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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Festakt zum Doppeljubiläum

25.10.2016

Am Rudolf-Virchow-Zentrum wurde am 14. Oktober ein Vierteljahrhundert gelebte Wissenschaft gefeiert: 15 Jahre gehen auf das Konto des renommierten Forschungszentrums für Experimentelle Biomedizin – und 10 Jahre auf das der Graduiertenschulen der Universität Würzburg (UWGS).

Die erste Sitzung der Podiumsdiskussion "Zukunft Wissenschaft?!" mit (v.l.): Reinhard Jahn, Verena Osgyan, Enrico Schleiff, Markus Ankenbrand, Andrea Szczesny und Max-Martin Deinhard.
Die erste Sitzung der Podiumsdiskussion "Zukunft Wissenschaft?!" mit (v.l.): Reinhard Jahn, Verena Osgyan, Enrico Schleiff, Markus Ankenbrand, Andrea Szczesny und Max-Martin Deinhard.

Sowohl das Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) als auch die Graduiertenschulen der Universität Würzburg (UWGS) werden in starkem Maße von jungen Wissenschaftlern getragen. Deshalb gab es zur Feier des Jubiläums neben Fachvorlesungen und Festvorträgen auch eine Diskussion mit dem bewusst provozierenden Titel: „Zukunft Wissenschaft?!“.

Diskussion mit Politikern

Die jungen Forscher mussten sich für ihre Fragen nicht wie sonst üblich aus den hinteren Reihen des Hörsaals zu Wort melden, sondern nahmen inmitten der Podiumsdiskussionen auf Augenhöhe zu den Experten ihren Platz ein. Mit ihren Fragen definierten die Wissenschaftler den Verlauf der Diskussion. Sobald die Experten ausweichend antworteten, war Moderator Schleiff zur Stelle und hakte nach – oder fahndete spontan nach einer fachkundigen Person im Auditorium.

„Wir nennen die Nachwuchsforscher und Nachwuchsforscherinnen übrigens lieber Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in der frühen Berufsphase, denn das ist es, worum es sich handelt“, sagte Professor Enrico Schleiff, der die beiden hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen moderierte. Wegen seiner direkt-charmanten Art hatte der Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt das Publikum schnell für sich gewonnen.

Fundierte Antworten auf drängende Fragen

Den Zuhörern war natürlich weniger daran gelegen unterhalten zu werden, als vielmehr von den Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft fundierte Antworten auf ihre dringlichsten Fragen zu bekommen: Wird das Fehlen unbefristeter Stellen im Mittelbau als Problem wahrgenommen und, wenn ja, was soll dagegen unternommen werden? Sind Stipendien angesichts fehlender sozialer Absicherung noch zeitgemäß? Ist die strikte Trennung zwischen Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen zukunftsfähig? Ist das System des wissenschaftlichen Mentors als Gründerunterstützer ein Auslaufmodell? Oder: Wie kann man einen Brain Drain an deutschen Hochschulen verhindern?

Über den interaktiven Twitter-Kanal #WissZu2016 konnten auch die rund 250 Zuhörer noch während der Diskussion ihre Fragen einbringen, die der Moderator Schleiff umgehend an die Expertenrunde weitergab.

Jubiläum mit einem innovativen Format

„Es war uns wichtig, die erste Jubiläumsveranstaltung des Rudolf-Virchow-Zentrums und der Graduiertenschulen mit einem innovativen Format zu versehen“, betonten die beiden Organisatoren der Podiumsdiskussion, Dr. Daniela Diefenbacher, Leiterin der RVZ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, und Dr. Stephan Schröder-Köhne, Geschäftsführer der Graduiertenschulen der Universität Würzburg.

„Die jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen müssen so schnell wie möglich den Nachwuchsstatus verlassen und sich an den Hochschulen genau wie in der Politik aktiv für ihre Belange einsetzen“, forderte Professorin Sibylle Baumbach (Universität Innsbruck) am Ende ihres Impulsvortrages.

Allianzen für mehr Drittmittel

Im Laufe der zweiten Podiumsdiskussion wurde bekannt, dass die bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften sich in den kommenden Jahren über einen Zuwachs an Professuren freuen dürfen, wie CSU-Landtagsabgeordneter Oliver Jörg berichtete. So solle der geringe Forschungsanteil nach und nach gesteigert werden. Die Opposition im Landtag, die bei der Podiumsdiskussion durch Verena Osgyan (Grüne) und Georg Rosenthal (SPD) vertreten war, kämpft prinzipiell für verbesserte Rahmenbedingungen und mehr Mittel an den Hochschulen.

Die Landespolitiker nahmen allerdings auch die Hochschulleitungen in die Pflicht. So müssten sie vermehrt Allianzen schmieden und noch mehr Drittmittel einwerben. Denn schließlich solle es einen gesunden Wettbewerb um die knappen Ressourcen geben. Das sahen auch die Vertreter der Würzburger Hochschulen so, darunter Professorin Andrea Szczesny, Vizepräsidentin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, FHWS-Präsident Professor Robert Grebner und Professor Lukas Worschech, Leiter des Servicezentrums Forschung und Technologietransfer.

Ohne Mittelbau geht es nicht

Professor Reinhard Jahn, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, kritisierte indes die großen Unterschiede in den einzelnen Bundesländern und oftmals fehlenden Kooperationen zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen. Gleichzeitig betonte er die wichtige Rolle des Mittelbaus: „Promovierende und Habilitierende sind unabdingbar, um den akademischen Wissenschaftsbetrieb zu erhalten.“

Trotz der vielfältigen Themengebiete versuchte sich Moderator Schleiff an einem Fazit. Er sah zumindest „kleinere Lichtblicke“ für die jungen Wissenschaftler und hob insbesondere die Dynamik in der Würzburger Hochschullandschaft hervor, die schon viel bewirkt hätte. Auch Max-Martin Deinhard, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, machte den jungen Wissenschaftlern Mut: „Die Wirtschaft braucht nicht nur gut ausgebildete und frische Köpfe, sondern auch Ausgründungen aus den Hochschulen.“

Rudolf-Virchow-Zentrum

Das Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin gehört als Zentrale Einrichtung zur Universität Würzburg. Im Januar 2002 ging es als eines von drei im Sommer 2001 bewilligten Pilotprojekten an den Start, mit denen die Deutsche Forschungsgemeinschaft nationale "Centers of Excellence" fördern will. Die RVZ Arbeitsgruppen arbeiten auf dem Gebiet der Schlüsselproteine. Das sind Proteine, die für die Funktion von Zellen und damit für Gesundheit und Krankheit besonders wichtig sind.

Website: http://www.rudolf-virchow-zentrum.de

Graduiertenschulen der Universität Würzburg

Der Verbund der "Graduiertenschulen der Universität Würzburg" (UWGS) wurde 2006 als Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung gegründet. Die vier fachbezogenen Graduiertenschulen unter dem Dach der UWGS decken interdisziplinär alle Forschungsbereiche der Universität ab: Lebenswissenschaften (GSLS), Geisteswissenschaften (GSH), Naturwissenschaften und Technik (GSST), sowie den Bereich Recht, Wirtschaft und Politikwissenschaften (GSLES). Zusammen stehen sie bisher für jeweils mehr als 1200 Promovierende, 60 Nationalitäten, 1600 wissenschaftliche Publikationen und 400 abgeschlossene Dissertationen und gegenwärtig für mehr als 600 laufende Promotionsprojekte.

WebsiteUWGS

Kontakt

Dr. Daniela Diefenbacher, T: (0931) 31-88631, daniela.diefenbacher@uni-wuerzburg.de

Dr. Stephan Schröder-Köhne, T: (0931) 31-86068, schroeder-koehne@uni-wuerzburg.de

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