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Für die bestmögliche Behandlung von Kindern in aller Welt

14.11.2017

Alle drei Jahre treffen sich Experten der Neugeborenenmedizin aus aller Welt in Würzburg und diskutieren neueste Entwicklungen und aktuelle Behandlungskonzepte. Organisiert wird die Tagung von Professor Christian Speer und seinem Team.

Das internationale Symposium „Recent Advances in Neonatal Medicine“ wird seit 21 Jahren von Professor Christian P. Speer geleitet. (Foto: Gunnar Bartsch)

Rund 700 Teilnehmer aus 73 Nationen, 56 Vorträge, 80 Posterpräsentationen: Das sind die Rahmendaten des Würzburger Symposiums „Recent Advances in Neonatal Medicine“, das vom 8. bis 10. Oktober 2017 im Congress Centrum Würzburg (CCW) stattgefunden hat. Drei Tage lang diskutierten dort Kinderärzte und Neugeborenenmediziner; renommierte Wissenschaftler und Kliniker tauschten ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit den Teilnehmern in Workshops, Poster- und Plenarsitzungen aus.

Größte Veranstaltung außerhalb der USA

Professor Christian Speer, Direktor der Würzburger Universitäts-Kinderklinik, hat das Symposium vor 21 Jahren ins Leben gerufen; seitdem organisiert er es regelmäßig alle drei Jahre in Würzburg. Mittlerweile hat sich das Treffen den Status als international größte Veranstaltung zur Früh- und Neugeborenenmedizin außerhalb der USA erarbeitet. Für Christian Speer wurde damit ein Traum wahr. „Dieser Kongress führt weltweit anerkannte Fachspezialisten und klinisch tätige Neugeborenenmediziner aus allen Erdteilen zusammen. Er erlaubt es somit, aktuelle medizinische Standards und Empfehlungen zu definieren, von denen Kinder in aller Welt profitieren können“, so der Klinikdirektor.

Dabei könnte, wer nur die erste Stunde des Symposiums am Eröffnungstag besucht, leicht einen falschen Eindruck bekommen. Ein wenig erinnert die Szene im großen Veranstaltungssaal des Kongresszentrums an ein Treffen alter Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen haben. Schulterklopfen, Händeschütteln, Umarmungen – dazu ein nostalgischer Rückblick auf alte Zeiten mit Fotos der Protagonisten, die bisweilen für Heiterkeit unter den Teilnehmern sorgen angesichts der damaligen Mode und Frisuren, bisweilen aber auch für Kopfschütteln über die technische Ausstattung, die vor wenigen Jahrzehnten die Spitze des Fortschritts darstellte.

Große Spannbreite der Themen

Nach zwei Ehrungen und einer Special Lecture über die Geschichte der Neonatologie änderte sich das Bild allerdings rapide: Ab jetzt folgten im Halbstundentakt Fachvortrag auf Fachvortrag, unterbrochen nur von intensiven Diskussionen und kurzen Kaffee- und Essenspausen. Die Spannbreite der Themen ist groß und reicht von dem idealen Moment für das Durchtrennen der Nabelschnur über neue Leitlinien der Beatmung von Frühgeborenen bis zu deren optimaler Ernährung – um nur wenige Beispiele von vielen zu nennen. Allen Vorträgen, Workshops und Postern ist ein Ziel gemeinsam: Die kritischen ersten Lebensminuten von Neugeborenen bestmöglich zu gestalten, lebensbedrohliche Organerkrankungen optimal zu erkennen und zu behandeln sowie Strategien zu entwickeln, die einen größtmöglichen Schutz dieser empfindlichen kleinen Patienten vor potenziellen Folgeschäden zu gewährleisten.

Große Erfolge in kurzer Zeit

Dabei kann das Fachgebiet trotz seiner vergleichsweise kurzen Geschichte – erst ab Mitte der 1970-Jahre begann in Deutschland der Aufbau von neonatalogischen Intensivstationen – große Erfolge verzeichnen. Die Grenze, bei der die Hälfte aller sehr kleinen Frühgeborenen überlebt, liegt mittlerweile bei 23 bis 24 Schwangerschaftswochen. Die Möglichkeiten, ein Frühgeborenes zu behandeln, sind um ein Vielfaches besser als noch vor wenigen Jahrzehnten. Besonders die sehr kleinen Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm profitieren erheblich von den verbesserten Behandlungsmethoden.

Im Wesentlichen drei Faktoren sind für diese Fortschritte verantwortlich: Eine medikamentöse Therapie, die die Lungenreifung vor der Geburt anregt, eine verbesserte Atmungsunterstützung der Frühgeborenen und die Einführung der sogenannten Surfactant-Therapie. Surfactant verringert die Oberflächenspannung der Lungenbläschen; ohne diese Substanz würde die Lunge nach dem Ausatmen kollabieren und könnte sich nicht mehr entfalten. Die Surfactant-Produktion beginnt allerdings erst in der späten Schwangerschaft – in der Regel nach der 35. Schwangerschaftswoche. Die Gabe von Surfactant schützt Frühgeborene somit vor einer lebensbedrohlichen Atemnot und verringert viele der durch die Unreife bedingten Komplikationen.

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Christian P. Speer, FRCPE, T: +49 931 201 27830, E-Mail: speer_c@ukw.de

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