Intern
  • 6 Studierende geniessen das Studentenleben in Würzburg im Sommer.
  • Drei Studierende tragen T-Shirts mit einem Aufdruck der Universität Würzburg.

Diskriminierung 2.0

13.06.2017

Sind Algorithmen durch ihre technischen Rechenvorschriften eigentlich neutral? Sollte nicht alles objektiver werden, wenn wir ihnen Entscheidungen im Einstellungsprozess oder bei Versicherungen überlassen? Sind die Zeiten von Diskriminierung endlich vorbei? Leider nein, sagt Peter Schaar.

Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit a.D. (Quelle: peter-schaar.de/CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/)
Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit a.D. (Quelle: peter-schaar.de/CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/)

Der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit erklärt am Donnerstag, 22. Juni 2017, in seinem Vortrag „Diskriminierung 2.0 – Die gesellschaftliche Auswirkung von Algorithmen“, wie sich Diskriminierung auch im digitalen Zeitalter fortsetzt.

Schaar zeigt dabei auf, wie Big Data-Algorithmen Menschen mittels nachprüfbarer, mathematisch-statistischer Verfahren klassifizieren. In die Bewertung fließen biographische, wirtschaftliche und verhaltensbezogene Daten ein.

Im Ergebnis, so erläutert der Referent, erhalten dabei oftmals Angehörige traditionell benachteiligter Gruppen schlechte Kopfnoten („Scorewerte“) – auch wenn sie selbst in ihrem Verhalten keinerlei Anlass gegeben haben, an ihrer Vertrauens- oder Kreditwürdigkeit zu zweifeln. Allein die statistische, auf Referenzgruppen bezogene Betrachtung führt laut Schaar zu einer neuen, „objektivierten“ Form der Diskriminierung – einer Diskriminierung 2.0.

Peter Schaar

Von 2003 bis 2013 übte Peter Schaar das Amt des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit aus. Schaar engagiert sich in der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID), deren Vorsitzender er seit 2013 ist.

In seinen Büchern setzt er sich kritisch mit brisanten Themen wie Datenschutz und Überwachung auseinander. Für sein Buch „Das Ende der Privatsphäre“ erhielt Schaar 2008 den Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit (GDD) verlieh ihm 2013 als erstem Preisträger den GDD-Datenschutzpreis.

Vernetzte Welten

Der Vortrag findet am Donnerstag, 22. Juni 2017, um 19:00 Uhr im Jugendkulturhaus Cairo, Fred-Joseph-Platz 3 in Würzburg, statt. Die Veranstaltung ist Auftakt einer Reihe, die in dem studentischen Lehrprojekt „Datenspuren, Fährtenleser“ (https://datenspurenfaehrtenleser.com/) des Master-Studiengangs „Bildungswissenschaft“ am Lehrstuhl für Systematische Bildungswissenschaft entwickelt wurde. Der Eintritt ist frei.

Für Studierende kann die Teilnahme am Vortrag auf das Zertifikat des Projekts „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ (GSIK) angerechnet werden. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe „Vernetzte Welten“ statt, die GSIK im Sommersemester 2017 anbietet. Thematisch setzt die interdisziplinäre Reihe an der Schnittstelle von Technik und Gesellschaft, Vernetzung und Interkulturalität an. Hierfür haben sich zahlreiche Akteure als Veranstalter verschiedener Seminare, Vorlesungen und Vorträge zusammengeschlossen.

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe „Vernetzte Welten“

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