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Fast zwei Millionen Euro Stipendien für Studierende

21.01.2020

Rund 150 Studierende aus Würzburg bewerben sich jedes Jahr um ein Deutschlandstipendium. 38 von ihnen wurden diesmal ausgewählt. Bei einer Stipendienvergabefeier in der Residenz erhielten sie am 4. Dezember ihre Urkunden.

Nach der Verleihung der Deutschlandstipendien stellten sich Stipendiaten, Förderer und Repräsentanten der JMU zum Gruppenfoto auf.
Nach der Verleihung der Deutschlandstipendien stellten sich Stipendiaten, Förderer und Repräsentanten der JMU zum Gruppenfoto auf. (Bild: Norbert Schmelz Fotodesign)

Auf fast zwei Millionen Euro bezifferte Uni-Präsident Alfred Forchel bei der Feier den bisherigen Gesamtwert der Stipendien, die seit 2011 an 425 Studierende vergeben wurden. „Sponsoren mobilisierten rund 900.000 Euro, dieselbe Summe kam aus Bundesmitteln dazu“, so der Präsident.

Das Modell „Deutschlandstipendium“ sei in seinen Augen großartig: „Damit können wir die Besten der Besten unterstützen.“ Ein besonderer Pluspunkt des Programms sei die enge Bindung der StipendiatInnen an die Förderer, ein Kontakt, der häufig über die Zeit der Förderung hinausgeht. „Die Institutionen, die Sie fördern“ so Forchel zu den StipendiatInnen „werden auch schauen, wie Ihr weiterer Werdegang sein wird“, so Forchel zu den StipendiatInnen.

Auch Jens-Peter Sölch von Amgen, einem Biotechnologieunternehmen, das als langjähriger Sponsor des Deutschlandstipendiums dabei ist, betonte in seiner Festrede, dass beide Seiten von dieser Förderung profitieren. So berichtete er von einem ehemaligen Würzburger Stipendiaten, der bei Amgen erste praktische Erfahrungen gesammelt hat und aktuell sein Studium mit der Masterthesis in seinem Auslandssemester an der Universität von Boston abschließt. Zwischen Amgen und dem ehemaligen Stipendiaten reißt der Kontakt nicht ab und es kann sich nach Abschluss der Doktorarbeit vielleicht noch mehr ergeben. Aktuell fördert Amgen sechs Studierende der Universität Würzburg.

Einer von ihnen ist Florian Schuischel. „Während des Semesters ist man oft ganz schön unter Druck“, so Schuischel, der im 5. Semester Pharmazie studiert. „Manche Lehrveranstaltungen dauern bis 20 Uhr, danach muss man noch Protokolle zu Laborversuchen schreiben.“ Am Wochenende ist der 22-Jährige aus Aalen damit beschäftigt, Vorlesungen nachzuarbeiten. Nebenbei zu jobben, sei kaum möglich. Darum freute sich Schuischel sehr, dass er künftig 300 Euro pro Monat als Stipendium erhält.

Jeder Euro wird vom BMBF verdoppelt

Doch nicht nur Unternehmen spenden für das Deutschlandstipendium, auch private SpenderInnen fördern die Studierenden der Universität. Die privaten SpenderInnen, die meist anonym bleiben möchten, schätzen es besonders, dass ihre Spenden in der Region bleiben. „Private Spender sind von dem Konzept begeistert. Es kommt nicht nur jeder Euro beim Deutschlandstipendium an, die gespendete Fördersumme wird sogar vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verdoppelt – wer 112,50 Euro spendet, fördert unsere Studierenden auf diese Weise mit 225,00 Euro“ so Thorsten Stegh, Geschäftsführer der Universität Würzburg GmbH, die für die Akquisition und Betreuung der SpenderInnen verantwortlich ist.

Gibt es keine Spender, können die Mittel des BMBF jedoch nicht abgerufen werden und verfallen. Alle SpenderInnen erhalten eine Spendenbescheinigung, die steuerlich geltend gemacht werden kann. Ein Stipendium umfasst 1.800 Euro. Private SpenderInnen können auch Teilstipendien fördern, das ist möglich ab 1/16 Stipendium (112,50 Euro).

Studium, Sprachkurs und Ehrenamt

In ihren Bewerbungen für das Stipendium geben die jungen Leute an, wo sie sich ehrenamtlich engagieren. Das fiel Manuel Sinn nicht schwer. Der 21-Jährige aus Freiburg, der im 3. Semester Mensch-Computer-Systeme studiert, setzt sich für die Organisation „Unterwasserwelten“ ein. Die Initiative will für die Schönheit und Schutzbedürftigkeit der Welt unter Wasser sensibilisieren. Die ist nicht nur durch Plastik, sondern zum Beispiel auch durch weggeworfene Zigarettenstummel bedroht. „Wir bieten unter anderem Freitauchen ohne Flasche an“, erläutert Sinn, der schon als Teamer bei Unterwasserwelten-Camps dabei war.

Ob eine Software, die von InformatikerInnen entwickelt wurde, wirklich leicht und verständlich benutzbar ist, das ist eine typische Frage, mit der sich Studierende im Studiengang Mensch-Computer-Systeme beschäftigen. Manuel Sinn konzentriert sich jedoch nicht allein auf das Studium: „Ich lerne nebenbei Chinesisch.“ Sein Traum wäre es, ein Semester in Taiwan zu verbringen. Das Stipendium ermöglicht es ihm, Studium, Chinesisch-Sprachkurs und ehrenamtliches Engagement unter einen Hut zu bringen.

Konzentration aufs Studium

Dass sie nun, ohne nebenbei jobben zu müssen, zahlungsfähig ist, das schätzt Iris Melzer vor allem mit Blick auf die Mieten in Würzburg. Die 24-Jährige aus Kleinlangheim bei Kitzingen hat einen spannenden Werdegang: „Ich absolvierte zunächst eine Lehre als Bankkauffrau.“ Doch bald stellte sie fest, dass dies nicht ihr Traumjob ist. Melzer, die sich bei der Kitzinger Turngemeinde unter anderem als Kampfrichterin engagiert, liebt es, mit Kindern zu arbeiten. Deshalb beschloss sie, Grundschullehramt zu studieren. Aktuell ist sie im dritten Semester. Gefördert wird sie nun ein Jahr lang von der Klett-Stiftung.

Das Studium fordert sehr, sagt auch Iris Melzer: „Ich komme zweimal in der Woche spät abends nach Hause.“ Während des Semesters sei es so gut wie unmöglich, zu jobben: „Ich habe in den Semesterferien gearbeitet, und zwar an der Pforte des Blindeninstituts.“ Das sei interessant gewesen, allerdings wäre es Melzer wichtig, sich noch mehr aufs Studium konzentrieren zu können: „Ich würde gerne in spätestens vier Semestern mein erziehungswissenschaftliches Examen ablegen.“

Stipendiaten sind dankbar

Die Stipendiatin Marlene Münch bedankte sich im Namen aller StipendiatInnen bei den Förderern. Sie erhält das Stipendium in diesem Jahr bereits zum fünften Mal und steht mit ihrem Medizinstudium inzwischen kurz vor ihrer Approbation. Sie sprach in ihrer Rede auch über ihre persönliche Geschichte und machte deutlich, dass hinter dem Wort „Stipendiat“ mehr steht als ein junger Studierender, der sich über finanzielle Zuwendung freut.

Ihr selbst gab das Stipendium die Möglichkeit, an den Dingen festzuhalten, die ihr wichtig sind. Neben der Sorge um ihre Kinder und das Studium konnte sie sich daher auch weiterhin ehrenamtlich engagieren.

Nach dieser sehr persönlichen Rede endete der offizielle Teil des Abends mit einem Musikstück des Würzburger Klaviertrios, das den Festakt musikalisch ausschmückte. Zeit für die Gäste, in der Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums zusammenzukommen, um sich beim Stehempfang auszutauschen. Diese erste Gelegenheit für StipendiatInnen und SpenderInnen sich kennenzulernen wurde dann auch intensiv genutzt.

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