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Nebennierenkrebs: Schwachstellen dringend gesucht

16.07.2019

Maßgeschneiderte Therapieangebote und eine verbesserte Diagnostik für Patienten, die an Nebennierenkrebs erkrankt sind: Das ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts an Uni und Universitätsklinikum Würzburg.

Nachweis von CDK4-Genkopien im Nebennierenkarzinom (CDK4 in Grün and Kontrolle in Rot).
Nachweis von CDK4-Genkopien im Nebennierenkarzinom (CDK4 in Grün and Kontrolle in Rot). (Bild: Cristina Ronchi)

Es ist zwar selten, dafür aber ungemein aggressiv: das Karzinom der Nebennierenrinde. Ein bis zwei unter einer Million Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran; ihre Überlebensrate schwankt stark. So stirbt gut ein Fünftel aller Patienten innerhalb der ersten zwei Jahre. Auf der anderen Seite leben gut zehn Prozent der Patienten, bei denen bereits bei der Erstdiagnose Metastasen festgestellt wurden, auch noch fünf Jahre später.

Kein personalisierter Behandlungsansatz bisher

„Krebs ist gleich Krebs“: Diese Meinung gilt heutzutage nicht mehr. Inzwischen ist längst klar, dass es von jeder Krebsart – egal ob beispielsweise Lungen-, Magen- oder Brustkrebs – verschiedene Unterarten gibt, die jeweils eine spezielle Diagnostik und Therapie erfordern. Unter dem Schlagwort der „Präzisionsmedizin“ ist es so (zumindest teilweise) gelungen, für viele Krebserkrankungen maßgeschneiderte und individuell angepasste Diagnose- und Therapieformen zu entwickeln, die die Überlebenschancen für die Betroffenen deutlich verbessert haben. Für den Nebennierenkrebs trifft dies bisher allerdings noch nicht zu.

„Für das Nebennierenkarzinom gibt es bislang keine zuverlässigen molekularen Prognosefaktoren, keine Prädiktoren für das Ansprechen auf eine Behandlung, keine wirksame zielgerichtete Krebstherapie und keinen personalisierten Behandlungsansatz“, sagt Professor Martin Fassnacht. Der Mediziner ist Leiter der Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums Würzburg und einer der weltweit führenden Experten bei der Erforschung und Behandlung von Erkrankungen der Nebenniere.

450.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe

Dieses Defizit will Fassnacht nun beheben: In den kommenden drei Jahren sucht er gemeinsam mit seinen Kolleginnen der Endokrinologin PD Dr. Cristina L. Ronchi und der Bioinformatikerin Dr. Silke Appenzeller vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der Universität Würzburg nach neuen Zielstrukturen für Diagnose und Therapie des Nebennierenkarzinoms. Die Deutsche Krebshilfe finanziert das Projekt mit rund 450.000 Euro. „Wir streben einen personalisierten Ansatz für die Krebstherapie gegen Nebennierenkrebs an, der auf einer molekularen Klassifikation des einzelnen Patienten basiert, zielgerichtete Medikamente verwendet und der auch Patienten angeboten werden kann, die nicht in einem spezialisierten Forschungszentrum operiert werden“, beschreibt Dr. Ronchi die wesentlichen Ziele dieses Projekts.

Dafür greifen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf jüngste Ergebnisse umfangreicher Studien zurück, die sowohl am Würzburger Universitätsklinikum als auch an anderen Einrichtungen weltweit gelaufen sind. In ihnen konnte eine Reihe neuer molekularer Strukturen identifiziert werden, die bei der Entstehung und dem Wachstum von Tumoren der Nebennieren eine möglicherweise zentrale Rolle einnehmen. Dementsprechend wollen sich Nebennierenkarzinom-Forscher bei der Suche nach geeigneten Angriffspunkten in den Tumorzellen im Unterschied zu den bisherigen Arbeiten auf eine begrenzte Anzahl interessanter und vielversprechender Gene konzentrieren.

Kurzer Weg vom Labor in die Klinik

Ob dieser Ansatz sich tatsächlich dafür eignet, Diagnose und Prognose des Nebennierenkrebses zu verbessert, werden die Mediziner in einem ersten Schritt an etwa 100 Patienten testen. Darauf aufbauen wollen sie im zweiten Schritt die Wirksamkeit neuer Therapien untersuchen, die sich aus den Ergebnissen dieser und vorangegangener Studien ergeben. „Wir beabsichtigen, eine einfache molekulare Analyse zu etablieren, die Aufschluss über die individuelle Prognose geben und mögliche Therapieziele vorschlagen kann“, beschreibt Dr. Appenzeller das Ziel dieser Arbeiten.

Die Hoffnung der Würzburger Forscher ist, dass die Ergebnisse dieser Studie möglichst schnell in neue Behandlungsformen einfließen werden. Dies sei dringend erforderlich, da viele, häufig auch junge Patienten nach dem Scheitern bisheriger Standardtherapien verzweifelt nach neuen innovativen Behandlungsmöglichkeiten suchen, so Fassnacht. Hierzu gibt es eine enge Kooperation mit der Early Clinical Trial Unit des CCC, in der bereits einige Patienten mit Nebennierenkarzinom neue, innovative Therapien erhalten haben.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Fassnacht, Schwerpunktleiter Endokrinologie & Diabetologie, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Würzburg, T: +49 931 201-39021, Fassnacht_M@ukw.de

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