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Leitfaden für den Umgang mit gendersensibler Sprache

19.09.2023

Die Frage, wie Texte geschlechtersensibel formuliert werden können, sorgt für Diskussionen. Für die Universität Würzburg gibt es einen Leitfaden, der Positionen und Empfehlungen für den Umgang mit gendersensibler Sprache aufzeigt.

Binnen-I oder Schrägstrich? Gendersternchen oder Gender-Doppelpunkt? Oder doch vielleicht der Gender-Gap? Wer heutzutage Texte schreibt, kommt nicht darum herum, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie „richtig gendern“ eigentlich geht. Dabei ist der Variantenreichtum groß.

Um diese Frage für die Universität Würzburg zu klären, hat die Universitätsleitung der JMU Anfang 2023 einen Leitfaden für den Umgang mit gendersensibler Sprache verabschiedet. Die ersten wegweisenden Diskussionen hierzu fanden in der Vorbereitung des aktuellen Gleichstellungskonzeptes für den wissenschaftlichen Bereich statt: Von studentischer Seite wurde eine moderne Form des Genderns an der Universität gewünscht.

Es wurden Konfliktsituationen in Prüfungssituationen beschrieben. Es gab Forschende, die darauf hinwiesen, dass eine moderne Form des Genderns in Publikationen wichtig für die Akzeptanz in der wissenschaftlichen Community sei; andere hingegen sprachen sich gegen moderne Formen des Genderns aus, da diese in ihrer wissenschaftlichen Community auf Ablehnung stoßen. Der verabschiedete Leitfaden würdigt diese Vielfalt an Interessen und Positionen.

Ausgehend von diesem diversen Input aus den verschiedensten Bereichen der Universität fand die Universitätsleitung bei der Erstellung des Leitfadens wissenschaftliche Beratung durch die Professoren Wolf Peter Klein und Matthias Schulz vom Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft. Zudem wurde der Leitfaden in verschiedensten Gremien der Universität diskutiert. Insbesondere waren die Universitätsfrauenbeauftragte Professorin Brigitte Burrichter, die Gleichstellungskommission der JMU, der Senat sowie die Erweiterte Universitätsleitung eingebunden.

Keine festen Vorgaben für die gesamte Uni

Wer von dem Leitfaden eine Regelung à la: „Wir verwenden ab sofort in allen Texten den Gender-Doppelpunkt“ erwartet (oder befürchtet), liegt falsch: „Wir konstatieren, dass es für höfliche, respektvolle und gendersensible Sprache an der JMU keine eindeutige, einheitliche Regelung mit festen Vorgaben für die gesamte Universität geben kann“, sagt Professorin Anja Schlömerkemper, Vizepräsidentin der JMU und in diesem Amt unter anderem für den Themenbereich „Chancengleichheit“ verantwortlich. Eine solche Regelung sei weder sachangemessen noch erstrebenswert.

Im Gegenteil: Eine Universität als Ort der Freiheit, des uneingeschränkten Gedankenaustauschs, der Ideenfindung ohne Restriktionen und des Diskurses müsse Unterschiede zulassen und akzeptieren. „Beim Nachdenken über gendersensible Sprache kann es demnach nicht um die Etablierung eines starren Regulariums gehen, sondern um den Entwurf eines Rahmens, der von gegenseitigem Respekt geprägt ist und Varianten zulässt“, so Anja Schlömerkemper.

Die Vielfalt sprachlicher Möglichkeiten respektieren

Konkret bedeutet dies: Gendersensible Formulierungen sollen an der JMU unter Beachtung von Kommunikationssituation und Kommunikationskontext verwendet werden. Die Vielfalt sprachlicher Möglichkeiten soll respektiert werden. Dabei sollen individuelle, fachkulturspezifische Überzeugungen und das Prüfungsrecht berücksichtigt werden. Die Universitätsleitung ermutigt deshalb in dem Leitfaden zu offenen Diskussionen über respektvolles Schreiben und fordert Toleranz und Verständnis von allen Mitgliedern der JMU.

Mit dem Leitfaden legt die Universität fest, dass dies auch für Prüfungsleistungen gelten soll. Prüfende sollen sich in Toleranz üben, selbst wenn dadurch ggfs. Verstöße gegen die amtliche Rechtschreibregelung möglich werden. Denn keine Person an der Universität soll zu einer Sprache gezwungen werden, die ihr fern liegt. Es wird lediglich erwartet, dass die verwendete Sprache respektvoll und höflich ist.

Regelungen in einzelnen Arbeitsgruppen

In manchen Arbeitsgruppen besteht der Wunsch nach einer einheitlichen Genderform in Texten. Solange es sich nicht um offizielle und rechtsverbindliche Texte der Universität handelt, kann hier aus dem Variantenreichtum entsprechend der fachkulturellen Gepflogenheiten gewählt werden.

Hier kann der Leitfaden für den Umgang mit gendersensibler Sprache heruntergeladen werden.

Ergänzende Regeln für die Zentralverwaltung

Ergänzend zu diesem Leitfaden hat die Universitätsleitung für sich und für die Zentralverwaltung folgende Regelung formuliert:

Zum Zwecke der Einheitlichkeit der Schreiben, Texte und der Außendarstellung der Universität Würzburg folgen die Universitätsleitung und die Zentralverwaltung dem amtlichen Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung und verwenden grundsätzlich Paarformeln oder geschlechtsneutrale Formulierungen.

Für die Webseiten und Social Media gilt: Wo immer möglich soll mit Neutralnennungen formuliert werden, wenn Doppelnennungen wegen der Textlänge nur eingeschränkt zu empfehlen sind. Zudem kann dann dort von der amtlichen Rechtschreibung abgewichen und der Doppelpunkt als Gender- beziehungsweise Kurzform verwendet werden.

Kontakt

Prof. Dr. Anja Schlömerkemper, Vizepräsidentin für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit, vp-sustainability@uni-wuerzburg.de

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