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  • Drei Studierende vor der Neuen Uni am Sanderring.

Der Natur auf der Spur

26.06.2018

Studierende der Fachdidaktik Biologie engagieren sich mit Führungen und Aktionsprogrammen auf der Landesgartenschau. Sie bieten abwechslungsreiche Veranstaltungen im Rahmen von „Schule im Grünen“ an – die Schüler sind begeistert.

Marie-Theres Woitzik bei der Führung „Vom Ei zum Schmetterling – eine faszinierende Entwicklung“
Marie-Theres Woitzik hat die Führung „Vom Ei zum Schmetterling – eine faszinierende Entwicklung“ für Schüler der Grundschule erarbeitet. (Foto: Annette Popp)

Heute hat sich die 4. Klasse der Goethe-Kepler-Grundschule Würzburg mit Marie-Theres Woitzik am Info-Pavillon der Kreisgruppe Würzburg des BUND Naturschutz e.V. auf der Landesgartenschau verabredet. Marie-Theres ist Lehramtsstudentin im achten Semester Biologie für Grundschule und hat die Führung „Vom Ei zum Schmetterling – eine faszinierende Entwicklung“ eigens entwickelt. „In meiner Zulassungsarbeit konnte ich einmal ganz eigenständig ein Führungskonzept entwickeln, nicht wie sonst oft in Gruppenarbeit, das fand ich besonders spannend“, sagt Marie-Theres.

Genaues Beobachten in der Natur

Die Studentin möchte mit Schülern üben, wie man in der Natur genau beobachtet: Neben der Begegnung mit echten Eiern, Raupen und Puppen wird auch die Anpassung der Raupen und Schmetterlinge an ihren jeweiligen Lebensraum genauer betrachtet. Alle Schüler dürfen selbst aktiv werden, Natur hautnah erleben und in Forschung eintauchen. Sich emotional berühren lassen, bleibende Eindrücke und Erkenntnisse gewinnen und motiviert sein, Verantwortung für die Natur und Umwelt übernehmen – dieses Ziel möchte Marie-Theres für ihre Besucher erreichen.

Live das Schlüpfen eines Schmetterlings erleben

Mit einem Auftrag an alle Schüler beginnt die Führung: Eine Raupe ist verschwunden – wo steckt sie? Hat sie sich in einen Schmetterling verwandelt, wurde sie gefressen oder ist sie besonders wertvoll und wurde geklaut? Schon rennen die Kinder zur Schmetterlingsvoliere des BUND Naturschutz los. Hier dürfen sie die Artenvielfalt heimischer Schmetterlinge hautnah erfahren und den Wandel vom Ei über die Raupe und Puppe bis hin zum Schmetterling erleben. Auf Infotafeln wird auch auf die Bedrohung der Insekten aufmerksam gemacht und auf insektenunterstützende Maßnahmen hingewiesen.

Besonders fasziniert sind die Kinder von den Schmetterlingspuppen in einer Vitrine – vor ihren Augen schlüpft ein Tagpfauenauge. Sie beobachten gebannt diesen Augenblick, in wenigen Momenten wird der geschlüpfte Schmetterling über ihre Köpfe hinweg fliegen. Ein Kohlweißling landet auf dem Arm eines Kindes. „Oh nein, das ist einfach zu schön!“, ruft eine Schülerin ihre Lehrerin herbei.

Ideen für den Schutz von Schmetterlingen entwickeln

Im Beet mit alten heimischen Kulturpflanzen macht sich Marie-Theres mit den Kindern auf die Suche nach Eiern, Raupen und Schmetterlingen. Ganz still werden sie vor einer Schautafel: „Das Insektensterben macht auch vor den Schmetterlingen nicht halt. In Deutschland leben über 3.700 Schmetterlingsarten – von diesen geht es nur etwa einem Drittel noch wirklich gut“, liest ein Schüler vor. Schon sammeln die Kinder Ideen, was man zum Schutz der Schmetterlinge tun könnte, ob im Schulgarten oder zuhause auf dem Balkon.

Dann tauchen die Schulkinder in die Forschung ein: Jedes Kind erhält ein von Marie-Theres entwickeltes Forscherheft zum Thema Schmetterlinge, hier schreiben die Schüler eifrig ihre Entdeckungen hinein. „Beobachte, wie und was eine Raupe frisst!“, hierfür wandern Becherlupen mit den Raupen des Nachtpfauenauges durch die Reihen. „Und wie sieht das beim Schmetterling aus?“, lautet die nächste Frage. Hierfür erläutert Marie-Theres anhand zweier übergroßer Modelle von Insektenköpfen die Mundwerkzeuge von Raupe und Schmetterling.

In einer Schlussrunde tragen die Schüler ihre neuen Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen und besprechen den Kreislauf von der Verwandlung vom Ei über die Raupe und Puppe bis zum ausgewachsenen Schmetterling. „Das ist dann ein echter Naturkreislauf, oder?“, fragt eine Schülerin. Und wie benennt man diesen Kreislauf mit einem Fachbegriff, möchte die Studentin von ihren aufmerksamen Schülern wissen. „Metamorpose“, ruft ein Schüler spontan herein, wenn auch nicht ganz richtig ausgesprochen.

Wichtige Erfahrungen an einem außerschulischen Lernort sammeln

Wie im Flug sind die 90 Minuten vergangen, die Kinder rufen beim Abschied Marie-Theres „1 mit Stern“ zu. Für die Biologie-Studentin war diese Unterrichtseinheit eine wichtige Erfahrung. Die Note ihrer Zulassungsarbeit wird Marie-Theres zwar erst im Wintersemester erfahren, für heute freut sie sich über das gute Feedback der Kinder: „Ich fand den Ausflug heute so spannend, weil wir alles so gut erklärt bekommen haben“, „Nicht alle Schmetterlinge entwickeln Kokons, das wissen wir jetzt für immer“ und „Marie hat uns so viel mitmachen und helfen lassen“.

Das didaktische Ziel für die heutige Unterrichtseinheit ist erreicht: „Wir wollen den Schülern das Beobachten beibringen und das genaue Hinschauen schulen. Unsere Studierenden können mit dem Grünen Klassenzimmer einen offeneren Unterricht üben und wichtige Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern sammeln. Und dies an einem außerschulischen Lernort, der sie vor besondere Herausforderungen stellt“, sagt Dr. Franziska Kubisch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachdidaktik Biologie.

Acht Lehramtsstudierende der Universität Würzburg haben die Führungen und Aktionsprogramme sowie Schautafeln und Exponate zu den Themen „Schmetterlinge“ und „Alte Kulturpflanzen“ erarbeitet. Im Zuge der Würzburger Landesgartenschau (LGS) haben sie ihre schriftlichen Hausarbeiten für die Zulassung zum Examen anfertigen können und hierfür eigene didaktische Konzepte entwickelt. Unter Leitung von Franziska Kubisch sind die Studierenden seit Anfang 2017 mit dem Projekt beschäftigt. Viele Terminplanungen standen an, denn für den Druck der Broschüre „Schule im Grünen. Der Natur auf der Spur“ mussten sie schon vor Eröffnung der Landesgartenschau im April startklar sein.

Die Fachdidaktik Biologie hat ihr Schulklassenprogramm gemeinsam mit der Kreisgruppe Würzburg des BUND Naturschutz e.V. auf die Beine gestellt. Das „Grüne Klassenzimmer“ ist kostenfrei, die Teilnehmer kommen aus Stadt und Landkreis Würzburg. Neben den Führungen sind auch die Mitmachaktionen – wie das Herstellen von Samenbomben für Schmetterlingswiesen oder Kochen mit Wildkräutern – sehr gefragt; alle Schulklassen-Termine bis September sind bereits ausgebucht.

Fachdidaktik Biologie an der Fakultät für Biologie

Kontakt: Dr. Franziska Kubisch, Fachdidaktik Biologie, T: +49 931 31-88597, franziska.kubisch@uni-wuerzburg.de

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Von Annette Popp

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