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Der Zorn des Achill – gezeichnet und gespielt

25.10.2022

Eine szenische Installation läutet im November die große Ilias-Ausstellung im kommenden Jahr im Würzburger Universitätsmuseum ein. Eine prominente Rolle fällt dabei den Homer-Zeichnungen Martin von Wagners zu.

Der Zorn Achills in einer von zahllosen Zeichnungen Martin von Wagners zu dieser Szene, vermutlich aus den 1830er/40er-Jahren.
Der Zorn Achills in einer von zahllosen Zeichnungen Martin von Wagners zu dieser Szene, vermutlich aus den 1830er/40er-Jahren. (Bild: Martin von Wagner Museum)

Die Griechen gelten als die Erfinder der Tragödie. Kein Wunder, wenn man Homers Ilias im Rücken hat, wo Entehrung, Trotz und Tod eine unheilvolle Verkettung eingehen. „Singe, o Göttin, den Zorn des Achilleus“ – vom ersten Augenblick, vom ersten Vers angefangen, sind wir mitten in der zentralen Gefühlslage des Epos.

Der Zorn des Achill im ersten Gesang der Ilias überschattet das gesamte weitere Geschehen. Die menschliche Schwäche eines Einzelnen bestimmt das Schicksal ganzer Völker und bringt sogar die Götter gegeneinander auf: Dieses erschreckende Missverhältnis bildet den Dreh- und Angelpunkt der Ilias, der Zorn ihre atmosphärische Klammer.

Schauspiel im Toscanasaal

Um dieses Urmotiv kreist ein Schauspiel, das nun im Toscanasaal der Residenz aufgeführt wird. Veranstalter ist das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, das dafür mit dem Regisseur Georg Rootering kooperiert, der auch schon Spielleiter am Mainfrankentheater war. Rootering hat eine szenische Installation konzipiert, die er am 11., 12. und 13. November 2022 im Toscansaal inszenieren wird.

Eigentlich sollte die Uraufführung von „Der Zorn des Achill“ in Würzburg stattfinden, weil die Idee zu dem Stück dort ihren Ausgang nahm, genauer: in der Graphischen Sammlung des Universitätsmuseums. Dort werden rund 1.000 Zeichnungen Martin von Wagners zu Homers Ilias aufbewahrt, die vor wenigen Jahren in einem BMBF-Projekt erschlossen und digitalisiert.

Martin von Wagners Zeichnungen als Videoinstallation

Auf diese Weise konnte das Museum eine Auswahl von Digitalisaten zur Verfügung stellen. Der renommierte Bühnenbildner Lukas Noll hat sie in Lichtzeichnungen übersetzt, die per Videoinstallation in die Inszenierung einbezogen werden. „Auf diese Weise bringen wir Wagner sozusagen auf die Bühne“, erläutert Damian Dombrowski, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Würzburg und Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, zu der die Graphische Sammlung gehört.

Dombrowski ist von dem Projekt überzeugt: „Es ist ein Glück, mit einem international hochgeachteten Regisseur zusammenarbeiten zu können. Aufgrund der Umstände ist das Stück zwar nicht zuerst in Würzburg, sondern in Liechtenstein und München aufgeführt worden. Aber der große Erfolg, den es dort feierte, kann uns für den Spielort Würzburg nur beflügeln!“

Hinzu komme die Qualität der Mitwirkenden. „Der Zorn des Achill“ ist ein Duodram, das schauspielerisch von Silvia-Maria Jung und Dimitri Stapfer bestritten wird. „An hohem Niveau wird es nicht mangeln“, freut sich Dombrowski: „Schon der Trailer lässt etwas von Schauer und Schönheit Homers erahnen“.

Kurzes Impulsreferat zur Einführung

Das forschende Museum tritt bei dieser Gelegenheit ebenfalls in Erscheinung. Anhand der Würzburger Bestände hat die Doktorandin Carolin Goll in den letzten Jahren die Kenntnis von Persönlichkeit und Werk Martin von Wagners auf neue Grundlagen gestellt. Sie wird vor der Aufführung in einem kurzen Impulsreferat die Zeichnungen vorstellen, die kurz darauf zum dynamischen Bühnenbild werden.

Goll gehört zum Kuratorenteam der Ausstellung „ANTIKE ERFINDEN | Martin von Wagner und Homers Ilias“, die im Frühjahr/Sommer 2023 in der Gemäldegalerie des Universitätsmuseums zu sehen sein wird. Die szenische Installation ist als Prequel zu dieser umfangreichen Schau gedacht.

„Im Martin von Wagner Museum hat die Antike in Würzburg ihren Ort“, sagt Professor Jochen Griesbach, der die Antikensammlung leitet. „Bekanntlich ist das griechische Theater seit jeher einer unserer Schwerpunkte. Allein schon die ‚Schauspielerscherbe‘ genießt Weltruhm.“ Darauf dargestellt ist Orestes, der als Sohn Agamemnons auch zum trojanischen Sagenkreis überleitet. Daher sei, so Griesbach, „Der Zorn des Achill“ im Südflügel der Residenz an der richtigen Adresse.

Karten im Vorverkauf

Aufführungen am 11. und 12. November um 19 Uhr sowie am 13. November als Sonntagsmatinee um 11 Uhr. Vorverkauf im Martin von Wagner Museum (T: 0931 3182283, mvw-museum@uni-wuerzburg.de) und beim Ticket Service im Falkenhaus (T: 0931 372398, E-Mail falkenhaus@wuerzburg.de). Die Karten kosten 15 Euro (ermäßigt 10 Euro). 

Weitere Bilder

Von Damian Dombrowski

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