vertreter des heutigen Hausbesitzers, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), der regionale Vorstandsbeauftragte Dr. Christian Pfeiffer.

Albert von Koelliker in Würzburg

Zwischen der Würzburger Residenz und dem Dom, in der Hofstraße 5, lebte der bedeutende Anatom und Physiologe Albert von Koelliker (1817-1905) während seiner Zeit an der Universität Würzburg. Mit der Enthüllung seiner Gedenktafel wird einem weiteren bedeutenden Gelehrten der Universität die Ehre zuteil, „schwarz auf weiß“ im Stadtbild zu erscheinen.

Koelliker bekommt bereits die zweite Tafel gewidmet. Die erste hängt in der Theaterstraße 1, wo der Anatom ab 1848 für neun Semester wohnte. 1856 zog er in das Eckhaus gegenüber der heutigen Sparkassen-Hauptgeschäftsstelle um. Dort wohnte er 45 Semester lang.

Albert von Koelliker, 1817 in Zürich geboren, studierte Philosophie und Medizin in Zürich, Bonn, Berlin und Heidelberg. 1847 folgte er einem Ruf an die Universität Würzburg. Als Begründer der mikroskopischen Anatomie genoss Koelliker in der internationalen Fachwelt hohes Ansehen. Er entdeckte die glatten Muskelzellen und andere Gewebestrukturen; von ihm stammt das weltweit erste Handbuch der Histologie (Gewebelehre).

In die Lehre führte er Mikroskopierkurse und andere Unterrichtsformen ein, die damals neuartig waren. Das machte ihn zum "Studentenmagneten" – er sorgte mit dafür, dass die Würzburger Universitätsmedizin einen enormen Aufschwung erlebte.

Koelliker gehörte zu den Mitgründern der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg. Vor dieser Gesellschaft sollte Wilhelm Conrad Röntgen später erstmals seine X-Strahlen präsentieren. Deren Umbenennung in „Röntgenstrahlen“ geht im Übrigen wiederum auf einen Vorschlag Koellikers zurück.

1897 wurde Koelliker durch den Prinzregenten des Königreichs Bayern geadelt. Das war sozusagen die Krönung einer langen Forschungstätigkeit, die schon zuvor durch zahlreiche Preise und Ehrungen im In- und Ausland gewürdigt worden war.

Eine Initiative trägt Früchte

Die Initiative zum Projekt „Gelehrtentafeln“ ging von drei Ehemaligen der Uni aus, von den Professoren August Heidland, Horst Brunner und Walter Eykmann. Ihnen ist es ein Anliegen, Universitätsgeschichte präsent und erfahrbar zu machen.

Bei Universitätspräsident Alfred Forchel stießen die drei mit ihrem Vorschlag auf begeisterte Zustimmung: „An den Tafeln können die Bürgerinnen und Bürger im Vorbeilaufen sehen, dass hier einmal Persönlichkeiten lebten, die mit ihren wissenschaftlichen Leistungen die Welt verändert haben“, so der Präsident.

Umgesetzt wird das Projekt „Gelehrtentafeln“ von Universitätsarchivar Marcus Holtz und dem Präsidialbüro.

13 neue Gelehrtentafeln

Nach der Enthüllung der ersten Gelehrtentafel vor etwa zwei Jahren – sie ist am Haus Theaterstraße 2 befestigt und dem Botaniker Julius von Sachs gewidmet – wurden fünf weitere Tafeln angebracht. In einer zweiten Runde werden in diesen Tagen nun 13 weitere Tafeln montiert. Für manche Wissenschaftler gibt es mehrere Tafeln, weil sie in verschiedenen Häusern gewohnt haben.

Johann Lukas Schönlein (1793-1864), Domerschulstraße 13: Er hatte von 1824 bis 1832 den Lehrstuhl für Innere Medizin und gilt als Wegbereiter der modernen Medizin – denn er schaffte spekulative Ansätze zugunsten naturwissenschaftlicher Methoden ab. Schönlein erkannte erstmals die Tuberkulose als eigenständiges Krankheitsbild.

Albert von Koelliker (1817-1905), Theaterstraße 1, Hofstraße 5: Er war von 1849 bis 1902 Professor für Experimentalphysiologie und vergleichende Anatomie. Er entdeckte die glatten Muskelzellen und andere Gewebestrukturen; von ihm stammt das weltweit erste Handbuch der Histologie (Gewebelehre).

Carl Caspar von Siebold (1736-1807), Theaterstraße 8: Von 1769 bis 1807 war er als Professor auf dem Lehrstuhl für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe. Dort revolutionierte er die moderne Chirurgie durch neue Operationsmethoden und Hygienemaßstäbe. 1805 führte er den ersten modernen Operationssaal der Welt ein.

Julius von Sachs (1832-1897), Heinestraße 11: Er war von 1868 bis 1897 Inhaber des Lehrstuhls für Botanik und begründete die Pflanzenphysiologie. Mit seiner Arbeit lockte er im 19. Jahrhundert zahlreiche Studenten und Forscher aus aller Welt nach Würzburg.

Friedrich Kohlrausch (1840-1910), Kettengasse 5, Paradeplatz 4: Kohlrausch war von 1875 bis 1888 als Professor des Lehrstuhls für Physik tätig. Er schrieb das bis 1996 fortgeführte Standardwerk „Praktische Physik“.

Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels (1821-1891), Paradeplatz 4: Auf dem Lehrstuhl für Geburtshilfe von 1850 bis 1887 zeichnete Scanzoni sich als früher Vertreter der psychosomatischen Medizin aus. Europaweit war er als herausragender Geburtshelfer bekannt.

Oswald Külpe (1862-1915), Paradeplatz 4, Friedrich-Ebert-Ring 1: Külpe wirkte von 1894 bis 1909 auf dem Lehrstuhl für Philosophie und Ästhetik. Er ist der Begründer der „Würzburger Schule“ der Denkpsychologie.

Adolf Eugen Fick (1829-1901), Kapuzinergasse 19 und 21: Fick hatte von 1868 bis 1899 den Lehrstuhl für Physiologie inne und gilt als Wegbereiter der modernen Muskelphysiologie. Er entwickelte das „Ficksche Prinzip“ zur Ermittlung des Herzminutenvolumens.

Christian Meurer (1856-1935), Schillerstraße 11, Weingartenstraße 30: Der Experte für Kriegsvölkerrecht war von 1888 bis 1926 Inhaber des Lehrstuhls für katholisches Kirchenrecht und Völkerrecht. Seine Ideen spiegeln sich in der Haager Landeskriegsordnung von 1907 wider.

Matthias von Lexer (1830-1892), Haugerring 2: Er lehrte von 1868 bis 1890 am Lehrstuhl für Deutsche Philologie. Bekannt ist er für seine bis heute gebräuchlichen Wörterbücher zur deutschen Sprachgeschichte.

Kontakt

Universitätsarchiv Würzburg, Dr. Marcus Holtz, T +49 931 31-86032, uniarchiv@uni-wuerzburg.de

www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv

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