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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Digitale Bilderbücher für den Lesestart

26.09.2023

Im digitalen Bücherschrank der Universität Würzburg stehen ganz besondere Bilderbücher. Gestaltet von Studierenden können sie in inklusiven Unterrichtssituationen eingesetzt werden.

Drei verschiedene Leseversionen in dem Bilderbuch „Leuchtend BUNT aus gutem Grund“ von Pauline Heßler, Ella Karollus und Valentin Pantle.
Drei verschiedene Leseversionen in dem Bilderbuch „Leuchtend BUNT aus gutem Grund“ von Pauline Heßler, Ella Karollus und Valentin Pantle. (Bild: Universität Würzburg)

Fast 65 „winBook“ (Würzburger eBooks für inklusiven Unterricht) stehen inzwischen zur Verfügung. Ein beispielhaftes Bilderbuch ist „Abenteuer auf dem Zahlenweg“ von den Studierenden Anna-Lena Schick, Verena Huhn und Julia Müller. Zusammen mit dem Hasen Hans und der Maus Mimi begeben sich die Kinder auf einen Weg, auf dem es vor Zahlen wimmelt. Die 3 zum Beispiel verbirgt sich in einem Schneemann, der auf einer verschneiten Bergkuppe thront. In einer Tanne findet sich eine 10. Zwei Schwäne, die vorüberschwimmen, haben die 22 „verinnerlicht“.

Es ist alles andere als einfach, ein digitales Bilderbuch zu produzieren, das Kinder unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen lesen können. Ein solches Buch darf zum Beispiel weder textlich noch bildlich überladen sein. Es braucht einen spannenden Plot, um die Kinder bei der Stange zu halten. Auch sollte ein Thema gewählt werden, das Kinder im Grundschulalter anspricht. Ein Blick in den Digitalen Bücherschrank zeigt, wie dies die Studentinnen und Studenten umgesetzt haben. Anfang Oktober wird der Bücherschrank durch neueste Werke aus dem Sommersemester 2023 aufgestockt.

Bücher für einen differenzierten Unterricht

Hinter dem Projekt stehen Julia Warmdt und Katharina Kindermann vom Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik sowie Henrik Frisch vom Lehrstuhl für Pädagogik bei Geistiger Behinderung. Gemeinsam lehren und forschen sie bereits seit mehreren Semestern zum Einsatz digitaler Bilderbücher in inklusiven Lehr-Lernsettings. Die digitalen Bilderbücher eignen sich nach ihren Worten nicht nur dazu, Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen zum Lesen zu motivieren: „Sie können auch im Sachunterricht oder anderen Fächern eingesetzt werden.“

Die Frage, wie ganz unterschiedliche Kinder gemeinsam lernen können, gewinnt im Zuge inklusiver Schulentwicklung an Bedeutung. Pädagogisch sinnvoll ist ein Lernen am gemeinsamen Gegenstand. Darum besitzen die winBooks für den inklusiven Anfangsunterricht laut Katharina Kindermann eine besondere Eigenschaft: „Viele von ihnen bieten die Möglichkeit, zu differenzieren.“

Ein Beispiel ist „Leuchtend BUNT aus gutem Grund“ von den Studierenden Pauline Heßler, Ella Karollus und Valentin Pantle. Kinder, die (noch) nicht Schrift lesen können, können sich das Buch vorlesen lassen sowie Bilder und Symbole rezipieren. Es gibt eine zweite Version für Leseanfänger und eine dritte für Leseprofis. Das Bilderbuch erzählt von einem leuchtenden Fisch, der traurig ist, weil er nicht so aussieht wie die anderen. Aufgrund seines Wunsches leuchtet er nicht mehr und bereut diese Entscheidung schnell. Ob er seine Veränderung wieder rückgängig machen kann, können die Kinder in dem Bilderbuch selbst nachlesen.

Illustrationen von Studierenden

„Es sind richtige kleine Kunstwerke entstanden“, freut sich Katharina Kindermann. Die meisten Illustrationen stammen von den Studentinnen und Studenten selbst. Lena Kaufmann, eine Studentin, die leidenschaftlich gern aquarelliert, fertigte für das winBook ihrer Kleingruppe Aquarellbilder an, die sie digital abfotografierte und ins Buch integrierte.

Erstellt wurden die Bilderbücher mit der App Book Creator. Lehrkräfte, die sie in ihrem Unterricht einsetzen wollen, können sie als ePUB-Dateien herunterladen und zum Beispiel im Book Creator lesen.

Ein deutschlandweit einzigartiges Projekt

Entstanden ist das deutschlandweit einzigartige Projekt durch die Entdeckung, dass es auf dem Markt für digitale Bilderbücher kaum etwas gibt, was auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder im inklusiven Anfangsunterricht angepasst werden kann. „Wir haben hier für die Unterrichtspraxis eine Lücke gesehen“, so Katharina Kindermann. Vor allem die Möglichkeit, als Lehrkraft die Bücher eigenhändig zu verändern, zum Beispiel, um Text zu reduzieren oder zu erweitern, fehlt bei herkömmlichen digitalen Büchern.

Julia Warmdt und Henrik Frisch zeigen auf der Homepage des Digitalen Bücherschranks auch, wie ein Bilderbuch bei einer Projektwoche genutzt werden kann. Als Beispiel dienen die Bilderbuchkapitel zum „Digital Storytelling mit Hund Milo“. Die Kinder lernen dabei, ein digitales Bilderbuch multimodal weiterzuerzählen.

Der Digitale Bücherschrank

Kontakt

Dr. Katharina Kindermann, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik,
T: +49 931 31-87608, katharina.kindermann@uni-wuerzburg.de

Der Digitale Bücherschrank ist Teil des Projekts CoTeach-AP4 im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung.

Publikationen

Zum Digitalen Bücherschrank sowie dem dazugehörigen Seminarkonzept sind bereits zahlreiche Publikation in Praxis- und Fachzeitschriften entstanden, u. a.:

Warmdt, J., Frisch, H., Kindermann, K., Pohlmann-Rother, S., Ratz, C. (2023). Professionalisierung von Lehrkräften für Digitalität und Inklusion. QfI - Qualifizierung für Inklusion, Vol. 5, Iss. 2. https://doi.org/10.21248/qfi.110

Kindermann, K. & Pohlmann-Rother, S. (2023). Digitale Bilderbücher als differenzierendes Aufgabenformat für inklusiven Grundschulunterricht. QfI - Qualifizierung für Inklusion, Vol. 5, Iss. 1. https://doi.org/10.21248/qfi.92

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Von Pressestelle JMU

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